Der Wettkampf - Laufen
Ich also los, erst mal sehr konzentriert (daher auch meine Schultern), um die richtige Fortbewegungsart zu finden - und es funktionierte, nicht schnell = 5er-Schnitt die ersten 5km.
Kurz zu den hier zitierten Zeiten:
Ich habe die Uhr nur an, um die Tageszeit sehen zu können, also kein Stoppuhr und beim Laufen hatte ich nicht mal beim Verlassen von T2 auf die Uhr geblickt und dies auch bis zum Ziel so durchgezogen, denn warum sollte ich auf die Uhr schauen?
Ich kannte die Zeiten, die ich in den Tagen vor dem WK auf der Strecke nach den Radeinheiten gelaufen war (egal ob, 6.10h oder 2h) und mir war klar, dass ich weit davon entfernt sein würde - warum mich also noch zusätzlich frustrieren?
Die nächsten fünf KM waren dann aus drei Gründen langsamer:
- der Gegenwind wurde stärker
- ich musste anhalten, da meine Fußsohlen brannten.
Weil ich mit meiner „Lösung“ heute morgen schon einer Triathletin etwas Neues verkünden konnte, schreibe ich es auch hier:
Ich weiß schon seit Jahren, dass Probleme in der Fußsohle fast immer von zu enger Schnürung OBEN herrühren - also machte ich die Schnürung richtig locker, und gegessen war das Thema für den Rest der Strecke.
- die Strecke ist kurviger, was meinem Knie gar nicht passte.
Wie ich gerade sehe, war auch das Stück zwischen 10-15km fast genauso langsam wie zwischen 5 und 10km.
Doch danach stabilisierte sich mein Tempo auf ca. 26min für die 5km und dann 54min für die letzten 10km.
Ich lief also nicht schnell, aber gleichmäßig und damit war für mich Wunder 2 des Tages eingetreten = ich musste nicht EINMAL gehen.
Ich ja schon am Dienstag, Donnerstag und Freitag gemerkt, dass ich locker joggen konnte, aber eben nicht schnell laufen (was mein Ziel war), doch, dass es 42 Kilometer funktionieren würde, hätte ich nicht für möglich gehalten.
Ich bin daher nach Rückkehr vom Flughafen, als ich spürte, das funzt, nur noch mit einem Lächeln gelaufen, selbst den Zuschauern ist das aufgefallen, einige riefen „Look, he’s still smiling!“
Ja, klar, Du erwartest einen Wandertag und dann das, phantastisch.
Ungefähr ab km15 meldete sich auch jemand in mir, der meinte, „Hey, genau das ist Triathlon, das ist Ironman.“
Und ich hatte schon in dem Moment sofort Lust auf das nächste Rennen …
Ach ja, die Schuhe habe ich nicht gewechselt und zwar, weil es nach dem Lockern der Schnürung passte.
Aufgrund des Tempos war mein Energybedarf nicht unmäßig hoch, hier mein Essen:
Den „Activator“ mit kiloweise Koffein hatte ich natürlich in der Tasche in T2 gelassen, wofür würde ich einen zusätzlichen Schub brauchen bei meinem zu erwartenden Tempo?
Dafür schob ich gleich zu Beginn einen „Shot Blok“ von Cliff (hatte ich mir, glaube ich, 2004/2005 auf Hawaii gekauft, aber nie benützt!) in die Backe - wie geil war das denn?
Du lutscht an diesem überdimensional großen Gummibärchen ungelogen 30-40min, nimmst damit Salz auf, hast keinen trockenen Mund und wirst somit nicht dazu verleitet, zu viel zu trinken = genial für mich (davon habe ich gesamt drei oder vier Stück verbraucht).
Nach 5km nahm ich das erste Gel „Strawberry-Banana“ auf, war ok, und zusätzlich noch ein Stück Banane in die Hand - und das war meine Verpflegung für das Rennen:
Abwechselnd ein Gel und ein Stück Banane, an jeder Station mit einem kleinen oder größere Schluck Wasser nach gespült, je nach Bauchfeedback.
Ich hatte IMMER ein Stück Banane bei mir, für den Fall, dass mein Magen rebellieren sollte.
In Summe habe ich schätzungsweise vier Bananen gegessen + sechs Gels (oder waren es sieben?) und Wasser dazu getrunken.
Nur auf dem Rückweg zum Ziel habe ich mal einen Becher Cola getrunken, aber die war verdünnt, daher nicht sexy.
Die Bananen mache ich hauptsächlich dafür verantwortlich, dass ich meinen von der Nacht her rumorenden Magen beim Laufen komplett besänftigen konnte.
So cruiste ich die letzten Kilometer dahin, die Glückwünsche der tollen Zuschauer genießend, sah das erste Mal eine Zeit auf der Tafel und dachte cool, was für ein geiler Tag.
Im Ziel war wirklich alles im grünen Bereich, kein Magenproblem, kein Massagebedürfnis, nur die Sehnen taten mir ein wenig mehr (schiebe ich auf die Schuhe), es war überhaupt nicht, wie ich es schon bei anderen Rennen erlebt hatte oder wie man es häufig bei anderen Athleten sieht:
Die kommen total paniert ins Ziel.
Natürlich hätte ich danach nicht noch mal 10km laufen wollen, doch mein Körper hatte mir das Rennen an sich und das Laufen im Speziellen überhaupt nicht übel genommen.
Noch ein paar Dinge:
- Ich empfand es relativ kühl auf der Laufstrecke, ich habe mir höchstens dreimal einen Schwamm genommen
- Wie schon geschrieben, war das gereichte Wasser eiskalt, war mir in dem Moment zu kalt, so dass ich auch selten den ganzen Becher austrinken konnte
- Wenn ich auf Platz 46 in T2 gekommen bin, bedeutet, dass mich nur acht Leute netto überholt haben. Das finde ich angesichts meines langsamen Tempos recht wenig, zeigt, dass sowohl einige vor mir entweder aufgegeben haben oder beim Laufen eingebrochen sind.
- Nach dem WK habe ich erfahren, dass die ersten vier in meiner AK (inkl. mir) nur 3,5min auseinanderlagen.
Hätte ich das gewusst und hätte ich gewusst, dass ich mit Schuhen laufen kann, dann hätte ich weniger in T2 getrödelt (da wären locker 3min drin gewesen) und 1min schneller hätte ich den Marathon problemlos laufen können.
Aber egal, wenn man ohne Uhr und Ziel läuft, darf man danach nicht meckern - immerhin ist ja trotzdem die Quali für Hawaii rausgesprungen, über die sich jetzt Platz 5 in meiner AK freuen darf.
Der Wettkampf - Resümee allgemein
Im Prinzip ist schon alles gesagt, was mein Ziel und die Realität betrifft:
Schwimmen:
Ob die Schwimmstrecke heute länger als 2006 ist, kann ich nicht beurteilen - die Verhältnisse waren definitiv schwieriger.
Ich hätte daher auch mit voller Kraft in der rechten Schulter sicher nicht schneller als 2-3min schwimmen können.
Also würde ich das Schwimmen als „verloren“ zählen.
Radeln:
Ich schätze meine 5.38 (korinthenkackermäßig könnte ich mindestens auf den Zeitverlust der letzten 20min verweisen, so dass ich zumindest die 5.34 aus 2005 hätte schlagen können) definitiv stärker ein als die damalige 5.20 oder die 5.34.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich in der damaligen Form keine 5.38 geradelt wäre.
Aufgrund der Verhältnisse empfinde ich daher das Radeln mindestens als „unentschieden“ oder eigentlich als „gewonnen“.
Laufen:
Klar, eindeutig gewonnen.
Zum einen war ich gestern um eine Minute und 25 Sekunden schneller …

, zum anderen ging ich mit Handicap auf die Laufstrecke.
Gesamtzeit:
10.12 vs. 10.19 vs. 10.30
Ich denke, ein Blick in die Ergebnisliste zeigt, wie die Zeiten im Verhältnis zu Zeiten aus anderen Jahren zu bewerten sind, daher ist die 10.30, auch aufgrund meiner um fast 6min längeren Wechsels gegenüber den Jahren 2004/2005 nicht so weit weg von der 10.19.
Daher würde ich die 10.30 mindestens als ebenbürtig zu den damals erzielten Zeiten bewerten.
Einen letzten Punkt noch:
Mit der 10.12 (mit 5.20 als Radzeit) platzierte ich mich 2004 „nur“ als 44ter, mit der 10.19 2005 als 30ter - beide WKs fanden mit ca. 800 Teilnehmern statt.
Wenn man nun bedenkt, dass
- seitdem zehn Jahre vergangen sind,
- der Triathlonsport sich, gerade bei den Agegroupern, massiv professionalisiert und leistungsmäßig enorm gesteigert hat,
- der WK jetzt doppelt so viele Teilnehmer hat,
dann ist auch Platz 55 entsprechend positiv zu bewerten.
Zum Abschluss noch etwas zu Flachys Leistung in Lanza, als er Platz 16 mit einem sensationellen Laufsplit errang:
Ich musste einige Mal im Rennen an Dich denken, einmal, als ich überlegte, ob ich nach Verpassen der 5.20 wenigstens Deine 5.25 knacken könnte, zum anderen auf der Laufstrecke, als nicht nur ich, sondern auch um mich herum alles in Zeitlupe unterwegs war - wie Du damals im 4.20er-Schnitt rennen konntest: Wahnsinn.
Ich drücke Dir jetzt schon mal (auch wenn noch ein wenig früh) alle Daumen, dass Du auf der großen Insel genauso sprinten kannst.
Der Wettkampf - Resümee bezogen auf mein Training
Zentraler Bestandteil des Blogs war ja auch die Frage, ob man - unabhängig von irgendwelchen geschenkten Talenten - den Großteil der Saison relativ wenig trainieren kann, um dann 10-12 Wochen vor dem WK die Trainingsstunden-Wochenzeiten von 12 bis 20 Stunden, in der Spitze sogar 25 Stunden, hochzuziehen.
Für mich lautet die Antwort eindeutig „Ja“.
Beim Schwimmen sind zwei Dinge ein bisserl schade:
Zum einen die Schulterverletzung, die einen für mich wichtigen Bestandteil des Trainings = längere Einheiten im Neo verhindert hat.
Zum anderen der ungeplante Wellengang.
Das sollen keine Ausreden sein, sondern lediglich Gründe, warum der Zusammenhang zwischen Training und WK-Ergebnis meines Erachtens nicht korreliert …
Beim Radfahren bin ich selbst nicht ganz zufrieden, allerdings nicht im Hinblick auf Trainingsart—>WK-Erfolg, sondern auf meine Leistung in den ersten zwei Stunden sowie auf den Energie-Fauxpas der letzten 20min.
Trotzdem sehe ich es auch hier so, dass die fünf oder sechs Einheiten über fünf Stunden (dreimal sechs Stunden) völlig ausgereicht haben.
Zumindest, um im vorderen Bereich des Feldes zu landen.
Beim Laufen hat es im Prinzip perfekt gezeigt, dass man für einen relativ konstanten 5.10er-Schnitt keine langen Läufe benötigt.
Einmal 30km am Stück und ansonsten die Duathlon-Einheiten.
Natürlich kann man darauf verweisen, dass es erst dann interessant wird, wenn ich mit dem Ziel einer 3.20 oder 3.15 auf die Laufstrecke gegangen wäre.
Klar kann man das …

, doch das ändert nichts daran, dass mein Ansatz der kurzen Läufe unter der Woche und nur einen Tag mit einem Lauf von mindestens einer Stunde insofern funktioniert, dass man sich in der Gesamtschau des Trainings (also inkl. S und R) die üblichen G1-Läufe als normaler Agegrouper sparen kann. Denn es sind meines Erachtens diese Läufe, die einen sowohl Zeit als auch Energie kosten und im Ergebnis wenig bringen.
Zum Laufen noch einen Punkt:
Schuhe.
Jep, ich stehe auf die Free und laufe sie gerne, aber ebenfalls jep, für die lange Distanz brauche ich einen anderen Schuh - das scheint wohl nun eine Frage des Alters zu sein.
Darum werde ich mich asap kümmern - hat denn schon jemand Erfahrung mit den „On“-Schuhen aus der Schweiz gemacht?
Von denen habe ich bisher nur Gutes gehört.
Sodale, wie geht’s nun weiter?
Erst einmal heimfahren, ins Kernspin legen, die Diagnose abwarten und dann Anfang Juni entweder zur MD in Linz starten oder nicht (wie soll denn da das Wetter werden?).
Bei positiver Diagnose des Arztes (z. B. nix Neues sichtbar, evtl. reiner Überlastungsschmerz aufgrund der Radeinheit) gäbe es gleich ein neues Blog-Thema:
„IM Zürich - mit 47 Jahren schneller als mit 35?“
Da hätte ich folgende Zahlen zu bieten, die es zu schlagen gäbe:
S: 1.00.09
R: 4.58.16
Als 20ter in T2, als 24ter auf die Laufstrecke.
Der große Vorteil von Zürich liegt in der Nähe (gut 1,5h entfernt von mir) = nur eine Übernachtung.
Der Nachteil darin, dass ich im Juni/Juli problemlos akut krank werden kann…;-)
Aber jetzt schaumererstmal.
Gruß: Michel