Meines Wissen waren die Grünen bereits Ende der 90er Jahre in Regierungsverantwortung.
Ich würde eher sagen, die Grünen sind aktuell das erste mal in einer politischen Situation, in der sie tatsächlich etwas bewegen und mitgehalten können.
Und hier weiß ich nicht, ob wir noch Vorbild für andere Länder wären.
Ich höre dieses Argument öfter – wir Deutsche wären Vorbild für andere Länder, die uns nacheifern. Gibt es ein Beispiel für ein Land, welches gespannt auf unseren Weg durch die Klimakrise schaut und uns im Erfolgsfall nacheiferte?
Ich kenne keines. In der EU haben wir ein Klimagesetz, das für alle EU-Länder verbindlich ist. Es schreibt feste CO2-Reduktionsziele vor: Netto-Null-Emissionen bis zum Jahr 2050, danach negative Emissionen.
Kein EU-Land hat die Zeit, erstmal abzuwarten, was er Deutsche Michel so treibt.
Und außerhalb der EU? China will sich bei uns ganz gewiss nichts abschauen, die USA ebenfalls nicht. Afrika? Zwei Drittel der Haushalte dieses Kontinents sind noch nicht einmal an ein Stromnetz angeschlossen.
Der Preis der fossilen Energien hängen von den schwankenden Marktpreisen (Öl, Gas, Kohle...) und dem CO2-Preis ab. Beides kann man für die Zukunft nur schätzen. Kohle bleibt preislich bis zu einem CO2-Preis von 10 Euro je Tonne konkurrenzfähig, Gas bis 100 Euro je Tonne CO2. Im Energiemix sind die Erneuerbaren ab einem CO2-Preis von 50 Euro je Tonne günstiger als die Fossilen.
Zusammengefasst: Der Umstieg auf erneuerbare Energien bringt für die Zukunft billigere Energie als mit fossilen Brennstoffen.
Das sind doch Aussagen, die niemand bestreitet. Es geht darum, daß es viele Zeiten ohne diesen Strom gibt und daß diese Zeiten länger sind als Du schreibst. So findest Du hier die längste Dunkelflauten seit 2012 (Quelle:techforfuture und diese beziehen sich wiederum auf Agora):
3,5 Monate Dunkelflaute vom 26.08.2014 bis 10.12.2014 Agorameter 2 3 4
2,5 Monate Dunkelflaute vom 06.01.2013 bis 23.03.2013 Agorameter 2 3
2,2 Monate Dunkelflaute vom 26.12.2014 bis 01.03.2015 Agorameter 2 3
1,9 Monate Dunkelflaute vom 02.11.2021 bis 30.12.2021 Agorameter 2
1,6 Monate Dunkelflaute vom 29.12.2020 bis 15.02.2021 Agorameter 2
1,5 Monate Dunkelflaute vom 09.11.2012 bis 24.12.2012 Agorameter 2
1,5 Monate Dunkelflaute vom 22.03.2014 bis 06.05.2014 Agorameter 2
1,4 Monate Dunkelflaute vom 08.11.2013 bis 21.12.2013 Agorameter 2
1,2 Monate Dunkelflaute vom 06.01.2017 bis 12.02.2017 Agorameter 2
1,1 Monate Dunkelflaute vom 26.02.2012 bis 29.03.2012 Agorameter 2
1,1 Monate Dunkelflaute vom 04.11.2019 bis 06.12.2019 Agorameter 2
1,0 Monat Dunkelflaute vom 15.01.2012 bis 15.02.2012 Agorameter 2
1,0 Monat Dunkelflaute vom 25.02.2016 bis 27.03.2016 Agorameter 2
1,0 Monat Dunkelflaute vom 16.10.2016 bis 15.11.2016 Agorameter
Dazu kommt, daß es nicht sicher ist, daß wir die Energie überhaupt so erzeugen können. Es gibt zumindest in Bezug auf den Wind Zweifel wie mehrfach gezeigt. Die Veränderung und damit verbundene Vertrocknung der Lee Seite der Windräder ist ein weiteres ignoriertes Thema.
Das Vorhandensein der Speicher ist genauso ungewiss wie die von Dir berechtigt eingebrachten Zweifel zu CO2 Speicherung, H2 Technologien und weiß der Geier.
Du tust aber so als ob diese Unsicherheit nur bei den nicht auf der grünen Agenda liegenden Themen besteht. Diese gilt aber ebenso für die hier propagierten Vorgehensweisen. Und niemand weiß heute, welche Idee oder welcher Mix von Ideen das Rennen macht. Wenn das jemand wüsste, wäre es die gefährdetste Person auf dem Planeten. Jeder wollte dessen Glaskugel haben
Übrigens sind andere Länder nicht so intelligent wie wir. Die setzen deutlich mehr auf Diversifikation. Wahrscheinlich gibt deren Glaskugel andere Antworten. Oder noch wahrscheinlicher, sie glauben nicht an die Glaskugel bzw. agieren prognosenfrei.
Geändert von Genussläufer (17.05.2023 um 09:40 Uhr).
Demnach wäre es vom Spätsommer bis zum 2. Advent 2014 dunkel und windstill in ganz Deutschland gewesen? Den ganzen Herbst kaum ein Lüftchen?
Schwarzfahrer hat doch sehr deutlich geschrieben, was eine Dunkelflaute ist. Die Daten stammen von Agora. Du kannst das nachlesen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich darauf antworten soll.
Du kannst das aber auf der Agora Seite nachspielen. Du hast immer mal wieder eine kurze Phase von Wind, aber dann lange Flauten. In den "guten" Phasen werden die Speicher aber nicht gefüllt. Es geht Stück für Stück bergab. Ist wie beim Übertraining.
Schwarzfahrer hat doch sehr deutlich geschrieben, was eine Dunkelflaute ist. Die Daten stammen von Agora. Du kannst das nachlesen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich darauf antworten soll.
Was im Jahr 2014 eine Dunkelflaute ist, muss im Jahr 2030 keine Dunkelflaute mehr sein. Das ist doch einfach zu verstehen.
Beispiel Photovoltaik: Wenn bei einer Dunkelflaute nur halb so viel Solarstrom erzeugt wie benötigt wird, dann lässt sich das durch eine Verdopplung der installierten Kapazitäten beheben.
Beispiel Windkraft: Hier gilt dasselbe wie oben. Wichtig ist die Nabenhöhe der Windräder. Wenn für ein Windrad auf 75m Höhe flaute ist, kann ein Windrad auf 150m Höhe dennoch ausreichend Strom produzieren.
Ob eine Dunkelflaute vorliegt, hängt also von der Menge und der Qualität der Solar- und Windkraftwerke ab. Das können wir regeln.
Falls dann trotzdem mal der Solar- und Windstrom knapp wird, müssen wir alternative Energiequellen bereit halten, von denen ja schon viel die Rede war. Wasserstoff (Power to Gas in Zeiten überschüssiger Stromproduktion), Biomasse, Wasserkraft, Batterien, Stromimporte und so weiter. Zudem können wir smart unseren Strombedarf regeln.
Alternativen gibt es nicht, außer man will wie Trump oder die AfD aus dem Klimaschutzabkommen aussteigen. Beide haben aus meiner Sicht für sich, dass sie in diesem Punkt wenigstens ehrlich sind.
Was im Jahr 2014 eine Dunkelflaute ist, muss im Jahr 2030 keine Dunkelflaute mehr sein. Das ist doch einfach zu verstehen.
Das ist leider zu einfach.
Zitat:
Beispiel Photovoltaik: Wenn bei einer Dunkelflaute nur halb so viel Solarstrom erzeugt wie benötigt wird, dann lässt sich das durch eine Verdopplung der installierten Kapazitäten beheben.
So einfach ist das leider nicht. Du hast hier sehr großes Potential. Das steht ausser Frage. Wenn es bedeckt ist oder wenn es Nacht ist, funktioniert das aber nicht.
Zitat:
Beispiel Windkraft: Hier gilt dasselbe wie oben. Wichtig ist die Nabenhöhe der Windräder. Wenn für ein Windrad auf 75m Höhe flaute ist, kann ein Windrad auf 150m Höhe dennoch ausreichend Strom produzieren.
Du darfst hier nicht die Problemstellung Norden vs. Süden mit der Allgemeinen Wetterlage vermengen. Bezgl. Nord-/Südgefälle hat das einen Einfluss. Dieser ist aber nicht 1:1. Du weißt als Physiker besser als ich, daß die Energieeffizienz in der dritten Potenz in Beug auf vWind passiert. Jeder kleine Verlust hat hier einen immensen Effekt. Dazu kommt, daß die größere Höhe einen deutlich größeren Abstand der Räder nach sich zieht. Auch das liegt wieder in Deinem Fachgebiet.
Das größte Problem ist hier allerdings, daß der Wind insbesondere in Hochdruckphasen einfach nichts hergibt. Es fehlt die Kinetik Es funktioniert nicht.
Zitat:
Falls dann trotzdem mal der Solar- und Windstrom knapp wird, müssen wir alternative Energiequellen bereit halten, von denen ja schon viel die Rede war. Wasserstoff (Power to Gas in Zeiten überschüssiger Stromproduktion), Biomasse, Wasserkraft, Batterien, Stromimporte und so weiter.
Wasserkraft ist maximal ausgebaut. Biomasse wird an der Tank vs. Teller Debatte scheitern. Und beim Strom können wir einfach auf die Atomkraft der anderen hoffen. Da stimme ich Dir zu.
Zitat:
Alternativen gibt es nicht, außer man will wie Trump oder die AfD aus dem Klimaschutzabkommen aussteigen. Beide haben aus meiner Sicht für sich, dass sie in diesem Punkt wenigstens ehrlich sind.
Ich mag beide aus unterschiedlichen Gründen nicht. Trump hat das übrigens nicht als Privatperson gemacht, sondern als demokratisch legitimierter Vertreter der größten Volkswirtschaft der Welt. Klimaschutzabkommen sind unbedingt notwendig und wichtig. Wenn wir aber sehen, daß wir einen falschen Weg eingeschlagen haben, sollten wir diesen dennoch adjustieren. Mag sein, daß mich diese Meinung allein schon zum Rechtspopulisten macht. Ich sehe unsere Ziel und unseren Weg als nicht umsetzbar an. Und es wäre für mich eine echte Erleichterung, wenn die Regierungsparteien hier Anpassungen vornehmen würden. Wenn man jetzt einen so großen Teil der Bevölkerung in die falschen Arme treibt, haben wir auch nichts gewonnen. Die kriegen es klimaseitig ganz sicher nicht gebacken und über den Rest will ich gar nicht nachdenken.
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Beispiel Windkraft: Hier gilt dasselbe wie oben. Wichtig ist die Nabenhöhe der Windräder. Wenn für ein Windrad auf 75m Höhe flaute ist, kann ein Windrad auf 150m Höhe dennoch ausreichend Strom produzieren.
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Naja, ganz so simpel ist es nicht: wenn auf 75m+/-r nichts kommt, ist auf 150+/-r auch nicht viel los.
Aber was wir nicht vergessen dürfen: die Technologie ändert sich und es gibt immer mehr "low wind class" Anlagen, die auf niedrige Windgeschwindigkeiten optimiert sind. Denn schlussendlich ist für den Eigentümer entscheidend, wieviel Geld er mit der Anlage verdient. Früher war das Ziel, möglichst viele kWh zu erzeugen. Das erreicht man am besten mit möglichst hohen Erträgen bei hohen Windgeschwindigkeiten. Das geht aber auf Kosten der Ausbeute bei niedrigen Windgeschwindigkeiten.
Wenn man nun die Lastkurve auf niedrige Windgeschwindigkeiten optimiert, kann man bei wenig Wind und potentiell höheren Strompreisen mehr produzieren - während bei viel Wind, also wenn alle Anlagen bei voller Last laufen, und niedrigen Preisen etwas weniger produziert wird als physikalisch möglich. Das Ganze ist eine Optimierungsaufgabe, die nicht ganz simpel ist, weil man die genauen Daten des Standorts praktisch mit hoher zeitlicher Auflösung über lange Zeiträume benötigt. Aber gerade bei re-powering liegt genau das vor. Und der Trend bei on-shore geht eben klar zu mehr low-Wind-class Anlagen.
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