Stell Dir vor Du fährst im November nach Holland, die Sonne scheint und es ist fast windstill. Das würde auf einige Stunden zu treffen.
Ich könnte auch schreiben, stell Dir vor Du fährst zu einem WK und hast nach wenigen hundert Metern Krämpfe. Das würde immerhin den Zeitraum des gesamten WK umfassen.
Kurzfassung für die Wenigleser. Morgens war das Wetter top. Sonne, ganz leichter Rückenwind. Startschuß, Rennen durch Sand bis zur Wasserlinie. Krampfansätze in beiden Waden. Langsamer laufen hat geholfen. Bis ich auf dem Rad war, waren die Schnellen und somit der Windschatten weg.
Auf dem Rad wurde es auch nicht besser. Im Gegenteil, meine Beine fühlten sich nicht in der Lage Druck auf die Pedale zu bringen. So gar nicht, nach einer Einlage in tieferem Sand war ich fix und fertig.
Das sollte sich auch bis zum Ende nicht ändern, zumal es davon 130 km lang mehr als genug gab. Das Ziel hab ich erreicht, mein Ziel aber nicht.
Der Renntag konnte entspannt begonnen werden, da der Start erst um 9:00 Uhr war. Mein Rucksack wurde von Laura (ich glaub so hiess die Freundin von dem einem GT-Semi-Pro) mit nach Den Helder mitgenommen. So mußte ich den nicht mit zum Start schleppen.
Als wir ankamen waren die Boxen schon gut gefüllt. Die Frauenbox war direkt nach den Profis und Semi-Profis. Nach uns kamen die die nur ne Hobbylizenz und keine Lizenz hatten.
Etwas erstaunt war ich als ich direkt hinter mir Lars, "unseren" Schnellsten, entdeckte, der eigentlich als Semi-Pro startet. Fehler bei der Lizenzzuordnung. Er war etwas angesäuert, weil er keine Chance haben würde nach vorne zu kommen, so alleine.
Startschuß für die Mädels und gleich einen Jog durch den Strand bis zur Wasserkante, wo der Sand hart und fahrbar wurde. Schon nach wenigen Metern machten die Waden dicht und zeigten Krampfneigungen. Erst da fiel mir ein, dass ich die Nacht davor, jedes Mal, wenn ich aufgewacht bin leichte Krämpfe in beiden Waden hatte. Nicht doll, ich hatte es ja morgens schon wieder vergessen.
Ohne Vorwarnung streikten auch die Beine. Der Körper erklärte mir eindeutig, er hätte heute was anderes zu tun als als kraftvoll durch den Sand zu treten. Noch war ich hoffnungsfroh und meinte, das gibt sich nach ein paar km. Vor mir war eine Frau, die mein Tempo fuhr, da wollte ich ran. Die anderen Jungs kommen noch, da hängst du dich rein und dann passt das schon. Nix passte, ich war schweissgebadet, die Beine fühlten sich komplett übersäuert an. Die Jungs kamen, aber nicht in Gruppen wie letztes Mal. Dann kam auch schon das lange Stück wo man erst an der Kante fuhr, die immer wieder wegbrach, so dass man eigentlich gleich im Wasser fahren konnte. Ist etwas kniffelig das Stück, weil, vor und hinter einem ja auch Fahrer sind die mal stürzen oder wegrutschen. Dann kommt aber auch schon das lange Laufstück, wo ich gemütlich gewandert bin, mich dort die meisten überholt haben und ich dann quasi allein auf weiter Flur war.
Ab und zu kam doch nochmal ne Gruppe vorbeigeprescht, im harten Sand konnte ich mithalten, aber sobald es weicher wurde und Krafteinsatz nötig war, war es aus. Gut, kraftsparend fahren und einen schönen Tag am Strand machen. Dann dauerts halt länger. Irgendwann war die Sonne weg, es wurde nebliger und nebliger und kälter. Ich hatte Schiß, dass ich die Linie verlieren könnte und spätestens in Ijmuiden, wo wir vom Strand weg in den Hafen müssen, den Abzweig verfehlen könnte. Ich fuhr und fuhr, wurde immer langsamer und langsamer, mir wurde etwas frisch. Ich war ja klatschnass und immer wieder kamen die Priele, die dann für neue Frische sorgten. Ich war schon 3 Stunden unterwegs und Ijmuiden war nicht in Sicht. Hier war ca km 60, also noch nicht mal die Hälfte und eine Verpflegung gabs da auch. Als ein Quad vom Veranstalter überholte, stoppte ich ihn und fragte wie weit der Besenwagen noch wäre. Weit weg, Ijmuiden kommt gleich meinte er. Schwacher Trost, ich hatte keine Ahnung, wie ich die restlichen 70 km überstehen sollte. Ich war kaum noch in der Lage die Kurbel zu drehen.
Grad kurz vor Ijmuiden überholte nochmal jemand und bog dann rechts in die Dünen ab. Glück gehabt, ich war grad im Kopp runter und treten Modus. Am VP fragte ich wie ich ins Ziel komm. Mit dem Zug, war die Antwort. Besenwagen ist weit weg. Zug war auch doof, weil ich da noch hätte umsteigen müssen und wär klatschnaß auch noch mind 2 Std unterwegs. Also entschloß ich mich weiter zu fahren und auf den Besenwagen zu warten, so weit weg konnte der gar nicht sein.
Zunächst gings durch das weitläufige Hafengelände. Meine Kumpels vom letzten Mal, die Wacky Racers aus Knokke-Heist, zogen vorbei. Null Chance mich da diesmal reinzuhängen. Die Nissans kamen etwas später, da konnte ich dann mitziehen, obwohl jeder Antritt nach den Kurven schwerfiel (wir fahren profillose Reifen mit sehr wenig Druck, da ist das Fahrgefühl auf Strasse, speziell in den Kurven sehr schwammig). Bald war der Zauber vorbei und es ging wieder an den Strand, wo ich wieder allein vor mich hin dümpelte. Der Nebel hatte sich etwas gelichtet und ab und zu konnte ich für gewisse Zeit anderen folgen, so brauchte ich wenigstens nicht allein die Ideallinie suchen und finden. Das sparte einiges an Körnern, die ich ja nicht hatte. Auf einmal fuhr ich auf eine Dreiergruppe auf, wo ich angenehm mit rollen konnte. Sie erkundigten sich, ob das Tempo genehm sei, ich konnte sogar mit vorne fahren. Inzwischen hatte ich meine Zielzeit vom letzten Mal auf der Uhr und die zweite Verpflegung (irgendwo hinter km 100) war noch nicht in Sicht. Die km-Angaben wollte ich mir zu keinem Zeitpunkt anguggen. Zu frustrierend wäre das gewesen. So spulte ich mit den 3 Jungs einen km nach dem anderen ab. Verpflegung kam. Verpflegung ging. Dann wurde der Sand richtig fies, zwar nass aber weich, ich kam nicht mehr von der Stelle, die Jungs waren weg. Einmal kam ich noch mal ran als sie ne Pinkelpause machten.
Dann waren sie aber auch wieder weg. Ich fuhr auf ein Geschwisterpaar auf. Wir fuhren den Rest mehr oder weniger zusammen, machten uns Hoffnung auf ein baldiges Ende. Es kam, nach 7:08:26 Std. Fast zwei Stunden mehr als letztes Mal.
Es waren aber nicht nur meine Beine weich.Im Ziel meinten alle es wäre richtig beschissener Sand gewesen. Der Veranstalter schob das auf die noch ausgebliebenen Herbststürme, die den losen Sand wegspülen und dann diese brettharte Piste zaubern.
Fazit: Nächstes Jahr wieder. Dies Jahr wars halt nur was es mal ursprüglich sein sollte: Training für Kasterlee, wenn auch nur Mentaltraining.
Meine Waden sind immer noch komisch und ich hab keine Idee was es sein könnte.
Mein Körper war übrigens mit Magen-Darm beschäftigt, wie sich dann einen Tag später rausstellte. Kein Wunder, dass der nix für die Beine übrig hatte
