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Zitat von BananeToWin
die von mir beschriebene Theorie, Gott stünde außerhalb der (Raum-)Zeit
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Exkurs: Gott steht außerhalb von Raum und Zeit.
Was ist dran an solchen Behauptungen?
Unsere Welt, die Alltagswelt der Menschen, spielt sich ab
innerhalb von Raum und Zeit. Jedem Ereignis unserer Alltagswelt kann ein Ort und eine Zeit zugeordnet werden. Ein
Ereignis verstehen wir als eine Veränderung. Wenn sich nichts verändert, gab es kein Ereignis. Die Veränderung kann sich auf drei Dinge beziehen: Die Position im Raum, die Position auf dem Zeitstrahl und die Energie.
Was bedeutet "innerhalb"? "Innerhalb" bedeutet, dass sich mindestens einer der drei Faktoren verändert hat. Wenn ich einer Erbse einen Schubs gebe, dann verändere ich gleich alle drei Faktoren. Ich verändere den Ort; ich verändere die Zeit (es gibt ein Unterschied zwischen vorher und nachher); und ich verändere die Energie (beispielsweise liegt die Erbse nun ein Stück höher oder tiefer usw.).
"Außerhalb der Zeit" würde bedeuten, dass sich die Erbse zeitlich
nicht verändert, dass es also für die Erbse kein Vorher und kein Nachher gäbe. Das ist erkennbar falsch (weil es eindeutig ein Vorher und ein Nachher gibt), also wissen wir, dass sich die Erbse "innerhalb" der Zeit bewegt. Bei Gott lassen wir das zunächst offen.
Aber wir betrachten nicht nur das Ergebnis, sondern auch dessen Ursache. Ich könnte beispielsweise sehen,
dass sich die Erbse bewegt, und ich kann feststellen,
wodurch die Bewegung verursacht wurde.
Aber kann ich wirklich wissen,
wodurch es verursacht wurde? Ja, denn sowohl die Erbse als auch der Anschubser (mein Finger) müssen sich ändern. Als Verursacher habe ich Energie verloren, denn diese Energie wurde benötigt, um die Erbse anzuschubsen. Mein Finger hat seinen Ort verändert, sonst wäre kein Anschubsen möglich. Und es gab ein Vorher und ein Nachher.
Nehmen wir an, es gäbe zwei Finger, und ich wüsste nicht, welcher Finger die Ursache war. Dann kann ich messen, wie stark sich Ort und Energie der Erbse verändert haben; die gleiche Messung führe ich bei den zwei Fingern durch. Den Verursacher erkenne ich dadurch, dass er (vereinfacht gesagt)
die gleiche Änderung aufweist wie die Erbse. Dadurch erkenne ich zweifelsfrei, welcher Finger sich bewegt haben muss.
Ort, Zeit und Energie des Verursachers und seines Objekts
hängen zusammen. Wenn sie nicht zusammenhingen, könnte ich niemals herausfinden, was die Ursache war. Beispielsweise, wenn ich bei den Fingern keinerlei Veränderungen bei Ort und Energie feststelle,
kann ich nicht wissen, ob einer der beiden Finger die Erbse angeschubst hat. Ebensogut könnte ich behaupten, der Mount Everest habe die Erbse angeschubst, denn auch er weist keinerlei Veränderung auf. Auch der Mond käme infrage. Das ist unsinnig. Eine Ursache kann ich nur dann behaupten, wenn Verursacher und Objekt die gleichen Veränderungen aufweisen.
"Außerhalb von Raum und Zeit" behauptet nun, dass sich zwar die angeschubste Erbse verändert,
nicht jedoch der Verursacher. Die Energie des Verursachers bliebe davon unbeeinflusst (eben außerhalb). Dasselbe gilt für den Schubs (den Ort) oder das zeitliche Prinzip von Vorher und Nachher: Während es für die Erbse ein Vorher und ein Nachher gäbe, würde der Verursacher völlig statisch bleiben. Für ihn wäre
vor dem Schubs alles so wie
nach dem Schubs -- ansonsten hätte er sich verändert.
Ein Gott, der auf diese Weise unveränderlich ist, h
ätte kein Wissen über das Ergebnis seines Anschubsers. Denn ansonsten gäbe es für ihn eindeutig ein Vorher und ein Nachher.
Ein Gott, der weiß, dass sich ein Atheist schließlich doch hat taufen lassen, und der seine Bestrafung/Belohnung im Jenseits daran ausrichtet, muss "innerhalb" sein. Beide, Atheist und Gott, hätten sich verändert, und es bestünde eine ursächliche Verbindung. Hier wäre sogar der Atheist der Verursacher, und Gott wäre das veränderte Objekt. Es gäbe ein Vorher und ein Nachher. Ein solcher Gott kann nicht außerhalb der Zeit stehen.
Es ist doch sehr zweifelhaft, ob man bei einem unveränderlichen Gott jenseits von Raum und Zeit überhaupt von einer
Ursache sprechen kann; also ein Gott, der das Universum oder die menschliche Existenz
verursacht hat. Ursache meint einen kausalen Zusammenhang, ein Vorher und ein Nachher, aber genau das schließt man aus, wenn man von "außerhalb von Raum und Zeit" spricht. Es wäre sehr schwierig, eine solche "Ursache" von einer "Nicht-Ursache" zu unterscheiden, etwa einem Stein.
Die erklärende Kraft solcher Thesen wie "außerhalb von Raum und Zeit" ist exakt Null. Es erklärt nichts, weil es keine Ursache nachweist. Aber die These soll auch gar nichts erklären, das ist nicht ihre Aufgabe. Ihr Aufgabe besteht darin, eine Immunisierung zu legitimieren gegen das, was die Wissenschaft bisher über Raum, Zeit, Energie und Kausalität herausgefunden und getestet hat. Es ermöglicht den Gläubigen, alle Widersprüche, die von der Wissenschaft aufgebracht werden, mit einem großen Schwung vom Tisch zu wischen und zu sagen, ätsch, das gilt alles nicht, weil, Gott ist eben außerhalb.
"Außerhalb" meint eher: Außerhalb des kritischen Nachprüfens der Wissenschaft.