Kann man denn in einem Umfeld, bei dem einerseits sportlicher Erfolg und Doping, andererseits sportlicher Erfolg und kommerzieller Ertrag eng zusammenhängen, sich als kommerzieller Nutznießer von einer moralischen Mitschuld am Doping freisprechen?
Kann man denn in einem Umfeld, bei dem einerseits sportlicher Erfolg und Doping, andererseits sportlicher Erfolg und kommerzieller Ertrag eng zusammenhängen, sich als kommerzieller Nutznießer von einer moralischen Mitschuld am Doping freisprechen?
Nein kann man nicht!
Man ist Teil des ganzen Systems und das hast Du in Deinem Beitrag ja auch deutlich gemacht, indem Du provokativ hinterfragst (vgl. vorletzter Absatz des Beitrags).
Mich kann das Gezeter aus Reihen des Spitzensports kaum überzeugen, dass den "Spritzen-Sport" als "Betrug" am edlen Sport ausmacht. Doping ist nicht nur eine Extra-Moral von bösen Sportlern sondern in der Idee des modernen Sports und einseitiger Hochleistungsorientierung angelegt und widerspricht damit nicht der Idee des Spitzensports, sondern führt im Gegenteil diese konsequent weiter aus: Die Realität des Dopingsports und die Ideen vom sauberen und humanen Sport sind im modernen Spitzensport zwei Seiten einer Medaille. Doping ist die Konsequenz der im Spitzensport enthaltenen Aufforderung zum Superlativ und als Anthropotechnik zu verstehen, mittels derer menschliche Körper maschineähnlicher gemacht werden sollen. Eine Entwicklung, die m. E. nicht nur im Sport erkennbar ist.
Kann man denn in einem Umfeld, bei dem einerseits sportlicher Erfolg und Doping, andererseits sportlicher Erfolg und kommerzieller Ertrag eng zusammenhängen, sich als kommerzieller Nutznießer von einer moralischen Mitschuld am Doping freisprechen?
...du zielst mit deinem "gehobenen Zeigefinger" nur auf den Radsport - und diesen Fall? Oder generell ?
"Doppelmoral" ist heutzutage viel verbreitet. (...)
Zur Frage "Mitschuld": >Yes - it takes two<
Nur: Nicht nur im Radsport sind diese "moralisch Mitschuldigen" unterwegs, oder siehst du dies anders ?
... das unmoralisches Handeln bevorteilt, selber moralisch agieren?
Ich denke, die Frage kann man auch weiter stellen:
- Ist es möglich, "Ökofleisch" im Sinne von tiergerechter Produktion anzubieten?
- Ist es möglich, moralisch einwandfrei ein Freudenhaus zu betreiben?
- Gibt es ritterliches Verhalten im Krieg?
Vielleicht klingt das jetzt zu hochgestochen, aber kann man überhaupt ehrenhaft an einem System teilnehmen, dass hochgradig korrupt/moralisch degeneriert ist?
Wenn ich als Rennstallbetreiber mit einem 100% sauberen Rennstall in einer dopingverseuchten Sportart antrete, dann profitiere ich ja zumindest indirekt von den Vergehen der anderen. Denn auch diese gehören zur Show. Gleichzeitig erhöhe ich meinen Marktwert durch das Versprechen der Sauberkeit - das aber nur etwas bringt, wenn die anderen gerade nicht sauber sind.
Konkret: Im Endeffekt kann meiner Meinung Holczer sich nur von einer Mitschuld freisprechen, wenn er hochgradig naiv war und ist.
Besonders bemerkenswert halte ich im Threadtitelzusammenhang folgende Ausführung:
[b][b]
"Die Konsequenz des Versagens quantifizierte der Ökonom und Soziologe Professor Eike Emrich. Laut einer seiner Studien dopen zwischen zehn und 35 Prozent der deutschen Kaderathleten. Weltweit bleiben 90 Prozent dopender Sportler unentdeckt. Emrich ist überzeugt, dass der kommerzielle Sport kein Interesse an einer Lösung des Doping-Problems über die gegenwärtige Situation hinaus hat, weil zu viele überführte Doping-Sünder genauso wie zu wenige die Einnahmen reduzierten. Nach dieser Theorie ist ein Weltrekord glaubwürdig und damit im kommerziellen Sinne am wertvollsten, falls ein bestimmtes Maß an positiven Fällen nicht über- und nicht unterschritten wird. Vor diesem Hintergrund erscheint die geringe Bereitschaft der Sportverbände, der Politik und der Wirtschaft, mehr Geld in Anti-Doping-Projekte zu investieren. Eine dosierte Doping-Aufklärung erscheint so als ein Teil der Gewinnspanne."
Das verstehe ich unter echter DOPPELmoral.
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Geändert von speedskater (10.11.2011 um 10:13 Uhr).
Schön auch: "Sie stellte dar, wie schwer es Aktive heute hätten, wie gut die Förderung sei und dass der organisierte Sport das Doping-Problem weitestgehend im Griff habe. Bei dieser Sicht der Dinge machte sich Sprachlosigkeit breit im Auditorium."
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Kenneth Gasque
Zum Thema "Preisgestaltung Ironman":
"Schließlich sei Triathlon eine exklusive Passion, bemerkte der deutsche Ironman-Chef Björn Steinmetz vergangenes Jahr in einem Interview. Im Zweifel, so sagte er, müsse man sich eben ein neues Hobby suchen."
Schön auch: "Sie stellte dar, wie schwer es Aktive heute hätten, wie gut die Förderung sei und dass der organisierte Sport das Doping-Problem weitestgehend im Griff habe. Bei dieser Sicht der Dinge machte sich Sprachlosigkeit breit im Auditorium."
....und wohl gezielte Blind- und Taubheit bei der Rednerin
im Vorfeld ihrer Aussage.....
Bestimmt glaubt sie auch an den Weihnachtsmann....
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