1. Ist der christliche Glaube glaubwürdiger als der anderer Religionen?
Ich interessiere mich dabei vor allem für religiöse Argumente, weniger für wissenschaftliche. Gibt es beispielsweise Argumente dafür, warum Moses und Jesus mit ihren Aussagen näher an der Wahrheit seien als Mohammed? Mit welchem Kriterium ließe sich das entscheiden?
Ja, ich vermute, Glauben kann des Glaubens würdig ("glaubwürdig") sein, oder auch nicht. Entsprechend gibt es im Sprachgebrauch eine (mir nicht ganz verständliche) Abgrenzung zwischen einem Glauben und einem Aberglauben.
In der Wissenschaft gibt es in analoger Weise Überzeugungen (Hypothesen), die je nach Faktenlage an Überzeugungskraft gewinnen oder verlieren können. Also gibt es mehr oder weniger überzeugende Überzeugungen, oder mehr oder weniger hypothetische Hypothesen.
1. Ist der christliche Glaube glaubwürdiger als der anderer Religionen?
Ich interessiere mich dabei vor allem für religiöse Argumente, weniger für wissenschaftliche. Gibt es beispielsweise Argumente dafür, warum Moses und Jesus mit ihren Aussagen näher an der Wahrheit seien als Mohammed? Mit welchem Kriterium ließe sich das entscheiden?
Danke für Eure Geduld.
Der Glaube, den ein tief religiöser Mensch ausstrahlt, ist (für mich) immer überzeugend und glaubwürdig. Was aber nicht immer den gleichen Respekt in mir hervorruft; meine tief gläubige Großtante, die das Christenum in seiner positivsten Weise von Menschenliebe und Mitgefühl interpretierte ist mir deutlich näher, als ein Zeuge Jehovas, der mit der gleichen inbrunst eine eingeengte, dogmatische Version des Christentums vertritt. Und so mancher IS-kämpfer ist höchst glaubwürdig in seinem fanatischen Glauben, andersgläubige ausrotten zu müssen.
Alle oben genannten sind glaubwürdig in ihrem Glauben, aber das hat nichts mit dem Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen bzgl. Religion zu tun. Glaube ist nun mal ein Gegenpol zu Wissen und Wahrheit. Wenn ich (an) etwas glaube, dann interessiert mich die Wahrheit gar nicht, da ich sie zu wissen glaube. Wenn ich andererseits die grundfeste des Glaubens der oben Genannten rational untersuche, kann ich je nach eigenem Wertekanon und Wissen zu verschiedenen Ergebnissen kommen - und ggf. alle widerlegen.
Zum Vergleich von Religionen: ich sehe zwischen den großen monotheistischen Religionen keinen großen Unterschied, alle stellen einen Anspruch auf allumfassende Wahrheit und unbedingtem Glauben - und machen dies formal oft an lächerlichen Details fest. Einen Unterschied gibt es für mich eher zu den Polytheistischen Religionen, wie es die alten Griechen und Römer, oder Hindus haben - durch die Aufspaltung in hunderte Gottheiten und Zuständigkeiten wirkt das ganze Glaubensgebäude irgendwie lockerer, weniger bedingungslos, weniger dogmatisch. Dadurch, daß diese Weltbilder vielfältiger sind, sind sie für mich auch näher an der "Wahrheit" (soweit es eine gibt) - das Leben, die Welt läßt sich nie auf eine Formel, ein Gott, eine Wahrheit reduzieren.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
das Leben, die Welt läßt sich nie auf eine Formel, ein Gott, eine Wahrheit reduzieren.
Ja, das finde ich auch. Und ich will Euch nicht mit Kalendersprüchen nerven, aber es gibt einen, der mir im Umgang mit religiösen Menschen weiterhilft. Nämlich insofern, als ich Gurus mit allumfassendem Wahrheitsanspruch nicht leiden kann und ihnen daher immer sehr skeptisch gegenüberstehe. Hingegen finde ich es toll, wenn sich Menschen bemühen herauszufinden, was richtig ist und was nicht. Und da hab ich auch einige solcher "Wahrheitssucher" getroffen, die sich innerhalb eines autoritären Systems (wie z.B. einer bestimmten Kirche) sehr reflektiert und menschlich bewegen, während andere nur stur nachbeten, was ihnen ein Religionschef vorbetet.
So, genug der Einleitung - was ich hier einbringen will, ist ein Zitat des französischen Schriftstellers Andre Gide, das ohnehin recht populär ist und daher auch in verschiedenen Versionen kursiert. Ich habe es so kennen gelernt:
Vertraue denen, die die Wahrheit suchen. Aber hüte Dich vor denen, die sie gefunden haben!
Aus meiner laienhaften Sicht stellt sich die Frage: Warum nicht?
Dabei will ich weder für den Mono-, noch für den Polytheismus Partei ergreifen. Ich interessiere mich für das Kriterium, nach dem Du das entscheidest.
Um das Leben... auf einen Gott, eine Wahrheit ... Zu reduzieren, bedarf es der Einigkeit, dem Verständnis aller. Gleiche Werte und Normen. Das wird es niemals geben. Das Leben, Gott, Mathe ist nicht immer logisch (oder wozu gibt es Primzahlen?). Vielleicht schafft man eine Annäherung. Vielleicht habe ich die Frage falsch verstanden...
Warum z.B. Entwickeln wir uns weiter? Biologisch gesehen haben wir den Sinn des Lebens längst erreicht. Brauchen wir für unsere Entwicklung den Glauben an eine höhere Macht?
Leider wieder nur ein paar Gedanken dazu zwischen Tür und Angel. Ich lese hier aber gern mit. LG
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Phantasie ist etwas, das sich manche Leute gar nicht vorstellen können.
Um das Leben... auf einen Gott, eine Wahrheit ... Zu reduzieren, bedarf es der Einigkeit, dem Verständnis aller.
Zum Gottesbegriff allgemein fand ich den Vergleich mit dem quasiolytischen Phraseometer sehr interessant. Wer von Euch hat einen, und wofür benutzt ihr den?
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Whatever quantitative measure of success you set out to achieve becomes either unattainable or meaningless. The reward of running—of anything—lies within us.