Klar, aber wir können als Gesellschaft das Ziel verfolgen, klimaneutral zu werden in Deutschland UND dafür kämpfen, den globalen Klimawandel zu bekämpfen.
Ich denke, wir alle wünschen uns Klimaneutralität und erneuerbare Energieträger.
International ist es halt noch komplizierter. Die USA haben national keine CO2-Bepreisung so wie die EU, sondern gehen über Subventionen. Ich konnte lesen, das sei ein enttäuschendes Modell. Auch die Schritte bzgl. Verbrennerverbot sind nicht sehr ambitioniert.
Warum scheinst Du diesen Unsinn? Du weißt genau, dass uns das Gas bis vor dem Ukraine Krieg einen Bruchteil des heutigen Preises gekostet hat. Das ist auch der Grund, warum die Produktion, allen voran die chemische Industrie, so eingepackt hat.
Betrachte doch bitte mal die Volkswirtschaft und unseren gesamten Einkauf. Das hat absolut eine Relevanz und wenn es um die Wettbewerbsfähigkeit geht in höherem Maße relativ. Und hier sieht es desaströs aus. Daran ändern solche Bullshit Graphiken nicht die Bohne
Schwungvoll geschrieben!
Unsere deutschen und die europäischen Gesetze schreiben Nullemissionen ab 2045 vor. Null bedeutet: Null in allen Sektoren. Eine Ausnahme bilden Emissionen, für die an anderer Stelle CO2 aus der Atmosphäre geholt wird, was dann in der Summe wieder Null ergibt.
Das ist sicher schwierig. Zudem können wir schlecht ausgerechnet in jenen Wirtschaftszweigen, die klimamäßig an dreckigsten sind, mal eben ein Auge zudrücken.
Folglich würde mich interessieren, wie diejenigen Branchen, die heute massenhaft Gas verfeuern, den Pfad zur Klimaneutralität gestalten wollen. Ich verstehe die Klage über die gestiegenen Gaspreise, doch die eigentliche Herausforderung besteht zweifellos darin, mehr oder weniger komplett vom Gas wegzukommen. Wie schaut es mit den Anstrengungen der gashungrigen Industriezweige aus, dieses Ziel zu erreichen?
Das Klimaschutzgesetz, das von einer großen Koalition aus CDU und SPD unter Zustimmung des Bundestags beschlossen wurde, ist von 2019. Wie sieht es nun vier Jahre später mit der Umsetzung aus, oder geht das der Industrie am Gesäß vorbei?
Ich kann manchmal schwer verbergen, dass mich das Thema wirklich anfasst. Wohlwissend, dass Emotionen (fast) immer Blödsinn sind
Zitat:
Unsere deutschen und die europäischen Gesetze schreiben Nullemissionen ab 2045 vor. Null bedeutet: Null in allen Sektoren. Eine Ausnahme bilden Emissionen, für die an anderer Stelle CO2 aus der Atmosphäre geholt wird, was dann in der Summe wieder Null ergibt.
Das stimmt, ändert aber nichts an dem von mir Geschriebenen. Leider.
Zitat:
Folglich würde mich interessieren, wie diejenigen Branchen, die heute massenhaft Gas verfeuern, den Pfad zur Klimaneutralität gestalten wollen.
Das liegt doch auf der Hand. Die gehen dorthin, wo es entweder nicht im Grundgesetz steht oder wo dieses gr0ßzügiger ausgelegt wird. Die Abstimmung erfolgt produktionsseitig mit den Füßen.
Zitat:
Das Klimaschutzgesetz, das von einer großen Koalition aus CDU und SPD unter Zustimmung des Bundestags beschlossen wurde, ist von 2019. Wie sieht es nun vier Jahre später mit der Umsetzung aus, oder geht das der Industrie am Gesäß vorbei?
Nein, das tut es nicht. Die sind aber auf der Maslow'schen Bedürfnispyramide auf der untersten Stufe. Da geht es wirklich ums Überleben. Den meisten gehen wir nicht am Arsch vorbei. Sie gehen uns am Arsch vorbei. Und hier ist das "sie" wirklich als Subjekt zu sehen. Die gehen dahin, wo sie überleben können.
Wir sparen das CO2 hier ein. Gleichzeitig steigt der Verbrauch an anderer Stelle. Steuereinnahmen, Einkommensteigerung, etc. wanderen mit den Emissionen. Das kann doch nicht wirklich das Ziel sein.
Die [Firmen mit hohen Gasverbrauch] gehen dorthin, wo es entweder nicht im Grundgesetz steht oder wo dieses gr0ßzügiger ausgelegt wird. Die Abstimmung erfolgt produktionsseitig mit den Füßen.
Allgemein bedeutet das: Die Firmen gehen dort hin, wo Umweltverschmutzung nichts kostet.
Diesen Zwang auf einem freien Markt sehe ich ein. Firmen sind ausschließlich dem eigenen finanziellen Erfolg verpflichtet. Einschränkungen im Interesse des Gemeinwohls, beispielsweise durch Gesetze, wird so gut es geht ausgewichen.
Dieses Dilemma auf einem globalem Markt ist nicht neu. Wir haben es an vielen Stellen. Beispielsweise ist seit 1960 in Deutschland Kinderarbeit verboten. Bis dahin durften Kinder ab 9 Jahren bis zu 10 Stunden am Tag arbeiten; die Schulpflicht endete nach dreijährigen Schulbesuch. Bei der Einführung des Gesetzes 1960 war die Industrie gegen dieses Gesetz und argumentierte, die Kosten würden steigen und Arbeitsplätze verloren gehen.
Entsprechend Deinem zutreffendem Argument kaufen wir heute Waren aus dem Ausland ein, deren Produktionsbedingungen wir ethisch ablehnen. Dennoch würden wir heute wohl nicht so weit gehen zu fordern, dass wir aufgrund des globalen Wettbewerbs wieder Kinder arbeiten lassen müssen. Stattdessen haben wir ein Gesetz, welches die Einfuhr unethisch produzierter Waren unterbinden soll (Lieferkettengesetz).
Das deutsche Recht betont den globalen Charakter des Klimaschutzes (Verfassungsgericht 2021). Es verpflichtet unser Gemeinwesen, sowohl national wie international auf einen Schutz des Klimas hinzuwirken. In diesem Sinne ist es für mein Verständnis richtig, national Klimaschutz zu betreiben, aber es ist falsch, diese Bemühungen durch internationalen Handel auszuhebeln. Dreckig hergestellte Waren sollten wir nicht einführen oder sollten mit einsprechenden Zöllen deren Wettbewerbsvorteil ausgleichen.
Wenn beispielsweise BASF irgendwann nach Russland abwandert, um mit billigem Gas und nicht vorhandenem Klimaschutz bessere Profite zu machen als bei uns, sollten wir uns nicht als Absatzmarkt missbrauchen lassen.
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Das liegt doch auf der Hand. Die gehen dorthin, wo es entweder nicht im Grundgesetz steht oder wo dieses gr0ßzügiger ausgelegt wird. Die Abstimmung erfolgt produktionsseitig mit den Füßen.
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Wenn das sauber gemacht ist, hast Du die international ein „level playing field“.
Habe ich. Man kann das exzellent ausarbitrieren. Das ist jetzt schon klar. Es ist zugegeben auch komplex und administrativ schwierig, solche Einfuhrzölle zu definieren und dann umzusetzen. Dann stell Dir das für die gesamte Lieferkette vor. Dann ist die Aluminiumproduktion hart betroffen, die Weiterverarbeitung nicht. Wie willst Du das nachhalten? Und dann bin ich mal gespannt, wie wir uns verhalten, wenn wir doch genau die energieintensiven Stoffe für den Aufbau der grünen Infrastruktur lfr. benötigen. Ich gebe gern zu, dass die Idee gut ist. Ich habe aber noch keine irgendwie sinnig umsetzbare Umsetzungsidee gesehen. Das bedeutet nicht, dass es die nicht geben könnte. Ich habe sie nur nicht gesehen.
Dieses Dilemma auf einem globalem Markt ist nicht neu. Wir haben es an vielen Stellen. Beispielsweise ist seit 1960 in Deutschland Kinderarbeit verboten. Bis dahin durften Kinder ab 9 Jahren bis zu 10 Stunden am Tag arbeiten; die Schulpflicht endete nach dreijährigen Schulbesuch. Bei der Einführung des Gesetzes 1960 war die Industrie gegen dieses Gesetz und argumentierte, die Kosten würden steigen und Arbeitsplätze verloren gehen.
Entsprechend Deinem zutreffendem Argument kaufen wir heute Waren aus dem Ausland ein, deren Produktionsbedingungen wir ethisch ablehnen. Dennoch würden wir heute wohl nicht so weit gehen zu fordern, dass wir aufgrund des globalen Wettbewerbs wieder Kinder arbeiten lassen müssen. Stattdessen haben wir ein Gesetz, welches die Einfuhr unethisch produzierter Waren unterbinden soll (Lieferkettengesetz).
Du hast hier allerdings ein Thema, wo der internationale Dissens über die Zeit deutlich abgenommen hat. Dazu konnten wir in Deutschland auf genügend andere Arbeitskräfte zugreifen. Wir hatten historisch zu fast jedem Zeitpunkt keine Mangel an Arbeitskräften, den man nicht hätte kompensieren können. Das ist im Energiesektor ein andere Ausgangslage. Daher finde ich den Vergleich nicht passend.
Zitat:
Das deutsche Recht betont den globalen Charakter des Klimaschutzes (Verfassungsgericht 2021). Es verpflichtet unser Gemeinwesen, sowohl national wie international auf einen Schutz des Klimas hinzuwirken. In diesem Sinne ist es für mein Verständnis richtig, national Klimaschutz zu betreiben, aber es ist falsch, diese Bemühungen durch internationalen Handel auszuhebeln. Dreckig hergestellte Waren sollten wir nicht einführen oder sollten mit einsprechenden Zöllen deren Wettbewerbsvorteil ausgleichen.
Ich finde es auch richtig, Klimaschutz zu betreiben. Das sollte aber auch einen Effekt haben und nicht nur Kosten verursachen. Warum ich die Idee mit den Zöllen nicht für umsetzbar halte, habe ich Siebenschwein gerade beantwortet.
Zitat:
Wenn beispielsweise BASF irgendwann nach Russland abwandert, um mit billigem Gas und nicht vorhandenem Klimaschutz bessere Profite zu machen als bei uns, sollten wir uns nicht als Absatzmarkt missbrauchen lassen.
BASF wandert nicht nach Russland ab. Schau in den Geschäftsbericht. Schau in die Investitionsprogramm und Du siehst die Richtung. Wo willst Du denn eigentlich die ganzen Rohstoffe für unsere gründe Infrastruktur herbekommen? Welcher Miner produziert denn grün? Die Idee ist nur dann kein Mythos, wenn Du wieder in Zelte ziehen willst.
Ich finde es auch richtig, Klimaschutz zu betreiben. Das sollte aber auch einen Effekt haben und nicht nur Kosten verursachen.
Du wünschst Dir weiterhin billiges Gas für unsere Industrie, weil sie enorme Mengen davon benötigt und ein Umstieg auf klimaneutrale Lösungen hohe Investitionen erfordert.
Gleichzeitig willst Du einen Klimaschutz, der einen deutlichen Effekt hat.
Vielleicht müsstest Du das noch verständlich machen, wie Du beide Ziele unter einen Hut bekommen willst: Große Mengen CO2 in die Luft pusten und gleichzeitig die weitere Aufheizung der Atmosphäre stoppen.