Aber das ist doch alles keine Folge der Flüchtlingspolitik. Das ist lediglich eine Folge der Schäubleschen Finanzpolitik der schwarzen Null.
Das Geld war immer da, es fehlte nur die Bereitschaft es zu investieren, da man damit lieber die Staatsverschuldung angegangen ist oder Rücklagen gebildet hat.
Grüne und vor allem Linke fordern doch schon seit vielen Jahren höhere staatliche Investitionen in verschiedenen Resorts. Aber warum dann genau diese von dir angesprochenen Hartz 4 Empfänger oder Niedriglohnempfänger scharenweise einer AFD die Tür einrennen, die sich gar nicht für diese Interessen einsetzt entzieht sich meinem Verständnis.
Bzw. einen Ansatz hätte ich noch, der aber vielleicht sehr unfair sein könnte und tatsächlich nur auf meinen ganz eigenen Erfahrungen beruht. Dass genau diese Leute AFD und nicht LINKE wählen, könnte daran liegen, dass ihnen einfach jegliches Verständnis abgeht, für die eigene Lage selber verantwortlich zu sein. Die LINKE stellt die Frage nach den Ursachen nicht, sondern möchte nur die Lage der Menschen in dieser Situation verbessern. Die Rechten zeigen mit dem Finger auf die bösen Ausländer und geben ihnen die Schuld an der eigenen schlechten Situation und blenden völlig aus, dass sie vor dem Zustrom auch schon in dieser waren. Aber es ist natürlich viel angenehmer die Verantwortung für die eigene schlechte Situation anderen zuzuschieben als zu erkennen, dass man im Leben ein paar falsche Entscheidungen getroffen oder sich nicht ausreichend bemüht hat.
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Auf dem Weg vom “steifen Stück” zum geschmeidigen Leopard
Wenn der deutsche Rechtsstaat ausreisepflichtige tatsächlich direkt abschieben würde, würde es das angesprochene Thema gar nicht geben.
...
Also insgesamt vor allem nur ein Zeichen. Rumkommen wird dabei kaum was
Ich finde diese Diskussion einfach sehr schwierig ...
Das Benennen fällt uns sehr schwer. Denn es widerstrebt doch eigentlich jedem unbequeme Dinge anzusprechen, die der eigenen Ideologie oder Wertvorstellung gegenüberstehen. Also befinden wir uns schnell im Widerstreit zwischen Ideologie und Problembewältigung.
...
Und noch was zum "Racial Profiling". Natürlich hängen sich viele, vor allem Theoretiker, jetzt daran auf. In der täglichen Praxis spielt dies aber eher eine untergeordnete bis keine Rolle. In der Praxis wird derjenige näher beäugt, der nach dem Eindruck des Kontrollierenden am ehesten Scheiße baut. Da spielt eher das allgemeine Auftreten und Verhalten eine Rolle als die Nationalität. Es ist aber schon komisch, dass in der Praxis bestimmte Personengruppen überproportional oft negativ auffallen. Das hat man in allen Bereichen. ...
Aber das heißt ja nicht, dass man vor allem anderen Fehlverhalten die Augen verschließt...
Warum wir uns so schwer damit, Merkmale wie Herkunft oder Erscheinungsbild als das zu akzeptieren, was es sind. Einfache äußerliche Merkmale als eines von vielen. Warum muss hier dann immer die Geschichtskeule geschwungen werden.
...
Dies würde von mir als Kontrollinstanz erwarten jegliches Fingerspitzengefühl abzulegen und nur noch nach Schema zu handeln. Das würde meine Produktivität aber gewaltig negativ beeinflussen. Wir müssen uns ja auch vor Augen führen, dass Kapazitäten begrenzt sind, somit muss eine Vorauswahl getroffen werden.
...ein großer Teil der Bevölkerung dafür ist, Menschen zu helfen, die Hilfe benötigen.
Bei diesem Satz stimmen viele zu, weil sie nun mal, wie Tom schreibt, zuerst an die Hilfsbedürftigen, "die schon länger hier leben", und erst in zweiter Reihe an die Flüchtlinge bzw. Migranten.
Du hast zwar Recht:
Zitat:
Zitat von noam
Aber das ist doch alles keine Folge der Flüchtlingspolitik. Das ist lediglich eine Folge der Schäubleschen Finanzpolitik der schwarzen Null.
Das Geld war immer da, es fehlte nur die Bereitschaft es zu investieren, da man damit lieber die Staatsverschuldung angegangen ist oder Rücklagen gebildet hat.
Aber für diese Bedürftigen ist nun mal nicht nachvollziehbar, wieso für ihre Bedürfnisse nie Geld da war, und plötzlich für die Migranten alles mobilisiert wird. Das ist von der regierenden Politik nie begründet oder vermittelt worden. Das ist eines der wesentlichen Keimzellen des Rechtsrucks: die Leute fühlen sich verarscht, weil sie sich von der Politik der etablierten christlich-sozialdemokratisch-grünen Einheitspartei nicht mehr vertreten fühlen. Die Regierung hat ein Amtseid zum Wohle des deutschen Volkes abgelegt - diese Verpflichtung ist in dieser Handlungskette nicht erkennbar.
Zitat:
Grüne und vor allem Linke fordern doch schon seit vielen Jahren höhere staatliche Investitionen in verschiedenen Resorts. Aber warum dann genau diese von dir angesprochenen Hartz 4 Empfänger oder Niedriglohnempfänger scharenweise einer AFD die Tür einrennen, die sich gar nicht für diese Interessen einsetzt entzieht sich meinem Verständnis.
Ich glaube, der durchschnittliche Hartz4-Empfänger hat keine ausreichende Bildung, um die Details und längerfristigen Folgen eines AfD-Parteiprogrammes nachzuvollziehen. Sie hören nur, daß die AfD als einzige sich nichts scheut, überhaupt die o.g. Problematik anzusprechen. Ist es dann verwunderlich, daß sie sich dort ernstgenommen fühlen, während sie von einem Sigmar Gabriel als Pack beschimpft werden?
Zitat:
Bzw. einen Ansatz hätte ich noch, der aber vielleicht sehr unfair sein könnte und tatsächlich nur auf meinen ganz eigenen Erfahrungen beruht. Dass genau diese Leute AFD und nicht LINKE wählen, könnte daran liegen, dass ihnen einfach jegliches Verständnis abgeht, für die eigene Lage selber verantwortlich zu sein. Die LINKE stellt die Frage nach den Ursachen nicht, sondern möchte nur die Lage der Menschen in dieser Situation verbessern. Die Rechten zeigen mit dem Finger auf die bösen Ausländer und geben ihnen die Schuld an der eigenen schlechten Situation und blenden völlig aus, dass sie vor dem Zustrom auch schon in dieser waren. Aber es ist natürlich viel angenehmer die Verantwortung für die eigene schlechte Situation anderen zuzuschieben als zu erkennen, dass man im Leben ein paar falsche Entscheidungen getroffen oder sich nicht ausreichend bemüht hat.
Viel Wahrheit, wenn auch etwas überspitzt. Aber nicht vergessen, daß ein zunehmender Anteil der Hartz-4-Empfänger bereits in 2 - 3 Generation in dieser Situation aufwachsen, und weder aus eigenen Fehlern reinkamen, noch aus eigener Kraft je rauskommen können. Ob diesen die Linken mit ihrer stark an die kommunistische Ideologie der DDR angelehnten Ideen helfen können, weiß ich nicht, aber der Kommunismus ist für viele keine Option mehr. Die AfD nutzt natürlich die Problematik für eigene Profilierung - wir sollten aber differenziert bleiben, und nicht jeden Hinweis auf Probeme mit der Migration als "Schuldige suchen" fehlinterpretieren. würden sich alle seiten etwas zurücknehmen in ihrer "Gesinnungsethik", wäre ein Dialog zwischen den Lagern einfacher, und wir müßten keine Angst haben, daß das Land etwas mehr nach links oder rechts rückt - das Politische Spektrum ist nun mal so breit, jeder sollte seinen Platz drin bekommen.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
..., zuerst an die Hilfsbedürftigen, "die schon länger hier leben", und erst in zweiter Reihe an die Flüchtlinge bzw. Migranten.
Ist das wirklich so? Das glaube ich nicht. Hier im Forum wurde nach Rad- und Laufsachen für "Flüchtlinge" gesucht. Es gab plötzlich in jedem Ort nahe einer LAB plötzlich Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Kleider- und Sachspenden für die Flüchtlinge zu sammeln.
Ich kann mich nicht entsinnen, dass es außer den klassischen caritativen Einrichtungen großartige Initiativen gab, für die Hilfsbedürftigen, die schon da sind, zu sammeln und wer ist denn tatsächlich Hilfsbedürftig? Der Hartz4 - Empfänger empfängt doch schon Hilfe nahezu ohne Gegenleistung (wenn er sich denn geschickt anstellt).
Nein ich glaube fest daran, dass der helfende hier keinen Unterschied macht. Die meisten Asylbewerber kamen halt mit nichts hier an. Das ist schon einmal erheblich weniger als der Hartz4 Empfänger hat und ich finde es ist nicht in Ordnung wenn man diese Gruppen gegeneinander ausspielt.
Ich finde es auch nicht in Ordnung wenn von vielen Menschen angeführt wird, dass es nicht in Ordnung ist, dass derjenige der lange Zeit gearbeitet hat das selbe Hartz4 bekommt, wie jemand "neues", der nie eingezahlt hat. Das ist nämlich nicht richtig. Denn der, der arbeitslos wird, bezieht erst einmal eine ganze Zeit lang ALG2 bis er ins Hartz4 rutscht. Zudem darf der Hartz4 Empfänger hinzuverdienen. Der Asylbewerber ist nicht arbeitsberechtigt. Das ist einfach Bauernfängerei der Braunen, um die Gruppen gegeneinander auszuspielen.
Zitat:
Zitat von Schwarzfahrer
Aber für diese Bedürftigen ist nun mal nicht nachvollziehbar, wieso für ihre Bedürfnisse nie Geld da war, und plötzlich für die Migranten alles mobilisiert wird. Das ist von der regierenden Politik nie begründet oder vermittelt worden.
Das stimmt. Aber wer soll denn das auch kundtun? Die Opposition fordert seit dem Schäuble an der Schatulle sitzt mehr Investitionen in alles mögliche. Und die Regierung wird sich damit rechtfertigen, dass die Tilgung der Staatsverschuldung größere Priorität hat, als Investitionen. Zumal seit Schwarz/Gelb ja eher wirtschaftsliberale Finanzpolitik gemacht wird, was besonders bei der Deregulierung der Finanzmärkte sichtbar wurde.
Zitat:
Zitat von Schwarzfahrer
Das ist eines der wesentlichen Keimzellen des Rechtsrucks: die Leute fühlen sich verarscht, weil sie sich von der Politik der etablierten christlich-sozialdemokratisch-grünen Einheitspartei nicht mehr vertreten fühlen. Die Regierung hat ein Amtseid zum Wohle des deutschen Volkes abgelegt - diese Verpflichtung ist in dieser Handlungskette nicht erkennbar.
Also die Grünen haben ja nun schon seit längerem nichts mehr mit der Regierung am Hut und auch unter Rot/Grün waren sie kaum in der Lage richtungsweisend Regierungspolitik zu machen und mussten sich entsprechend auf wenige Resorts beschränken und der Finanzsektor gehörte sicher nicht dazu. Schon gar nicht als Schröder seinen Sozialverrat beging. Ich kann aber immernoch nicht verstehen wie man dann eine Alternative zur Regierung in der AFD sehen kann.
Zitat:
Zitat von Schwarzfahrer
Ich glaube, der durchschnittliche Hartz4-Empfänger hat keine ausreichende Bildung, um die Details und längerfristigen Folgen eines AfD-Parteiprogrammes nachzuvollziehen. Sie hören nur, daß die AfD als einzige sich nichts scheut, überhaupt die o.g. Problematik anzusprechen. Ist es dann verwunderlich, daß sie sich dort ernstgenommen fühlen, während sie von einem Sigmar Gabriel als Pack beschimpft werden?
Naja, wer aus Faulheit oder Dummheit entgegen der eigenen Interessen eine Partei wählt, die die eigene Situation nur verschlimmern würde, den darf man schon zurecht als Pack bezeichnen. Nicht falsch verstehen. Ich respektiere jeden, der sich in der Politik der AFD wiederfindet. Im Prinzip ist das doch der 90er Jahre FDP Wähler mit etwas überzogenem Patriotismus. Also eher derjenige dem es etwas besser geht und staatliche Intervention fürchtet, weil er dann ja nicht mehr besser ist als der Rest.
Zitat:
Zitat von Schwarzfahrer
Aber nicht vergessen, daß ein zunehmender Anteil der Hartz-4-Empfänger bereits in 2 - 3 Generation in dieser Situation aufwachsen, und weder aus eigenen Fehlern reinkamen, noch aus eigener Kraft je rauskommen können.
Das verstehe ich nicht. Jeder hat die Möglichkeit aus eigener Kraft (krankheitsbedingte Leistungsbezieher natürlich ausgenommen) aus Hartz4 herauszukommen. Auch erbt man den Status Hartz4 nicht. Jeder durchläuft eine Schullaufbahn, wo man sehen kann, dass es auch ein anderes Leben gibt, als besoffen auf dem Sofa zu liegen und die alte zu verprügeln, wenn das Bier nicht kalt genug ist. Ein Großteil der Menschen, die du hier beschreibst, sind in meinen Auge genau die, die mit dem Finger immer auf andere zeigen und immer andere für ihre eigene Situation verantwortlich machen, anstatt sich selber mal zu hinterfragen und den Arsch hochzubekommen. Ich habe täglich mit diesen Menschen zu tun, das ist unglaublich, was diese Menschen teilweise für Vorstellungen haben.
Und das ist genau der Punkt an dem eine linke Politik mit einem bedingungslosen Grundeinkommen und sozialer Gerechtigkeit leider nicht mehr vermittelbar ist. Weil man nicht nur den Topmanager hat, der sich selbstherrlich für unverzichtbar und daher seinen Mehrverdienst gegenüber anderen für notwendig und richtig hält, sondern einfach auch diese Leistungsverweigerer, die aus Faulheit, Dummheit oder sonstigen Gründen nur scheiße im Kopf haben und das Sofa nur verlassen, wenn sie den Bier oder Drogennachschub organisieren müssen.
Beide Seiten kann man nur mit absoluter ideologischer Bereitschaft auffangen und die ist sicher in der Masse nicht vorhanden, da hier bei vielen Menschen der FDP Leitspruch "Arbeit muss sich lohnen" (2009) im Kopf festgesetzt hat. Es ging ja sogar so weit, dass die SPD diesen Slogan 2012 übernommen hat. Verrückte Welt. Rechtsruck?
Zitat:
Zitat von Schwarzfahrer
wir sollten aber differenziert bleiben, und nicht jeden Hinweis auf Probeme mit der Migration als "Schuldige suchen" fehlinterpretieren. würden sich alle seiten etwas zurücknehmen in ihrer "Gesinnungsethik", wäre ein Dialog zwischen den Lagern einfacher, und wir müßten keine Angst haben, daß das Land etwas mehr nach links oder rechts rückt - das Politische Spektrum ist nun mal so breit, jeder sollte seinen Platz drin bekommen.
Ich wohne ja nun in einem sehr konservativen Teil Deutschlands. Hier wird der Mensch 2 Dörfer weiter schon als Ausländer betrachtet und sich stetig mit der Nachbarschaft in der Vorgartenpflege überboten. Ich glaube der einfach gestrickte Mensch, ist sich seiner Position in der Gesellschaft sehr wohl bewusst und er braucht Menschen, denen es schlechter geht, um sich selbst besser zu fühlen. Daher ist es imho auch so einfach die Gruppe der Leistungsbezieher gegen die Gruppe der Flüchtlinge zu mobilisieren und sie auf die "rechte" Seite zu ziehen. Man suggeriert ihnen damit, dass sie mehr "wert" sind als die Flüchtlinge, wenn es denen schlechter geht. Dies äußert sich vor allem darin, dass man die Dinge bewertet, die man wahrnimmt. Wem ist die Diskussion um die armen Flüchtlinge mit teuren Smartphones nicht in Erinnerung? Das Statussymbol Smartphone ist plötzlich auch in Händen derer, die weit unter mit stehen sollten. Das kann doch nicht richtig sein? Ich finde es traurig, dass der Horizont vieler Menschen nicht über den eigenen Tellerrand hinausgeht.
Und ich finde es erbärmlich, wie sich AFD, CDU/CSU und zum Teil auch SPD bemühen diese Menschen in der Flüchtlingsfrage für sich zu instrumentalisieren und damit aus dem "Wir schaffen das" eher ein "Wir wollen das gar nicht schaffen" machen. Schlimm finde ich auch dass Grüne und LINKE nicht in der Lage sind sich entsprechend lautstark zu positionieren, dass dies auch den oben genannten Menschen bewusst wird. Oder liegt es gar daran, dass die klassischen Medienhäuser fest in Händen von Menschen sind denen die Fortsetzung einer liberalen Wirtschaftspolitk sehr entgegen kommt?
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Auf dem Weg vom “steifen Stück” zum geschmeidigen Leopard
Ist das wirklich so? Das glaube ich nicht. Hier im Forum wurde nach Rad- und Laufsachen für "Flüchtlinge" gesucht. Es gab plötzlich in jedem Ort nahe einer LAB plötzlich Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Kleider- und Sachspenden für die Flüchtlinge zu sammeln.
Ich dachte zuerst an die Leute, die selber Hilfe erhoffen - die denken m.M.n. eher so.
Zitat:
Ich kann mich nicht entsinnen, dass es außer den klassischen caritativen Einrichtungen großartige Initiativen gab, für die Hilfsbedürftigen, die schon da sind, zu sammeln und wer ist denn tatsächlich Hilfsbedürftig? Der Hartz4 - Empfänger empfängt doch schon Hilfe nahezu ohne Gegenleistung (wenn er sich denn geschickt anstellt).
Es war schon immer so, daß es vielen leichter fällt, für arme Kinder in Nicaragua zu spenden als für die Tafel um die Ecke, und solche Aktionen sind nun mal auch "medienträchtiger". Ansonsten stimmts, an sich reicht Hartz4 aus - wenn man denn in der Lage ist, sein Geld geplant einzuteilen und auszugeben, und sich auf das daraus Leistbare zu konzentrieren. Aber genau diese Fähigkeit geht vielen Hartz4-ern ab, sei es auf Grund von Sucht, Unfähigkeit oder mangelnden Bildung. Und dann gibt es die Kinder, die kein Frühstück mehr bekommen, die alleinerziehende Mutter mit behindertem Kind, daß mangels Bildung die ihr zustehende Leistung nicht erkämpfen kann, ...
Zitat:
Das ist schon einmal erheblich weniger als der Hartz4 Empfänger hat und ich finde es ist nicht in Ordnung wenn man diese Gruppen gegeneinander ausspielt.
Ist es so? Wurden die Flüchtlinge wirklich ebenso wie Hartz4-Empfänger bis auf 2600 € ihres Besitzes vom Sozialamt "enteignet"? Davon weiß ich nur aus Dänemark. Ungleiche Behandlung beider Gruppen anzusprechen ist noch nicht "gegeneinander ausspielen". Wenn aber (wie ich es konkret bei Bekannten erlebt habe) jemand mit Hartz 4 ständig Ärger hat, weil sie bei der Nachbarschaftshilfe 50 € hinzuverdient, aber dann hört, wie geschickte Flüchtlinge (zuletzt 300 Sudanesen) mit mehrfachen identitäten Sozialleistungen ergaunern, ist "not amused" und wundert sich, warum er mit so viel Energie vom Amt schikaniert wird.
Zitat:
Zudem darf der Hartz4 Empfänger hinzuverdienen. Der Asylbewerber ist nicht arbeitsberechtigt. Das ist einfach Bauernfängerei der Braunen, um die Gruppen gegeneinander auszuspielen.
Ja, aber Hinzuverdienst ist in der Praxis oft schwierig, entweder weil (z.B. Mutter einer Beinderten) man gar nicht dazu kommt, oder mit überkomplizierten Auflagen und Überwachung versehen ist. Daß Asylbewerber nicht arbeitsberechtigt sind, ist nur ein Problem, weil die Verfahren nicht schnell zu potte kommen, dafür sind aber nicht die braunen schuld (was nicht heißt, daß sie es besser könnten).
Zitat:
Das stimmt. Aber wer soll denn das auch kundtun?
Die Regierung, wenn sie etwas Rückgrat hätte: Sorry Leute, wir haben euch belogen, es hätte doch schon früher das Geld für Euch gegeben, aber wir wollten etwas anderes damit machen. Jetzt haben wir entschieden, das Geld doch für Soziales auszugeben. Wir schauen, daß ihr alle davon profitiert. (Letzterer Gedanke von Gabriel wurde sogar Ende 2015 ausgesprochen, aber verschwand dann schnell in der Versenkung).
Zitat:
Also die Grünen haben ja nun schon seit längerem nichts mehr mit der Regierung am Hut und auch unter Rot/Grün waren sie kaum in der Lage richtungsweisend Regierungspolitik zu machen
tatsache ist, daß Grüne Positionen inzwischen bei CDU (besonders Merkel) und SPD weit verbreitet sind, und alle drei sich in ihrer deutlich links ausgerichteten Politik nur noch marginal unterscheiden - und zunehmend eine mediale Atmosphäre entsteht, die andere Meinungsrichtungen undifferenziert als moralisch schlechter diffamiert.
Zitat:
Naja, wer aus Faulheit oder Dummheit entgegen der eigenen Interessen eine Partei wählt, die die eigene Situation nur verschlimmern würde, den darf man schon zurecht als Pack bezeichnen.
Als Parteivorsitzender einer "Volkspartei" darf man keinen Wähler als Pack beschimpfen - man darf es höchstens denken, sollte es aber auch nicht.
Zitat:
Ich respektiere jeden, der sich in der Politik der AFD wiederfindet. Im Prinzip ist das doch der 90er Jahre FDP Wähler mit etwas überzogenem Patriotismus. Also eher derjenige dem es etwas besser geht und staatliche Intervention fürchtet, weil er dann ja nicht mehr besser ist als der Rest.
Diese differenzierte, objektive Betrachtung ist vorbildlich, ein solcher "unaufgeregter" Umgang in den Medien mit der AfD würde ihnen weniger nützen, als die ständigen Beschimpfungen.
Zitat:
Jeder hat die Möglichkeit aus eigener Kraft (krankheitsbedingte Leistungsbezieher natürlich ausgenommen) aus Hartz4 herauszukommen. Auch erbt man den Status Hartz4 nicht. Jeder durchläuft eine Schullaufbahn, wo man sehen kann, dass es auch ein anderes Leben gibt, als besoffen auf dem Sofa zu liegen und die alte zu verprügeln, wenn das Bier nicht kalt genug ist.
Schön wär's. Unsere Schullaufbahnen enden für solche Kinder zu über 90 % bereits mit der "Hauptschulempfehlung". Abgeschoben in die Sonderschulform Hauptschule haben solche Kinder keine Chance, andere Lebensformen zu erleben; unter sich ausgegrenzt, verhaltensmäßig problematisch machen sie oft regulären Unterricht fast unmöglich, da kann kein Lehrer kompensieren, was zu Hause an Erziehung und Vorbildfunktionen fehlt. Aber das ist ein eigenes langes Thema.
Zitat:
Und das ist genau der Punkt an dem eine linke Politik mit einem bedingungslosen Grundeinkommen und sozialer Gerechtigkeit leider nicht mehr vermittelbar ist.
Volle Zustimmung.
Zitat:
..."Arbeit muss sich lohnen" (2009) im Kopf festgesetzt hat. Es ging ja sogar so weit, dass die SPD diesen Slogan 2012 übernommen hat. Verrückte Welt. Rechtsruck?
Was ist daran verrückt, oder gar rechts? Keiner, dessen Arbeit nicht gewürdigt wird, wird es dauerhaft mit Engagement machen. Rein selbstloser Arbeitseinsatz wird immer ein Minderheiten thema für "Berufene" sein, aber nie ein Gesellschaftsmodell.
Zitat:
Ich glaube der einfach gestrickte Mensch, ist sich seiner Position in der Gesellschaft sehr wohl bewusst und er braucht Menschen, denen es schlechter geht, um sich selbst besser zu fühlen.
Ich glaube, dieses Bedürfnis entsteht erst, wenn man sich von denen, die etwas besser stehen, auch schlecht oder ungerecht behandelt fühlt. Was zum Anfangsthema unseres Austausches führt: wenn "wir Hartz4-er nicht bekommen, was die Flüchtlinge bekommen", dann finden das viele ungerecht. Hätte man sicher entschärfen können durch Maßnahmen, wie sie Gabriel einmal angeregt
Zitat:
Wem ist die Diskussion um die armen Flüchtlinge mit teuren Smartphones nicht in Erinnerung? Das Statussymbol Smartphone ist plötzlich auch in Händen derer, die weit unter mit stehen sollten. Das kann doch nicht richtig sein? Ich finde es traurig, dass der Horizont vieler Menschen nicht über den eigenen Tellerrand hinausgeht.
Nun, es ist jemandem mit Hartz4, der sich ggf. gar kein Handyvertrag leisten kann (vielleicht nicht häufig, aber die gibt es) schon nicht ganz klar, wie Flüchtlinge, die angeblich im letzten Hemd mittellos hier ankommen, alle über den langen Weg ständig Handys haben und diese auch betreiben können. Das paßt nicht ganz zum Bild der absolut mittellosen, bettelarmen Flüchtlingen.
Zitat:
aus dem "Wir schaffen das" eher ein "Wir wollen das gar nicht schaffen" machen
Dies ist eine harte Unterstellung. Ernsthafte Zweifel daran, ob "wir es schaffen" sind höchst berechtigt und werden inzwischen erfreulicherweise immer breiter diskutiert. Zweifel dürfen aber nicht als "wir wollen es gar nicht schaffen" interpretiert werden.
Ich glaube, vieles, was ist, sehen wir eigentlich recht ähnlich; ich schätze auch Deine objektiven Beiträge sehr. Aber vermutlich ziehen wir recht unterschiedliche Schlüsse über die Bedeutung einzelner Phänomäne, wie auch über mögliche Maßnahmen - wohl aus den unterschidlichen Erfahrungswelten begründet. Ich weiß nicht, welche eine größere Rolle in diesem Land spielt, aber ich glaube, beide sind relevant nebeneinander vorhanden.
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Schön wär's. Unsere Schullaufbahnen enden für solche Kinder zu über 90 % bereits mit der "Hauptschulempfehlung". Abgeschoben in die Sonderschulform Hauptschule haben solche Kinder keine Chance, andere Lebensformen zu erleben; unter sich ausgegrenzt, verhaltensmäßig problematisch machen sie oft regulären Unterricht fast unmöglich, da kann kein Lehrer kompensieren, was zu Hause an Erziehung und Vorbildfunktionen fehlt. Aber das ist ein eigenes langes Thema.
Ich habe mal eine Weile als Vertretungslehrer gearbeitet.
Am längsten war ich an einer Gesamtschule.
Dort war es für mich praktisch unmöglich auch nur so was ähnliches wie Schulunterricht zu machen.
Es gab ein paar Schülerinnen und Schüler, die was machen wollten, aber die Atmosphäre war dazu völlig ungeeignet.
Gleich in meiner ersten Stunde stand ich vor einer siebten Klasse.
Die meinten zu mir, sie wollen chillen und verhielten sich entsprechend.
Zwei Monate war ich dort und fast immer war ich zu 95 % damit beschäftigt diese Klassen auch nur einigermaßen unter Kontrolle zu halten.
Irgendwann habe ich Tischtennisschläger und -bälle mitgebracht.
Es gab im Schulhof ein paar Tischtennisplatten.
Manchmal habe ich es so geschafft, dass die Schüler einigermaßen was machen, was sie irgendwie weiterbringt.
In dieser Schule gab es Vorzeigeklassen.
Man konnte dort den Realschulabschluss machen.
Dort fand man eigentlich die motiviertesten und leistungsmäßig besten Schüler der ganzen Schule.
Auch dort war es schwer richtigen Unterricht zu machen.
Ich fing an, was zu erklären, was eigentlich nicht so furchtbar schwer zu verstehen ist und ich bin mir recht sicher, dass ich eigentlich ganz gut erklären kann, da brachte mich z.B. eine Schülerin aus dem Konzept, indem sie meinte, das würde die reguläre Matheleherin ihnen schon erklären.
Einmal habe ich einen ganz guten Film mitgebracht und dachte den sehen die sich bestimmt ganz gerne an.
Tja - aber es hat nicht lange gedauert und es wurde immer unruhiger.
Da brauchen nur ein paar anzufangen, die entsprechend Einfluß haben auf die Klassenkameraden und schon kann das schnell arg kippen.
Wir haben dann einen anderen Film gesehen und der war im Vergleich zu dem, den ich dabei hatte, ziemlich flach und platt.
Die Schüler wussten natürlich, dass ich nur ein Vertretungslehrer bin und recht wenige Machtmittel habe.
Solche wollte ich ja auch gar nicht nutzen.
Die Noten waren auch so gut wie gemacht (Ende Juni war Schulschluß und ich kam Anfang Mai an diese Schule).
Den Schülern war natürlich auch schnell klar, wie ich ticke und dass ich dazu neige mir viel zu viel gefallen zu lassen.
Einmal reichte es mir völlig und ich sagte der Klasse, ich ginge jetzt zum Rektor und würde dem sagen, dass ich aufhöre hier als Vetretungslehrer zu arbeiten.
Ein Schüler ging mir nach und versuchte mich davon abzuhalten.
Der Rektor war nicht da.
Ich war veilleicht zehn Minuten weg.
Als ich in die Klasse zurückkam, hatten sie eine Art Entschuldigungsschreiben aufgesetzt mit einige Unterschriften.
Darauf stand u.a.:
Es tut uns Leid, dass wir so sind, wie wir sind.
....
Ist es so? Wurden die Flüchtlinge wirklich ebenso wie Hartz4-Empfänger bis auf 2600 € ihres Besitzes vom Sozialamt "enteignet"? Davon weiß ich nur aus Dänemark.
Dies ist eine harte Unterstellung. Ernsthafte Zweifel daran, ob "wir es schaffen" sind höchst berechtigt und werden inzwischen erfreulicherweise immer breiter diskutiert. Zweifel dürfen aber nicht als "wir wollen es gar nicht schaffen" interpretiert werden.
In diesem Bereich ist mir aber zu viel Schwarzmalerei. Wirtschaftlich stellt die Zuwanderung kein großes Problem dar. Wir hatten vor gar nicht allzulanger Zeit >5mio arbeitslose, die Leistungen bezogen haben. Das hat auch funktioniert. Es gibt aber nur die Menschen der "Wir schaffen das"- Fraktion oder eben der "Wir schaffen das nicht"- Fraktion. Ich für meinen Teil fände eine "Wir schaffen das so ohne weiteres nicht"- Fraktion am sinnvollsten. Das unverblühmte etwas naive "Wir schaffen das" der Kanzlerin wurde ja nun auch schon von allen Seiten kritisiert. Denn man kann nicht behaupten etwas zu schaffen und dies dann einfach auf viele freiwillige Schultern verteilen und die definitiv vorhandenen negativen Begleiterscheinungen einfach ignorieren und zu allem Überfluss noch als rechte Propaganda betiteln. Ich glaube, dies wird der großen Koalition das Genick brechen. Viele Menschen in meinem Umfeld egal welcher politischen Position nehmen der Regierung gar nicht übel, diesen Zustrom möglich gemacht zu haben, sondern eher der unprofessionelle Umgang in der Weiterbearbeitung. Mich wundert auch, dass nicht viel lauter über den Türkeideal debattiert wird.
Zitat:
Zitat von Schwarzfahrer
Ich glaube, vieles, was ist, sehen wir eigentlich recht ähnlich; ich schätze auch Deine objektiven Beiträge sehr. Aber vermutlich ziehen wir recht unterschiedliche Schlüsse über die Bedeutung einzelner Phänomäne, wie auch über mögliche Maßnahmen - wohl aus den unterschidlichen Erfahrungswelten begründet. Ich weiß nicht, welche eine größere Rolle in diesem Land spielt, aber ich glaube, beide sind relevant nebeneinander vorhanden.
Und genau das ist das schöne in diesem Land, wir können meinungsbasierend super über nahezu alles diskutieren und damit unseren eigenen Standpunkt überdenken, da so auch Informationen aus anderen Erfahrungswelten bekommen. Dies lässt zu, dass wir unseren Standpunkt entsprechend anpassen oder festigen und man dann aufgrund seines eigenen Verständnisses und seiner Einstellung, die Politik wählen kann, der man am ehesten zutraut, die beste Idee zu haben, ohne wichtigste Ideale seines eigenen Standpunktes aufzugeben.
Zur Zeit gibt es (zumindest Bundesweit) keine echte konservative Politik abseits der AFD, die das Sozialleben der 50er Jahre glorifiziert. So bleibt dem, der es vordergründig für das Richtige hält, dass Frauen Kinder zu erziehen haben und den alleinverdiener Mann zu versorgen haben in dem sie den Haushalt schmeißen, dass der Deutsche aufgrund seines elitären Geburtsorts immer besser gestellt sein muss, als der Zuwanderer, ... ja keine Alternative als die Alternative. Ob diese Grundeinstellung höher zu bewerten ist als andere Ideale oder wirtschaftliche Gesichtspunkte bleibt jedem selbst überlassen.
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