also plädierst du für eine Abschaffung der WADA-Kontrollen und der Labore und würdest das Ganze besser in den Händen von Polizei und Staatsanwaltschaft sehen?
Es gibt ja bereits die Schwerpunktstaatsanwaltschaften im Bereich Doping. Ich plädiere diesbezüglich für gar nichts – das überlasse ich gerne Personen, die sich weit besser als ich damit auskennen.
Hier die Leistungsentwicklung beim 10.000m-Lauf der Männer.
Blau: Weltbestzeit, Rot: Durchschnitt der besten 20 Zeiten eines Jahres.
Was sehen wir ab dem Jahr 1992?
[ ] Einsatz besserer Trainingsmethoden
[ ] Höheres Aufkommen von Fördergeldern
[ ] Siege für das eigene Land werden Ehrensache
[ ] EPO
Was sehen wir ab dem Jahr 2000?
[ ] Einsatz falscher Trainingsmethoden
[ ] Versiegen von Fördergeldern
[ ] Siege für das eigene Land sind den Sportlern egal
[ ] EPO ist nachweisbar
ein korruptes RUSADA-Labor, das Proben verschwinden lässt (in Verbindung mit Funktionären und Trainern, die das wissen und ihren Sportlern kommunizieren) senkt ganz massiv die Opportunitätskosten von Doping mit der Folge nahezu flächendeckenden Doping-Missbrauchs.
Eine ähnliche Situation bestand in den 90ern über fast ein Jahrzehnt hinweg, als es zwar Epo gab, aber keinen zugelassenen Test um Epo-Missbrauch nachzuweisen und im nahezu direkten Anschluss daran bis zur Etablierung von Blutpässen die Problematik mit Eigenblutdoping, das zwar aufwändig aber mehrere Jahre lang auch nicht rechtssicher nachweisbar war.
Das sind sicher ordentliche Beispiele für die (auch von mir geteilte These der Opportunitätskosten), aber es ist kein Nachweis der These im engeren Sinn. Es müsste dann ja auch Belege für das Gegenteil geben und da sind wir wieder im eher spekulativen Raum.
Entlang meines Glaubenssatzes der Opportunitätskosten ist ein Schritt in die richtige Richtung sicher die drastische Erhöhung der Sperren (lebenslang bei einmaligem Verstoß) und vor allem auch (wie in Frankreich) tatsächlich strafrechtlich relevante Folgen mit dem damit einhergehenden Reputationsverlust. Besonders hart treffen würde Sportler die komplette Rückzahlung, ggf. noch Schadenersatzzahlungen, von Sponsorengeldern.
Wie wir es drehen und wenden, es ist eine sehr unbefriedigende Situation: Generalverdacht ist ebenso blöd, wie Wegschauen und Schönreden.
Ich denke es liegt daran, das wir ein wirklich systemisches Problem haben, in dem alle Beteiligten von der Nicht-Änderung bzw. vom "weiter so" profitieren: Sportler und Trainer können mit Doping bessere Ergebnisse erzielen und sich damit auch existentiell besser stellen, die Verbände und jeweiligen Nation haben vorzeigbare Erfolge, die Sponsoren gewinnen Emotionen für Ihre Produkte und Dienstleistungen, die Veranstalter haben Attraktionen, Zuschauer und TV Gelder für ihre Events, TV und Internet hat Traffic und Einschaltquoten - und wir Zuschauer haben Thrill und sind stolz auf unsere Helden.
Solange jeder deutlich mehr profitiert, als er riskiert, wird das (leider) immer so weiter gehen.
..... und wir Zuschauer haben Thrill und sind stolz auf unsere Helden.
.
Ich nicht !
Ich habe und verspüre keinen Thrill und viel weniger spannende Momente ( als das einmal war) wenn ich mir Sport im TV ansehe. Als mich die Hintergründe und der ganze Beschiss der Sportler und Funktionäre noch nicht interessierte, war es definitiv spannender.
Helden ?
Wenn sich mein Held ( wenn ich je einen gehabt hätte) immer öfter als Luftpumpe rausstellt, brauche ich doch keine Helden.
Dieses Heldenfunkeln kotzt mich schon immer an. Da springt einer über eine 2,45m hoch hängende Latte und kann sich vielleicht nicht mal selbst Kaffee kochen .
Mein Motto lautet daher immer: Jeder kann etwas anderes gut. Und so sehe ich das ganze Spektakel. Anerkennung ja - aber Heldenhype - No Way.
Ich habe und verspüre keinen Thrill und viel weniger spannende Momente ( als das einmal war) wenn ich mir Sport im TV ansehe. Als mich die Hintergründe und der ganze Beschiss der Sportler und Funktionäre noch nicht interessierte, war es definitiv spannender.
Helden ?
Wenn sich mein Held ( wenn ich je einen gehabt hätte) immer öfter als Luftpumpe rausstellt, brauche ich doch keine Helden.
Dieses Heldenfunkeln kotzt mich schon immer an. Da springt einer über eine 2,45m hoch hängende Latte und kann sich vielleicht nicht mal selbst Kaffee kochen .
Mein Motto lautet daher immer: Jeder kann etwas anderes gut. Und so sehe ich das ganze Spektakel. Anerkennung ja - aber Heldenhype - No Way.
Das sind jetzt auch 2 ausgewählte Beispiele von potenziellem Zuschauernutzen, die sicher nicht alle, aber doch viele haben werden. Und es wird weiteren Nutzen auf Zuschauerseite geben: Sich aufregen können, sich ablenken können, inspirieren lassen, etc.
Egal was genau, so lange eine große Zahl, aufgrund welchem Nutzen auch immer, einschaltet, wird gesendet. Und wenn gesendet wird, wird Geld fließen, etc. Und damit bleibt das System stabil.
Das m.E. immer noch beste und spannende Buch, welches die Strukturen und die verschiedenen Interessenslagen umfassend darlegt ist:
Doping im Hochleistungssport: Anpassung durch Abweichung (edition suhrkamp) Taschenbuch – 22. August 1995 von Karl-Heinrich Bette (Autor), Uwe Schimank (Autor).
Es hat sich seither nichts Grundsätzliches geändert, denn es haben einfach zu viele Nutznießer ein Interesse daran, daß sich NICHTS ändert. Da gehören wir im übrigen als Zuschauer auch dazu. Die dopenden Sportler sind da noch letzten in der Nahrungskette.
Immer noch sehr spannend, aber leider völlig desillusionierend.
Gruß vom
Nabenschalter
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Jeder Mensch hat das Recht, seinen Körper so zugrunde zu richten, wie er das für richtig hält!
Wie wir es drehen und wenden, es ist eine sehr unbefriedigende Situation: Generalverdacht ist ebenso blöd, wie Wegschauen und Schönreden.
[..] und wir Zuschauer haben Thrill und sind stolz auf unsere Helden.
Ich bin bei solchen Themen eigentlich lieber passiver Mitleser und schaue mir die einzelnen Meinungen an (und behalte meine zumindest online für mich ).
Aber das (gekürzte) Zitat oben zeigt die für mich größten Hauptprobleme, die Doping mit sich gebracht hat:
- Generalverdacht
- fehlender (!) Zuschauerthrill
Ich kann keinerlei Radsport, Olympia oder sonstwas anschauen, weil ich mir grundsätzlich sicher bin, dass die Hälfte der Teilnehmer voll mit illegalen Mitteln ist. Das ist einfach frustrierend.
Und wenn ich das mit früher vergleiche, als Ullrich noch an der Tour teilnahm und ich naiver war - da habe ich mitgefiebert, da hatte ich meinen Thrill. Jetzt langweilt mich das alles. Das ist das was ich am meisten am Doping verabscheue. Neben der Vorstellung, dass ich bei eigenen Wettkämpfen zusammen mit Gedopten starte. Sowas macht mir meinen Wettkampf ebenfalls kaputt...