Es gibt so Tage, da hat man das Gefühl, die sind schon gebraucht und abends weiß man immer noch nicht, ob man jetzt in 'ne Pechsträhne geraten ist, oder ob man nicht vielmehr dankbar sein sollte, dass nix schlimmeres passiert ist.
Der letzte Donnerstag war so ein Tag und zumindest jetzt, nach drei Tagen gewonnenen Abstand (und natürlich auch unter dem Eindruck eines für meine Verhältnisse gestern fast perfekt gelaufenen Wettkampfes in Erding) überwiegt rückblickend das Gefühl, nochmal Riesenglück gehabt zu haben...
Aber der Reihe nach:
Donnerstag. Der letzte Tag mit hartem Training vor dem Stadttriathlon in Erding (=letzter Wettkampftest vor dem Saisonhöhepunkt in Frankfurt), nebenbei muss auch noch ein normaler Arbeitstag bewältigt werden.
Ich will frühmorgens mit dem Wettkampfrad zur Arbeit radeln, um mich nochmal an die Zeitfahrposition zu gewöhnen, schiebe das Rad aus der Garage, wie an unzähligen Werktagen zuvor, rolle mit Heike, die ich ein STück auf ihrem Arbeitsweg begleiten will locker zur Hauptstraße und fange an im Wiegetritt zu beschleunigen, 20 km/h, 30 km/h, 35 km/h...und greife plötzlich links ins Leere, komme ins Schlingern und kann aber einen Sturz so gerade noch vermeiden. Immerhin funktioniert ja die linke Bremse noch und es gibt auch gerade kein Auto, das mich wie ich so auf der Fahrbahn rumtaumel überholen will
Da wo vorher der rechte Lenkerholm des Cinelli-Angel-Lenkers am Vorbau angelötet war, klafft mich plötzlich das Innere des Tragflächenprofils an!!
Jetzt fahre ich seit über 30 Jahren Fahrrad, dachte, ich hätte schon fast jeden Defekt erlebt (unzählige Plattfüße, ausgerissene Schaltaugen, ausgenudelte Lager, auch schon mal ein im Sitzrohr gebrochener Rahmen, ausgerissene Sattel- und Vorbauklemmschrauben, durchgebremste Felgen, gerissene Ketten usw.) aber einen gebrochenen Lenker hatte ich noch nie, nicht mal bei den 5-Euro-Lenkern, die ich früher schon gelegentlich verbaut hatte und jetzt bricht ohne Sturz, im normalen Fahrbetrieb) ausgerechnet der teuerste Lenker, den ich im ganzen Fuhrpark im Einsatz habe!?
Für den Abend hatte ich noch eine längere Radausfahrt geplant (und später auch, aber mit dem Trainingsrad, schließlich gemacht), u. a. auch mit dem Maserer-Pass auf dessen von Felswänden flankierter Abfahrt man durchaus 80 km/h fährt--nicht auszudenken wie das ausgegangen wäre, wenn erst dort bei einer Bodenwelle das Material versagt hätte...
Den Samstagvormittag verbrachte ich dann ungewollt und ungeplant in der Garage, im Bemühen mein Zeitfahrrad mit einem von Heike wegen Rückenbeschwerden abgelegten Ersatzlenker wieder fahrfähig zu bekommen. Nichts was man einen Tag vor einem wichtigen Wettkampf und zwei Wochen vor einem Ironman wirklich gerne macht.
Immerhin: das geänderte Material hat gestern glücklicherweise gehalten und seine Feuertaufe bestanden. Der Radsplit war in Erding mein bester seit zwei Jahren, vielleicht noch Dank des Rest-Adrenalins vom vorangeganenen Donnerstag in den Beinen, so dass ich jetzt diesen Thread mit dem gewonnenen Abstand deutlich gelassener eröffne, als dies am Donnerstag noch möglich gewesen wäre.
Was würdet ihr jetzt an meiner Stelle tun? Garantie hat der etwa 5-6 Jahre alte Lenker natürlich keine mehr, aber von meinem Rechtsgefühl her würde ich sagen, dass ein so sicherheitsrelevantes Bauteil wie ein Lenker unfallfrei auch nach fünf, zehn oder zwanzig Jahren nicht brechen darf, wenn nicht schwerwiegende Konstruktions- oder Verarbeitungsfehler begonnen worden sind.
Würdet ihr euch an den Importeur Cinelli Deutschland wenden oder unmittelbar an den Hersteller in Italien?