...Es gehört aus russischer Sicht zum Kerngebiet der russischen Einflusssphäre.
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Aus russischer Sicht gehören ausnahmslos alle ehemalige Sowjetrepubliken zum "Kerngebiet der russischen Einflusssphäre".
Die sogenannte "russische Sicht" ist aufgrund der Machtfülle die sich Putin innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte zugeschanzt hat, aufgrund der Unterdrückung jeglichen öffentlichen Diskurses, der Ermordung andersdenkender Journalisten und andersdenkender Politiker gleichbedeutend mit der "Sicht Putins".
Man kann Putins Ansichten ernst nehmen, muss es evt. sogar, weil er leider über militärische Macht verfügt, aber letztlich ist die Beschäftigung mit der "russischen Sicht" bzw. der "Sicht Putins" nichts anderes als die Beschäftigung mit der Motivlage eines skrupellosen Massenmörders.
Um einen rationalen Diskurs zu führen eignet es sich kaum, sich mit solchen Motiven im Detail zu beschäftigen, wenn derartig unfassbare Grausamkeiten auf der anderen Seite stehen.
Ist die Wiederherstellung des Zarenreiches nicht noch weiter weg als ein NATO-Beitritt der Ukraine? Die russischen Truppen schaffen es im Donbas kaum über einen Fluss, der ganz nah an der eigenen Landesgrenze liegt. Wie soll Putin da jemals halb Asien erobern?
Jeder auch noch so kleine Gewinn an Territorium verschafft ihm Ansehen und stärkt seine Macht. Die Vereinnahmung von Luhansk ist für die Bevölkerung ein positives Signal, genauso wie die Landbrücke zur Krim. Das Zarenreich wieder herzustellen ist dabei nur eine Vision, aber der Bevölkerung wird mit kleinen Schritten signalisiert, dass Putin auf dem rechten Weg ist.
Um einen rationalen Diskurs zu führen eignet es sich kaum, sich mit solchen Motiven im Detail zu beschäftigen, wenn derartig unfassbare Grausamkeiten auf der anderen Seite stehen.
Es geht bei der Beschäftigung mit den jeweiligen Interessenslagen nicht um eine Rechtfertigung des Krieges in irgend einer Form. Der Krieg ist nicht zu rechtfertigen.
Ich stimme Dir zu, solange dort Menschen getötet werden und ein Land zerstört wird, ist es unerträglich, über die sensiblen Befindlichkeiten Putins zu debattieren. Ganz gleich wie diese auch liegen mögen: Er ist verantwortlich für den Überfall auf die Ukraine.
Jedoch: Wie könnte der Krieg zu einem Ende kommen? Wenn Verhandlungen anstehen, muss man die Sache auch aus Putins Perspektive sehen, ob uns das gefällt oder nicht.
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Jedoch: Wie könnte der Krieg zu einem Ende kommen? Wenn Verhandlungen anstehen, muss man die Sache auch aus Putins Perspektive sehen, ob und das gefällt oder nicht.
Letztlich vertrittst du mit deinem Standpunkt die aus meiner Sicht fatal zögerliche Haltung unseres Bundeskanzler Scholz, mit der ich -wie bereits mehrfach geäußert- in keiner Weise einverstanden bin, dem realpolitisch die Ukraine und die Menschen in der Ukraine komplett am Allerwertesten vorbeigehen, da er auch noch nie seit Beginn des Krieges in der Ukraine mit Ukrainern gesprochen hat.
Scholz verzögert seit Beginn der Ukraine-Krise jegliche militärische Unterstützung der Ukraine mit ständig wechselnden Argumenten, um dann wenn es irgendwann einen Waffenstillstand geben sollte, so schnell wie möglich wieder zu einem normalen Geschäftsverhältnis mit Putin zu kommen.
Vor diesem Hintergrund ist dein Standpunkt ja legitim, denn du bist in deinem Denken keineswegs alleine. Rund 40% der Deutschen machen sich Umfragen zu Folge mehr Gedanken über hohe Kraftstoff- und Erdgaspreise als über tote ukrainische Zivilisten und wären für eine schnelle Beendung der Kampfhandlungen, gegebenenfalls auch mit territorialen Zugeständnissen an Russland, dass diese die eroberten Gebiete behalten dürfen.
Ich denke halt anders.
Aus meiner Sicht kann ein stabiler Frieden in der Ukraine nur entstehen, wenn sich Russland aus der Ukraine zurückzieht. Und ich kenne kein realistisches Szenario, in dem Russland dies tun würde, außer wenn sich das militärische Pendel zuungunsten Russlands verschiebt, was wiederum nur vorstellbar ist, wenn der Westen die Ukraine militärisch derartig stärkt, dass sie in der Lage sind, die Russen zurückzudrängen.
Andere theoretisch denkbare Lösungen, wie sie Macron und Scholz (und eben auch dir) vorschweben, nämlich, dass die Ukraine militärisch verliert, weil sie sich eine Fortführung des Krieges nicht mehr leisten können oder wollen wegen zur Neige gehender Waffen oder/und wegen zu schmerzhaften Verlusten in ihren Streitkräften und in ihrer Zivilbevölkerung halte ich für reine Scheinlösungen mit hochgradig instabilen VErhältnissen ähnlich der Situation im Donbas nach dem viel kritisierten Minsker Abkommen.
In den von Russland besetzten ukrainischen Gebieten würde es in dem Fall dauernde Partisanentätigkeit geben, auf die Russland zweifellos mit zunehmender Brutalität gegenüber der Zivilbevölkerung handeln würde, wie es ungewollte Besatzer eben tun (man denke an das Verhalten der Deutschen im besetzten Frankreich oder auch in den Niederlanden von 1941 bis 1945 nach faktischer Beendigung unmittelbarer Kampfhandlungen).
Wenn das hier nicht alles seins wäre würde ich sagen: Schmeisst ihn endlich raus!
Wen denn, dich selbst? LidlRacer? Oder doch mich? Lies' bitte mal unter Sonstigem, und ist es nicht sehr früh für dich für ein zweites Bier? Soweit ich weis bist du nicht viel größer als Herr Putin? Daher auch der Ausdruck Giftzwerg? In Form einer additiven Projektion zweiten Grads? Hm. Ich würde ja mit 1,92m (so groß wie Frodeno) ein zweites Bier vertragen...- aber du? Wohl eher nicht.
Ansonsten volle Zustimmung zu Arnes Ausführungen von wegen Weltparlament, UNO und Veto-Macht USA, die nicht gemaßregelt werden kann. Durch die UNO. Besser geht es nicht. Dankeschön, wieder dazugelernt.
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Um einen rationalen Diskurs zu führen eignet es sich kaum, sich mit solchen Motiven im Detail zu beschäftigen, wenn derartig unfassbare Grausamkeiten auf der anderen Seite stehen.
Aber gerade um einen rationalen Diskurs zu führen sind die Motive im Detail wichtig. Das passiert vor Gericht bei Verbrechern doch auch. Ebenso kennt man die Motive früherer Kriegsverbrecher. Die füllen ganze Bücherreihen in Bibliotheken.
Falls du das nicht möchtest, bleibt das dir überlassen. Ich finde es hilfreich, um Abläufe und Entscheidungen zu verstehen. Ich bin auch gefestigt genug, um damit nichts rechtfertigen zu versuchen.
Rund 40% der Deutschen machen sich Umfragen zu Folge mehr Gedanken über hohe Kraftstoff- und Erdgaspreise als über tote ukrainische Zivilisten und wären für eine schnelle Beendung der Kampfhandlungen [...]
Der Gedanke, daß ein (langes) Fortführen der Kampfhandlungen zu weniger toten ukrainischen Zivilisten führt, scheint auch fest verankert zu sein ...
Vor diesem Hintergrund ist dein Standpunkt ja legitim, denn du bist in deinem Denken keineswegs alleine. Rund 40% der Deutschen machen sich Umfragen zu Folge mehr Gedanken über hohe Kraftstoff- und Erdgaspreise als über tote ukrainische Zivilisten und wären für eine schnelle Beendung der Kampfhandlungen, gegebenenfalls auch mit territorialen Zugeständnissen an Russland, dass diese die eroberten Gebiete behalten dürfen.
Ich denke halt anders.
Du gibst meinen Standpunkt hier falsch wieder. Ich mache mir keineswegs mehr Gedanken über Sprit- und Gaspreise als über getötete Ukrainerinnen und Ukrainer.
Das gilt auch für alle Menschen, mit denen ich persönlich zu tun habe. Die Gas- und Spritpreisdebatte, oder die Diskussion um die verringerte Kaufkraft unseres Einkommens durch Inflation, haben den Hintergrund, dass nicht die Einkommensschwächsten unserer Gesellschaft überfordert werden sollen. Ferner geht es um die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft, denn wir müssen alles Geld, das wir ausgeben, auch erwirtschaften.
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Was ist mehr wert, Land oder Leben?
Es sterben monatlich 3.000 ukrainische Soldaten plus die Zivilisten. Dazu kommt vielleicht die doppelte Anzahl russischer Soldaten, deren Leben ich ebenfalls für relevant halte. Das macht pi mal Daumen 10.000 Tote pro Monat. Bis die schweren Waffen aus dem Westen wirksam werden, können gut und gerne sechs Monate vergehen – macht weitere 60.0000 Tote ab heute. Falls der Krieg dann noch weitere sechs Monate andauert: 120.000 Tote ab heute.
Dass die Ukraine trotz allem Einsatz in der Lage sein wird, die bereits eroberten Gebiete zurückzuerobern, ist äußerst fraglich. Das bedeutet, die Menschen sterben in der oben skizzierten Menge und die Ukraine verliert wahrscheinlich dennoch das Land. Was ist so verkehrt daran, über dieses Land zu verhandeln, statt darum zu kämpfen und dafür zu sterben? Falls es gelingt, den Krieg um einen Monat zu verkürzen, rettet das 10.000 Menschen das Leben.