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Zitat von Trimichi
Was bleibt denn, wenn wir die Narrative löschen? Fange ich mal so an.
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Wie ist das beispielsweise mit dem Narrativ des Nationalsozialismus und der Idee einer Herrenrasse? Diese haben wir gestrichen. Ein Schaden ist dadurch sicherlich nicht entstanden.
Ersetzt haben wir sie durch andere Narrative, die ihre Nützlichkeit beweisen mussten und bewiesen haben. Arne hat das mehrfach anhand der Menschenrechte dargelegt.
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Zitat von Trimichi
Hat nach dem alten Paradogma, wenn man so möchte, der liebe Herrgott alles Leben geschaffen ("donum vitae") und nimmt auch der liebe Herrgott das Leben wieder ("Asche zu Asche, Staub zu Staub")...
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Ein klassischer Fehlschluss. Nehmen wir an, die Prämisse wäre korrekt, Gott habe alles Leben geschaffen. (Das ist eine Einladung an die christlichen Leser, dem Argument zu folgen. Natürlich wissen wir, dass Gott das Leben nicht geschaffen hat, und schon gar nicht alles Leben.) Hier ist der Punkt: Woraus folgt zwingend, dass ein Gott, der das Leben geschaffen hat, auch darüber bestimmen darf, wann es endet?
Ebenso könnte man argumentieren, dass Eltern, die das Leben ihrer Kinder geschaffen haben, dieses auch jederzeit beenden dürften. Das ist aber nicht der Fall. Sondern wir gestehen dem Leben, sobald es selbständig gelebt werden kann, eben diese Selbständigkeit zu. (Siehe Sklaverei.)
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Zitat von Trimichi
woher kommen unsere moralischen Maßstäbe?
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Sie kommen aus vernünftigem Nachdenken; aus der Freiheit, sie beim Erkennen einer besseren Moral entsprechend zu ändern; aus der Pflicht, sie nachvollziehbar und prüfbar zu begründen; und durch Versuch und Irrtum. Zudem müssen die Betroffenen an der Entscheidung beteiligt werden.
Dass die Kirchen und generell das Christentum vor allem an moralischen Maßstäben scheitern, hat seinen Grund in den soeben genannten Kriterien. Irrtümer werden nicht erkannt, nicht zugegeben, und nicht korrigiert. Widersprüche werden nicht beseitigt, sondern als eine "Prüfung der Glaubensstärke" glorifiziert — ein Witz! Zudem bestimmt eine weltfremde Kaste alter Männer mit mangelhafter Bildung. Wenn wir eins daraus gelernt haben, dann dass es auf diese Weise nicht funktioniert.
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Zitat von Trimichi
Wissenschaft alleine liefert keine Orientierung.
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Doch. Eine Orientierung bedeutet nicht, genau vorzuschreiben, was zu tun und zu lassen wäre. Sondern es bedeutet einen Kompass, in welche Richtung man sich bewegen müsste, um ein Ziel zu erreichen. Dasselbe behaupten die Christen über ihr Christentum. ("Was würde Jesus tun?")
Wissenschaft liefert jedoch (anders als das Christentum) eine Prüfmöglichkeit, ob die Prämissen und Ergebnisse überhaupt stimmen. Sie gibt nicht das Ziel vor, aber sie sagt uns, ob wir von korrekten Voraussetzungen ausgehen und ob wir unsere Ziele tatsächlich erreichen. Ein Beispiel: Das Christentum behauptet die Geringstellung der Frauen, ohne einen Beleg zu liefern. Nach ca. zweitausend Jahren kommen nun die ersten Christen darauf, dass diese Behauptung womöglich falsch sein könnte. Die Wissenschaft kann das innerhalb kürzester Zeit untersuchen, prüfbar belegen und verwerfen. Deswegen ist es der bessere Kompass.
Es sind gerade auch die menschlichen und gesellschaftlichen Irrtümer, die durch die Wissenschaft hätten beseitigt werden können. Es waren die Religionen, die sie gefördert und betoniert haben.
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Zitat von Trimichi
Eine Durchdigitalisierung des Menschen oder eine Verrationalisierung des Menschen kann ich nicht gut heißen.
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Hat ja auch niemand gefordert. Zudem weiß niemand, was eine Digitalisierung des Menschen überhaupt sein soll.
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Zitat von Trimichi
Worin unterscheiden sich Religion und politischer Wissenschaftsglaube?
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Hier wird erneut die Wissenschaft als "Glaube" denunziert, obwohl die Wissenschaft das exakte Gegenteil von Glaube ist. Die üblichen Tricks.
Religion und Wissenschaft unterscheiden sich zunächst durch Ehrlichkeit. Von dort ergeben sich alle weiteren Unterschiede von selbst.
Danke für Dein ausführliches Posting!