I.m. A. machst du den Fehler, die rechtsstatliche Ehe als alleinige Möglichkeit der Heirat anzusehen. Dem ist nicht so.
Mag sein, dass Du das als Fehler siehst. Ich diskutiere hier nur für die standesamtliche Ehe. Die Verbindung im Rahmen von Glaubensbekenntnissen ist hier für mich kein Thema. Insbesondere ist die Heirat im Namen einer Religion oder Gottheit kein Ersatz für die standesamtliche Ehe.
Die Demonstranten in Paris wandten sich gegen die staatliche Ehe unter gleichgeschlechtlichen Paaren. Hätten sie lediglich für die Regeln innerhalb ihrer Glaubensgemeinschaft demonstriert, würden wir hier wohl kaum diskutieren.
Nach meinen Verständnis (ich kann mich täuschen) dreht es sich darum, dass in Frankreich zehntausend Menschen auf die Straße gingen, um zukünftig rechtlich eine Ehe für gleichgeschlechtliche Beziehungen auszuschließen.
Die biologische sowie traditionelle, kulturelle Entwicklung dazu sagt:
Homosexualität gibt es genauso wie Heterosexualität schon so lange wie es Säugetiere gibt, ist also völlig normal und weder auf Kulturen, die Menschheit oder eine Modeerscheinung beschränkt.
Heterosexuelle Menschen finden sich in Beziehungen zusammen und heiraten, ohne dass jemand einen Nachweis fordert, ob dieser Beziehung der Wunsch zur Reproduktion zugrunde liegt oder dieser biologisch überhaupt möglich ist: Der Mikrozensus 2006 zählte 21,1 Mio Paare in Deutschland, von denen 9,7 Mio (46 %) kinderlos waren. Letzteres teilweise vorsätzlich, teilweise aus biologischen Gründen: Gem. Jahresbericht der Reproduktionsmedizin benötigt jedes sechste bis siebte Paar medizinische Unterstützung für eine Schwangerschaft. Auf zwei Eheschließungen kommt in Deutschland eine Scheidung.
Das Familienbild aus der Rama-Werbung, in dem sich ein Haushalt aus Mutter, Vater und ausschließlich mit beiden genetisch verwandten Kindern zusammensetzt, gibt es - es ist biologisch und kulturell aber eher die Ausnahme als die Regel.
Zeugungsfähigkeit ist genauso wie Kinderwunsch unabhängig von der sexuellen Orientierung, ergo sind auch schwule Väter und lesbische Mütter völlig normal. De facto leben in rund 10% aller gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften Deutschlands auch Kinder - unabhängig davon, ob die Beziehung "verpartnert" ist oder nicht.
Das ist die Realität, das Familienrecht in Frankreich berücksichtigt all diese Fakten. Trotzdem gingen zehntausend Menschen in Paris dagegen auf die.
Das ist doch der eigentliche Streitpunkt (die ganze Zeit)
Weniger die Ehe als solches, sondern die Rechte und Vorteile die der Staat mit der Ehe automatisch vergibt.
Jeder Bürger hat ein Recht auf Ehe. Das wird im auch gewährt.
Aber hat jeder Bürger auch ein Grundrecht auf wirtschaftliche Bevorzugung. Und hat jeder Bürger ein Recht auf Kinder grossziehen?
Der Staat verbietet keine Homo Ehe. Jeder kann heiraten wen er will.
Das ist Bullshit, der Staat spricht sogar eine ganze Reihe von Eheverboten aus, der deutsche Staat hat solche z.B. in §1306ff BGB geregelt.
Ich mag mich täuschen, aber in diesem Thread geht es exakt darum, ob der französische Staat ein solches Eheverbot zukünftig für gleichgeschlechtliche Beziehungen aussprechen will.
Ich glaube Keko sprach nicht von weisshäutigen Familien.
Diese (rassistisch wirkende) Note hast du eingeführt
du hast es nicht verstanden. Ich challenge keko mit seiner Definition von normal. "Was die überwiegende Mehrheit macht". Danach sind eben zum Beispiel weisse Menschen nicht "normal".
Nein, keko. Sympathie und Antipathie beschreibt ein Gefühl, zum Beispiel die Liebe zu einer Frau oder einem Mann. Bei sexistischen Standpunkten, ebenso wie beispielsweise bei rassistischen oder nationalistischen, geht es nicht allein um Gefühle, sondern auch um Wissen.
Wir sind im 21. Jahrhundert, und wissen etwas über die Einbildung, die jeweils eigene Nation sei allen anderen überlegen. Wir wissen auch, dass die angebliche Unterlegenheit der Frauen gegenüber dem Mann Quatsch ist und kein Fundament für eine Gesellschaftsordnung sein darf. Dasselbe gilt für rassistische Überzeugungen. Ein Schwarzer wurde Präsident des mächtigsten Land der Erde, eine Frau regiert Deutschland, homosexuelle Menschen wurden zum Außenminister und Bürgermeister der Hauptstadt gewählt.
Diese Dinge gehören zur Allgemeinbildung des 21. Jahrhunderts. Wer sie nicht zur Kenntnis nimmt, ist ein Dummkopf. Mich rührt das Engagement, das hier entsteht, weil ich aufrechte Pariser Demokraten fälschlicherweise als dumm und dünkelhaft bezeichnet haben könnte. Ich halte es nach wie vor für eine zutreffende Bezeichnung, außerdem für ziemlich harmlos. Zumindest im Vergleich zu den sexistischen Motiven der Demonstranten, die keineswegs harmlos sind.
Es steht Dir frei, die Motive der Demonstranten als klug einzustufen oder irgend etwas anderes. Ich halte sie für dumm und dünkelhaft, und dann wären wir eben unterschiedlicher Meinung. Mir scheint, dass Du das tolerieren kannst, so wie Du die Ansichten der Demonstranten zu tolerieren scheinst.
Sicherheitshalber füge ich hinzu: Ich respektiere absolut das Recht der Bürger, für ihre Meinungen auf die Straße zu gehen und zu demonstrieren. Selbst wenn es um eine aus meiner Sicht ausgesprochen dumme und dünkelhafte Forderung geht, nämlich das Eheverbot für eine sexistisch definierte Gruppe. Schau Dir die Briten an, die sich selbst aus der EU gewählt haben, nach einer auch von Dummheit (Nichtwissen) und nationalen Dünkeln bestimmten Wahlschlacht. Selbstverständlich sollen sie das Recht der Wahl haben. Aber gab es nur kluge Argumente, oder auch ausgesprochen dumme? Und warum sollte man sie dann nicht als solche bezeichnen?
Du kannst sie ruhig als dumm und dünkelhaft bezeichnen. Es geht ihnen z.B. auch um das Adoptionsrecht der Homos, ob gleichgeschlechtliche Paare oder ledige Einzelpersonen Zugang zu medizinischen Fortpflanzungstechniken bekommen oder die in Frankreich verbotene Leihmutterschaft legalisiert wird. Das kann man alles kontrovers betrachten, aber es wirkt sich auf unsere zukünftige Gesellschaften aus.
Indem § 9 Abs. 7 des Lebenspartnerschaftsgesetzes die Möglichkeit der Annahme eines adoptierten Kindes des eingetragenen Lebenspartners durch den anderen Lebenspartner (Sukzessivadoption) verwehrt, wohingegen die Möglichkeit der Annahme eines adoptierten Kindes des Ehepartners und die Möglichkeit der Annahme eines leiblichen Kindes des eingetragenen Lebenspartners (Stiefkindadoption) eröffnet sind, werden sowohl die betroffenen Kinder als auch die betroffenen Lebenspartner in ihrem Recht auf Gleichbehandlung verletzt (Art. 3 Abs. 1 GG).
In wieweit wirkt sich das denn auf unsere zukünftige Gesellschaft aus, wenn gleichgeschlechtliche Paare Kinder großziehen?
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Phantasie ist etwas, das sich manche Leute gar nicht vorstellen können.
du hast es nicht verstanden. Ich challenge keko mit seiner Definition von normal. "Was die überwiegende Mehrheit macht". Danach sind eben zum Beispiel weisse Menschen nicht "normal".
Kommt drauf an wo. In DE sind weisse Menschen normal. Von DE sprach ich auch. Ich hatte einen schwulen Klassenkameraden, der war diesbezüglich halt nicht normal. Bezgl. seiner Hautfarbe aber schon. In den Klassen meiner Töchter hat der überwiegende Teil der Schüler ein Elternteil, das nicht in DE geboren wurde. Das ist heute normal, zu meiner Zeit nicht normal.