Wo hin Wissenschaftsgläubigkeit führt sieht man am Beispiel des Nationalsozialismus, wo sich eine Gruppe von Menschen anderen, warum und weswegen auch immer, überlegen gefühlt hat. Auch die Damen und Herren Wissenschaftler, nicht alle, aber wohl manche hier im Thread, glauben an Wissenschaft als die Methode der Wahl und deren Überlegenheit.
Juden wurden aufgrund ihres Glaubens verfolgt, und zwar überwiegend von anderen Gläubigen. Auch der Nationalismus ist eine Ideologie und keine Wissenschaft.
Sicher wurden in den Kriegen auch Erkenntnisse verwendet, welche aus der Wissenschaft stammen. Kein Krieg der Welt wurde jedoch im Namen der Wissenschaft geführt, das ist kompletter Humbug.
Mit einer "gottlosen" Erziehung gibst du die Richtung vor. Wer weiß, vielleicht würde das Kind gern an einen Gott glauben oder sich dafür interessieren? Letztendlich nimmst du dem Kind die Entscheidung.
Du hast gemäß dieser Argumentation Deinen Kindern ebenfalls den Glauben an tausende Religionen und Götter genommen, und sie noch vor der Religionsmündigkeit zugunsten Deiner eigenen Religion eingeschränkt.
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5. Hat religiöse Prägung schlimme Folgen? Ich habe mir eben die Liste der Ursachen für psychische Probleme durch Familiensozialisation angeschaut. Vernachlässigung, Verwahrlosung, sexueller und körperlicher Missbrauch, Trennungen, Alkohol und Drogen usw. kommen da vor. Religiöse Traumatisierungen spielen keine Rolle.
In meiner langjährigen Arbeit als Psychotherapeut an einer Erziehungs- und Familienberatungsstelle in Berlin-Kreuzberg lernte ich zahlreiche Fälle kennen und behandeln, wo Kinder und Jugendliche mit viel zu strengen religiösen Forderungen / Bestimmungen der Eltern drangsaliert wurden und darunter mit unterschiedlichsten Symptomen (Depressionen, Zwänge, Suicide, Verhaltensauffälligkeiten, Sexual- und Beziehungsstörungen als Jugendliche usf.) litten. Das betraf diverse religiöse anerkannte Main-Stream-Richtungen. Beispiele wären: Zwang zum Messdiener, zum Besuch der religiösen Veranstaltungen, zum Ausführen religiöser Kulte, zu unzeitgemässer Bekleidung, zum Besuch der Moscheeschule, zur Auswahl der Freunde, elterliche Kontrolle religiöser, unzeitgemässer Gebote usf. In manchen Fällen wurden Jugendliche auf ihren Wunsch hin deswegen dann fremduntergebracht in geschützten Einrichtungen, den Eltern das Aufenthaltsbestimmungsrecht entzogen, mit Kontakten zu den Eltern nur in Anwesenheit einer Mediatorin. Religiöse Sekten verschärfen noch die Konflikte zwischen den religiösen Geboten und den Bedürfnissen der Kinder / Jugendlichen nach Selbstbestimmung. In Extremfällen bei der Ablehnung bestimmter medizinisch notwendiger Behandlungen gefährden religiöse Einstellungen sogar das Leben der Kinder und solchen Eltern muss das Jugendamt u.U. das Recht der elterlichen Sorge entziehen oder damit drohen, um die Behandlung durchzusetzen.
Ich will nur sagen, dass "Dein" Weg zu einer besseren und glücklicheren Welt der sehr vernunftorientierte ist. Ist vollkommen ok und legitim!
Möglicherweise gibt es aber noch andere Wege dahin, z.B. in Form einer Religion, bedingungsloser Liebe oder vielleicht etwas, was erst noch kommt.
Mit anderen Worten, Du hast keinen blassen Schimmer, richtig?
3. Der Einfluss darf aber gleichzeitig nicht überschätzt werden. Wir wissen heute, dass etwa 50% unserer Persönlichkeit angeboren sind, 30% in der frühkindlichen Phase (bis ca. 3 Jahre) und nur 20% danach geprägt werden. Und in diese 20% fallen die religiösen Themen maßgeblich.
4. Ist religiöse Prägung schlimm? Oder anders gefragt: Kann man ein Kind neutral und wertfrei erziehen? Nein. Irgendwas vermitteln wir immer. Das Kind wird das im Erwachsenenalter schon selbst reflektieren. Wichtig ist, dass dem Kind selbständiges Denken beigebracht wird, dann kann es auch reflektieren und sich bei jeglicher Prägung anders entscheiden.
5. Hat religiöse Prägung schlimme Folgen? Ich habe mir eben die Liste der Ursachen für psychische Probleme durch Familiensozialisation angeschaut. Vernachlässigung, Verwahrlosung, sexueller und körperlicher Missbrauch, Trennungen, Alkohol und Drogen usw. kommen da vor. Religiöse Traumatisierungen spielen keine Rolle.
Dein ganzer Beitrag klingt sehr überzeugend, allein der 5. Punkt... kennst Du den den Jesuiten zugeordnete Satz: "Gib mir ein Kind die ersten sechs Lebensjahre und es gehört ein Leben lang der Kirche"? Und das kann den 4. Punkt relativieren, wenn nämlich das selbständige Denken ab- statt anerzogen wird. Zum 3. Punkt: die letzten Worte zur Einschätzung, wieviel angeboren und wieviel Erziehung ist, sind wohl noch nicht gesprochen; die diesbezüglichen Überzeugungen sind doch immer wieder im Wandel und nicht unumstritten.
In meiner langjährigen Arbeit als Psychotherapeut an einer Erziehungs- und Familienberatungsstelle in Berlin-Kreuzberg lernte ich zahlreiche Fälle kennen und behandeln, wo Kinder und Jugendliche mit viel zu strengen religiösen Forderungen / Bestimmungen der Eltern drangsaliert wurden und darunter mit unterschiedlichsten Symptomen (Depressionen, Suicide, Verhaltensauffälligkeiten, Sexual- und Beziehungsstörungen als Jugendliche usf.) litten. Das betraf diverse religiöse anerkannte Main-Stream-Richtungen. Beispiele wären: Zwang zum Messdiener, zum Besuch der religiösen Veranstaltungen, zum Ausführen religiöser Kulte, zu unzeitgemässer Bekleidung, zum Besuch der Moscheeschule, zur Auswahl der Freunde, elterliche Kontrolle religiöser, unzeitgemässer Gebote usf. In manchen Fällen wurden Jugendliche auf ihren Wunsch hin deswegen dann fremduntergebracht in geschützten Einrichtungen, mit Kontakt zu den Eltern in Anwesenheit einer Mediatorin. Religiöse Sekten verschärfen noch die Konflikte zwischen den religiösen Geboten und den Bedürfnissen der Kinder / Jugendlichen nach Selbstbestimmung.
Danke. Das entspricht sehr präzise meinem laienhaften Eindruck, den ich mit dem Jesuitenzitat schildern wollte.
In meiner langjährigen Arbeit als Psychotherapeut an einer Erziehungs- und Familienberatungsstelle in Berlin-Kreuzberg lernte ich zahlreiche Fälle kennen und behandeln, wo Kinder und Jugendliche mit viel zu strengen religiösen Forderungen / Bestimmungen der Eltern drangsaliert wurden und darunter mit unterschiedlichsten Symptomen (Depressionen, Suicide, Verhaltensauffälligkeiten, Sexual- und Beziehungsstörungen als Jugendliche usf.) litten. Das betraf diverse religiöse anerkannte Main-Stream-Richtungen. Beispiele wären: Zwang zum Messdiener, zum Besuch der religiösen Veranstaltungen, zum Ausführen religiöser Kulte, zu unzeitgemässer Bekleidung, zum Besuch der Moscheeschule, zur Auswahl der Freunde, elterliche Kontrolle religiöser, unzeitgemässer Gebote usf. In manchen Fällen wurden Jugendliche auf ihren Wunsch hin deswegen dann fremduntergebracht in geschützten Einrichtungen, mit Kontakt zu den Eltern in Anwesenheit einer Mediatorin. Religiöse Sekten verschärfen noch die Konflikte zwischen den religiösen Geboten und den Bedürfnissen der Kinder / Jugendlichen nach Selbstbestimmung.
Danke für deine Erfahrung, klingt nachvollziehbar. In der Literatur habe ich nicht auf Anhieb was dazu gefunden. Hast Du dazu einen Literaturhinweis?
Nachdem Du vom Fach bist: Ist das monokausal auf diese Themen zurückzuführen, oder ist die streng religiöse Prägung nicht ein Symptom einer insgesamt strengen Erziehung? Soweit ich weiß sind z.B. Depressionserkrankungen überwiegend multi-kausal.
Ist das monokausal auf diese Themen zurückzuführen, oder ist die streng religiöse Prägung nicht ein Symptom einer insgesamt strengen Erziehung? Soweit ich weiß sind z.B. Depressionserkrankungen überwiegend multi-kausal.
Ich bin nicht gefragt und erlaube mir dennoch die Laiengegenfrage: ist die insgesamt strenge Erziehung nicht umgekehrt Symptom einer streng religiösen Prägung?