Zitat:
Zitat von Jörn
Ich meinte die Gründe für den Priestermangel. Warum möchten immer weniger Leute Priester werden? Die Argumente und Umstände haben sich ja seit langer Zeit nicht geändert. Oder doch?
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Meine Gedanken dazu: Priester ist ein Beruf, der mehr als andere auch immer eine Berufung war (gut, nicht im Mittelalter, wo Priester werden die einzige Möglichkeit war, überhaupt Bildung zu erlangen, und ggf. gesellschaftlichen Aufstieg zu erreichen). Wenn aber immer weniger tief gläubige Menschen heranwachsen, sinkt automatisch die Zahl derer, die sich berufen fühlen.
Außerdem war Priester lange Zeit ein Beruf mit hohem Ansehen, ein Fixpunkt der Gemeinde. Dieses Ansehen hat (u.a. auch durch die Kirchenskandale) stark gelitten.
Die gestiegene Mobilität der Menschen lässt viele Gemeinden sich weniger eng zusammengehörig fühlen, entsprechend fehlt wohl der Bedarf nach so einem Fixpunkt, dem "Seelsorger". Mangels Nähe und Zusammengehörigkeitsgefühl geht man eher zum Psychologen oder zur Eheberatung oder kauft Lebensberatungs-Bücher oder geht in die Selbsthilfegruppe - früher hat der Pfarrer das alles mitgemacht. D.h. nicht nur Ansehen sondern auch Bedarf geht stetig zurück; da gehört immer mehr Idealismus dazu, einen solchen "aussterbenden" Beruf zu ergreifen.
Die Kirche, die Religion ist eben nicht mehr der Kitt der Gesellschaft, sondern ein Verein unter vielen, der sich aber noch früher erworbenen (und damals ggf. noch gerechtfertigten) Privilegien erfreut, aber ohne diesen jetzt noch gerecht werden zu können.