Ich stimme zu dass der Mensch auch egoistisch und narzisstisch ist. Die Beurteilung der Frage, ob er zu egoistisch und narzisstisch ist, also ob diese Eigentschaften gegenüber den "guten" Wesensmerkmalen überwiegen, würde ich in der Gesamtbetrachtung auf die Welt allerdings verneinen. Da bin ich zu sehr Optimist und sehe, dass unser Zusammenleben in weiten Teilen doch recht gut funktioniert. Dass bei Betrachtung der Individuen das Verhältnis "guter" und "schlechter" Eigenschaften auch mal (z.T. auch gehörig) aus den Fugen gerät, gehört dazu.
Was wir als gut und als schlecht empfinden, beurteilen wir von einem gedachten "Mittelwert" aus. Beispielsweise ist ein gewisses Maß an Egoismus gut und lebensnotwendig, ebenso ein gewisses Maß an Kooperationsbereitschaft. Aber was darüber hinaus geht, halten wir für schlecht. Diese Mittellage ist das Ergebnis einer genetischen und kulturellen Evolution. Sie hat sich über natürliche Prozesse zwangsläufig herausgebildet.
Ich stimme Dir in Deinen Grundgedanken weitgehend zu. Ein Unterschied besteht zwischen unseren Positionen in den Ursachen, die Du für die Existenz der Liebe siehst. Du hältst sie, wenn ich Dich richtig verstehe, für das Wirken eines Gottes. Ich begreife die Liebe als psychisches, für bewusste Wesen sehr reales Phänomen, das sich im Rahmen der genetischen und kulturellen Evolution entwickelt hat.
Falls Du Gott nicht als Urheber der Liebe siehst, sondern ihn mit der Liebe identifizierst, wäre das ein Gottesbegriff, mit dem ich gut leben könnte. Freilich ohne die zusätzlichen Mystifizierungen der etablierten Religionen.
Ich denke, du gehst auch zu weit, wenn du ständig nach der Wahrheit in der Religion suchst. Vielleicht solltest du mal definieren, was du unter Wahrheit verstehst. Ich vermute, es sind für dich bloß verifizierbare Dinge, Tatsachen?
Das ist ein Missverständnis. Ich sehe mich auf der Seite derer, die definitiv nicht in den Religionen nach Wahrheiten suchen. Ich suche die Wahrheit ebenso wenig in der Theologie wie in der Astrologie.
Ich weiß nicht, was die Wahrheit ist. Woher sollte ich das auch wissen? Ich weiß es ebenso wenig wie Du oder der Papst, bilde es mir aber auch nicht ein. Ich weiß nicht, was wahr ist, doch ich akzeptiere eine Methode, mit der sich herausfinden lässt, was falsch ist.
Ist die Erde der Mittelpunkt des Universums? Nein, denn das Universum hat keinen Mittelpunkt. Flog Mohammed auf einem geflügelten Pferd nach Mekka? Nein, denn es gibt keine geflügelten Pferde. Machte Josua die Stadt Jericho platt? Nein, da hat sich der Autor um ein paar Jahrhunderte vertan. Muss die Welt einen ersten Beweger gehabt haben? Wir wissen es nicht, doch die Sache mit Ursache und Wirkung scheint nicht so einfach zu sein, wie wir dachten.
Man kann freilich jede objektivierende Methode ablehnen oder für unzureichend erklären. Die Wirklichkeit der Welt muss nicht dort enden, wo unsere wissenschaftlichen Methoden enden (wir suchen jedoch seit Jahrhunderten vergeblich nach einem Beispiel dafür). Jedoch: Niemanden kann man leichter täuschen als sich selbst. Deswegen sollte man meiner unmaßgeblichen Meinung nach die eigene Selbsterfahrung nicht für eine Erkenntnis über die tatsächliche Welt halten.
Ich stimme zu dass der Mensch auch egoistisch und narzisstisch ist. Die Beurteilung der Frage, ob er zu egoistisch und narzisstisch ist, also ob diese Eigentschaften gegenüber den "guten" Wesensmerkmalen überwiegen, würde ich in der Gesamtbetrachtung auf die Welt allerdings verneinen. Da bin ich zu sehr Optimist und sehe, dass unser Zusammenleben in weiten Teilen doch recht gut funktioniert. Dass bei Betrachtung der Individuen das Verhältnis "guter" und "schlechter" Eigenschaften auch mal (z.T. auch gehörig) aus den Fugen gerät, gehört dazu.
Ich würde auch schätzen, dass die Menschen zwischen den Polen Narzissmus und Altruismus mehr um den Mittelwert herum einzuordnen wären als an den Polen. Trotzdem haben die Menschen z.B. das Welthungerproblem nicht gelöst und es ist keine Besserung in Sicht, obwohl es ausreichend Ernährungsressourcen und offenbar auch Nächstenliebe gäbe.
Was wir als gut und als schlecht empfinden, beurteilen wir von einem gedachten "Mittelwert" aus. Beispielsweise ist ein gewisses Maß an Egoismus gut und lebensnotwendig, ebenso ein gewisses Maß an Kooperationsbereitschaft. Aber was darüber hinaus geht, halten wir für schlecht. Diese Mittellage ist das Ergebnis einer genetischen und kulturellen Evolution. Sie hat sich über natürliche Prozesse zwangsläufig herausgebildet.
Glaubst du wirklich, dass geht so schnell mit einer genetischen Evolution? Bis vor kurzem wanderten die Menschen in kleinen Gruppen als Jäger und Sammler umher. Man kann sich vorstellen, dass dort ein ausgeprägter Egoismus katastrophale Folgen für die Gruppe hätte. Erst mit dem Seßhaftwerden und später dem Anreichern von Gütern, so wie wir es heute kennen, bringt ein ausgeprägter Egoismus handfeste Vorteile. So schnell ändern sich unsere Gene nicht. Ich glaube nicht an einen Mittelwert, sondern das komplette Spektrum. Auch heute essen Menschen noch Menschen, wenn es sein muss. Die Religion kann in dem Spektrum durchaus mäßigend einwirken.
Kaum etwas lässt sich für eigene Zwecke so schön missbrauchen wie Religionen.
Fragst Du Dich auch, warum die Religionen hier einen Spitzenrang einnehmen, dicht gefolgt von Ideologien wie Nationalismus, Rassismus und wo weiter? Mich würde interessieren, welchen tieferen Grund Du dafür siehst.
Fragst Du Dich auch, warum die Religionen hier einen Spitzenrang einnehmen, .... ? Mich würde interessieren, welchen tieferen Grund Du dafür siehst.
Weil Religionen entwicklungsgeschichtlich maßgeblicher Träger kultureller Entwicklung waren und teilweise noch immer sind. Entwicklung und Ausdifferenzierung der Religionen war also auch Entwicklung und Ausdifferenzierung der Kulturen.
An den entsprechenden Funktionen und Dysfunktionen (von Religion und Kultur) haben sich dann auch entsprechende unterschiedliche Interessen festgemacht, die gerne aus der jeweiligen Perspektive versuchen, religiöse Inhalte zu instrumentalisieren.
Das ist auch heute noch so und damit haben wir Religionen und deren Sub-Religionen eben als Treiber und Projektionsfläche für Interessen.
Diese Mittellage ist das Ergebnis einer genetischen und kulturellen Evolution. Sie hat sich über natürliche Prozesse zwangsläufig herausgebildet.
Zitat:
Zitat von keko#
Glaubst du wirklich, dass geht so schnell mit einer genetischen Evolution? ... So schnell ändern sich unsere Gene nicht.
Ich sprach deshalb von einer genetischen und kulturellen Evolution.
Zitat:
Zitat von keko#
Ich glaube nicht an einen Mittelwert, sondern das komplette Spektrum. Auch heute essen Menschen noch Menschen, wenn es sein muss. Die Religion kann in dem Spektrum durchaus mäßigend einwirken.
Natürlich existieren heute altruistische und egoistische Verhaltensweisen gleichermaßen. Es bildete sich jedoch ein gedanklich zu verstehender Mittelwert, im Sinne eines durchschnittlichen Verhaltens. Er ist das Ergebnis einer genetischen und kulturellen Entwicklung und bestimmt heute unsere moralischen Bewertungen mit.
Sicher können auch die Religionen die kulturelle Entwicklung beeinflussen, neben vielen anderen Einflüssen. qbz deutet sie immer wieder an, auch merz hat davon gesprochen. Ob das vorwiegend zum Guten ist, darüber kann man streiten. Die meisten Menschen, die ich persönlich kenne, würden nicht gerne in einem Land oder einer Zeit leben, in denen die Religionen große weltliche Macht haben. Das moderne Europa hat sich recht mühsam daraus befreit, und die meisten* halten das wohl für einen Fortschritt.
*unbelegte Behauptung aufgrund persönlicher Erfahrung.
Fragst Du Dich auch, warum die Religionen hier einen Spitzenrang einnehmen, dicht gefolgt von Ideologien wie Nationalismus, Rassismus und wo weiter? Mich würde interessieren, welchen tieferen Grund Du dafür siehst.
Das muss ich micht nicht fragen.... das liegt in der Natur der Sache. Religionen beschäftigen sich mit Dingen, die nicht so richtig greifbar sind. Ein Paradies für Manipulationen
An einem math. Ausdruck oder physik. Formel kann man halt nichts rütteln.