Im Guttenbergthread wird ein Artikel der "ZEIT" zitiert. Dort bin ich über die folgende Passage gestolpert:
"In den Augen anständiger Menschen", so der Bundesgerichtshof, beruhen akademische Titel "auf Mühen und Verdienste".
Anständige Menschen ? Was ist das? Wer ist anständig ? Was ist Anstand überhaupt ? In einem Forum zB nicht zu Pöbeln owohl man anonym unterwegs ist ?
Fühlt sich da jemand angesprochen ? Gibts hier Leute, die sich dazu entschlossen haben, ein auf Werte basiertes Leben zu führen, oder hat sich das gar in natürlicher Art und Weise aus der Erziehung ergeben. Wenn ja, was sind diese Werte?
Gibts einen Wertekanon, auf den sich diese Gesellschaft geeinigt hat?
Ich sage: Nein! Meine Erfahrung ist, dass der Großteil dieser Gesellschaft von Neid, Geldgier und Egoismus getrieben ist. Was sich in allen Bereichen offenbart: Bei einer Scheidung/Trennung, am Arbeitsplatz, im Wettkampf, im Verein; manchmal sogar in der Familie.
Ein trainingsreiches WE wünsch ich Euch !
In dem Sinn, ich geh jetzt Radeln und lass mir das mit den anständigen Menschen, die mir mit Sicherheit in Form all der lieben Autofahrer begegnen werden, nochmal durch den Kopf gehen ....
Ich finde schon, dass Anstand noch immer ein Bestandteil des Lebens ist und ich fühle mich auch angesprochen. Und in meinem Bekanntenkreis sieht es ähnlich aus. Ich weiß ja nicht, auf was sich deine meinung beruft, aber der Job dürfte da eine große Rolle spielen...
Was ist mir wichtig, was sind meine Werte? Da gibt es ein paar und seit dem ich die mir mal überlegt habe, lebe ich auch besser.
Grundsätzlich zusammengefasst, gilt als erstes für mich die Goldene Regel der Ethik: „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“
Auch wichtig:
- sei ehrlich zu anderen und zu dir selbst (Erstaunlicherweise (???) ist es gerade das, was mir auch beruflich Erfolg beschert.)
- Was ich mir leisten mag, muss ich mir erarbeiten. In welcher Form auch immer. Lügen, Betrügen, Stehlen sind kein Bestandteil meines Lebens.
Klingt moralisch ziemlich gefestigt und so fühl ich mich jetzt mit fast 40 auch. Nachteil: Man fühlt sich oft moralisch überlegen, was reichlich arrogant ist. In diesem Sinne - nobody's perfect.
Edit meint noch: Das ganz kommt natürlich aus meiner Erziehung, die vollkommen atheistisch erfolgte.
Natürlich ist das anständige Verhalten der Menschen von perfekt weit genug entfernt. Von der anderen Grenze, sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit gleich die Köpfe einzuschlagen, sind wir aber auch sehr weit entfernt.
Ein anständiger Mensch pöbelt dich im Forum an. Ein unanständiger schickt dir seine Angestellten Mr. Smith und Mr. Wesson vorbei.
Meiner Meinung nach muss man die Maßstäbe auch mal relativieren.
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Die meisten Radwegbeschilderungen wurden von Aliens erschaffen.
Sie wollen erforschen, wie Menschen in absurden Situationen reagieren.
Ich finde das Wort "Anstand" schwierig und nicht mehr zeitgemäß. Anstand klingt nach Hände gewaschen, höflich, ordentlich angezogen. Dabei kann es innerlich aussehen wie im Schweinestall (womit ich natürlich nichts gegen die armen Schweine sagen will ).
Den von Arne angesprochenen Fairness-Gedanken finde ich da auch hilfreicher, weil konkreter und auf eine Beziehung abzielend. Einfach objektiver. Kants kategorischer Imperativ geht ja auch in die Richtung: Er ist zwar mehr als nur "Was du nicht willst, das man dir tu …", aber mir hat daran immer gefallen, dass er versucht hat objektive, also nachprüfbare Regeln zu entwerfen.
Und das Beispiel Klose lässt einem natürlich das Herz aufgehen. So langweilig der Typ nach außen in der Medienwelt erscheint: DAS ist moralische Integrität, die bei mir höher rangiert als die ganzen Siegerfressen, die uns ständig präsentiert werden.
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Per aspera ad astra! (Auf mühsamen Wegen zu den Sternen)