Szenekenner
Registriert seit: 30.05.2010
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Ich pose nur für euch...
Liebe Freundinnen und Freunde des Triathlon-Sportes,
hiermit melde ich mich in diesem reizenden Forum zurück, das ich während meines Urlaubes ein bisschen vermisst habe, aber weniger als ich befürchtet habe.
Das liegt vielleicht daran, dass ich die 12 Tage ja auf Fuertenentura verbracht habe und dort im Örtchen Las Playitas, das ja alljährlich im Winter von einem Haufen Triathleten heimgesucht wird, die dort im (fast) gleichnamigen Sporthotel Quartier nehmen und dann das machen, was sie zu Hause auch machen: Schwimmen, Radfahren, Laufen.
Sag noch mal einer, dass es im Urlaub wichtig wäre, neue Erfahrungen zu sammeln, Abstand vom Gewohnten zu bekommen, die Seele baumeln zu lassen, Fremdes zu erfahren. Aber halt! Die machen ja gar keinen Urlaub, wie der Name "Trainingslager" schon sagt: In einem Lager arbeitet man doch wohl eher. Bei vielen der Herren und Damen Dreisport sah's daher auch nicht nach Spaß aus, sondern mehr nach Zwangsarbeit. Vor allem im Wasser.
Man könnte meinen, ich wäre auch Gast dieses Sporthotels gewesen, wenn man meine scharfsinnigen Beobachtungen so liest, was? Weit gefehlt, ich hielt mich dort lediglich zu Studienzwecken auf und zum Amüsement und um mit der Beobachtung von Triathleten mein Heimweh nach euch zu lindern und anfangs auch mal zum illegalen Duschen, aber dazu später mehr.
Mit dem Liebsten und meiner Freundin Yvonne hatte ich ein Appartement im Örtchen klar gemacht, das mir ein freundliches und sehr gut aussehendes Forumsmitglied vermittelt hatte. Der Liebste musste noch zwei Tage länger arbeiten, also bildeten Yvonne und ich die Vorhut. Das Appartement gehört einem schwulen Paar aus Schweden. Man hat ja so bestimmte Vorurteile gegenüber Schwulen. Eines davon ist bei mir, dass es sich in der Regel um extrem gepflegte Männer handelt, die sehr viel Wert auf ihr Äußeres legen (vermutlich völliger Schwachsinn, der sich aber übrigens auf dem Rückflug mal wieder bestätigte). Und ein weiteres, das in eine ähnliche Richtung geht ist, dass sie auch Geschmack besitzen, was Einrichtung und Design von Wohnraum betrifft.
Und wenn man Schwule vielleicht zu Unrecht als Geschmacksinstanzen glorifiziert und sich deshalb nicht vorstellen kann, wie wenig schöngeistig sie sich bei der Einrichtung einer Ferienwohnung auf einer kanarischen Insel zeigen können, so hätte man doch zumindest erwarten können, dass die Hütte mit IKEA Möbeln eingerichtet ist, zumal es auf Fuerteventura sogar ein IKEA Haus gibt...
Mitnichten, sage ich euch, mitnichten...! Die Wohnungseinrichtung bestand aus einer Anhäufung von... tja, was war das? Yvonne meinte, man könne es nicht anders als Sperrmüll bezeichnen. Das ist ein wenig hart, trifft die Sache aber doch ganz gut. An den Wänden dazu reizende Deko-Gegenstände, die wir auf des Forumsmitgliedes Geheiß hin rasch entfernten, auf dass wir nicht erblinden.
Ich fand das alles aber halb so wild, die Küche war ganz gut eingerichtet, auch wenn etwas nervte, dass man erst mal das komplette Geschirr spülen musste, weil es nicht wirklich sauber erschien.
Das Bad war extrem einfach und hässlich. Wenn man auf'm Klo saß, tropfte es einem kalt vom Boiler auf die Seite.
Das beste aber war die defekte Dusche! Irgendwie war die Mischarmatur im Arsch, so dass man die Wassertemperatur nur über die Einstellung am 15 l Boiler regeln konnte, dafür dann aber eben auch nur 15 l warmes Wasser pro Dusche hatte oder so. Es reichte jedenfalls für eine gute Minute pro Dusche. Yvonne drehte am Rad und ich fand das auch nicht so doll, wenn ich frierend aus dem Meer kam. Zumal das Wetter in den ersten Tagen auch arg zu wünschen übrig ließ. Von wegen drei Regentage im Januar. Die hatten wir schon in den ersten drei Tagen unseres Urlaubes...
Yvonne hatte jedenfalls schon Rückflüge gecheckt, denn der Ort Las Playitas ist für Strandurlaub auch nicht so geeignet. Der Strand ist mit dunklem Sand und vielen Steinen nicht so schön und das schöne Forumsmitglied wusste zu berichten, dass die lärmenden Bauarbeiten, mit denen sie eine Verbindung zwischen dem Örtchen und der Strandpromenade des Sporthotels herstellen (ein Bagger mit einem riesigen Hammerteil, das den Fels weg hämmerte) eigentlich schon im November fertig gewesen sein sollten. Aha.
Björn brachte dann einen Mietwagen mit, der sich irgendwie als gut 150 € teurer als gedacht heraus stellte, aber das war ein Lichtblick und ließ Yvonne zunächst von ihren Abreiseplänen Abstand nehmen, denn nun konnten wir das Kaff verlassen und zu schönen Sandstränden aufbrechen. Musste nur noch das Wetter mitspielen. Zwischendurch zeigte sich nun immer öfter die Sonne, aber am Strand in der Sonne aalen, war eher noch nicht angesagt.
Wir sind dann dazu übergegangen, illegal im Sporthotel zu duschen, in den Duschen hinter dem Schwimmbecken. Wie war das herrlich! Beim ersten Mal stand ich sicherlich 15 Minuten unter der heißen Dusche und fühlte mich hinterher wie neugeboren!
Gut, dass wir unseren Ärger über die Drecks-Dusche in unserer geschmackvollen Wohnung äußerten, denn Mr. Beautiful, über den ich es gemietet hatte, konnte uns eine andere, nun frei gewordene Wohnung anbieten. Noch am selben Abend sind wir mit Sack und Pack umgezogen und waren sehr erleichtert! Die neue Wohnung war super. Alles sauber, ganz OK gerichtet, eine funktionierende Dusche und dazu ein geiler Blick über die Bucht! Von da an haben Yvonne und ich täglich mehrfach ausgerufen: "Wie gut, dass wir umgezogen sind!"
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Yvonne keine 12 Tage in der alten Wohnung durchgehalten hätte, sondern einen Flug gebucht hätte und nach Hause geflogen wäre.
Das wäre sehr schade für mich und den Liebsten gewesen, denn sie hat uns Abend für Abend extrem köstlich bekocht und sich morgens um ein ebenso köstliches Frühstück gekümmert, so dass ich, wenn ich vom Schwimmen oder direkt aus'm Bett kam, gleich loslegen konnte.
Geschwommen bin ich deutlich weniger als ich mir vorgenommen hatte. An manchen Tagen hatte ich keine Lust, war ein paar Tage krank und dann war es mal sehr stürmisch, so dass das Meer schon heftig aufgewühlt war. Danach waren die Strände voller Portugiesischer Galeeren und ich hatte ein wenig Sorge vor schmerzhaften Begegnungen mit diesen ausgesprochen hübschen Quallen. Ich hatte aber Glück.
Meine längste Schwimmeinheiten waren popelige 1:30 h lang und damit mindestens eine Stunde kürzer als ich mir vorgenommen hatte. Meistens bin ich zwischen 50 Minuten und 1:20 h geschwommen und das einfach an der Küste entlang und wieder zurück. Einmal war die Strömung und der Wellengang heftig, an dem Tag nach dem sehr stürmischen Wetter. Da war es wirklich mühsam wieder zurück in die Bucht zu kommen.
Ansonsten habe ich die Zeit mit Lesen und in der Sonne gammeln verbracht und mit Spaziergängen am Meer entlang, was man dort an den sehr langen Stränden schön machen kann.
Ich wollte auch kitesurfen, aber konnte mich dann doch nicht aufraffen und war auch zu geizig.
Gegen Ende des Urlaubes hatten wir wirklich schönes Wetter, also so, wie es wohl üblicherweise dort vorherrscht.
Schön finde ich die Insel nicht, mit Ausnahme ihrer tollen Sandstrände und ich persönlich würde dort nicht zum Radfahren hin wollen, sondern lieber noch ein bisschen zu Hause leiden und dann nach Mallorca fahren, wenn's dort warm genug ist und alles lieblich grünt und blüht.
Gut, dass ich mich vor zwei Jahren oder so nicht für den Triathlon auf Lanzarote angemeldet habe, worüber ich mal kurzfristig nachdachte, denn ich glaube, dass Lanzarote ja landschaftlich einigermaßen ähnlich ist wie Fuerteventura.
Ich bin auch zwei, drei mal ein bisschen gewandert. Am vorletzten Tag wollte ich mal eben vor dem Frühstück mit Björn über die Hügel querfeldein zum Leuchtturm, den zu besuchen jannjazz mir ans Herz gelegt hatte. Also sind wir mit der Dämmerung um 7 Uhr morgens los und hatten rasch einen kleinen, wuscheligen Begleiter: den Hund, der entweder auf dem Gelände des Sporthotels lebt oder dort jedenfalls öfter bei den Katzen-Futterplätzen rumhängt. Ich köderte ihn gekonnt mit einem Zimtkeks (jaja, Zucker ist ungesund für Tiere) und er ist tatsächlich mit uns über Stock und Stein. Schnell waren wir weglos unterwegs und es wurde klar, dass das eine lächerliche Idee war, mal eben zum Leuchtturm und zum Frühstück zurück sein zu wollen. Wir konnten auch nicht einfach länger weg bleiben, weil Yvonne auf uns wartete und es zudem der letzte Strandtag war. Der Rückweg dauerte viel länger, weil wir regelrecht klettern mussten und das geht ja herunter viel schwerer als hinauf. Der kleine Hund, den ich "Dubbsie" taufte, kam erstaunlicherweise mit seinen kurzen Beinen sehr gut klar.
Ach, wie immer gäbe es noch viel zu erzählen. Von einem peinlichen Salsa-Einführungskurs, den wir im Hotel mitmachten. Von schicken Jugendlichen, auf deren Trainingsanzügen "Jugend trainiert für Olympia" stand. Von Nachwuchs-Kadertriathleten der DTU. Von Handicap-Schwimmern aus Norwegen. Von Gewichtheberinnen aus Schweden. Vom extrem leckeren Essen im Restaurant des Hotels, zu dem der Liebste uns einlud. Von Wortschöpfungen bei unseren allabendlichen Scrabble-Battles. Von den Büchern, die ich las , den Gedanken, die ich mir machte, den Sehnsüchten, die mich erfüllten und immer wieder vom Meer, das mich jedes Mal aufs Neue fasziniert.
All das würde aber zu weit führen, so dass ich jetzt lieber noch ein paar Bilder poste. Picasa oder so habe ich ja immer noch nicht, steht für 2014 aber auf meiner To-do-Liste.
Übrigens kann ich auch einen erfolgreichen Auslandseinsatz in Sachen bedrohter Bademode melden: Auf Fuerteventura ist mir die Befreiung von drei Strandbikinis aus nicht artgerechter Haltung gelungen.
Drei weitere Exemplare einer kanarischen Marke waren in meiner Größe nicht vorrätig und mussten deshalb gestern Abend von mir im Internet ergattert werden. Ich rechne in der nächsten Woche mit ihrer Ankunft hier bei mir und hoffe, dass ich sie recht bald ins örtliche Freibad ausführen kann.
Soweit erst mal für heute, die Tage kann ich vielleicht auch wieder von ernsthaftem Training berichten.
Herzliche Grüße
J., die traurig ist, dass Divers und ihre Bewerbung für ÖTILLÖ nicht erfolgreich war. Diver ist auch traurig.
PS: Ach ja, die Überschrift... Da habe ich mich verzettelt. Die passt gleich zu den Bildern von den befreiten Bikinis. Ich dachte bei der Überschrift an die ganzen Leute am Strand, die alle in irgendwelchen beknackten Posen für die Kamera verharren, in der Hoffnung, dass das dann auf Facebook voll natürlich und locker rüber kommt. Die Bilder sind hinterher bestimmt ganz hübsch, aber die Entstehung sieht dermaßen beknackt aus...! Ich dachte mir, wie seltsam, dass eine Einrichtung wie Facebook dazu führt, dass Menschen sich heute ganz anders benehmen als früher, bevor es das gab...
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