Beim Thema Familiennachzug habe ich eh ein Verständnisproblem: Wenn es dort wegen Krieg so lebensgefährlich ist, daß man abhauen muß - wieso läßt man dann Frau und Kinder zurück? Ich würde, wenn es ums Überleben gehen, eher erst Frau und Kind losschicken, als die zurücklassen. Aber wenn die Familie mitten im Krieg zurückbleiben kann, ist es für mich schwer glaubhaft zu machen, daß die Leute aus Lebensgefahr fliehen.
Gefahr in der Heimat: Flucht vor Tod und Zwangsrekrutierung
Offenbar verlassen Männer vor allem Regionen, in denen militärische Konflikte toben. "Männer wollen so vermutlich einer direkten Beteiligung am Kampfgeschehen entgehen", sagte Pro-Asyl-Chef Günter Burkhardt SPIEGEL ONLINE. Die Gefahr, getötet oder zwangsrekrutiert zu werden, sei für sie etwa im Bürgerkriegsland Syrien sehr hoch.
Dennoch bleiben die Frauen nicht einfach in den Kampfgebieten zurück: Millionen Familien sind in den vergangenen Jahren allein vor der Terrororganisation "Islamischer Staat" aus Syrien und dem Irak in die Nachbarländer geflohen - von dort haben sich dann jedoch meist zunächst nur die Väter auf die gefährliche Reise nach Europa begeben.
Die Risiken der Frauen: Gewalt, Isolierung, Hunger
Frauen sind deshalb aber keineswegs in ihren Heimatregionen sicher: "In vielen Bürgerkriegen gehören systematische Vergewaltigungen von Frauen und Mädchen zur erklärten Kriegsstrategie", schreibt die Uno
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Als noch riskanter erweist sich die Flucht: Neben Hunger, Krankheiten und Tod müssten Frauen sexuelle Übergriffe fürchten, warnt die Marburger Konfliktforscherin Ulrike Krause. Das Problem ist auch ein deutsches: In Bayern etwa ist Zwangsprostitution von Asylbewerbern seit Längerem ein Thema, und der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung warnt vor der wachsenden Gefahr sexueller Übergriffe auch auf Kinder.
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Die Entscheidung der Väter: Schutz für die Familie
Da viele Familien aus Krisengebieten sich ohnehin keine gemeinsame Flucht leisten könnten, müssen sie abwägen zwischen den verschiedenen Risiken. Viele Familienväter fällen dann laut Pro-Asyl-Chef Burkhardt eine klare Entscheidung: "Lieber gehe ich selbst das Risiko ein und bringe meine Frau und die Kinder erst mal nicht in Gefahr." Erst nach geglückter Ankunft in Europa wollen die Männer dann ihre Frauen und Kinder per Familiennachzug nach Deutschland holen - sicher und legal.
Verstehe ich nicht.
Warum müssen Frauen sexuelle Übergriffe auf der Flucht fürchten? Im Kriegsgebiet klar: Keine Polizei / Justiz, barbarische Soldaten, systematische Vergewaltigungen - logisch, erstrecht wenn kein Ehemann mehr Vorort, sondern in Europa ist.
Aber warum sollte eine Flucht diesbezüglich noch riskanter sein?
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OUTING: Ich trage Finisher-Shirts beim Training, auf der Arbeit, in der Disco, auf Pasta-Partys, im Urlaub und beim Einkaufen
Beim Thema Familiennachzug habe ich eh ein Verständnisproblem: Wenn es dort wegen Krieg so lebensgefährlich ist, daß man abhauen muß - wieso läßt man dann Frau und Kinder zurück?
Die Flüchtlinge, die ich genau das gefragt habe, haben mir unisono geantwortet, dass es zwei Arten von Flucht gebe. Die erste sei recht bequem per Bus, dauert etwa ein bis zwei Wochen und führt über mehrere Länder. Anstrengend aber ok. Für die wenigsten realistisch.
Die zweite sei die querfeldein-Methode. Also z.B. auch übers Meer usw.
Sie sagten, dass sie sich selbst im Vorfeld als fitter Mann eine Überlebenschance von 50:50 gegeben haben. Mit Kindern völlig undenkbare Unternehmung. Die Quoten seien nach ihren Empfindungen auch so eingetreten - belastbare Zahlen gibt es dazu nicht.
Deren Hoffnung war vielfach, dass sie es durchschaffen und dann schleunigst ihre Familien nachbekommen. Andersherum sei die Chance um ein Vielfaches kleiner.
Sobald die Papiere fertig sind, braucht es die Familie nur noch bis zu einer deutschen Botschaft schaffen.
Gleichzeitig ist die Annahme, dass hauptsächlich junge Männer kämen übrigens nachweislich falsch.
Eines der Hauptprobleme für die Flüchtlinge ist nun die ungewisse Zeitspanne, ab wann sie ihre Familien schützen können. Die Verteilung der Bescheide ist völlig willkürlich vom zeitlichen Ablauf und sorgt für Ungerechtigkeiten. Es kommt vor, dass Flüchtlinge bspw. einen Monat in einer Einrichtung leben und einen Termin für das erste Interview im Februar (!) haben, während andere, die seit keiner Woche da sind, ihren Interview-Termin im November bekommen haben. Damit liegt zwischen der Erlaubnis für den Nachzug ein viertel Jahr - und in diesem viertel Jahr haben sie täglich Todesangst um ihre Familien.
Wenn unser Innenminister gleichzeitig eine Aussetzung des Nachzuges ins Spiel bringt, dann müsste man sich auch nur wenig wundern, wenn die Stimmung gereizter werden sollte.
Nach einem Monat mit hundert Mann in Doppelstockbetten in einer Turnhalle ohne jegliche Privatsphäre mit diversen Ethnitäten bin ich eh schon positiv überrascht, wie ruhig und harmonisch das alles abläuft.
Aber warum sollte eine Flucht diesbezüglich noch riskanter sein?
Ist Deine Frage ernst gemeint?
Die Flucht beginnt nicht an der deutschen-österreichischen Grenze sondern beginnt an der Haustür z.B. in Aleppo oder Damaskus (man darf gerne mal googlen, wie es da vorher/nachher aussieht) und geht dann durch Kriegsgebiete, durch wenig gastfreundliche Länder und die "ungemütlichsten" Gegenden der Gegenwart.