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Zitat von la_gune
Gefühlt wird beim Schwimmen hier irgendwie der Fehler gemacht, Zeitdifferenzen falsch einzuschätzen.
Schwimmer kämpfen auf kurzen Strecken (50,100,200m) teilweise um Zehntel und Hundertstel(!) Sekunden, und das Monatelang ! Nicht nur Leute der Top Ten. Das fängt schon viel früher an!
Eine Verbesserung von 1 Sekunde auf 100m bedeutet auf 1500m gerade einmal 15sek. Diese eine Sekunde ist für einen Schwimmer aber eine WELT ! Das ist u.U. ein ganzes Jahr sehr hartes Training um diese Verbesserung zu erreichen.
Hier wird teilweise über Minuten diskutiert. Solche Verbesserungen sind (im austrainierten Zustand) vollkommen illusorisch !
Dass man mit Ü20 oder Ü30 auch noch Bewegungsabläufe erlernen kann habe ich nie bestritten. Aber aus der Erfahrung heraus (ich habe schon einigen Triathleten versucht das Schwimmen bei zu bringen bzw. ihnen bei ihrer Technik zu helfen) kann ich Dir sagen, dass Kinder Abläufe etwa um das 10-20fache schneller lernen. Und da Schwimmen von Beginn an eine technisch sehr komplexe Sportart ist, tun sich Erwachsene nun mal deutlich schwerer, wenn sie diese Abläufe noch nicht kennen/können. Zudem meinen viele Erwachsene, wenn sie die Technik "verstanden" haben, dann setzen sie diese auch korrekt um. Das ist leider ein Trugschluss. Es Bedarf vieler tausend Trainingsmeter, bis sich Bewegungsabläufe eingeschliffen haben. Und noch mehr, um falsche Bewegungsabläufe wieder abgewöhnt zu bekommen.
Zur Genetik bzw. Talent:
Wie ist es zu erklären, dass mein Bruder mit genetisch sicher sehr ähnlichen Voraussetzungen aber einfach mal mit fast 10cm mehr Körperlänge (und dementsprechend längeren Armen) meine Zeiten bei gleichem Training schon im zarten Alter von 15 Jahren pulverisiert hat. Zum Teil in Disziplinen die er sonst nie geschwommen ist. ? 
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@la_gune: Danke für den interessanten Input.
Ich bin mir der Welten, die zwischen bestimmten Zeiten liegen, voll bewußt.
Wir sprechen nicht von Weltrekorden. Noch nicht mal von Bezirksmeisterschaften. Sondern "nur" von einer exzellenten Leistung für Hobbyschwimmer/Triathleten ohne leistungssportlichen Hintergrund im Schwimmen. Späteinsteiger. Und es geht meiner Interpretation nach um eine Strecke von 1500m - wahrscheinlich mit Neo - im Freiwasser, im Triathlon.
Mit 2-4 x pro Woche Schwimmtraining im Triathlon-Verein sind Athleten meilenweit entfernt von austrainiert im Schwimmen. Das ist natürlich auch ein Zeitproblem.
Wenn ich mich auf ein neues Level heben möchte, dann kann ich das nicht gleichzeitig in allen drei Disziplinen im Triathlon machen (nicht als Breitensportler mit Vollzeitjob. Das halte ich für ein Gerücht.). Nicht in dieser Dimension. Sondern dann muß ich mich eben für (mindestens) ein Jahr - wie hier in dem Beispiel - auf das Schwimmen konzentrieren.
Ich gebe dir auch vollkommen recht, daß Kinder schneller lernen. Dann muß sich ein Erwachsener eben mehr Zeit nehmen.
Ich bin auch voll auf deiner Seite, wenn du sagst, daß viele Erwachsene glauben die Technik verstanden zu haben, aber nicht in der Lage sind diese umzusetzen.
Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und behaupte, viele Späteinsteiger glauben, daß sie nach einem einzigen Kraulkurs "Kraul schwimmen könnten" und nicht mehr an ihrer Technik arbeiten müßten.
Die erste Antwort gibst du dir meiner Meinung nach selbst: Er ist 10cm größer und hat wahrscheinlich eine Armspanne, die 2 x 10cm größer ist als deine, größere Hände und größere Füße. Das soll kein Unterschied sein? Ich bin kein Biomechaniker, aber kannst du dir vorstellen, wie das die Hebelverhältnisse verändert?
Die zweite Antwort in Frageform: Sind du und dein Bruder das gleiche Programm geschwommen? Wenn ja: Warum glaubst du, daß ein gleiches Programm bei zwei unterschiedlichen Athleten die gleichen Ergebnisse liefert?
Selbst bei Zwillingen gibt es Unterschiede. Die Einflußfaktoren auf eine sportliche Leistung sind zu differenziert und gehen weit über das eigentliche Schwimmtraining hinaus.
Eine wahre Anekdote aus dem Breitensport: Ich kenne eine Frau, ohne leistungssportlichen Background im Schwimmen. Späteinsteiger mit ca. mitte Dreißig. Schwamm bisher gut (für Hobbyschwimmer), aber ohne konkrete Ambitionen eine 1:50min/100m Durchschnittszeit im lockeren Tempo. Inzwischen geht sie auf die 50 zu. Wie erklärst du dir, daß sie es geschafft hat sich innerhalb von 8 Wochen um 4,5sek auf 25m (im lockeren Tempo) und um 9sek auf 50m (im lockeren Tempo) zu verbessern? UND DAS SIND WELTEN. Eine 1:20min/100m ist nicht das Ziel, sondern "nur" eine 1:30min/100m, dafür über eine längere Strecke als 1500m.
Und ich gebe dir recht, es ist noch ein sehr, sehr, sehr langer Weg und daß es noch viele, viele tausend Meter an Wiederholungen bedarf, bis sie diese Zeiten über längere Strecken halten können wird...Garantien gibt es keine. Aber der Ansatz ist vielversprechend.
Und bitte keine Antworten mit "Talent" oder "Genetik", denn sie ist weder 1,80m groß, noch durchtrainiert, noch kommt sie aus anderen Sportarten. Noch trainiert sie 6 x pro Woche. Sondern sie macht das für sie beste aus den ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. Sie geht andere Wege als der Mainstream.
Eine andere wahre Anekdote (diesmal aus dem Hochleistungssport): Sheila Taormina, Größe: 1,60m, hat es geschafft sich im Alter von 27 Jahren für die 4x200m-Freistilstaffel bei der Olympiade 1996 zu qualifizieren und für die USA Gold geholt. Durchschnittsgröße ihrer Staffel-Schwimmerinnen: 1,79m. Durchschnittsalter ihrer Staffel-Schwimmerinnen: 20. Nicht nur das. Sie hat es auch geschafft in drei unterschiedlichen Disziplinen (Schwimmen, Triathlon, Moderner Fünfkampf) an vier Olympiaden teilzunehmen. UND: Für 1996 als richtiger Amateur, denn sie hatte noch einen Vollzeitjob. Glaubst du sie hat das gleiche gemacht, wie alle anderen? Oder glaubst du, sie hat eher das für sie beste aus ihren Möglichkeiten gemacht? Und ist andere Wege gegangen, als der Mainstream?