Jetzt auf den Sommer zu warten, scheint also nicht sehr aussichtsreich.
Aussichtsreicher wäre eindeutig Priesemanns (und sehr vieler anderer schlauer Köpfe) Strategie, die in diesem Artikel vielleicht besonders deutlich wird:
Interessanterweise gibt es auch unter Virologen und Epidemiologen eine breite Spanne an Meinungen, was sinnvoll ist, was mir zeigt, daß es mehr als eine Lösung geben dürfte.
Wie gesagt:
Sogar Streeck unterstützt dieses Papier. In der ursprünglich veröffentlichten Liste stand er noch nicht, da es Schwierigkeiten bei der Kontaktaufnahme gab, aber jetzt ist er dabei.
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AfD-Verbot jetzt - und die "Werteunion" am besten gleich mit!
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Geändert von LidlRacer (22.12.2020 um 21:53 Uhr).
Grund: Ups, Link vergessen
Es ging in meiner Kritik darum, dass Aequitas meinte, der Lockdown im Frühling hätte keinen besonderen Effekte gezeigt, sondern die Senkung der Infektionszahlen wäre dem Sommer geschuldet. Deswegen fragte ich nach Studien, die das belegen. Es gibt X-Studien, welche die Wirkung des Lockdowns zeigen, egal welche Temperaturen (Spanien, Italien, Finnland, Norwegen um 2 Gegensätze in Europa zu nennen, Mit Haiti kenne ich mich nicht aus.) gerade herrschen, weil vorwiegend das Kontaktverhalten die Infektionszahlen beeinflusst.
Ich sagte nicht, dass der LD keine Wirkung gehabt hätte, sondern der Sommer wahrscheinlich einen erheblichen Anteil an der Reduzierung der Fallzahlen hatte. Der letzte und aktuelle LD ist soweit nicht weg vom Frühjahr, allerdings fallen die Zahlen, wenn überhaupt nur langsamer. Der jahreszeitliche Effekt ist eben durchaus stark, wenn man nicht zu derart autoritären Maßnahmen wie China greift oder auf einer Insel lebt (s. Die positiven Beispiele aus dem Priesemann Paper, das ich damit nur in einem Ausschnitt kritisiere).
Die Studien können die Wirkung eben nicht trennscharf zeigen, da Lockdown mit unterschiedlichen Maßnahmen einhergeht. Einen Effekt gibt es, aber die Kausalitäten bzw. Effektstärken lassen sich nicht einfach und vor allen Dingen nicht trennscharf interpretieren.
Vor allem muss man um die Wirksamkeit eines Lockdowns beurteilen zu können auch seine Qualität berücksichtigen. Ich lehme mich mal kurz aus dem Fenster und behaupte, dass Lockdown in China auch wirklich Lockdown bedeutet. Das heißt es wird kontrolliert und auch durchgesetzt.
Wer mit ein wenig offenen Augen durchs Leben geht, sieht dass wir von dieser Art Lockdown gaaaaaaaaanz weit entfernt sind. Unsere Maßnahmen sind bei Nichteinhalten zwar bußgeldbewährt, aber werden sie kontrolliert und durchgesetzt? Ist das überhaupt mit unserem Rechtssystem machbar?
Aktueller Fall aus dem ersten Lockdown: Eine Gruppe Menschen verstößt gegen die vorgeschriebenen Abstandsregeln. Der pflichtbewusste Polizeibeamte weist auf die Regeln hin und leitet ein entsprechendes Ordnungswidrigkeitenverfahren ein. Die Menschen widersprechen dem ihnen zugesandten Bußgeldbescheid und man sieht sich vor Gericht wieder. In der Anhörung des einschreitenden Polizeibeamten wird gezielt nach der Art der Abstandsmessung gefragt und ob er beschwören könne, dass die hier Angeklagten alle die Abstandsregeln nicht eingehalten hätten. Messmethode war das grobe Augenmaß und somit lag keine nachweisbare Sicherheit zum Verstoß gegen die Abstandsregeln vor. So wurden die Ordnungswidrigkeitenverfahren eingestellt.
Ich glaube, ich China wäre das anders gelaufen.
Was ich damit sagen will: Lockdown ist nicht gleich Lockdown. Es sind die Menschen, die es zu erreichen gilt. Ohne die Menschen ist der Lockdown nicht zielführend, da sich eh nur die daran halten, die sich auch ansonsten so verhalten, dass eine Infektionsverbreitung sehr unwahrscheinlich wäre.
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Auf dem Weg vom “steifen Stück” zum geschmeidigen Leopard
Nachtrag zum Thema Studien zu Maßnahmen und deren Wirkung:
Konkretes Beispiel aus einem der ausführlichsten Studien, die ich kenne (Ranking the effectiveness of worldwide COVID-19 government interventions):
Super statistische Auswertung von durchschnittlichen Wirkungen, Effekten, statistischer Streuung, mit einem wesentlichen Fazit:
Zitat:
Our main takeaway here is that the same NPI can have a drastically different impact if taken early or later, or in a different country
D.h., daß zwar einige wesentliche Aspekte (vor allem Kontaktreduzierung über Vermeidung von Ansammlungen und viel Reisen, leider auch Schulschließungen statistisch gesehen große Effekte haben, aber im Einzelfall offenbar eine große Streuung aufweisen, wohl wegen der starken Interaktion verschiedener Faktoren - also das, worauf ich hinauswollte.
Und die zweite wesentliche Erkenntnis:
Zitat:
Taken together, the social distancing and movement-restriction measures discussed above can therefore be seen as the ‘nuclear option’ of NPIs: highly effective but causing substantial collateral damages to society, the economy, trade and human rights
ist ein klares Plädoyer, nicht alles dem Infektionsschutz unterzuordnen, sondern Ausgewogenheit und Verhältnismäßigkeit anzustreben.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Das Beispiel Spanien zeigt für mich sehr eindeutig, wie Massnahmen wirksam sind. Dort erfolgte der Anstieg der zweiten Welle schon August / September / Oktober bei sommerlichen Temperaturen. Die Abriegelung der Städte mit hohen Inzidenzen ab Anfang Oktober sowie nächtliche Ausgangssperren (bei immer noch frühlingshaften, aber kühleren Temperaturen) zeigte deutliche Wirkung, Spanien weist jetzt mitten im Winter eine kleinere Inzidenz wie Deutschland auf!
Aber vielleicht lag es ja auch an den Störchen oder Kranichen, die aus der Uckermark nach Spanien umzogen? Wer weiss das schon, ist ja alles so komplex....
Die Ziele 1000/2000 entsprechen so niedrigen Inzidenzen, dass ich vermute, dies ist der Bevölkerung nicht vermittelbar. Die Inzidenz von 50 die das definierte Ziel ist entspricht grob einer Fallzahl von 5000. Das wäre Deiner Rechnung nach nach 5 Wochen erreicht. Das wiederum würde sich mit einem Zeitpunkt ca. 10 Februar decken, der nach nochmaliger 30-tägiger Verlängerung der Maßnahmen ab 11. Januar erreicht werden kann.
Was noch unkalkulierbar da ohne Vergleichsmöglichkeit ist, sind die Auswirkungen der letzten beiden verkaufsoffenen Tage vergangene Woche, die drei Weihnachtstage und Silvester. Aber positive Effekte im Sinne von schneller sinkenden Fallzahlen sind davon nicht zu erwarten.
So steht uns nun also ein doppelt besonderes Weihnachten bevor und unsere Tochter scheint darauf zu bestehen, an Weihnachten Geburtstag zu haben, sie wird es spätestens in ein paar Jahren bereuen Bis bald und euch allen schöne und natürlich gesunde Weihnachten!
Nachtrag zum Thema Studien zu Maßnahmen und deren Wirkung:
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Danke. Die Studie, über die wir glaube ich hier schon mal gesprochen, weist im Ergebnis nach: highly effective . Die Auswirkungen auf andere Bereiche wären wieder ein anderes Kapitel als die gerade diskutierte Effektivität eines Lockdowns.