Huch, schon lange her, dass hier was geschrieben wurde.
Auch dies Jahr gabs ein bisschen Sport, das HiLight allerdings war letztes WE.
Meine Freundin Flo wohnt in Namibia, in der Nähe von Windhoek. Immer wieder haben wir überlegt welchen tollen Wüstenlauf wir wohl mal zusammen laufen wollen. Dabei zeichnete sich bei mir ab, dass ich weder in Hitze noch länger als 2 Std laufen kann.
Zum Glück entdeckte sie letztes Jahr, dass ihr auch radeln Spass macht und sie fuhr im 4er Team den Desert Dash.
Fand sie gut und wir wollten uns zum Duo anmelden.
Also kaufte ich mir nochn 29er Fully, gab nen bisschen Hickhack, weil ich das eigentlich als Firmenrad haben wollte, aber die Firma machte mir nen Strich durch die Rechnung.
Am 12.6. stand es fest, wir hatten einen Platz, Flug gebucht, Urlaub eingereicht und zwischendurch machte ich mir immer wieder ins Hemd.
Im afrikanischen Sommer 369 km (für jeden von uns ca 230 km) durch die Wüste, wo ich doch Hitze nicht ab kann ... Flo machte die Einteilung, wer welche Etappen fährt. Sie ist groß und kommt gut runter, also bekam ich die beiden Hubbeletappen.
Die erste und letzte Etappe muss man zusammen fahren, ich bekam die zweite und die dritte Etappe. Am Halfwaypoint sollte der Wechsel sein. Sie entschied sich für Etappe 4 und 5. In Goanikontes sammelt man seinen Partner ein und fährt den Rest zusammen. So der Plan.
Ich flog 1,5 Wochen vor dem Rennen nach Windhoek und war erstmal von den 35°C und der Trockenheit erschlagen. Aber aus dem Flieger, Rad zusammen bauen und ab in den Busch. Es war die Hölle, auf über 2000m Höhe hatte ich Schwierigkeiten Flo durch den Busch zu folgen. Überall Viecher, riesige Dornen und das Licht in der Landschaft, es war genial.
Ein paar Abende später machten wir eine Nachtfahrt.
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Einen Tag später nahmen wir den Kupferbergpass unter die Räder bis zum Punkt wo die erste Etappe enden sollte. Dort drehten wir um und fuhren zurück.
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Unser Supportauto mit unseren beiden Supportern.
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Der Start in der Tiefgarage. Mir war irgendwie etwas übel dort unten, aber alles besser als in der prallen Hitze ne Stunde draussen rumstehen.
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Kurz vorm Uspass, der wie der Kupferbergpass eine Schlüsselstelle ist.
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Da ging es mir absolut blendend, ich rollte vor mich hin, der Anstieg war gut zu bewältigen.
Ich wußte, dass in der Abfahrt hinter einem weissen Tiergatter die Strasse weggespült war. Es wußten wohl nicht alle. Es gab etliche üble Stürze dort. Zum Glück waren dort die Supportautos der 4er Teams unterwegs und blieben bei den Verletzten bis die Ambulanz kam.
Die Sonne ging unter, die 12 Apostel kamen, schöne Wellen, die man rauf und runterpreschen kann. Ich fuhr mit 2 spanischen Einzelfahrern und einem Mädel zusammen. Jeder sein Temppo, zwischendurch bremste Sand oder grober Schotter in den Senken, aber es lief gut. Kurz vor Guisep, der Beginn der 3. Etappe war meine Blase leer, aber es war da recht kühl. Die Autos, die mächtig Staub aufwirbelten, waren alle durch. Ich freute mich auf das riesige Büffet, was dort aufgebaut sein sollte, vor allem aber auf Wasser, was ich auch brauchte um mein Peronin zu verdünnen.
Wir schlingerten durch das Flussbett in die Verpflegungszone. Etliche Fahrer hingen hier schon auf den Sitzsäcken und sahen schon nicht mehr gut aus.
Es dauerte eine Weile bis ich begriff, dass es kein Wasser mehr gab. Ich stopfte mir einen Eisklumpen in die Blase, goß mein Maltokonzentrat drauf, hoffte, dass ich noch weitere 40 km ohne Peronin auskommen würde. Essen gab es auch nicht, nur ein paar Stücke Bilton (Trockenfleisch) lagen neben einem Powerbar.
Weiter gings in der Dunkelheit, rauf und runter, eigentlich absolut geil, aber dort begannen meine Krämpfe. Es wurde immer schlimmer, ich mußte immer öfter absteigen und schieben, selbst das Absteigen konnte ich manchmal nicht mehr und stand hilflos in den Anstiegen, manchmal auch im Weg eines Autos. Aber die müssen warten bis ich weg bin, was sie auch taten. Tat mir echt leid für die Supporter, aber in dem Moment gings echt nicht anders.
Nachdem ich mit zahlreichen Mitfahrern ins Gespräch kam, gemeinsames Schieben verbindet, sahen wir an einem Anstieg in der Ferne wildes Geflacker. Mehrere Ambulanzen pflückten Fahrer von der Strasse, die dort lagen. Ich nehme mal an, dass auch sie von Krämpfen geplagt worden. Mein burischer Mitfahrer hatte mir auch schon nen Platz in der Ambulanz besorgt, aber ich konnte die Sanitäter überzeugen, dass mir Wasser erstmal helfen würde. Bis zum nächsten Wasserpunkt waren es ab hier noch 5 km. Bis dahin quälte ich mich noch ordentlich mit Krämpfen überall. Und dann stand ich dort, lief auf und ab, aß etwas, trank viel, auch ordentlich Peronin. Setzte mich zwischendurch zu anderen Gestrandeten. Und überlegte, ob ich jetzt jemanden fragen sollte, ob er mich mitnimmt. Ich entschloss mich aber weiterzufahren, allein im Dunkel der Nacht, nur wenige Lichter waren noch auszumachen.
Es ging besser, die Anstiege waren auch nicht mehr so steil, die Krämpfe wurden immer weniger.
Ich hatte Flo gesagt, um 1:00 Uhr bin ich am Halfwaypoint, hatte keine Ahnung wie spät es war, war mir auch vollkommen egal.
Es lief immer besser, ich überholte sogar wieder etliche Fahrer. Endlich erreichte ich den Halfwaypoint, unsere Startnummer wurde angesagt, ich sah Flo nicht und wurde schon leicht panisch. Aber unser Supportteam entdeckte mich, wir wurden gescannt und Flo verschwand in der Nacht.
Ich konnte mich nicht hinlegen, weil alles krampfte, also lief ich auf und ab, während der Support meine Rad aufs Dach verfrachtete, mich mit meinen Klamotten und Essen versorgte.