Zitat:
Zitat von Tobias23
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Eben genau das ist ein sehr gutes Argument für die Paleo-Ernährung, dass die Evolution Mutationen des Genoms selektiert, die einen höheren Fortpflanzungserfolg mit sich sich bringen, so dass sich diese Muation im Genom der Population durchsetzen kann. Warum aber leben die Menschen westlicher Prägung seit 10.000 Jahren offensichtlich prima mit Landiwrtschaft und Viehzucht, sprich vor allem heute auf Basis von Getreide, Mais, Kartoffeln und Milch? Wenn das so schädlich wäre, dann wären wir längst ausgestorben oder? Trugschluss: Die Folgen einer dauerhaften "Zivilisationsernährung" in Verbindung mit bewegungsarmem Lebensstil (Adipositas, Bluthochdruck, Arterieosklerose, Diabetes II, Demenz, Rheuma, etc.) zeigen sich a) in den meisten Fällen erst nach Ende der reproduktionsfähigen Lebensphase (40 aufwärts) und b) stellen heute zudem in einem Umfeld ohne biologischen Selektionsdruck, den unsere Vorfahren noch kannten selbst in jungen Jahren kein Fortpflanzungshindernis dar.
Um einThema herauszugreifen, das wir an anderer Stelle ausführlichst diskuiert haben: Laktose(in)toleranz: Dass sich in Teilen Nordeuropas, wo die Milchwirtschaft sich früh entwickelte (vor etwa 8000 Jahren, was auf der Zeitskala der Evolution nichts ist!) eine genetische Mutation verbreiten konnte, die zur Laktosetoleranz über das Säuglingsalter hinaus führte, zeigt wie brutal die Auslese damals gewesen sein muss und Kinder/junge Menschen schon weit vor dem Erreichen des fortpflanzungsfähigen Alters dahingerafft wurden, wenn sie sich von Milchprodukten ernähren mussten. Dass uns dies heute nicht so offensichtlich das Leben kostet ist dem medizinischen Fortschritt geschuldet, bedeutet aber nicht, dass man deshalb das Höchstmaß an Gesu8ndheit geniessen kann, das möglich wäre. Es ist schlicht dumm, sich von Milchprodukten zu ernähren, wenn man Laktose nicht verwerten kann. Trotzdem wundern sich viele, warum es ihnen so schlecht geht und sie Allergien entwickeln usw. . Zur Erinnerung: Der weit überwiegende Teil der Weltbevölkerung ist laktoseintolerant. In D sind es 15-25%, wobei es den meisten Betroffenen nicht bewußt ist. (siehe dazu auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Laktoseintoleranz)
Was das Problem vieler heute üblicher Nahrungsmittel ist (an die wir eben stoffwechseltechnisch nicht oder suboptimal adaptiert sind): Man fällt nicht sofort tot um oder kann seine Mitmenschen in letzter Sekunde vor dem Ableben noch warnen das Zeug nicht zu essen, sondern die Wirkung ist schleichend und entfaltet sich erst im fortgeschrittenen Alter, so dass ein unmittelbarer Ursache-Wirkungs-Zusammenhang nicht mehr rekonstruiert wird und unser Instinkt und "gesunder Menschenverstand" uns ein anderes Verhalten nahelegen könnte. Selbst wenn eine genetische Mutation eines Mitmenschen dazu führen würde, dass jemand ohne Probleme zb Phytate in Getreide oder Hülsenfrüchten verstoffwechseln könnte - diese Mutation hätte angesichts der großen Populationen eine statistische Wahrscheinlichkeit von nahe Null in einer überschaubaren Zahl von Generationen sich im menschlichen Genom durchzusetzen.
Deshalb ist gerade der Aspekt, den Tobias23 da anführt als Argument gegen die Paleo-Ernährung eines der stärksten Argumente dafür!
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Robert meinte, dass es nicht nur auf den pH-Wert des Blutes ankommt, da sich dieser in engen Grenzen selbst reguliert, und zwar durch Eingriff in andere Systeme des Körpers. Daher reicht es nicht, nur vom pH-Wert des Blutes zu sprechen, ohne das Gesamtsystem zu betrachten.
Grüße,
Arne
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Die metabolische Azidose ("stoffwechselbedingte Übersäuerung") bezog sich aufgrund der i.d.R. wunderbar funktionierende Selbstregulierung des Blut-pH-Wertes selbstverständlich auf das Gewebe, insbesondere Muskelzellen und Bindegewebe, wo der Körper aussscheidungspflichte Stoffwechselendprodukte, die er aufgrund Überforderung seiner Ausscheidungskapazitäten (Input > Output) zwischenlagert, bis der Input mal wieder kleiner als die Ausscheidungskapazität ist.
Was Kollege Bonafides da an Selbstversuch unternommen hat und unter Paleo laufen hat ist kein Paleo gewesen, denn wenn man lediglich 50-60% basische pflanzliche Nahrung zuführt, statt der das Konzept wesentlich (!) konstituierenden 70-80%, dann ist das nichts anderes als Ettikettenschwindel und für mich allenfalls eine Bestätigung dafür, wie wichtig es ist, a) ein Konzept auch wirklich verstanden zu haben und b) wie peinlich es für einen selbst sein kann, wenn man vollmundig vom Leder zieht und dann doch letztlich zugestehen muss, dass man Äpfel mit Birnen verwechselt hat. Durch Konsum von 40-50% säurebildenenden Lebensmitteln überfordert jeder seine Ausscheidungskapazitäten, wenn er das nur lang genug durchzieht. Je nachdem wie voll die "Kloake" im Bindegewebe durch die vorher betriebene Ernährung ist, geht das auch ratzfatz in wenigen Monaten. Dass der Körper sich dadurch systematisch selbst entmineralisiert und das Befinden alles andere als optimal ist, ist völlig d'accord mit den theoretischen Annahmen.Froh kann man nur sei , dass der Kollege das Experiment schon nach 3 Monaten abgebrochen hat.
@ Bonafides: Nenn es "Eiweiß-/Fettmast unter Vermeidung von Getreide und Milch" oder wie auch immer - aber nicht Paleo, was Du da an Dir versucht hast. Dass das nichts werden kann, das hätte ich Dir vorab auch so sagen können.
Wer sich abseits von Stammtischniveau mit dem Thema "Paleo" und "Evolutionsmedizin" beschäftigen will, dem kann ich ein - man kann sagen "das" - Standardwerk auf diesem Gebiet, das vor kurzem erschienen ist ans Herz legen:
http://www.amazon.de/Food-Western-Di...6744301&sr=8-1
Mehr Info zum Buch mit ein paar Exzerpten daraus hier beim Verlag:
http://eu.wiley.com/WileyCDA/WileyTi...uthorInfo.html
Lindeberg gibt liefert neben dem State of the Art zum Thema gleich noch 2034 (!) Literaturquellen zu den jeweiligen Themenfeldern, so dass man sich zum jeweiligen Lieblingsthema bequem in die Tiefe arbeiten kann, wenn man Interesse dafür hat.