Ich habe mich dann - auch ohne nochmal das Alu-Zicklein bewegt zu haben - kurzfristig entschlossen zu starten.
Nennen wir es eher Flucht...
Das Chaos zu Hause suchte derweil nach K1, dessen Reise nach Übersee erst von gestrichenen Flügen, dann von nicht möglichen Einreisen in den Ländern beim Zwischenstopp, einem Abbruch der Reise und dann bei der Fahrt nochmal nach Hause von einem defekten Zug gekrönt wurde.
Natürlich klinke ich mich da trotzdem nicht ganz aus, aber da konnte ich dann nur Rat und tröstende Worte spenden.
***********
Nachdem ich morgens dann erstmal auf das Auto warten musste, ging es ganz alleine los.
Komisches Gefühl, denn bis dato war immer vorher, während und nachher irgendjemand da aus dem Familien- oder Freundeskreis.
Allein in der großen Stadt habe ich - trotz Navi - es erstmal nicht geschafft, den Parkplatz zu finden.
Wirklich gut ausgeschildert war es nicht und erst später, als es sich deutlich füllte, konnte man dann die sehr freundlichen Helfer fragen.
Die haben wirklich jedem zigfach alles mehrfach erklärt.
Wann, wo was gemacht, beschriftet, abgelegt, abgegeben, eingestellt oder gelaufen werden musste, kannte ich von unserem kleinen Stadt-Volkstriathlon nicht, wobei ich da ja auch vorher alles mehrfach abgelaufen und abgefahren bin und jede Strecke kannte und den Ablauf von den Jahren, wo der Männe da noch mitgemacht hat.
Ich habe aber in der Wechselzone sehr, sehr nette Menschen getroffen, die die alte Frau dann unter ihre Fittiche genommen haben, mir einen Platz neben sich angeboten haben und mir ein bisschen die Zeit vertreiben konnten.
Eigentlich hätte ich ein bisschen schlafen sollen, denn ich war schon auf der Anreise so müde, dass ich im Auto hätte schlafen können.
Die zu schwimmende Strecke sah - so am Stück - echt weit aus und aufgrund der hohen Temperaturen war der Pflanzenbewuchs im Wasser sehr hoch.
Deshalb war - trotz der 23°C Wassertemperatur der Neo erlaubt.
Da ich das aber in den letzten Wochen nur einmal im Freibad kurz geübt habe, hatte ich den gar nicht mit und hätte ihn auch nicht angezogen.
Kurz vor dem Schwimmstart (ich schaute mir noch die Gruppe davor an) traf ich ks03 und konnte dann endlich auch noch eine Umarmung loswerden an einen nicht völlig fremden Menschen.
Sonst hätte einer der Ordner oder ein Mitstreiter dran glauben müssen - ich schwöre!!!
So un-umarmt, kann ich nicht starten.
Die Wassertemperatur war wirklich sehr ok, nur auf das Pflanzenlametta an Armen und Beinen hätte ich verzichten können.
Beim Startschuß ging die Keilerei dann los und das habe ich mir nicht so schlimm vorgestellt (oder erhofft).
Ziemlich schnell habe ich mich abdrängen lassen und befand mich in einer Gruppe, die abwechselnd Brust und Kraul schwammen.
Ich kam nicht an denen vorbei, denn immer wenn sich eine Lücke auftaut, kloppte einer wieder los.
Gruselig...
Ich hab dann beschlossen, dass ich mir das nicht bei meinem ersten Schwimmen im Freiwasser antu und bin dann einfach hinterher geschwommen.
Da konnte ich dann wenigstens schwimmen - dass ist das, was ich wirklich gerne mache...
Ab und zu Kopf heben um den Zick-Zack-Kurs zu begradigen und in aller Ruhe weiterschwimmen.
Entsprechend gut ging es mir als mir aus dem Wasser geholfen wurde und der Lauf in die Wechselzone fühlte sich nicht ganz so schrechlich an, wie beim letzten Mal.
Ich konnte auch noch jemandem helfen, der Probleme hatte seinen Neo aufzubekommen.
Der Wechsel klappte so wie ich mir das vorgestellt hatte und obwohl ich mir die Ausfahrt und das Aufstiegsprozedere nicht nochmal angeschaut hatte, war das auch ok.
Irgendwie war ich froh endlich wieder loszustrampeln.
Das Radeln habe ich in den letzten Wochen echt vermisst und ich war sehr froh auf dem Zicklein zu sitzen.
Wir beide haben uns gut aneinander gewöhnt.
Da auf der Strecke auch Autoverkehr war, gab es oft die Situation, dass man (wenn man gerade keine Gruppe vor einem hatte) auf eine befahrene Kreuzung zufuhr, die dann kurz von der Polizei leer geräumt wurde, bis man dann vorbei war. Bisschen gewöhnungsbedürftig, aber natürlich die einzige Möglichkeit für die Autofahrer
Ich weiß nicht wie oft ich Danke! gerufen habe...
Die Fahrt habe ich sehr genossen:
Schöne Gegen, kleine Dörfer, aber natürlich wenig Menschen an der eigentlichen Strecke.
Die Beine waren willig und ich konnte einige aus meiner Startgruppe einsammeln.
Gut, dass einer der Veranstalter bei der Wettkampfbesprechung das Schild "Rad-Ziel in 200m" erwähnt hatte, ich hätte glatt noch eine Runde gedreht, denn auf einmal war ich wieder an der Wechselzone.
Nicht dass ich soo schnell gewesen wäre, aber die Radelei war nach dem Chaos zu Hause wie Urlaub
Dann gings Helm gegen Käppi wechseln, noch einen Schluck trinken und los.
Ok - nochmal Schuhe fester ziehen und dann feststellen: ich hab Seitenstiche..
Habe ich nie. Kenne ich quasi nur vom Hörensagen.
Total irritiert bin ich weiter, musste aber tatsächlich auch zweimal gehen um ein bisschen normal atmen zu können.
Ok - laufen ist noch nie meine gute Disziplin gewesen, aber gestern war es selbst für meine Verhältnisse grottig.
die überholten Fahrer liefen dann auch alle ratzfatz wieder an mir vorbei und ich schleppte mich dann auch mehr ins Ziel, als das ich hätte sprinten können.
Dass die Seitenstiche dann kurz darauf wieder weg waren wundert wahrscheinlich keinen...
Im Ziel habe ich mir dann einen fremden Mitstreiter gegriffen und den umarmt und dann k303 entdeckt, die auch nochmal dran glauben musste.
VIELEN HERZLICHEN, LIEBEN UND TIEFEN DANK DAFÜR
Den Heulflash konnte ich erstmal bisschen unterdrücken, den konnte ich dann alleine mit mir selbst ausmachen.
Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit mir.
Ich weiß nun viel besser was in Kiel auf mich zukommen wird, was die Schwimmerei angeht (auch wenn dort die Bedingungen wieder anders sein werden), weiß ein bisschen wie es sich anfühlt, wenn man die Strecken nicht kennt und weiß vor allem was ich kann bzw. wo noch viel Luft ist.
Ich bin sehr froh, den Stress der letzten Wochen hinter mir gelassen zu haben und - wenn auch müde und schlecht trainiert - dabei gewesen zu sein.
Auf der Heimfahrt fiel dann die Anspannung derart ab, dass ich zweimal anhalten musste um die Augen zuzumachen, aber außer einem weiteren Tag im Chaos hat mich nichts dringend erwartet
Heute sind die Beine bisschen schwerer, aber dem Kopf geht es sehr viel besser wie in den letzten Wochen und mein Herz ist groß und voll...