Nein, denn der Natobeitritt der Ukraine war sehr weit weg und somit sehr irrelevant. Ehemalige Zarengebiete heim ins Reich zu holen bringt Putin aber einen ganz unmittelbaren Gewinn bei der eigenen Bevölkerung und der Festigung seiner Macht.
Dass die UNO diese Rolle nicht übernehmen kann, geht meiner Meinung nach ebenfalls maßgeblich auf den Einfluss der USA zurück. Sie sind Veto-Macht und können daher niemals selbst von der UNO gemaßregelt werden. Gleichzeitig können die USA leicht Mehrheiten in der UNO organisieren, denn die Länder der NATO halten meistens zusammen. Anstatt einem fairen Ausgleich globaler Interessen zu dienen, ist die UNO in vielerlei Hinsicht ein Instrument US-amerikanischer Interessen.
...
Das Vetorecht im Sicherheitsrat der UNO hat nicht nur die USA, sondern auch China, Russland, Frankreich und UK.
Gerade in den Jahren der Trump-Ära hat die UNO mehrfach gezeigt, dass sie einiges Potenzial hat und durchaus gewillt ist supranational zu denken und globale Interessen vor nationale Egoismen zu setzen, gerade weil die USA eben nur eines von vielen Ländern ist, das Teil der UNO ist.
Leider ist die Rolle der UNO im bisherigen Ukrainekrieg eher enttäuschend und zahnlos, möglicherweise auch weil nicht nur eine Vetomacht katastrophal aus der Reihe tanzt (=Russland) sondern sich auch eine zweite Vetomacht (=China) nicht eindeutig positioniert und auch weil nahezu alle Länder Afrikas und Asien zwar anfänglich den Krieg in einer Resolution verurteilt haben, sich aber ansonsten seitdem weitgehend aus dem Konflikt was humanitäre Hilfen für die Ukraine, erst recht aber auch Militärhilfe angeht, weitgehend raushalten.
Das Risiko, das ein unmittelbarer "übermächtiger" UN-Militäreinsatz gegen eine Atommacht mit all dem Eskalationspotenzial mit sich bringt, ist dir möglicherweise entgangen?
Denk deine Vorschläge besser mal zu Ende, bevor du sie verschriftlichst.
Ja lieber Hafu, daher sprach ich gestern ja davon, daß die von dir angeführte "gesamte Weltordnung" in der Realität auf dem Recht des Stärkeren beruht ...
Zitat:
Zitat von Hafu
Das Völkerrecht, demzufolge ein Staat nicht einfach den anderen überfallen darf um willkürlich Staatsgrenzen zu verschieben ist keineswegs marode, sondern im Gegensatz sehr vital. Die Völkerrechtswidrigkeit des russischen Angriffs ist im übrigen unter weltweit allen Experten unstrittig.
Die globale Rechtsordnung in der Theorie eben ein netter Ansatz, wenn man sie "besser mal zu Ende denkt", stößt man in der Praxis jedoch schnell wieder an die Realität ...
Zitat:
Zitat von Hafu
Lass die Moral ruhig an dieser Stelle aus dem Spiel.
Beim Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine geht es um simples Völkerrecht.
In der Geopolitik geht es um Macht und Interessen.
Vermutlich hält Klugsschnacker auch die Sorgen Moldawiens und Georgiens vor einem Russischen Angriff für unbegründet, denn für beide Länder steht ja ein NATO-Beitritt nicht einmal in Form eines Kandidatenstatus zur Debatte.
Ich denke, ein geplanter NATO-Beitritt Moldawiens und Georgiens würde eine militärische Intervention Russlands wahrscheinlicher machen. Man kann aber beide Länder nicht mit der Ukraine vergleichen. Aus russischer Sicht ist die Ukraine nicht irgend ein Land an ihren Außengrenzen. Es gehört aus russischer Sicht zum Kerngebiet der russischen Einflusssphäre.
Zitat:
Zitat von Hafu
..., aber Putin würde von sich aus kein kleineres Land angreifen, ohne dass ihn die agressive USA mit ihren Expansionsgelüsten dazu drängt.
Putin wurde nicht durch die Expansionsgelüste der USA zum Krieg gegen die Ukraine gedrängt. Ich kenne niemanden, der diese Meinung vertritt. "Gedrängt" bedeutet für mein Verständnis, dass Putin praktisch gar nicht anders gekonnt habe, als die Ukraine anzugreifen. Das ist in meinen Augen Unsinn.
Nein, denn der Natobeitritt der Ukraine war sehr weit weg und somit sehr irrelevant. Ehemalige Zarengebiete heim ins Reich zu holen bringt Putin aber einen ganz unmittelbaren Gewinn bei der eigenen Bevölkerung und der Festigung seiner Macht.
Ist die Wiederherstellung des Zarenreiches nicht noch weiter weg als ein NATO-Beitritt der Ukraine? Die russischen Truppen schaffen es im Donbas kaum über einen Fluss, der ganz nah an der eigenen Landesgrenze liegt. Wie soll Putin da jemals halb Asien erobern?
Vermutlich hält Klugsschnacker auch die Sorgen Moldawiens und Georgiens vor einem Russischen Angriff für unbegründet, denn für beide Länder steht ja ein NATO-Beitritt nicht einmal in Form eines Kandidatenstatus zur Debatte.
Beide Länder haben zwar, so wie die Krim und auch so wie die Ukraine beträchtliche Mengen russischssprachiger Bevölkerung und auch wie alle ehemaligen Sowjetrepubliken eine relevante Minderheit an echten ethnischen Russen, die sich dort aufgrund ihrer Herkunft oft unterdrückt fühlt und teilweise auch wirklich unterdrückt wird- man denke nur an Transnistrien-, aber Putin würde von sich aus kein kleineres Land angreifen, ohne dass ihn die agressive USA mit ihren Expansionsgelüsten dazu drängt.
Das habe ich nicht verstanden. In der Vergangenheit hat sich doch gezeigt, dass Putin in völliger Unabhängigkeit von äußeren Einflüssen agierend wiederholt andere Länder angegriffen hat. Worin siehst Du denn die US-amerikanischen aggressiven Expansionsgelüste, welche zum Beispiel zum Angriff Tschetscheniens oder auch Georgiens geführt haben sollen?
Selbstverständlich ist die gesamte Dialektik, nach welcher die USA gut sind, während Russland der Schurkenstaat ist, ziemlich undifferenziert. Dennoch finde ich nicht, dass auch nur ein kleiner Teil der Invasionen Russlands in den vergangenen Jahren durch westliche Expansionsgebaren zu rechtfertigen ist - möglicherweise zu erklären, mehr aber nicht.
Aber gut. Das wurde hier vermutlich schon mehrfach diskutiert und ich trage nichts neues bei. Ich wüsste nur gerne, was genau Hafu da meint.
Ist die Wiederherstellung des Zarenreiches nicht noch weiter weg als ein NATO-Beitritt der Ukraine? Die russischen Truppen schaffen es im Donbas kaum über einen Fluss, der ganz nah an der eigenen Landesgrenze liegt. Wie soll Putin da jemals halb Asien erobern?
Aktuell ist von der Etablierung eines Zarenreiches alter Dimensionen realiter sicher ebensowenig auszugehen, wie von einer Wiederherstellung der Grenzen der Sowjetunion. Das impliziert aber nicht, dass nicht die Ideologie in ebendiese Richtung weist.
Aha. Weil die USA mit ihren egoistischen Interessen derartig die UNO dominieren, hat es während der gesamten Amtszeit von Trump dann massive Problem zwischen der UNO und den USA gegeben, ...
Ja, das ist ein gutes Beispiel.
Die USA sind die dominierende Weltmacht. Auch in struktureller Hinsicht innerhalb der UNO. Es steht Dir ja frei, das anders zu sehen.