Sonntagmorgen, kurz vor 5. Eigentlich würde ich jetzt alle für die nächste Woche und das lange Koppeltraining vorbereiten. Heute sitze ich mit ein paar Kollegen im Auto. Ziel: Amsterdam. Von da aus nach Seattle und dann weiter nach Richland.
Naja, was ich so am Sonntagmorgen treibe soll hier nicht Thema sein. Hier geht es um den Sport. Die letzten beiden Wochen waren recht ruhig. Noch einmal rausnehmen, bevor es dann ab Juli in die Haupt-Vorbereitung für Podersdorf geht.
Gestern dann doch trotzdem nochmal eine ordentliche Trainingseinheit. Geplant: 140 km TT und 20 km laufen mit Race Pace und -Verpflegung

. Im Laufe der letzten Woche wird zunehmend klar. Das wird nichts. Regen, Sturm, viel zu gefährlich, da mit dem TT zu fahren. Ok, dann halt 03:50 h Rennrad

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Freitagabend nach dem Schwimmen noch alles vorbereiten. Verpflegung in Flaschen füllen. Zwei Portionen Haferflocken einweichen. Samstagmorgen. 05:00 Uhr aufstehen, erste Portion Haferflocken. Eine Stunde Später die zweite. Um 06:45 Uhr noch einen Banane und ab aufs Rad. Alles wie am Wettkampfmorgen - nur halt ohne TT.
Km 1 - 30: 235 - 240 W sind angepeilt. Die Beine sind noch etwas müde vom Training der Woche. Das wird hart, aber es scheint möglich.
Km 31 - 60: Leichter Regen setzt ein. Wie vorhergesagt. Naja, nicht so tragisch. Mit etwas Regen komme ich klar. Der Regen wird stärker. Innerhalb von Sekunden bin ich komplett nass und das Wasser steht auf den Straßen . Darauf bin ich nicht vorbereitet. Auf die Wetterapps ist einfach kein Verlass. Jetzt vorsichtig fahren. Und aufpassen, dass Du nicht auskühlst. Ich steigere die Trittfrequenz etwas. Mist, zu viel. Aus 235 W werden 250 - 260 W. Wieder etwas rausnehmen. Dann hört es endlich auf zu regnen.
Km 61 - 90: Die Sonne kommt raus. Die Beine sind mittlerweile aufgewacht. Weiterfahren, die Leistung pendelt sich bei ca. 240 W ein. Verpflegung passt, mir wird langsam wieder etwas wärmer. Perfekt

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Km 91 - 100: Es fängt wieder an zu regnen. Quasi sofort bin ich komplett nass. Dreck, ich bin doch nach dem letzten Schauer noch gar nicht wieder richtig aufgewärmt. Gefühlt dauert es nur Sekunden, bis ich komplett ausgekühlt bin. Ich habe kein Gefühl mehr in den Fingern, meine Zähne klappern, die Beine bewegen sich total unkoordiniert. Ich habe Probleme, das Rad auf der Straße zu halten. Dann die Kreuzung. Links abbiegen und auf die letzte Schleife? Oder rechts und sofort nach Hause? Die Vernunft siegt. Die letzte Schleife würde ich nicht überstehen. In meinem Zustand kann das nur in einem Unfall enden. Also ruhig nach Hause, Hauptsache, ich kann das Fahrrad sicher auf der Straße halten. Verpflegung und Leistung egal.
Zu Hause angekommen. Mist, nur ca. 03:00 h, 245 W

. Was machen? Erstmal was trockenes anziehen. 5 Minuten später wieder auf der Straße. 20 km laufen. Heute geht aber auch alles schief. Beim Wechsel keine Kohlenhydrate zugeführt.
Km 1 - 5: Das wird nichts. Mir ist eiskalt, die Beine bewegen sich wie Stelzen. Ich muss mich darauf konzentriere, mir mit den klappernden Zähnen nicht auf die Zunge zu beißen. Pace egal (um 04:30/km, wie ich mittlerweile weiß).
Km 6 - 10: Die Sonne kommt raus. Mir wird langsam warm. Pace konstant bei 04:25/km, die Beine sind aber schon schwer.
Km 11 - 15: Es wird langsam leichter. Pace wird etwas besser, die Beine fühlen sich gut an. Langsam macht es richtig Spaß.
Km 16 - 20: Läuft, Verpflegung passt, Pace um 04:20/km. So macht es Spaß.
Ende, oder? Irgendwo muss ich ja noch die fehlende Belastungszeit vom Rad herkriegen. Dann laufe ich heute mal 30 km

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Km 21 - 25: Warum hast Du noch gleich dein Langes Laufshirt angezogen? Langsam wird es richtig warm. Im Laufen die Ärmel hochkrempeln. Ansonsten noch alles bestens, außer dass die Verpflegung nur für 20 km vorgesehen war.
Km 26 - 30: Puh, jetzt wird es zäh. Einen kleinen Schluck von meinem Kohlenhydratmix habe ich noch. Das muss reichen. Naja, es ist ja bald geschafft. Ich kämpfe. Egal, weiterlaufen. Letzter km. Dann ist es geschafft. 30 km, 04:22/km.
Fazit:
Rad: Nach dem Warmwerden alles wie geplant, 245 W haben sich gut angefühlt, 5 - 10 W mehr als geplant, ABER: Was wäre in den letzten 50 Minuten passiert? Hätte ich die Leistung halten können? Wie hätte sich das Laufen dann angefühlt?
Lauf: Schon recht zäh zwischendurch. So kenne ich es gar nicht von mir. Vielleicht etwas zu viel Power auf dem Rad? Oder die vernachlässigte Verpflegung auf den letzten 10 km und beim Wechsel?
Verpflegung: 80 g KH mit ordentlich Koffein gehen gut rein.
Insgesamt: Irgendwie unbefriedigend

. Rad dem Wetter geschuldet abgebrochen, Laufen recht zäh. Da ist wohl noch Potenzial. Auf jeden Fall sind weitere lange Race-Pace Trainings notwendig. Eigentlich ist nur noch eins Ende Juli vorgesehen. Reicht das?