Es ist fast unverschämt, wenn die CDU, die SPD oder die FDP den Grünen ihr höheres Tempo beim Klimaschutz vorwerfen. Ohne deren Bräsigkeit hätten wir es heute nicht so eilig.
Kann es sein, dass Frankreich bedeutend weiter ist als wir? Kann es sein, dass dies an einer anderen Strategie liegt? Kann es sein, dass die Grünen, etwas damit zu tun haben. Kann es sein, dass andere Wege geeigneter sind als der unsrige? Kann es sein, dass dies gar nichts mit der Geschwindigkeit der Umsetzung zu tun hat?
Oder ist an den Worten Mark Twains ein Hauch Wahrheit für uns: "Nachdem wir das Ziel endgültig aus den Augen verloren hatten, verdoppelten wir unsere Anstrengungen."?
Das könnte man auch alles fragen. Mache ich natürlich nicht
Ich sehe es deshalb als vorrangiges Staatsziel, weil eine funktionierende Wirtschaft (aus meiner Sicht) die Basis für alles andere ist. Das betrifft Demokratie, Umweltschutz, Gerechtigkeit, etc.
Der Vorrang des Gewinnstrebens vor allen anderen Staatszielen hat uns doch genau in die Schwierigkeiten gebracht, die wir nun bewältigen müssen. Brasilien holzt aus rein wirtschaftlichen Interessen den Amazonas ab. Die Ölstaaten lassen aus wirtschaftlichem Eigennutz fast die gesamte Weltgemeinschaft beim Klimagipfel abblitzen. Und die Deutschen würden, wenn sie irgendwie könnten, die E-Mobilität verhindern, um ihre hervorragenden Verbrenner in die ganze Welt zu verkaufen. Umwelt hin oder her.
Ich halte es für eine Romantisierung der Wirtschaft, wenn man glaubt, die großen Wirtschaftsbetriebe dieser Welt würden, die Taschen prall gefüllt, anschließend damit Gutes tun: Die Umwelt schützen und für Demokratie und Gerechtigkeit sorgen.
Kann es sein, dass Frankreich bedeutend weiter ist als wir? ... Das könnte man auch alles fragen. Mache ich natürlich nicht
Deutschland ist die drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt, nach den USA und China, aber vor Japan und auch weit vor Frankreich. Die Arbeitslosigkeit ist auf einem historischen Tiefstand. Insofern verstehe ich Deinen auftrumpfenden Tonfall nicht.
Deutschland ist bei der Energie in einer Phase des Umbruchs, aber wir sind dabei, uns eine sehr preiswerte und nachhaltige Infrastruktur aufzubauen. Die Franzosen gehen mit ihren teils überalterten Atommeilern und einem staatlich gestützten Strompreis schweren Zeiten entgegen.
Das Verfassungsgericht spricht in seiner Urteilsbegründung vom genauen Gegenteil, nämlich einem fairen Ausgleich zwischen den gleichberechtigten Interessen heutiger und künftiger Generationen.
Die Benutzung des Begriffs "Gleichberechtigung" bedeutet noch nicht, daß dies alle Betroffenen so sehen. Immerhin werden sichere Benachteiligungen in der Gegenwart möglichen Nachteilen gegenübergestellt, die nach bestimmten Annahmen in der Zukunft auftreten können - aber eben nicht mit gleicher Sicherheit.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Demnach darf man darauf vertrauen, dass nichts existiert, was gegen unsere Gesetze verstößt?
Du weißt auch, daß das überspitzter Unsinn ist. In einem Rechtsstaat sollte man aber darauf vertrauen können, daß gegen alles Ungesetzliche, und besonders gegen alles Verfassungsfeindliche auch juristisch vorgegangen wird. Wenn seitens der Justiz und der Polizei nichts vorgenommen wird, ist es für einen gesetzestreuen Bürger das Zeichen, daß staatlicherseits und laut Gesetz es nichts zu beanstanden gibt. Immerhin hat sich der Staat und die Justiz in den letzten Jahren bezüglich bestimmter (m.M.n. deutlich weniger verfassungsrelevanter) Themen höchst aktiv und eingriffsfreudig gezeigt.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Das Blatt ist hochgradig tendenziös in Fragen des Klimawandels und der damit verbundenen Energiewende. Ich sehe keinen Grund, mich ausgerechnet mit dieser Quelle auseinanderzusetzen.
Bequieme Position. Weil das Blatt eine andere Meinung vertritt, brauche ich mich nicht damit auseinanderzusetzen. Warum sollte dann jemand, der den Weg der deutschen Grünen nicht für richtig hält, sich mit deren Argumenten befassen? Wenn jeder allein zu wissen glaubt, was richtig ist, und es nicht mehr für nötig hält, auch andere Meinungen anzuhören - ist das nicht Egoismus auf die Spitze getrieben?
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Ich stelle für mich persönlich Geld und wirtschaftlichen Erfolg nicht über alles und erwarte das auch nicht vom Staat.
Die erste Hälfte ist in Ordnung (soweit Deine Familie da mitgeht), ist jedem die eigene Entscheidung. Ein Staat ist aber seinen Bürgern verpflichtet, und bleibt nur handlungsfähig, wenn es die entsprechenden Einnahmen hat - was wiederum ohne eine gut funktionierende Wirtschaft nicht möglich ist. Und man muß wirtschaftlichen Erfolg nicht über alles stellen, aber auch in der Familie mußt Du zumindest soviel wirtschaftlichen Erfolg anstreben, daß es für die Bedürfnisse der Familie reicht. Oder gibst Du z.B. das gesamte Vermögen für eine Wasserstoff-Speicheranlage am Haus aus, bloß um kein Kohle- oder Atomstrom kaufen zu müssen, egal wie Du Dich danach verschulden mußt?
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Die Arbeitslosigkeit ist auf einem historischen Tiefstand.
Historische Vergleiche der Arbeitslosenquote sind nutzlos, da die Berechnungsgrundlagen ständig geändert werden, und interessanterweise sehr oft so, daß nach der Änderung die Quote sinkt. . Ein besseres Maß für wirtschaftlichen Erfolg und Wohlstand ist m.M.n. der Reallohn. Wenn der sinkt, steigt auch die Erwerbsquote, weil jeder versucht, zumindest irgendwie etwas hinzuzuverdienen. In Ungarn haben dafür ganz viele sogar 2 Jobs. Wollen wir sowas als Erfolg der Beschäftigungspolitik sehen?
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“If everything's under control, you're going too slow.” (Mario Andretti)
Die Benutzung des Begriffs "Gleichberechtigung" bedeutet noch nicht, daß dies alle Betroffenen so sehen. Immerhin werden sichere Benachteiligungen in der Gegenwart möglichen Nachteilen gegenübergestellt, die nach bestimmten Annahmen in der Zukunft auftreten können - aber eben nicht mit gleicher Sicherheit.
Das Bundesverfassungsgericht nimmt in seiner Urteilsbegründung dazu Stellung. Es argumentiert, dass wir auch dann die negativen Folgen unseres Handelns für kommende Generationen berücksichtigen müssen, wenn diese nicht mit hundertprozentiger Sicherheit klar zu benennen sind.
Das ist eine Selbstverständlichkeit. Wenn eine Pharmafirma ein Schlafmittel auf den Markt wirft, das an schwangere Frauen verkauft wird, sind die negativen Folgen für die noch ungeborenen Babys zu prüfen und zu berücksichtigen, selbst wenn diese nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eintreten.
Weil das Blatt eine andere Meinung vertritt, brauche ich mich nicht damit auseinanderzusetzen.
Es ist simple Medienkompetenz, dass man sich die Quelle anschaut. Ich bin schließlich kein Experte in Sachen Strukturwandel einer 85-Millionen-Wirtschaftsnation und halte mich auch nicht für einen. Folglich muss ich schauen, wie viel Vertrauen ich einem vermeintlichen Experten entgegenbringe. Wenn ein Artikel im Zentralorgan der Klimaleugner steht, gehört das mit ins Bild.
Das Bundesverfassungsgericht nimmt in seiner Urteilsbegründung dazu Stellung. Es argumentiert, dass wir auch dann die negativen Folgen unseres Handelns für kommende Generationen berücksichtigen müssen, wenn diese nicht mit hundertprozentiger Sicherheit klar zu benennen sind.
Ja, so hieß es. Was aber nicht bedeutet, daß darin automatisch eine gleiche Gewichtung beider Interessen zwingend ist. Mein Punkt betraf nur diese angebliche Gleichstellung.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Das ist eine Selbstverständlichkeit. Wenn eine Pharmafirma ein Schlafmittel auf den Markt wirft, das an schwangere Frauen verkauft wird, sind die negativen Folgen für die noch ungeborenen Babys zu prüfen und zu berücksichtigen, selbst wenn diese nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eintreten.
Heikles Beispiel, da es offensichtlich nicht selbstverständlich ist. Warum nicht: wenn eine Firma eine wenig untersuchte Impfung auf den Markt bringt, sind die negativen Folgen für gesunde Menschen mit minimalem Risiko bzgl. der Krankheit gründlich zu prüfen bevor diese Impfung Millionen aufgenötigt wird, selbst wenn diese nur mit einer geringen Wahrscheinlichkeit eintreten.
Zitat:
Zitat von Klugschnacker
Es ist simple Medienkompetenz, dass man sich die Quelle anschaut. Ich bin schließlich kein Experte in Sachen Strukturwandel einer 85-Millionen-Wirtschaftsnation und halte mich auch nicht für einen. Folglich muss ich schauen, wie viel Vertrauen ich einem vermeintlichen Experten entgegenbringe. Wenn ein Artikel im Zentralorgan der Klimaleugner steht, gehört das mit ins Bild.
Das ist genauso, wenn jemand anderes sagt, warum sollte ich die Süddeutsche (oder FAZ, oder was auch immer) lesen, es ist doch das "Zentralorgan der Klimahysteriker". M.M.n. beides gleich polarisiert und ignorant, nicht bereit, die eigene Blase zu verlassen. Und wenn Dir (angeblich) die Kompetenz fehlt, selbst ein Urteil zu bilden, warum ist dann Deine Entscheidungskompetenz zuverlässiger, zu wissen, welches Medium "die Wahrheit" verkündet? Wenn das nur Glaube an eine bestimmte Autorität ist, wo ist der Unterschied zu denen, die dem Bischof glauben?
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