Aus Deiner Sicht wäre also das Argument, nach einem Friedensvertrag würden dauerhaft gleich viele Menschen getötet wie während des Krieges, geraten.
Nein, das sage ich nicht weil ich es einfach nicht wissen kann. Für mich ist der weitere Verlauf aber stark von der Situation Putins abhängig, wird er an der Macht bleiben? Ist er doch krank und wird sich deshalb zurückziehen müssen oder ganz verschwinden? Meine Hoffnung ist, dass in einer Zeit nach Putin echter Frieden einkehrt.
Wie ich schon mehrfach schrieb möchte ich der Ukraine aber nicht das Recht auf Verteidigung absprechen und bin der Meinung, dass die Ukrainer selbst am besten beurteilen können, welche Opfer sie bringen können und unter welchen Umständen und Bedingungen sie die Verteidigung beenden wollen.
Ich habe erklärt, warum ich der Meinung bin, dass die Situation ohne Gegenwehr eher eskaliert. Die Schwarzer-Brief-Unterzeichner konnten das bislang nicht, obwohl sie immer wieder behaupten, es bis zum Ende durchzudenken.
Demnach steht in dem Schwarzer-Brief, die Ukraine solle sich nicht wehren? Das sehe ich anders. Nach meiner Wahrnehmung wurde es zigmal klargestellt, dass sich die Ukraine nach Ansicht der Unterzeichner durchaus wehren soll.
Russland ist das flächenmäßig größte Land der Erde, es besitzt entsprechend viele Bodenschätze, es ist eine gewaltige Atommacht. Schaut man auf die Weltkarte, ist es nicht so, dass die "ganze Welt" gegen Russland ist, sondern der "alte" Westen + USA.
Die Ukraine und der Westen sind nicht gegen Russland, sondern gegen den Angriffs- und Vernichtungskrieg den Russland in der Ukraine führt.
Eine unstrittige Tatsache scheint zu sein, dass die Ukraine ohne Waffenlieferungen bereits überrannt worden wäre.
Die Russen würden dann trotz ihrer eigenen Unfähigkeit vermutlich nicht 20% sondern 80% oder sogar 100% der Ukraine eigenommen haben.
Niemand weiß allerdings wieviele zivile Opfer es dann gegeben hätte.
Ich hatte Dich gefragt, wie Du auf mehr als 3.000 getötete Ukrainerinnen und Ukrainer pro Monat nach einem Friedensschluss kommst. Das war ja Dein Argument. Möchtest Du noch näher darauf eingehen, wie Du auf diese Zahl kommst? Deine Antwort ist ja sehr vage gehalten.
Dazu müsstest du erklären, wie du dir einen Friedensschluss vorstellst, wenn ein Aggressor ein Land besetzt und die Besetzten nicht nur Hab und Gut, sondern auch Verwandte und Freunde verloren haben. Ein Friedensabkommen ist überhaupt nur denkbar, wenn Putin das Feld räumt und sich massiv am Wiederaufbau beteiligt.
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Wie ich schon mehrfach schrieb möchte ich der Ukraine aber nicht das Recht auf Verteidigung absprechen ....
Aber wer tut denn das?
Es geht doch längst darum, wie weit die Unterstätzung von extern geht, welche Folgen das haben könnte und was zum Frieden führt.
Es ist für mich durchaus nachvollziehbar, weshalb zahlreiche Länder auf der Welt den Wirtschaftskrieg gegen Russland skeptisch sehen, weil sie mehr unter den Folgen des russischen Angriffskrieges leiden als die reichen USA und die EU, welche mit Milliarden den Krieg und die Ukraine finanzieren sowie die Nachteile des Wirtschaftskrieges für das eigene Land wegen der industriellen Kapazitäten verringern können.
Als erstes Land meldete Sri Lanka Ende April / Anfang Mai Zahlungsunfähigkeit an. Wikipedia meint: "Sri Lanka ist seit dem Beginn der Covid-19-Pandemie schwer von Folgen der Pandemie getroffen. Der Tourismus kam weitgehend zum Erliegen. Steigende Ölpreise auf dem Weltmarkt und populistische Steuersenkungen der Regierung trugen zur Wirtschaftskrise bei, ebenso die Auswirkungen des russischen Überfalls auf die Ukraine.Sri Lanka ist (Stand Mitte Mai 2022) von einem Staatsbankrott bedroht."
Es ist absehbar, dass weitere Länder in die Zahlungsunfähigkeit rutschen. Da scheint es mir nachvollziehbar, wenn diese wenig Bereitschaft zeigen, den Wirtschaftskrieg gegen Russland automatisch zu ihrem Nachteil mitzutragen, auch wenn sie den russischen Angriffskrieg verurteilen (siehe UNO-Resolution).
Man kann sich natürlich fragen, ob evtl. eine solche weltweite krisenhafte Entwicklung erwünscht ist, wenn die G7-Länder, welche sich im Juli in DE treffen, diese nicht stoppen und auf einen baldigen Frieden zwischen der Ukraine und Russland drängen.