Ich finde die Analyse und das konsequente zu Ende denken von Ulrike Herrmann gut. Es ist eine Skizze aus der Perspektive der Anhänger der "Klimabewegung". Sie zeigt ziemlich gut, dass in dieser Denke eine deutliche Reduzierung der individuellen Freiheit die Konsequenz wäre. Das macht unter den Prämissen wahrscheinlich sogar Sinn.
Zitat:
gleichzeitig urteilst Du sehr entschieden darüber. Wie passt das zusammen?
In meiner Wertevorstellung ist die Beschneidung der individuellen Freiheit einfach die letzte Option. Von daher würde ich so einem Vorgehen wahrscheinlich niemals meine Stimme geben.
Demnach würde der Konsument automatisch für mehr Nachhaltigkeit sorgen? Mir scheint, hier hakt die Theorie etwas. Denn ganz überwiegend wird nicht nachhaltig konsumiert. Außer, man greift von außen regulierend ein.
Beispiel: Massentierhaltung. Was da wirklich läuft, bekommt der Konsument überhaupt nicht mit – und will es auch nicht mitbekommen. Angebot und Nachfrage allein kommen nicht von alleine zu einer moralisch vertretbaren Tierhaltung, ganz im Gegenteil.
Nein hier harkt nicht die Theorie, sondern hier sind wir wieder bei dem Punkt, der Konsument (Bürger) kann frei entscheiden, was seinen Nutzen maximiert. Wenn alle Konsumenten sagen würden: Wir wollen keine Massentierhaltung, weil mir persönlich das Tierwohl wichtiger ist, als das tägliche Schnitzel auf dem Teller, würde kein Unternehmen, welches seinen Gewinn maximieren will, Tiere aus Massentierhaltung anbieten.
"Moral oder generationenübergreifendes Denken" haben hier also genau den Platz, den der Konsument/Bürger ihm einräumt.
Die fehelende Information war vielleicht vor 20 Jahren noch ein Problem, aber heute kann das nicht mehr wirklich als Argument zählen. Wie Du auch richtig schreibst, der Konsument WILL es nicht wissen, bzw. ignoriert es.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Außerdem setzt Deine Darstellung die freie Wahl des Konsumenten voraus. Die ist im allgemeinen aber nicht gegeben. Beispielsweise hättest Du vor 20 Jahren kein Elektroauto kaufen können, um die Hersteller zu umweltfreundlichen Antrieben zu bewegen. Erst die Regulierung durch den Staat hat hier ein Angebot geschaffen, das sich kaufen lässt.
Naja, aktuell will es wieder keiner mehr kaufen. Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob dass was der Staat hier geschaffen hat, so das Optimum ist.
Gut, dann sind wir uns da ja einig, dass Kapitalismus aus sich selbst heraus weder für Nachhaltigkeit sorgt noch moralische Werte berücksichtigt.
Doch. Jede Kaufentscheidung ist eine Abwägung, die Nachhaltigkeit und moralische Werte inkludiert. Vielleicht gefällt Dir dabei nicht, dass andere Menschen andere Prioritäten haben.
Gut, dann sind wir uns da ja einig, dass Kapitalismus aus sich selbst heraus weder für Nachhaltigkeit sorgt noch moralische Werte berücksichtigt.
Nein natürlich nicht - aber die Aussage: "Moral oder generationenübergreifendes Denken haben keinen Platz." ist einfach Falsch.
Aber welches System sorgt bitte dafür, dass aus sich selbst heraus automatisch Nachhaltigkeit und moralische Werte berücksichtigt werden - aber wer definiert insbesondere diese moralischen Werte?
Ich für mich bin der Überzeugung, dass der klassische Liberalismus und damit einhergehend ein kapitalistisches Wirtschaftssystem, tatsächlich am besten mit moralischen, nachhaltigen und generationsübergreifenden Anliegen vereinbar ist.
Nein hier harkt nicht die Theorie, sondern hier sind wir wieder bei dem Punkt, der Konsument (Bürger) kann frei entscheiden, was seinen Nutzen maximiert. Wenn alle Konsumenten sagen würden: Wir wollen keine Massentierhaltung, weil mir persönlich das Tierwohl wichtiger ist, als das tägliche Schnitzel auf dem Teller, würde kein Unternehmen, welches seinen Gewinn maximieren will, Tiere aus Massentierhaltung anbieten.
Der durchschnittliche Konsument verdient halt nicht soviel, als dass sich alle mit Bioprodukten täglich ernähren können. Die Reproduktion der Ware Arbeitskraft kostet für alle bei Bioernährung dann mehr Geld, verteuert die Löhne, die wiederum die Profite schmälern würden. So funktionieren die ökonomischen Gesetzmäßigkeiten hinter dem Rücken aller Produzenten.
Doch. Jede Kaufentscheidung ist eine Abwägung, die Nachhaltigkeit und moralische Werte inkludiert. Vielleicht gefällt Dir dabei nicht, dass andere Menschen andere Prioritäten haben.
wenn die Prioritäten der anderen das Leben auf dem Planeten (und damit auch mein Leben) mittelfristig unmöglich machen habe ich alles Recht dazu 'dass mir das nicht gefällt'.
viele kaufen die billigste Wurst weil sie sich etwas anderes nicht leisten können und fragen Null komma Null nach Nachhaltigkeit oder Moral. Dito am anderen Ende der Skala die Porsche&Privatjet-Leute. Sollen sie halt anfangen klimaneutral zu fliegen (also ernsthaft Netto-Null, nicht zertifikatemässig)
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Grüße
Tri-K
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Ich für mich bin der Überzeugung, dass der klassische Liberalismus und damit einhergehend ein kapitalistisches Wirtschaftssystem, tatsächlich am besten mit moralischen, nachhaltigen und generationsübergreifenden Anliegen vereinbar ist.
Aber halt nur dann, wenn dies durch entsprechende Gesetze geregelt ist. Keines der Umweltschutzgesetzes der letzten 50 Jahre wären einfach so "im Markt" entstanden. Das funktioniert einfach nicht.
Wie ein freilaufender Kapitalismus nicht nur unsere Lebensgrundlage zerstört, sondern auch sich selbst, hat ja bereits die Finanzkrise 2008 gezeigt. Ohne Eingreifen des Staates hätte ich dieses tolle System selbst zerstört.
Es spricht also überhaupt nichts dagegen, seitens des Gesetzgebers Regeln vorzugeben, in deren Rahmen sich das kapitalistische Wirtschaftssystem entfalten kann. Nichts anderes tun wir als Gesellschaft seit dem Ende des 2. Weltkrieges erfolgreich.
Warum wir diesen Weg nicht auch bei Tierschutz oder Klimaschutz weiter gehen sollten, ist völlig unschlüssig.