Szenekenner
Registriert seit: 28.05.2008
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erste MD
So, ich habe mich auch mal im Bericht schreiben geübt, aber Achtung war ein langer Wettkampf, also auch ein langer Bericht.
Am Sonntag war es also soweit, das Debüt auf der MD. Im Vorfeld war ich verdammt aufgeregt. Wie vor jedem wichtigen Wettkampf kommen die Zweifel, ob man nicht zu wenig trainiert hat und wenn Training, dann doch sowieso falsch trainiert!
Naja aber egal, du schaffst das, mache ich mir immer wieder Mut.
Vorgeplänkel
Am Donnerstag wurden bereits die Startunterlagen abgeholt, und noch mal die Temperatur des Fühlis getestet. Erkenntnis daraus: „nach einer halben Stunde im See sind die Füße eiskalt und du ziehst auf jeden Fall Socken zum Radfahren an“. Dann habe ich auch noch an einem der Stände ein neues Wettkampf Outfit gefunden, tja wann willst du das denn noch testen? Egal, da musst du jetzt durch, wenn es scheuert hast du halt Pech gehabt. Aber immerhin wohne ich schon lang genug im Rheinland, dass ich auch schon gelernt habe: „et hät noch immer jut jejange“. Freitag und Samstag passiert nicht mehr viel. Ich fahre mit dem Neonhelm schon mal an den See, bin aber ziemlich unentspannt und verbringe die meiste Zeit auf den Dixis, nach einer guten Stunde bin ich froh als wir wieder fahren.
Zu Hause angekommen schaue ich noch mal alle Beutel durch, es ist für mich immerhin der erste Start mit verschiedenen Wechselzonen und die Beutelabgabe macht mich zusätzlich nervös. Der Laufbeutel ist ja so leer, da fehlt doch was, aber was? Naja ein paar Ersatzsocken können nicht schaden, pack die mal ein, evtl. brauchst du auch noch was zu essen. Also noch schnell einen Riegel eingepackt. Wenn ich aber jetzt gar nichts mehr essen mag, dann eben auch noch Gel reingepackt. Und weil der Hunger ja besonders groß sein könnte, wird sicherheitshalber mal von jedem 2 Stück eingepackt.
Sonntag
Der späte Start um 12.30 Uhr hat den Vorteil, dass man ja noch vor dem Wettkampf gut ausschlafen könnte. Ich bin natürlich schon viel zu früh wach, verdonnere mich aber dazu im Bett zu bleiben, bis der Wecker klingelt. Dann gibt’s erst mal Frühstück. Hm und dann,? Bis der neonhelm mich abholt ist noch jede Menge Zeit, also mal kurz ins Forum geschaut und festgestellt, dass der Lutz nicht kommt, schade. Nach einer halben Ewigkeit kommen wir endlich am See an. Erst mal Rad einchecken und dann auf die beiden Vereinskollegen warten, die an der Quadrathlon WM teilnehmen. Beide kommen total happy vom Paddeln und wir schicken mit großem Jubel auf die Radstrecke.
Anschließend noch die Wechselzone eingerichtet, Dixi usw. naja ihr kennt das ja! Irgendwann geht es endlich los!
Schwimmen
Gemeinsam mit Garudas Mann rutsche ich über die glitschigen Steine ins Wasser. Einschwimmen, ja ein anderes mal! Ich ordne mich etwas zu weit hinten ein, aber das Schwimmen im Fühli ist echt klasse es gibt keine Schlägerei, der Pulk löst sich schnell auf, so dass ich gut mein Tempo schwimmen kann. Recht schnell ist die 250 m Marke erreicht und so geht es weiter, Arme richtig durchziehen, Kopf nicht zu weit raus, vorne lang machen. Bis ich in meinem Mantra die vor mir liegende Boje übersehe und voll dagegen schwimme! Jetzt sitzt die Brille so richtig fest, ich kann über mich selbst lachen und überlege kurz, ob das wohl für ein blaues Auge reicht. Egal, da musst du jetzt durch. Vom Wendepunkt zurück geht genauso gut, ich finde mich in einer angenehmen Gruppe wieder und so ist das Ziel schnell erreicht. Leider sind die Steine am Schwimmausstieg genauso glitschig, wie am Einstieg, und das darüber balancieren wird echt eine Herausforderung. So schlage ich mir auch den großen Zeh an, der hinterher sogar blutet.
Beim Rauslaufen schaue ich auf die Uhr und kann kaum glauben, was da steht. Ich hatte mit 35 Minuten kalkuliert, wenn es wirklich gut läuft, 33 Minuten. Jetzt zeigt die Uhr 31:irgendwas, ein zweites mal geschaut, ja stimmt, geil!
Rad
In der Wechselzone bedauere ich mich kurz, wegen des Zehs und der Radnachbar erkundigt sich, ob alles in Ordnung ist mit mir. Klar, wird schon gehen.
Auf dem Rad beschließe ich mich ausschließlich auf mich zu konzentrieren und auf gar keinen Fall jetzt zu schnell hinter den anderen her fahren. „Lass sie ziehen“, sage ich laut vor mich hin und werde von den Überholenden manchmal doof angeschaut! Dann fällt mir ein, dass ich ja immer noch keine Verpflegungsstrategie habe. Doof, also entscheide ich einfach, dass ich alle halbe Stunde irgendwas machen muss. Trinken, Essen, Essen, Trinken. Es fehlt mir an nichts, ich habe salzige Riegel, süße Riegel, Gel und Iso, von allem wird mal was gefuttert und getrunken. Zum Glück habe ich einen sehr robusten Magen, der so ziemlich alles verträgt. Ich denke kurz an den Hazelman, dem das High 5 gar nicht bekommen ist und an Dieda, die bei ihrer MD ständig auf dem Dixi war. Aber schnell verdränge ich die Gedanken, mir geht’s gut und das bleibt auch so!
Die Radstrecke in die Stadt rein macht richtig Spaß die Fahrt auf dem niegelnagel neuen Asphalt und durch den Rheinufertunnel ist einfach genial. Ich lasse mich von den ganzen Gruppen nicht beeindrucken, wenn ich mich jetzt darüber ärgere, kostet das nur unnötig Energie, also weiter auf mich konzentrieren und deinen Rhythmus weitermachen. Nur einmal, als so ein Lutscher beim Überholen und auf der Suche nach der besten Position in der Gruppe mir auch noch direkt vors Vorderrad fuhr und ich stark abbremsen musste habe ich ihm lautstark und nicht ganz jugendfrei meine Meinung mitgeteilt.
Nach dem Wendepunkt kommt ein richtiges Hochgefühl auf, vielleicht sowas wie ein runners high auf dem Rad. Ich hab mich einfach nur gefreut! Bei der letzten Durchfahrt durch den Tunnel schreie ich einmal laut „Juhu“ und schon ist wieder Konzentration angesagt, weil es durch den Verpflegungsbereich zur Radabgabe geht. Das Rad wird schnell entgegen genommen, einer ruft mir nach, „Nummer nach vorne“! Danke dafür, da hätte ich ja gar nicht dran gedacht, aber wie soll sonst der Beutelreicher wissen, welchen Beutel er reichen soll. Ein nettes Mädel hilft mir beim Beutelinhalt sortieren und räumt auch alles rumliegende ein. Natürlich brauche ich keine 2 Riegel und 2 Gels aber von jedem eins nehme ich mal mit, man kann ja nie wissen wofür es gut ist!
Laufen
Nach 3:33 Std. geht es weiter zum Laufen. Die Treppe zur Brücke hoch gehe ich lieber, hier kann man bestimmt schön viele Körner verbrauchen, die nachher fehlen. Kaum oben angekommen läuft mir der Schleichfloh über'n Weg und in meiner Freude muss ich sie erst mal in den Arm nehmen. Sie sagt: „Lauf weiter“ und das mache ich natürlich auch. Es ist schön auf der Strecke die ganzen Supporter zu treffen. Nur auf der anderen Rheinseite ist es etwas trübe. Allerdings gibt es ständig einen Verpflegungsstand und ich sollte wohl mein „Verpflegungskonzept“ überdenken. Erst mal nehme ich nur noch Cola und Wasser und dann auch noch mal ein Gel. Es hat funktioniert. Ungefähr bei Km 6 muss ich kurz eine Pinkelpause einlegen aber das wars dann schon! Bei Km 7 versuche ich schon mal hochzurechnen wie lange ich wohl brauchen werde. 45 x 3 durch 60 braucht ungefähr einen Kilometer bis es ausgerechnet ist. Aber auch das schaffe ich und stelle fest, dass ich die Chance habe unter 6 Stunden ins Ziel zu kommen. Wow, davon habe ich ja noch nicht mal geträumt. Immer wieder sage ich mir, dass der Rest auch erst noch geschafft sein muss. Auf der Brücke steht wieder der Fanclub. Vielen Dank an Euch, ihr wart echt spitze!
Bei Km 14 denke ich, dass jetzt nichts mehr schief gehen kann, selbst gehend kommst du noch gut ins Ziel. Aber die zweite Runde fühlt sich besser an, als die erste, ich genehmige mir noch eine kleine Gehpause die Brücke hoch, aber nur so weit, wie die anderen mich nicht sehen können, und laufe dann den letzten Kilometer ins Ziel! Mittlerweile steht nur noch der Neonhelm auf der Brücke, danke fürs ausharren!
Im Ziel bin ich erst mal total überwältigt. So kenne ich das gar nicht von mir, sonst stellt sich erst viel Später eine innere Freude ein, aber heute stehen mir nach dem Zieleinlauf die Tränen in den Augen und ich bin einfach nur überglücklich. Ich habe es geschafft!
Planlos wie alle anderen auch laufe ich dann rum, um meine Sachen einzusammeln, wieder zurück zum Ziel, das T-Shirt abholen, runter die Beutel holen, auf die Brücke, nach dem Neonhelm Ausschau halten, wieder runter und so weiter. Wir treffen noch einige Forumsmitglieder, ich bin aber nicht besonders gesprächig, sorry dafür!
Vor der Dusche höre ich noch, wie mein Vereinskollege zur Siegerehrrung aufgerufen wird, er ist 2. Weltmeister seiner AK im Quadrathlon. Klasse, ich laufe noch schnell in Badelatschen den Berg hoch um ihm zu gratulieren, sehe ihn aber nicht mehr.
Dann ging es nur noch darum, das Rad zu finden einzuladen und nach Hause zu kommen. Beim Schleichfloh gibt es noch ein Siegerbier und mit dem Surren der Kette im Ohr schlafe ich später ein!
Und die Fakten:
Schwimmen: 0:31:38
1. Wechsel: 0:03:50
Rad: 2:54:30
2. Wechel: 0:04:29
Lauf: 2:15:28
Gesamt: 5:49:53
Geändert von Diver (06.09.2010 um 18:51 Uhr).
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