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Zitat von drullse
Nach dem Lesen dieses Artikels musste ich mal wieder den Emulator anschmeissen und ein wenig daddeln.
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Jaja, ich hab davon gehört.
War ja nie so meins. Ich war wirklich einer von der Sorte, die immer wenns ging draussen war. Alternativ mitm zweiten Standbein Leseratte, da konnts auch schonmal vorkommen, dass ich Sonntags, wenn die Bücherei nachm Gottesdienst aufgemacht hat, die maximal erlaubten 3Bücher ausgeliehn hab und die am Dienstag durch waren.
Wenns Schice geregnet hat eh, aber notfalls hats mich auch nicht gejuckt, wenns draussen 30°C oder mehr hatte.
Jupp, und um noch ein paar Worte zum Bayerwald zu verlieren: der hat mich nicht das letzte Mal gesehen.
Eigentlich ists ne Schande, so ein Freizeitparadies mehr oder weniger vor der Türe zu haben, aber wer-weiss-wieviele Kilometer sonstwohin zu fahren, um sich auszutoben.
Allerdings war das nicht immer so. Früher war ich/waren wir relativ oft im 'Woid' unterwegs. Bikepark in Bischofsmais eh, MTBen hinter Deggendorf die Rusel rauf, aber oft auch nur zum Zelten und Abhängen oder zum Kanufahren aufm Regen.
An Letzeres musste ich heute auf dem Rückweg wieder denken, als ich durch Teisnach gekommen bin und dort übern Regen gefahren bin.
Das letzte mal, als ich da längs kam, war eher unerfreulich und ich froh, die Geschichte überlebt zu haben.
Der Regen gilt ja als 'Familienfluss' was die Kanufahrerei angeht, es gibt unheimlich viele Bootsverleiher und alles, was man dazu braucht, um möglichst unbeschwert da paddeln zu können.
Das aber nur nebenbei, ich hab ja nen eigenen Kanadier, nur die Tonnen sind beim Grillabend 2011 aufm Dachboden zugrunde gegangen.
Aber gut, n Kumpel kam mich besuchen, war Pfingsten, und wir sind um die Mittagszeit in Regen (so heisst das Kaff, aber ich erwähns, weil der Fluss genauso heisst und wenns dann noch zu regnen beginnt...) bei bestem Wetter eingestiegen und losgepaddelt.
Der Fluss iss an sich klasse, weil er genug Strömung hat, um sich nicht abrackern zu müssen, nur die gut 10km oberhalb vom Blaibach(stau)see ists etwas zäher, weils n Rückstau gibt. Andererseits gut, weil man von nem Campingplatz, eben diese 10km stromaufwärts, in alle Richtungen paddeln kann, wenns nur um relaxen geht und nicht darum, Strecke zu machen. Wenns reicht, kehrt man einfach um, hat etwas Sonne abgekriegt und sich körperlich betätigt, fertig, coole Sache.
Nu gut, eben dieser Campingplatz war unser Tagesziel, am nächsten Tag sollte es weiter zum Blaibachsee gehn, wo wir mitsamt Boot aufgepickt werden würden.
Der Plan war gut, nur begann es nach kurzer Zeit, sich zuzuziehn und kaum später ging ein formidabler Wolkenbruch nieder und mit diesem Wolkenbruch erwischte uns mitten in 'Bayerisch Kanada' ein ordentliches Gewitter.
Nachdem wir keine Böcke hatten, bei dem Mistwetter zu paddeln, fuhren wir an den Rand und warteten ab, bis sich das Unwetter legte.
Nach einer Stunde lies wenigstens der Regen nach und nachdem wir den grössten Teil der Strecke noch vor uns hatten, regte ich an, weiterzupaddeln, zumals wurscht war, ob wir beim Warten noch weiter vollgeregnet würden oder beim Paddeln.
Also los. Und wie!
Der Fluss war durch den Regen um gut nen halben Meter angestiegen und wir hatten den bei Normalwasser relativ harmlosen 'Gumppenrieder Schwall noch vor uns.
Das Bild ist jetzt geklaut, vielleicht mag sich der eine oder die andere vorstellen, wie das dort aussah, wenn grad der halbe Bayerwald da runtergespült wird.
Also kam es natürlich wie es kommen musste und nachdem wir die erste Stromschnelle grad noch so geschafft hatten, sind wir aus dieser heraustrudelnd direkt in die zweite eingetaucht. Wörtlich.
Das ging so schnell, so schnell schaut man gar nicht. Eiskaltes Wasser, brutale Strömung und überall Felsen.
Mich hats wie beim Schleudern in der Waschmaschine vom einen an den nächsten geklatscht, die Schmerzen bei jedem Andotzen waren unbeschreiblich, eine Stelle tat weh und ehe das auch nur ansatzweise abgeklungen war gabs den nächsten Gong.
Absolute Horrorshow.
Ich hatte in dem Moment keinen Zweifel daran, dass ich das nicht überleben werde und war die ganze Zeit unschlüssig, ob ich das Paddel opfern soll, um zu versuchen, zu schwimmen, oder das Ding festhalten soll, weils ohne und falls wirs doch überleben, kein Weiterkommen gäb.
Höllehölle!
Das ging gefühlt ne halbe Ewigkeit, obwohls in Wirklichkeit wahrscheinlich nur ein paar Sekunden waren, dann kam ich in ruhigeres Wasser und sah das Boot vor mir treiben.
Irgendwie kriegte ich tatsächlich noch die Leine in die Pfoten, bin zusammen mit dem Ding noch n Stück weit den Fluss runtergetrieben und kriegte dann halb bewusstlos das Moos auf nem Felsen in die Flossen, wo ich mich dann reingekrallt hab.
Das wär natürlich sinnlos gewesen, wenn mich nicht scheinbar die Götter als Spielball aufgegeben hätten.
Jedenfalls konnt ich mich so halbwegs da hochziehn und hing wie ein nasser Sack (sic!) über den Felsen, das Boot dümpelte an der langen Leine neben mir in nem Gumpen und als ich wieder so richtig alle Sinne beieinander hatte, wurde ich gewahr, dass mein Kumpel nicht weit von mir auch an Land gespült worden und ebenfalls noch am Leben war.
Alter Schwede;- das war so ne Episode, die man nicht nur kein zweites Mal braucht. Da kann man ganz und gar drauf verzichten.
Jedenfalls ging dann das grosse Aufräumen und Sammeln los.
Unser Gepäck war eh im Boot angebunden, nur meine Jacke hatte es weggespült, aber alleine, das Boot leer zu kriegen!
Das war ja randvoll mit Wasser und somit auch zu schwer, ums umkippen und ausleeren zu können.
Umziehen war auch nicht drin, weil alles nass war. Ich hatte zwar ne wasserdichte Tonne, aber da nur meinen Schlafsack unds Händi rein (nee, in so nem Moment ruft man gewiss niemanden! an)(jedenfalls damals nicht, heute wird ja gleich mal getwittert, "heehee, ich fall gleich rein!!!" Platsch...), die Klamotten unds Zelt waren in Ortliebtaschen und die mögen zwar wasserdicht sein, aber keinesfalls sind sie schleuderfest.
Also alles nass.
Bis wir dann soweit waren, dass wir weiter konnten, wars schon relativ spät und ich hatte echt Horror, dass nochmal so ne Stelle kommen könnte.
Diesbezüglich hatten wir dann aber Glück, ein paar Tragepassagen, dann eben Teisnach (im Hintergrund oben ist die Papierfabrik), da wurds schon schicekalt, weil eben die Sonne weg war, und dann Endspurt, bis runter nach Viechtach zur
Schnitzmühle.
Da haben wir dann s Zelt aufgestellt, natürlich alles klatschnass, nen Wäschetrockner aufgetrieben und sind grad noch vorm Abräumen ins Restaurant eingefallen.
Nachteil: es gab nur noch, was übrig war, Vorteil: wir haben für wenig Geld alles gekriegt, was noch da war.
Und die haben nicht schlecht geguckt, was wir nach DER Aktion alles verputzt haben!
Also: genaugenommen gabs nix mehr zum Abräumen, als wir fertig waren, nur noch ein bisschen dreckiges Geschirr.
Wens mal in die Richtung verschlägt: die Location kann ich voll empfehlen.
Ich war da mittlerweile schon unheimlich oft, ursprünglich, wie oben erwähnt nur, weils da eben genug Rückstau gibt, um auch mit den Kindern nur ein wenig rumzupaddeln und problemlos und ohne Kraftaufwand wieder zum Ausgangspunkt zurückzukehren.
Andererseits sind die letzten 10km 'runter' zum Stausee mehr oder weniger ohne Strömung dann auch ne echte Aufgabe.
Für uns damals am nächsten Tag mit waidwunden Knochen und Schmerzen ohne Ende sowieso...