Größtes Problem des Alten Testamentes ist die philologisch unzureichende bis unmögliche Übersetzung aus dem Hebräischen ... Haarsträubend oft genug auch das Neue Testament ...
Bei der Sache mit Ehebruch: Mt5,27-29 spricht die Vulgata noch von "mulier", einer verheirateten Ehefrau. Diese Differenzierung war in der griechischen Sprache nicht vorhanden (wobei sich meiner Kenntnis momentan entzieht, welche Sprache hier verwendet wurde, da aramäische Begriffe im Matthäusevangelium in der Tat häufig verwendet werden.) Die Übersetzung ins Lateinische war hier faktisch näher an der Wahrheit, da verheiratete Frauen zur damaligen Zeit verschleiert gingen, während ledige Frauen (die noch zu "haben" waren) unverschleiert in die Öffentlichkeit traten. Von so her schaut die Interpretation dieser Stelle schon anders aus: wenn ich einer verheirateten Frau hinterhergaffe, dann ist der Ehebruch vollzogen ....
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Zähne zusammenbeißen und die Brocken runterschlucken!
Geändert von neo (12.09.2016 um 14:57 Uhr).
Grund: waaah , Fingerkrebs
keko# erklärt die ins psychopathische abrutschende Empfehlung der Bibel, sich notfalls besser selbst zu verstümmeln, als einen Ausdruck des damaligen Zeitgeists.
Wenn Du es mit dem Wörtlichnehmen ganz genau nimmst, dann heißt es "wenn das rechte Auge Dich straucheln macht." .... Wie soll ein Auge jemanden "straucheln machen", wo doch alle Welt weiß, daß man mit Beinen und Füßen läuft ...
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Zähne zusammenbeißen und die Brocken runterschlucken!
Die Bibel hat jedoch den gegenteiligen Anspruch: Ein vom Zeitgeist unabhängiger moralischer Kompass zu sein. Daran muss sie sich messen lassen.
So ist es jeder Zeit aufgegeben eine sinnvolle Interpretation zu erarbeiten (was ein hartes Brot ist, zugegeben). Es ist jedoch keine Bedienungsanleitung: Wie programmiere ich mir ein gutes Leben ...
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Zähne zusammenbeißen und die Brocken runterschlucken!
Ich verstehe das nicht. Bei der Wissenschaft stimmst du ein, dass vieles sich womöglich als Unsinn erweist, was man heute als gegeben annimmt. Bei der Bibel legst du jedes Wort auf die Waagschale. Mache ich mich über die Wissenschaft lustig, die annahm, dass man hinten runterkippt, wenn man zu weit auf´s Meer fährt?
In der Wissenschaft gibt es kein heiliges Buch, und kein Wissenschaftler behauptet, seine Erkenntnisse seien das Wort Gottes. In der Wissenschaft arbeitet man mit jederzeit anfechtbare Hypothesen, in den Religionen mit fest stehende Dogmen.
Für mich ist es vollkommen in Ordnung, sich über wissenschaftliche Irrtümer lustig zu machen. Manche waren wirklich grotesk, wieder andere sehr witzig. Es gibt auch äußerst interessante und intelligente Irrtümer, die sich als sehr hilfreich erwiesen haben, um die (immer nur vorläufige) Wahrheit zu finden.
Wenn ich glauben würde, ich sei mit dem Schöpfer der Welt in persönlichem Kontakt, und dabei habe er mir offenbart, dass morgen die Welt unterginge. Angenommen, sie geht nicht unter: Habe ich mich dann geirrt im gleichen Sinne, wie Kepler, Newton und Einstein sich irrten? Ich sehe da einen Unterschied.
Zitat:
Zitat von keko#
Ganz davon abgesehen wurde auch schon angeblich wissenschaftlich Fundiertes hergenommen, um Menschen abzuschlachten. Du bist einfach nicht unvoreingenommen.
Im Namen der Wissenschaft ist noch niemand in den Krieg gezogen, im Namen einer Religion andauernd.
Im Namen der Wissenschaft ist noch niemand in den Krieg gezogen, im Namen einer Religion andauernd.
Dem Satz muß ich entschieden widersprechen. Bis in die Frühe Neuzeit hinein, eigentlich bis zum Ende des 30jährigen Krieges kannst du Politik, Religion und Wissenschaft nicht voneinander trennen ...
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Zähne zusammenbeißen und die Brocken runterschlucken!
Dem Satz muß ich entschieden widersprechen. Bis in die Frühe Neuzeit hinein, eigentlich bis zum Ende des 30jährigen Krieges kannst du Politik, Religion und Wissenschaft nicht voneinander trennen ...
Nehmen wir als Beispiel die Hexenverbrennung. Der religiöse Anteil sollte dabei klar sein. Der "wissenschaftliche" Teil bestand in der Entwicklung von Verfahren, Hexen als solche zu identifizieren.
Zum politischen Teil: Wurde ein als Hexe diffamierter Mensch verbrannt, teilte man anschließend seinen Besitz auf. Ein Teil ging an die Kirche, an Teil an die Stadt oder Gemeinde, ein Teil an den Denunzianten. Besonders raffiniert war dabei, dass noch bis zu 100 Jahre nach dem Tod eines Menschen dieser der Hexerei bezichtigt und post mortem verurteilt werden konnte. Dadurch verloren die Nachkommen ihr Erbe, das wie oben beschrieben aufgeteilt wurde.
Aus diesem Grund haben besonders wohlhabende Personen stets von vornherein der Kirche einen großen Teil des Vermögens und Grundbesitzes testamentarisch vermacht. Durch diesen Trick wurde verhindert, dass die Nachkommen später ihres Erbes beraubt wurden. Denn die Kirche hatte für lange Zeit das letzte Wort, ob jemand verurteilt wurde oder nicht – keineswegs immer offiziell, aber der Inquisition begegnete man an besten mit vorauseilendem Gehorsam. Falls sich jemand fragt, wie die Kirche, die eigentlich arm sein sollte und nichts Nennswertes produziert, an weite Ländereien und beste Grundstücke kam, findet hier einen Teil der Antwort.
Sicher kann man hier von einer gleichzeitigen Beteiligung von Religion, weltlicher Macht und Wissenschaft sprechen. Doch es war eine religiös dominierte weltliche Macht, und eine religiös beeinflusste Wissenschaft. Man denke nur an Giordano Bruno, der aufgrund abweichender Meinung über die Sterne am Himmel (er behauptete ganz richtig, es seien Sonnen wie die unsere) im Jahr 1600 bei lebendigem Leibe verbrannt wurde. Eine freie Wissenschaft entwickelte sich erst, nachdem der Einfluss der Kirche zurückgedrängt werden konnte.
Im Namen der Wissenschaft ist noch niemand in den Krieg gezogen, im Namen einer Religion andauernd.
Du siehst das zu oberflächlich. Religion ist oft nur der Vorwand.
Ich meinte z.B. die sogenannte Rassenlehre, an der Wisschenschaftler beteiligt waren. Dort wurde ebenso unter dem Deckmantel einer vermeintlichen Wissenschaft Töten bzw. minderwertiges Leben gerechtfertigt. Genauso wird auch die Religion oft missbraucht, um die üblichen Ziele (Macht+Geld) zu erreichen. Und wer entwickelt unvorstellbar grausame Waffen, wie z.b. biologische? Wissenschaftler oder Theologen? Ob eine Welt mit lauter Atheisten besser wäre, müsste noch bewiesen werden.
Du siehst das zu oberflächlich... Genauso wird auch die Religion oft missbraucht, um die üblichen Ziele (Macht+Geld) zu erreichen.
Mag sein, aber ich bin der Meinung, dass die Oberflächlichkeit hier eher auf Deiner Seite liegt – wenn wir uns schon mit solchen Zuweisungen beglücken wollen. Denn die Religion ist ihrerseits bereits der Missbrauch einer tieferliegenden Eigenschaft der Menschen.
Er drückt sich aus in der Forderung an die Glaubenden, unbedingten Glaubensgehorsam zu pflegen, allen Gegenargumenten zum Trotz. Ganz gleich, welcher Stuss zum Glaubensinhalt erhoben wird, ganz gleich wie erdrückend alle Gegenbeweise und fatal alle Folgen auch sein mögen. Der Gläubige darf nicht wanken.
Menschen sind zum fiktiven Denken fähig, und die Religionen entwickeln sich auf diesem Nährboden und missbrauchen ihn. Nur der Mensch bringt es fertig, sein Hab und Gut hinzugeben, für das Versprechen ewigen Lebens im Jenseits. Ein Feld von vielen, das von verschiedenen Religionen erfolgreich bewirtschaftet wird. Du sagst, dass sei ein Missbrauch der Religion, doch es sind die Religionen selbst, die hier missbrauchen.
Deine Gleichsetzungen von Vernunft und Glaube sind irreführend. Wenn Johannes Kepler die Bahn eines Planeten vorausberechnete, und dabei irrte, dann ist das etwas ganz anderes, als Nostradamus behauptete, in die Zukunft zu sehen; oder wenn ein religiöser Spinner das nahe Ende der Welt verkündet. Oder jemand behauptet, der Name eines bestimmten Engels sei Michael. Das weißt Du doch genauso wie allen anderen hier.
Falls Du tatsächlich davon überzeugt wärst, dass der Pfarrer Deines Wohnortes in Kontakt stünde mit dem Schöpfer des Universums, würdest Du Deine Zeit nicht im Forum, sondern in dieser Kirche verbringen (no offense). Die wäre außerdem rappelvoll besetzt bis auf den letzten Platz, es stünden TV-Übertragungswagen aus der ganzen Welt davor, und hunderte Wissenschaftler würden in Containern rund um diese Kirche Tag und Nacht arbeiten. Man stelle sich vor! Der Schöpfer der Welt!
Nichts davon ist freilich der Fall, und wenn man ganz ehrlich ist, ist die Kirche in Deiner Gemeinde einer der ruhigsten Orte dort.