Auch wenn ich generell nicht so der Typ bin, der gerne nachkartelt, so finde ich es in diesem Fall ganz interessant, weil daraus sowohl ich als auch vielleicht andere was für ihre Rennen mitnehmen können.
Fangen wir ganz von vorne an:
- Die Rad-/Laufeinheit am Dienstag vor dem Rennen:
Die grundsätzliche Idee der 10x30/60sec-Intervalle war korrekt, aber die Umsetzung nicht.
Ich wollte die 30sekündigen Belastungen mit um ca. 20-30 höherer Umdrehung machen, was auf der Strecke bei dem Wind an dem Tag nicht möglich war.
Anstatt hier flexibel die Strecke oder zumindest das Blatt zu ändern, blieb ich stur
= Fehler 1
- Frühstück vor dem Rennen:
Vier weiße Toastbrote mit ordentlich Butter und Honig sowie ein paar Walnüssen drauf - dazu einen knappen Liter heißes Wasser
= gut, hat gepasst
- Nach dem Einschwimmen und ca. 15min vor dem Schwimmen:
ca. 200-300ml Apfel/Wassergemisch
= gut, hat gepasst
- Schwimmen an sich:
Keine gute Startaufstellung und zu defensiv geschwommen = zwar nicht optimal, aber das eine ist halt so bei diesem Startbereich und das andere habe ich bewusst gemacht
= kein Verbesserungspotential
- Wechsel 1:
Die zwei Kekse und die ca. 300ml Apfel/Wassergemisch waren zwar gut, haben mich aber Zeit gekostet
= trotzdem kein Fehler, da meines Erachtens für die Beruhigung meines Bauches notwendig
- Weitere Kekse beim Radeln:
Wg. des Bauches meinte ich, weitere Kekse täten mir gut und habe noch vier Stück gemampft. Das hat allerdings dazu geführt, dass ich erst nach einer knappen Stunde mit dem „Long Energy“-gemisch begonnen habe, was meiner Meinung nach dafür verantwortlich sein KÖNNTE, dass ich die ersten zwei Stunden nicht so richtig Zug hatte.
Ich beginne auf dem Rad in Zukunft sofort mit dem Gemisch
= Fehler 2
- Enttäuschung auf dem Rad:
Ich hatte mir zwar vorgenommen, mir nichts vorzunehmen, aber ich konnte es dann doch nicht verhindern, dass ich Vergleiche mit den Zeiten aus dem Training anstellte. Das hat mich dann doch ein wenig frustriert, weil ich natürlich auch wusste, dass meine Wunschzeit damit in weite Ferne rückte.
Den Kopf wieder gerade zu rücken, gelang mir erst ab La Santa.
In Zukunft konzentriere ich mich auf das Rennen an sich und NICHT auf meine Vorgaben, Vorstellungen, Pläne
= Fehler 3
- Falsche Bewertung der „Erschöpfung“ ab KM140:
Schon auf der Geraden nach Tahiche bei KM130 merkte ich, dass ich mehr Energie brauche und habe die erste Tube „Liquid Energy“ verdrückt.
Doch danach hätte ich relativ bald die zweite nehmen müssen, was ich nicht tat, weil ich sie mir aufheben wollte, falls ich sie noch brauchen würde.
Das war ein klarer Fehler, denn ein Athlet, den ich vor dem Mirador del Rio überholte und der auf der Abfahrt und Geraden weit und breit hinter mir nicht zu sehen war, überholte mich auf dem Rüttelstück der 408, und es gelang mir auch nicht mehr, ihn wieder zurück zu überholen, obwohl er grundsätzlich nicht schneller als ich war.
Ich hätte also spätestens bei KM 150 die zweite Tube reindrücken müssen, dann hätte ich mich nicht die letzten 25-30km so quälen müssen und wäre nicht paar KM vor Schluss fast vom Rad gefallen (massive Verhärtung des Bauches und starkes Kribbeln rund um den Mund = Zeichen von drastischem Energiemangel).
Hier lagen in Summe zwei Fehler vor:
1. Ich hatte schon von Beginn an zu wenig Pulver in der Flasche: auf Lanza bei so einem Rennen hätte ich mit 120g/Liter kalkulieren müssen - aber ich gebe zu, ich hatte mit einer um ca. 30 Minuten kürzeren Radzeit gerechnet …
Ich portioniere mein Gemisch auf die maximale Radzeit (und mach’ mir dabei nichts vor)
= Fehler 4
2. Wenn man merkt, dass man nicht mehr Druck in den Beinen hat, dann sollte man zuerst essen.
Wird es dann immer noch nicht besser, ok, dann sind die Beine tatsächlich leer, aber man ist zumindest für den Lauf gewappnet.
Wird es besser, war es die Ernährung und man verliert auf den letzten Kilometern keine Zeit - denn da kann man so richtig Minuten versenken
= Fehler 5
- Wechsel 2:
Wg. des starken Stichs im linken Knie beim barfuß Anlaufen ging ich davon aus, nicht laufen zu können. Das habe ich gestern allerdings gemerkt, dass es mit einem leicht veränderten Laufstil sehr wohl ging - nur wusste ich das halt nicht im WK.
Das daraufhin erfolgte Trödeln war zwar retrospektiv sehr unnötig verlorene Zeit (in Bezug auf den AK-Gewinn), aber es war halt so, also
= kein Verbesserungspotential
- Falsche Laufschuhe:
Ich sage es sehr ungerne, aber die Free waren AN DIESEM TAG nicht der richtige Schuh.
Ich hätte einen kompakteren, festeren, ein wenig mehr gedämpften Schuh gebraucht
= Fehler 6
- Zu defensiv gelaufen:
Der letzte Punkt ist im Nachhinein schwer zu beurteilen, kommt eigentlich nur wg. des gestrigen guten Laufs hier auf die Liste.
Denn evtl. war das in Summe langsame Laufen genau richtig im Sinne meines Körpers.
Außerdem gab es genügend Leute, die am Samstag massiv eingebrochen sind, weil sie viel zu schnell angelaufen sind.
Also
= kein Verbesserungspotential
Ich will mit den o. g. Punkten nicht „hätte-hätte, wäre-wäre, würde-würde, könnte-könnte“ sagen, sondern in erster Linie mir selbst klarmachen, wo ich für die nächsten Rennen noch Verbesserungspotential habe.
Gruß: Michel