was denkt Ihr über das Rennen der Profi-Männer von gestern?
Ich werd mal den Anfang machen:
Die Amerikaner reden gerne von "Key Faktor", deswegen werd ich das Pferd mal von dieser Seite aus satteln:
Key Factor 1: Craig Alexander, der war aber eigentlich keiner. Der zweifache souveräne Hawaiichamp der letzten beiden Jahre verlor auf der Radstrecke immer weiter an Boden, sodass ihm auch ein 2:41er Marathon nichts mehr half. Interessant wäre es zu erfahren ob er auf dem Rad nicht schneller konnte oder wirklich der Meinung war auf Spitzenläufer wie Macca oder Raelert so viel Zeit gutzumachen?
Key Factor 2: Das Wetter: Auch hier war es eigentlich keiner, wenig Wind und die normale Hitze, beim Radfahren gab es trotzdem ordentliche Abstände
Key Factor 3: Welche Karte spielt Andreas Raelert? Viel diskutiert wurde im Vorfeld darüber ob Raelert auf dem Rad so schnell fährt wie in Frankfurt oder ob er auf seine Laufstärke setzt. Er hat wohl zurecht auf seine Laufstärke gesetzt und auch wohl mit Absicht Macca auf den letzten Radkilometern fahren lassen. Wie wir alle dacht er wohl auch dass er 2 Minuten auf Macca rauslaufen kann.
Im Prinzip ist das Rennen beim Schwimmen so verlaufen wie alle es erwartet hatten, und auch das Radfahren hatte (bis auf Craig A.) keinen besonderen Verlauf zu bieten, vielleicht bis auf die Tatsache das Chris Lieto nicht ganz so viel Vorsprung auf die Laufstrecke mitnahm wie erwartet und von ihm erhofft, von seiner Ankündigung einer weiteren Steigerung beim Marathon war dann aber nichts zu sehen.
Timo Bracht hat wohl auf dem Rad (viertschnellste Radzeit) zu viel Körner verschossen und litt wieder unter seiner Schwimmschwäche.
Die anderen Deutschen waren im Rahmen Ihrer Möglichkeiten, sowohl Twelsiek als auch Al-Sultan kamen auf den exakt gleichen Plätzen wie letztes Jahr ein und Andi Böcherer zeigte einen starken Radpart, den Marathon muss er dann aber wohl eher gelaufen als gerannt sein.
Fazit:
Aus deutscher Sicht ist es natürlich schade das Andreas Raelert das Ding nicht nach Hause gebracht hat, aber gegen Macca hätte wohl an diesem Tag kaum jemand eine Chance gehabt. Außerdem sah der Plan der Raelerts einen Sieg sowieso erst 2011 oder 2012 vor, also alles im Lot, vor allem weil er sich auch absolut nichts vorwerfen lassen muss, im Prnizip hat er alles richtig gemacht, es war halt nur einer noch stärker.
Was hat uns das Rennen noch gezeigt:
Die Tage von Normann Stadler sind vorbei, er kann ganz vorne nicht mehr mithalten.
Timo Bracht scheint auch nicht für eine absolute Top-Platzierung auf Hawaii gemacht, er kann nach einem schlechten Schwimmen und dem dementsprechend harten Radfahren seine Laufstärke hier nicht mehr ausspielen.
Insgesamt wars ein Hammer-Rennen, die Abstände werden immer kleiner und der Kreis der Top-Leute immer größer.
Auf ein spannendes Rennen in 2011!
Und bevor hier die Frauen wieder meckern: Aus deutscher Sicht war das Frauenrennen bei den Profis (zumindest in der Spitze) schlicht nicht existent, deswegen hab ich es mir gespart.
Ich denke Raelert hätte gewinnen können, aber Macca wollte es einfach mehr. Er war konzentrierter und fokussierter und hat auch mit kleinen Tricks gearbeitet.
Kann gut sein, dass Andreas sich jetzt verzockt hat. So schrecklich viele Gelegenheiten gibt es nicht auf Hawaii zu gewinnen. Nächstes Jahr gibts wieder neue Gegner und man muss erstmal bis km30 auf der Laufstrecke kommen - und dann auch in Führung liegen.
Kann mich noch gut an Rainer Müller erinnern, der auch mal die Chance hatte. 1995 wurde er 3. bei seinem ersten Start und er dachte er könnte im nächsten Jahr ganz vorn mitspielen. Danach kamen aber nur noch DNFs.
Sehe das ähnlich wie Mauna Kea es hätte doch keiner von uns gedacht, dass Macca mitlaufen kann als Raelert rangekommen ist. Aber der war gut wohl auf diese Situation besser vorbereitet und hat das Ding beeindruckend gezogen.
Wir reden immer davon, dass man nicht so viele Ironman auf Top-Niveau leisten kann, deshalb sehe ich die angedeutete Konsequenz für eine weitere Steigerung von Andi Raelert nicht. So oft hat man die Chance nicht. Er hat meines Erachtens in den Interviews die Niederlage oder den zweiten Platz viel zu leicht abgehakt.
Michael Raelert hat mal gesagt das Andreas im beigebracht hat das man nicht immer gut sein kann und das man seinen Saisonhöhepunkt genau bestimmen musst. Vielleicht hat sich Andreas zu stark auf Frankfurt Konzentriert. Oder war in Frankfurt zumindest stärker. Vielleicht hat er sich da etwas verkalkuliert.
Ich finde es verrückt das Chris Mccormack gewonnen hat. es gab viele anzeichnen dafür, aber zugetraut habe ich es ihm nicht.
... aber gegen Macca hätte wohl an diesem Tag kaum jemand eine Chance gehabt.
Wieso "hätte"?
Der wurde gestern Weltmeister und die andern waren auch nicht zum Nasenbohren auf der Insel...
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Erinnerst du dich an die Zeit vorm Internet, als wir dachten, die Ursache für Dummheit wäre der fehlende Zugang zu Informationen? DAS war es jedenfalls nicht!
Wir reden immer davon, dass man nicht so viele Ironman auf Top-Niveau leisten kann, deshalb sehe ich die angedeutete Konsequenz für eine weitere Steigerung von Andi Raelert nicht. So oft hat man die Chance nicht. Er hat meines Erachtens in den Interviews die Niederlage oder den zweiten Platz viel zu leicht abgehakt.
Ich habe keine Steigerung angedeutet, ich meinte eigentlich dass Raelerts Leistung normalerweise für einen Sieg reichen sollte, gestern war Macca aber eben stärker. Dass Raelert nicht mehr unendlich viele Chancen auf Hawaii bekommen wird (ist ja auch nicht mehr der Jüngste) da sind wir uns denk ich alle einig.