Von mir ein längerer Bericht, war ja schließlich auch länger unterwegs als die meisten
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Gratulation zum erfolgreichen ersten Finish - ich musste beim 2. Start in Roth feststellen dass es auch ganz anders kommen kann - Bericht kommt dann noch auf meinem Blog
Und natürlich Danke für Deinen ausführlichen Bericht
Von mir ein längerer Bericht, war ja schließlich auch länger unterwegs als die meisten
Auch von mir nochmal herzlichen Glückwunsch und danke für den schönen Bericht. Tolle Leistung. Würde ich auch gerne mal erleben. Ich hoffe Du hast Dich wieder angemeldet.
So anbei mein Bericht. Vorweg schon eine Warnung: Ich kann mich nicht kurzfassen ;-)
Roth 2015………..oder wie kam es soweit ;-)
Am 05.12.2014 war ich mit einem sehr guten Freund auf dem Weihnachtsmarkt in Köln unterwegs.
Am 06.12 mit gefühlten 2 Promille Restalkohol im Blut vor den Rechner gesetzt und auf triathlon-szene.de nach neuen Schnäppchen Ausschau gehalten und siehe da….in der Rubrik Challenge Roth waren schon etliche postings zur bevorstehenden Nikolausaktion. Also noch einen Kaffee rein und auf die Challenge Homepage. Link gefunden. Daten eingegeben und mit Null Erwartungen die nächsten Sekunden abgewartet. „Bing“ eine email….. „Herzlichen Glückwunsch…..“
Stille. Ich konnte es nicht fassen! Nochmal gelesen….Ich hatte einen Startplatz für 2015 ergattert. Wie ging´s weiter? Meine Frau wusste nichts davon und war auch gute 6000km weit weg auf Dienstreise so dass ich ihr die „freudige“ Nachricht erst später überbringen konnte. Per facetime kurz die pros / und contras besprochen und wenn man ganz ehrlich ist, wollte ich unbedingt nochmal nach Roth. Da 2013 einige Sachen nicht so liefen wie geplant sollte 2015 es dann klappen.
Einen entsprechenden Trainingsplan lies ich mir von Steffi Mollnhauer ausarbeiten, die auch meine drei Wochen Flitterwochenurlaub berücksichtigte. Also ab Januar bis Juli Attacke!
Terminlich passten leider keine Vorbereitungswettkämpfe im klassischen Sinne sodass ich nur bei zwei kleinen Läufen die Form was testen konnte. Zweimal neue PB also alles auf Kurs.
Anfahrt nach Roth!
Wer klug ist, der schaut vorher in den Kalender wann die Ferien anfangen wer sich die Zeit sparen will schaut nicht nach und braucht für 400km 6,5 Stunden….wir gehörten leider zu der zweiten Kategorie. Schnell ins Hotel die Sachen abgegeben und ab zum Startunterlagen holen.
Irgendwie waren wir aber so von der Fahrt noch durchgegart, dass wir uns auf einmal auf der Rückseite des Pastazeltes im VIP Bereich wiederfanden und uns der Racedirektor in die Arme lief. Felix live und in Farbe. Ich sprach ihn kurz an, wie wir zur Startnummernausgabe kommen würden und er schaute mit großen Augen uns an, wie wir überhaupt hier hingekommen wären ;-) Ein Foto noch schnell für die Erinnerung und dann durch die Rückseite des nächsten Zeltes inkl Felix zu einer netten Helferin. Das nenn ich mal Betreuung. Startbeutel und ab zu Erdinger was trinken. Konnte das raceweekend geiler starten? Nun ja ich hätte mir einen bewölkten Himmel und ein paar Grad weniger gewünscht aber das ging ja leider nicht.
Samstag dann das Radel ins Auto und mich für die 808/808 Kombi entschieden……dazu später noch. Rad einchecken lief sensationell schnell und professionell ab. Was mir allerdings aufgefallen war, dass relativ viele Fahrradhelme beanstandet wurden. Luft aus den Reifen noch rausgelassen und ab zum Italiener und dann um 21 Uhr ins Bettchen. Das Sandmännchen hatte wohl unser Bett ausgelassen denn um 23:45 Uhr war ich immer noch wach…egal, Schlaf ist überbewertet.
3:30 Uhr wakeup call und ab in die Senkrechte. Flaschen vorbereiten, Tattoos anbringen, wichtige Stellen eincremen ;-) und wichtig: die aller erste Disziplin erfolgreich absolvieren: der Gang aufs Klo ;-)
Anfahrt über Heuberg wieder sensationell…ein leuchtender Lindwurm aus Rücklichtern der sich über die Landstraße schlängelt. 15min vom ersten Kreisverkehr bis zum Parkplatz. Passt.
Voll gepackt wie am Samstagnachmittag in der City ab in die WZ1 Radel präparieren. Gels, Riegel Luft, Ersatzreifen, Kartuschen…….30min alles fünffach gecheckt und ab zu meiner Frau und meinem Dad, die den Wahnsinn schon zum zweiten Mal mitmachten. Beim Thema Wahnsinn: Pünktlich zum Start der pros kam auch noch mein Schwager Carlo aus Köln an. Er war um 1:20 Uhr losgefahren. 7:30 Uhr verabschiedet und dann mit dem Neo im Gepäck ab zur Aufstellung.
Da ich eigentlich "nur" ankommen wollte, im Idealfall besser als in 2013 hatte ich auch eine entsprechende Zeit angegeben. Somit war ich in der vorletzten Startgruppe unterwegs. Ich wollte keinem im Weg schwimmen aber vor allem von keinem „überschwommen“ werden.
Geplant war 1:30 geschafft hatte ich 1:18…..sensationell das wird Dein Tag. Wechsel unter 5 min auch viel besser und ab aufs Rad. Die Sonne und damit die Hitze stieg langsam auf, aber der gefürchtete Wind blieb noch fast komplett aus bzw. war gut zu beherrschen. Erste Runde knappen 30er Schnitt…super so wie im Training geplant. Puls passte auch noch. Bei Kilometer 120 dann war das Glück an dem Tag aufgebraucht und es ging los. Trotz meiner peniblen Kontrolle des Rades und des Reifendruckes fühlte sich mein Rad vorne irgendwie „komisch“ an. Also rechts ran ohne das Feld hinter mir abzuräumen und siehe da: das Ventil war nicht zugedreht und der Reifen hatte gefühlt weniger Luft. Ob das jetzt im Eifer des Wettkampfes tatsächlich so war oder ich es mir einbildete weiß ich nicht. Also Co2 Kartusche raus und rein damit. Das vorbeifahren Quad ( hier hatte ich wieder Glück) hielt an guckte nochmal nach dem Ventil und weiter ging es. Danke Jungs. Was sind schon ein paar Minuten wenn ich weiter machen kann. Drei KM weiter kam dann wohl eine Wespe auf die Idee zu schauen, wie so ein Frontalaufprall auf meinem von Gels etc. verklebten Unterarm so für eigenes Wohlbefinde sich auswirkt. Scheinbar nicht gut denn das Drecksvieh stach zu. Na toll. Und weil ich gerade so im Fluss war fügte ich eine neue Disziplin dem Triathlon für den heutigen Tag dazu: Riegelrückwärtsessen.
Bei km 130 ( oder wann auch immer) war ich am Ende. Gegenwind, Hitze, Puls in astronomischer Höhe und mental durch. Positiv war nur, dass ich trotz 808 firecrest das Vorderrad jederzeit beherrschen konnte. Gut das kann auch daran gelegen haben, dass der heiße Wind mich so langsam gemacht hat. Noch bis zur nächsten Ecke wo meine Familie auf mich warten sollte und dann Rad ins Auto und verkriechen. Die Ecke kam, die Familie nicht. Na gut dann nächster Treffpunkt. Der Treffpunkt kam, die Familie nicht. Ok, Du hast jetzt keinen Bock 40+ Kilometer auf den Socken zu Laufen also ab in WZ2 und dann direkt ins Ziel um deine Sachen zu holen. Natürlich ohne den Zieleinlauf! ;-(
Wie ich den Rest auf dem Rad geschafft habe weiß ich nicht mehr, da mein Tunnelblick schon sehr ausgeprägt war. Wenn dir bei 30 Grad Luft und gefühlte 40 Grad Asphalttemperatur kalt ist, dann ist das nicht optimal um einen Marathon noch hinten raus zu „laufen“. Ein kleines Zeichen dafür wie durch ich war kann man daran festmachen, dass ich mich erstmal in der WZ2 selber dreht um den Helfern meine Nummer zu zeigen bevor ich auf die Idee kam das Band an dem die Nummer befestigt war zu drehen……..
Schuhe angezogen, oder wurden sie mir angezogen? Sonnencreme drauf und ab auf die Laufstrecke. Warum ich rausgegangen bin kann ich mir nur so erklären: da gab es nasse Schwämme und Cola ;-).
Die ersten 3 Kilometer bin ich gegangen und war froh über meine verspiegelte Oakley und tief ins Gesicht gezogen Visor. Ich hab mich so geschämt, bei dem Weltklasse Publikum so eine Leistung abzuliefern……
Von Kilometer 3 an kam ich langsam wieder in den Trott. Der Puls ging runter. Die Beine „flotter“ und die Cola sorgte dafür, dass der Zucker im Blut aufrecht und der Mageninhalt bzw. was da noch vorhanden gewesen wäre, auch da blieb. Am Wendepunkt oben an der Schleuse traf ich dann auf meine Familie die mich an den eigentlichen Treffpunkten wohl um Sekunden verpasst haben müssen. Diese feuerte mich nochmal an. Bis bei Kilometer 14 auch diese Reserve aufgebraucht. Mir war kalt und richtig schlecht. Also gehen. Die nächsten Kilometer wollten kein Ende nehmen. In meiner Verzweiflung und mit meinem Selbstmitleid beschäftigt hatte ich doch glatt meine drei „Notfallgels“ vergessen. Ok, mehr als nicht ankommen kann dir ohnehin nicht passieren. Also ein Gel in unverdünnte Cola und rein damit…der Motor lief nach 10min wieder. Beim Stand der Hardtseemafia traf ich meine Familie wieder und unterbreitete meiner Frau mit einem Lächeln, dass es ein verdammt langer Tag noch werden könnte.
Bei Kilometer 36 ging es wirklich wieder. Ich überholte gefühlte 60 Teilnehmer noch bis in Ziel und hatte auf einmal meine „ guten Beine“, also für meine Verhältnisse, wieder. Leider räumte mich im Zielkanal noch eine Staffel ab, sodass ich mir 150m vor dem Zieleinlauf noch das Knie aufschlug. An der Stelle nochmal: Ja die Staffeln haben eine Daseinsberechtigung aber die Einzelstarter haben eine noch größerer….. Sorry wenn ich jetzt Leuten auf die Füße trete, aber zu dritt mit Kindern ins Ziel nebeneinander zu laufen ist so ziemlich das unsportlichste was ich vorstellen kann. Fast so ätzend wie die persönlichen Begleiter auf der Lende die neben Ihren Athleten mitten auf dem Weg rum eiern.
Zieleinlauf. Sehr geiles Gefühl. Medaille und dann noch kurz zu Shakira einen kleinen Hüfttanz; keine Ahnung wo die Energie noch herkam. Hinterm Zielbogen noch Macca, Dirk Bockel und Felix kurz gesprochen: und Felix erkannte mich doch glatt wieder. O-Ton: „Diesmal biste aber hier richtig!“
Fazit für mich: ich wollte bei Kilometer 130 aussteigen weil ich einfach leer war. Das ich noch knappe 90 Kilometer weitergemacht habe liegt an:
a) meiner Familie, die zu spät zu den Treffpunkten kamen und so
mein Fahrrad nicht einpacken konnten.
b) Meinem Schwager der die ganze Fahrt aus Köln auf sich
genommen hat um mich finishen zu sehen
c) An den Zuschauer die einen, egal wie schice man aussah,
angefeuert haben
d) Die anderen Athleten die schon frisch geduscht am Rand standen
und einen anfeuerte
e) Den Helfern! Ihr habt einen tollen Job gemacht vielen Dank an
die Dame die mich auf die Strecke geschickt hat
Ich bin langsamer gewesen als beim ersten Mal 2013. Lief im Training wohl alles auf 12:xx raus , so zeigt dir die Langdistanz, dass viel passieren kann. Aber mental hat mir diesen Rennen gezeigt, dass es immer weitergehen kann. Das war mein Abenteuer Roth 2015
Herzlichen Glückwunsch an alle Finisher
Ich bin langsamer gewesen als beim ersten Mal 2013. Lief im Training wohl alles auf 12:xx raus , so zeigt dir die Langdistanz, dass viel passieren kann. Aber mental hat mir diesen Rennen gezeigt, dass es immer weitergehen kann. Das war mein Abenteuer Roth 2015
Herzlichen Glückwunsch an alle Finisher
Euer
Also bis auf das Riegel-Rückwärtsessen und die fiese Wespe dachte ich fast Du hast meinen Bericht geschrieben - super durchgekämpft
@Neoprenmiteingriff: Schöner, ehrlicher Bericht zum Nachvollziehen.
Dir und allen herzlichen Glückwunsch zum Finish.
Mein auch längerer, etwas emotionaler Bericht, wie üblich in meinem Blog(Signatur).
Der Stolz vergeht, der Schmerz bleibt