So hab ich es mal gelesen, dass die größte Gefahr für die Oberschicht bei uns im Land wäre, wenn sich die Mittelschicht mit der Unterschicht verbündet.
Verstehe ich nicht. Worin soll die Gefahr für die Oberschicht denn konkret bestehen? Denkst Du an Dinge wie Enteignung, oder eher indirekt über weiter angehobene Steuersätze für Gutverdienende?
Zitat:
Zitat von su.pa
Damit das nicht passiert, versucht man die Mittelschicht gegen die Unterschicht aufzuhezen, z.B. durch das Aufhezen gegen faule Harz-IV Betrüger und was "uns" das Geld kostet.
Wer ist "man"? Die Oberschicht, welche die darunter liegenden Schichten über die Medien gegeneinander aufhetzt? Im Widerspruch dazu steht, dass nicht nur über die Unterschicht, sondern in gleicher Weise über die Oberschicht gehetzt wird. Beispiel Friedrich Merz: Es war das größte Problem für seine Akzeptanz in der Bevölkerung, dass er ne Million verdient. Was er im Gegenzug dafür leistet, hat niemanden interessiert.
Ich halte es in einer Demokratie für normal und zwangsläufig, dass eine breite Mehrheit versucht, die Minderheiten zu übervorteilen. Dafür dienen Bilder und Klischees wie der arbeitsscheue Hartzer und der nichtsnutzige Millionärssohn.
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Ich möchte noch kurz auf den Begriff "Aufhetzen" eingehen. Wirklich aufgehetzt wird nicht in den Leitmedien, also dem angeblichen Sprachrohr der Oberschicht. Sondern in den sozialen Medien, die von der Mittel- und Unterschicht dominiert sind.
Auf diesem Nährboden gedeihen Verlage wie der rechtskatholische Kopp-Verlag, welche unter dem Mäntelchen von Pseudo-Wissenschaftlichkeit die billigste Form aller Hetze betreiben: Dem Leser die eigenen Vorurteile verkaufen.
Das ist doch das "tolle" an deren Verschwörungstheorien: Dass der Leser entdeckt, dass er mit seinen Vorurteilen schon immer recht hatte.
Klugschnacker, wenn ich wissen will, wie man idealerweise zu denken hat und was und wo gerade der Mainstream ist, muss ich nur deine Postings lesen und ich weiß bescheid. Deshalb lese ich deine Postings auch mit Interesse. Und das meine ich völlig ohne Häme. Im Reli-Thread hatte ich mich für einige ähnliche Erkenntniss auch mehrfach aufrichtig bedankt.
Dass sich nicht zu viele Menschen zusammentun, dafür sorgen die Leitmedien. Sie haben schließlich eine "Kontrollfunktion". Oder eben die Politiker, die gelegentlich ein Bonbon geben in Form von Kindergeld- oder Rentenerhöhung.
Hartzer, Niedriglohnjobber und sonstige schlecht Verwertbare des neoliberalen Systems, haben eine Doppelfunktion. Einerseits stehen sie dem System als willige Arbeitskräfte zur Verfügung. Zudem ziehen sie einen Teil des Unmutes des Volks auf sich.
Ebenso die "Flüchtlinge", Opfer der globalen Politik: sie sind leicht bewegliches Humankapital, Cheap labour und politisch inaktiv. Sie ziehen ebenso einen Teil des Unmutes des Volks auf sich.
Verteilungskämpfe zwischen Hartzer und Flüchtlinge sind überhaupt kein Problem. Ganz im Gegenteil. Ebenso kulturelle oder religiöse Streitigkeiten.
Läuft!
Lieber Keko, deine Befunde sind richtig, das planende Agens im Hintergrund kann ich nicht sehen, finden, kennen.... Das klingt mir bei dir oft zu sehr nach Blofeld....
Nur weil Dinge blöd laufen und Gruppen davon profitieren ist das kein Beweis für den bösen Masterplan, genau wie die Schönheit der Natur kein Beweis für einen gütigen Schöpfergott ist (an den muss man glauben, nicht ihn herbeiargumentieren...)
Ein gutes Neues Jahr! Mit Analyse der kleinschrittigen Massnahmen in die richtige Richtung, nicht mit Spekulation über den Joker...
Kullerich
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Ex-Weiser, Mitglied in Axels 100-Tri-Plus-Club Owner of Post 10,000 im "Leben der Anderen"
Das könnten aber auch alles Anzeichen für eine zunehmende Ungleichverteilung der Einkommen bzw. Vermögen sein.
Mal angenommen man würde die Einkommen auf eine größere Gruppe gleichmäßiger verteilen und dazu würden auch Menschen zählen, die recht arm sind.
Die würden wohl zuerst weniger am Essen und Trinken sparen z.B. statt ihr zusätzliches Geld in Luxusartikel zu investieren.
Ganz anders würde sich vermutlich eine Gruppe verhalten, die von vornherein so viel Einkünfte hat, dass sie am Essen und Trinken überhaupt nicht sparen muss.
Eine solche Gruppe würde dann denke ich vermehrt in (relative) Luxusgüter investieren wie beispielsweise teure Fahrräder und Reisen.
Verstehe ich nicht. Worin soll die Gefahr für die Oberschicht denn konkret bestehen? Denkst Du an Dinge wie Enteignung, oder eher indirekt über weiter angehobene Steuersätze für Gutverdienende?
Glücklicherweise ist bei uns die Mittelschicht sehr breit.
Wie breit kann man ja auch über die Definition steuern.
Zusammen mit den Armen wäre das eine sehr große und wirtschaftlich sehr bedeutende Gruppe.
Würde die sehr viel wert darauf legen hauptsächlich Güter zu kaufen von Firmen, die sich um Fairness bemühen in Bezug auf die Einkommensverteilung ihrer Mitarbeiter und Zulieferer z.B., dann könnte sie Firmen, die diese Fairness mit Füßen treten, empfindlich schaden.
Mal angenommen man...
...Die würden wohl zuerst weniger am Essen und Trinken sparen z.B. statt ihr
Der Duden zu "wohl": bezeichnet ein geschätztes Maß o. Ä. von etwas; etwa, ungefähr.
Bitte, bitte nicht falsch verstehen ThomasG!
Du lieferst in diversen politischen Threads die sachlichsten und fundiertesten Beiträge. Und auf von dir vorgetragene Argumente kann man, falls man anderer Meinung sein sollte, nur selten etwas entgegnen. Du machst so irgendwas wie "Sozialforschung" beruflich, oder?
Aber an der Stelle oben verwendest Du "könnte"?!
Erlebnisse des gestrigen Tages (Momentaufnahmen und "Filterblase", aber auch meine Realität):
Ich war im Discounter (da dort ein regionales Mineralwasser in Mehrwegflaschen im Angebot ist). Vor mir an der Kasse eine -offensichtlich arme- Kundin. Gestern war u. a. Auszahlungstermin für Hartz 4 bzw. ALG2. Die Frau war schlecht gekleidet und ungepflegt. Sie verwendete zum bezahlen "frische" 50-Euro-Scheine so wie man sie aus dem Geldautomaten erhält. Im Einkaufswagen: Große Mengen von Katzenfutter und eine mächtige Feuerwerksbatterie für einen zweistelligen Preis.
Später am Tag, ich war wegen einer anderen Angelegenheit in der Nähe, besuchte ich den Premium-Demeter-Gutmenschen-Hofladen der Darmstädter Wohlstandsbürger.
Ich zahlte u. a. für 160 Gramm Wurst und Schinken über sieben Euro und mußte in dem gut besuchten und wuseligen Laden (die Mittelschicht hat "zwischen den Jahren" frei und kehrt nach Spaziergängen ins dortige Café ein und nimmt dann noch Lebensmittel mit) auch noch anstehen....
Ist der Untergang wirklich so nahe, so lange es noch Geld für nur zum Spaß gehaltene Haustiere, für Feuerwerk, Tattoos und Haarfärbemittel, für Demeter-Rinderschinken, toskanisches Bio-Olivenöl und Quinoa-Bratlinge gibt?