So, gibt mal wieder nen Wettkampfbericht von mir. (Vorsicht, lang! - und dabei ist es schon die gekürzte Version...)
Nr. 5 lebt.
Mein zweiter Jedermann-Triathlon ist zu Ende. Ich hab es überstanden. Und sogar meine Zeit ein wenig verbessert, eine neue Freundin gefunden, ein bisschen was dazu gelernt und vor allen Dingen viel Spaß gehabt.
Um 5 Uhr klingelte der Wecker am Samstag morgen bis ich am Wettkampfort ankomme dauert es noch geschlagene 4 Stunden, das kommt davon wenn man kein Auto hat.
Relativ Problemlos radle ich vom Bahnhof los und erreiche die Straße, die mich zum Stadion führen soll, und da stehen auch schon einige Schilder. Die Startunterlagen sind schnell geholt, der Mensch am Radcheckin meckert, dass mein Helm so locker sitzt. Lässt sich aber von meinem Beteuern, dass mein Kopf mir heilig ist und der nur für die Fahr hierher so locker war überzeugen. Ich habe Startnummer 5 gezogen. Nummer 5 lebt, denke ich und, dass ich mich doch wohl ziemlich früh angemeldet haben muss.
Jemand hat hübsche Stühlchen auf dem Rasen verteilt, und meiner ist ganz nahe am Ausgang zur Radstrecke. Quasi Perfekt. Ich beginne auszupacken und anzurichten, geht alles schneller als erwartet. Anschließend erstmal die Wechselzone und das Schwimmbecken erkunden. Die Strecke vom Schwimmen zur Wechselzone ist recht lang und hat auch noch ein paar Stufen. Ich ahne Schlimmes, aber was solls. Zurück zum Rad. Mittlerweile ist Nummer 4 eingetroffen, und Ihre Startnummer sagt, dass sie Franziska heißt. Franziska ist ein bisschen nervös und fragt mich nach einer Standpumpe, sie sei mit dem Zug da. Da auch ich keine habe versuchen wir bei den Nachbarn zu schmarotzen, aber auch die haben keine.
Ich unterhalte mich etwas mit Franziska und wir ziehen dann gemeinsam los, Richtung Schwimmbad. Ein kurzer Panikmoment, als ich auf dem Weg meine Schwimmbrille verliere, sie aber zum Glück kurz darauf wieder finde. Während wir noch mal obligatorisch pinkeln gehen beginnt draussen die Wettkampfbesprechung. 5 Minuten früher als angesagt. Egal, eine Frau erklärt uns, was wir verpasst haben. Dann ab in die Schleuse und zum Becken. Franziska nimmt Bahn 4, ich bin auf Bahn 5 eingeteilt. Die 5 auf der 5. Auch nicht schlecht.
Wir haben 5 Minuten Zeit zum einschwimmen (diese Zahl verfolgt mich) und ich ziehe die ersten Züge nach fast 5 Wochen ohne Schwimmtraining. Na ob das mal gut geht. Mit mir auf der Bahn sind noch 6 weitere Frauen. Nach kurzer Besprechung ist klar: mit einer Zielzeit von 9-10 Min werde ich als Erste schwimmen. Es bleibt kaum Zeit für Diskussionen, denn da beginnt schon der Countdown. Wir reihen uns brav auf und dann geht es los. Ich stoße mich ab und ziehe mit einem Affenzahn davon. Erstmal ein bisschen Abstand rausschwimmen. Auf der Bahn nebenan schwimmt Franziska. Knapp eine halbe Bahn schaffe ich es, dran zu bleiben, dann schwimmt sie mir davon.
Die erste Wende, ich versuche es mit einer Rolle und sie klappt sogar. Die Zuschauer am Ende der Bahn scheinen beeindruckt. Und ich bin es auch, von der Tatsache, dass ich kein Wasser in der Nase habe. Weiterschwimmen. Nach den ersten hundert Metern fangen die Muskeln an zu schmerzen. Das kommt davon wenn man sich nicht richtig einschwimmen kann. Aber es wird gleich vorbei sein. Ich beisse die Zähne zusammen und schwimme weiter. Nach 300 Metern sind die Muskelschmerzen dann weg und ich kann mehr oder weniger entspannt weiterschwimmen. Das Becken kommt mir sehr entgegen, da ich keine Kraft mit aus dem Wasser oder nach vorne schauen vergeuden muss. Einfach sauber durchschwimmen. Mittlerweile trennt mich noch eine halbe Bahn von der letzten Schwimmerin auf unserer und unsere Zählerin vergisst doch tatsächlich, mir die letzte Bahn anzuzeigen und erschrickt ziemlich auf Nachfrage. Egal, die letzten hundert Meter, ich gebe noch einmal ein bisschen Gas und ziehe mich dann an Land. Kurz den Kreislauf sacken lassen, dann Brille und Häubchen ab, Zweiteres in die vorgesehenen Tonnen werfen und ab zum Rad.
Der Weg zieht sich nach dem Schwimmen noch länger als erwartet und ich kämpfe mich über den Kunstrasen und die Treppe hoch und wieder runter. Von hier aus ist das Rad immer noch ganz schön weit weg, also hinjappsen, Schuhe an, Startnummer an, Helm auf, Brille auf, Rad schnappen, loslaufen. Ohje, das war ein langsamer Wechsel. Es piept als ich über den Zeitnehmer laufe und da ist auch schon die rote Linie zum aufsitzen. Unelegant schwinge ich das Bein über den Sattel. Ein gequältes Lächeln zu den Helfern um meine mangelnde Aerodynamik zu entschuldigen. Dann mal los.
Der Rundenkurs ist recht kurz, insgesamt sind 6 Runden zu fahren. Die Kurven sind alle machbar, nur eine ist dabei bei der man etwas stärker abbremsen muss. Aber es läuft ganz gut. Ich bin recht flott unterwegs, aber nicht so flott wie ich es gerne wäre. Der Schnitt mag einfach nicht über die 30 hinaus. Vielleicht hätte ich doch nochmal schwimmen gehen sollen. Ich überhole trotzdem einige Rennräder, sogar ein Zeitfahrrad und einen Alltags-Drahtesel überrunde ich zweimal. Fein, immerhin nicht letzter. Die Beine werden nach der dritten Runde langsam schwer, zum Glück legt sich das Gefühl irgendwann.
Ich versuche von meiner Plörre zu trinken, mein Magen beantwortet dies mit nach-Plörre-schmeckenden-Aufstoßern. Dann halt Wasser. Irgendwann ist auch endlich das geradel zu Ende (Franziska hat mich am Ende kurz überholt) und ich biege wieder Richtung Wechselzone ab. Kurve, noch ne Kurve, ah da ist die Markierung zum absteigen, runter vom Rad, rauf auf den Rasen und das Rad irgendwie an den Stuhl gelehnt. Schuhe aus, Helm ab, andere Schuhe an, Uhr geschnappt, losgerannt. Na wenigstens etwas schneller als vorher.
Die neue Uhr findet recht schnell einen Satelliten und verrät mir, dass ich mit 3er Schnitt unterwegs bin. Komisch, dabei komme ich doch überhaupt nicht von der Stelle. Also abbremsen. Über den eiernden Boden balancierend wieder aus dem Stadion raus. Der Weg ist abgesperrt, es geht scharf rechts, ein kleiner Trampelpfad im Wald tut sich vor mir auf. Das ist ja nett! Fast Singletrail. Aber was ist dass denn? Jemand kommt mir entgegen. Eine Laufspur für Hin- und Rückweg ist natürlich zu wenig. Und auf dem Gras läuft es sich nicht so doll. Dazu ist die Strecke leicht profiliert, zum Teil sogar sandig. Na großartig. Das mit der Laufbestzeit kann ich also auch vergessen. Eine weitere Kurve, dann geht es eine langgezogene Steigung hoch. Ich schiele auf meinen Puls und stelle fest, dass ich das besser nicht gemacht hätte. Lieber weiter die Augen auf den Pace starren lassen. Der ist erstaunlich zäh bei dem Versuch, von der 6 vorne wieder auf die 7 rutschen zu wollen. Also laufe ich keuchend etwas schneller.
Oben angekommen endlich ein Stück Straße, am Ende gibt es Wasser, ein Schlückchen, dann weiter. Ich werde von der ersten Frau überrundet. Die hat einen seltsamen Laufstil. Aber sie kanns ich das wohl leisten. Ich habe vermutlich auch einen seltsamen Laufstil, noch dazu muss ich aussehen als kollabiere ich gleich. Ich überhole eine andere Frau. Dann mit stolz geschwellter Brust den Anstieg von eben wieder runter. Na wenigstens etwas. Den Rest der Strecke wieder zurück bis ins Stadion. Da stehen zwei Schilder, 2. Runde und Ziel. Ich bin kurz versucht Richtung Ziel abzubiegen und teile einem dort wartenden Helfer meine Überlegung mit. Der winkt ab und meint ich hätte doch schon die Hälfte. Der hat gut reden.
Also weiter, nochmal die ganze Tortur, Trampelpfad, Sandstück, Schotterweg bergauf, Straße, Wendepunkt mit Wasser und dann alles wieder zurück. Kurz vor Ende springt vor mir eine Frau aus dem Gebüsch und schreit eine vor mir Laufende hysterisch an. Die beginnt in Panik einen Sprint. Sollte das das Ziel der übereifrigen Anfeuerin gewesen sein, dann hat sie es erreicht. Mich springt keiner an, obwohl ich das Gebüsch genau sondiere. Letzer Teil der Strecke im Stadion, mir fehlt sogar die Kraft für einen Endspurt. Die Zeit, die ich beim einlaufen sehen konnte sagt mir auch, dass ein Endspurt es nicht mehr rausreissen wird. Im Ziel schaffe ich es, die Arme halb zu heben. Fertig. Heiß. Trinken.
Franziska kommt mir entgegen und gratuliert mir, ich trinke einen halben Liter Apfelsaft und hole mir mein Dixie-braunes Finishershirt ab. Wenigstens nicht hellblau. Danach duschen, essen, warten. Franziska hat den zweiten Platz unserer AK belegt, und da wir beide zum Bahnhof müssen warte ich noch mit ihr auf die Siegerehrung. Danach geht es erschöpft aber zufrieden nach Hause.
Ergebnis meines zweiten Jedermannrennens:
1:28:12 - S 10:43 - T1 2:27 - B 39:52 - T2 1:22 - R 33:48 macht Platz 48 (von 78) in der Gesamtwertung und eine AK Platz 5 (von 5).
Ein Tri-Rad hätte ich auch gerne aber nur als zweit Rad. Für ein Zeitfahrrad ist das bei mir zu hügelig . Da kommt man besser mit einem Rennrad klar. Ausnahmen bestätigen die Regel .
jaja...also meinen Renner tät ich nie und nimmer hergeben! Nur wirds schön langsam auch eng in der Wohnung mit den Rädern. (MTB, RR und jetzt noch TT). Brings aber nicht übers Herz, sie in den Keller zu stellen...
Zitat:
Zitat von sportopfer
Nr. 5 lebt.
sehr schöner Bericht...klingt, als wäre man "live" dabei gewesen
Mein zweiter Jedermann-Triathlon ist zu Ende. Ich hab es überstanden. Und sogar meine Zeit ein wenig verbessert, eine neue Freundin gefunden, ein bisschen was dazu gelernt und vor allen Dingen viel Spaß gehabt.
.
Mensch toll!
Herzlichen Glückwunsch!!!
Je mehr ich Eure Berichte hier lese umso heißer bin ich auf eine eigene Prämiere in 2011.
Mein zweiter Jedermann-Triathlon ist zu Ende. Ich hab es überstanden. Und sogar meine Zeit ein wenig verbessert, eine neue Freundin gefunden, ein bisschen was dazu gelernt und vor allen Dingen viel Spaß gehabt.
Schön. Danke für den Bericht
__________________
le petit moineau du fromage, wenn er den Schnabel aufmacht kommt nur Käse raus...
Sooo, noch ein Monster-Bericht von mir. (Es ist wieder die gekürzte Fassung. Die ungekürzte Version findet ihr hier)
... something else is going to hurt worse later.
Mir fehlen die Worte, und das ist nun wirklich selten. Meine erste Olympische Distanz ist vorbei und es hat so unglaublich viel Spaß gemacht, dass ich jetzt richtig traurig bin, dass die Saison für dieses Jahr vorbei ist.
Um 5 Uhr klingelt der Wecker - 45 Minuten später schlurfe ich schlaftrunken die Treppe hinunter. Draussen ist es noch viel kälter als drinnen. Entsetzt fällt mir ein, dass ich bei dieser Kälte gleich schwimmen muss, und zum Glück kommt da Thorsten angefahren und ich kann den Gedanken nicht zu Ende denken.
Es ist immer noch duster als wir am Waldsee ankommen und ich meine Sachen aus dem Auto lade und schwer bepackt in Richtung Eingang losstapfe. Um mich herum sind lauter Menschen mit weißen Beuteln, die meisten scheinen genauso müde zu sein wie ich, und marschieren lautlos hintereinander her. Unter den hohen Bäumen ist es noch fast dunkel und man kann nur ihre Umrisse erkennen. Der Weg ist fast 2km lang und langsam erfasst mich eine unheimliche, gespannte Stimmung. Wenn das jetzt schon so ist, dann muss der Ironman absolut überwältigend sein.
Endlich erreiche ich das Tor, durchgehen, Richtung Eingang zur Wechselzone. Oh Schreck, natürlich habe ich das grüne Bändchen, dass ich für den Einlass zur Nudelparty hielt nicht angezogen. Am „Trouble-Desk“ verhilft man mir unkompliziert zu einem Neuen und ich darf endlich rein. Immerhin habe ich in der Schlange ein paar bekannte Gesichter gefunden, und die Anspannung ist wieder verflogen.
Verzweifelt suche ich mehrere Minuten lang nach meinem Fahrrad. Die Reihen sind lang und die Beschriftungen nicht zu erkennen. Ich kann mich zwar ungefähr erinnern, wo ich das Rad abgestellt hatte, aber es dauert fast 10 Minuten bis ich es endlich zwischen den anderen ausgemacht habe. Mittlerweile dämmert es, die Sonne dürfte gleich über den Horizont spitzeln.
Mein Rad, inklusive Helm und Startnummer ist von Tau bedeckt, fluchend wische ich Sattel und Lenker trocken und beneide heimlich das Rad zwei Stellplätze weiter, dessen Besitzer klug genug war, Helm und Sattel in Plastiktüten zu packen. Dann geht es ans auspacken. Helm, Brille, Startnummer, Handtuch und Radschuhe werden fein säuberlich drapiert. Hm, das ging jetzt fix. Ein kurzer Blick auf die Uhr, in 5 Minuten ist Wettkampfbesprechung. Ich bin mittlerweile wach, trotte aber wenig motiviert dort hin. Ein paar Leute futtern Riegel und Bananen. Gute Idee. Ich krame in meiner Tasche und fördere ein braun-gelb geflecktes Etwas zu Tage. Schmecken tut sie trotzdem.
Mittlerweile ist es Zeit sich in Schale, oder in Neopren zu schmeissen und ich breite einen der mitgebrachten Müllsäcke auf dem sandigen Boden aus um mich darauf umzuziehen. Neidische Blicke meiner Nachbarinnen bestätigen mir, dass das eine gute Idee war. Hosen aus und rein ins Gummi. Die Kälte sorgt wenigstens dafür, dass die Haut nicht mit Schweiß bedeckt ist und das Ganze deshalb gut rutscht. Relativ schnell habe ich das Ding angezogen und eine der neidisch guckenden Nachbarinnen hilft mir, den Reisverschluss zu schließen. Anschließend die Klamotten im vorgesehenen Beutel verstauen, zusammen mit dem Rest den ich jetzt nicht mehr brauche, Schwimmbrille und Badekappe (Neonpink!) schnappen und ab Richtung See.
Auf dem Weg werfe ich den Beutel auf den Laster und stelle fest, dass der Boden echt kalt ist. Die Männer 1 sind grade gestartet und die Elite kommt schon wieder in der Wechselzone an. Ich warte mit den Füßen im Wasser, denn 19 Grad sind immer noch wärmer als 10 Grad. Irgendwann sagt jemand, dass wir jetzt 10 Minuten zum einschwimmen haben. Mit Schutzschicht ist das Wasser wunderbar warm und ich mache testweise ein paar Kraulzüge. Um Himmels willen. Mein Hintern hängt viel zu weit aus dem Wasser und ich muss meine Füße nach unten drücken um nicht in der Luft zu paddeln. Aber wird schon passen. Der Auftrieb wird mir bei der Orientierung behilflich sein.
Nach einer gefühlten Ewigkeit sollen wir dann endlich aus dem Wasser. Landstart. Angesichts der vielen Steine ahne ich schlimmes, aber eine Wahl habe ich ja nicht. Die Sonne ist mittlerweile über den Horizont geschlichen und der See liegt wunderschön im Morgenlicht. Man wünscht mir Glück, und da ist schon der Startschuss, ich war klug genug mich diesmal nach vorn zu stellen, und ab gehts ins Wasser. Irgendwer hat mal gesagt dass man mit Delphinsprüngen besser vorwärts kommt als mit laufen, und aus dem Familienurlaub am Strand kenne ich das auch noch. Also Delphinsprünge. Beim ersten verkalkuliere ich mich leicht und schramme einmal mit den Knien über den steinigen Boden. Dank Adrenalin spüre ich nichts. Danach geht es besser, irgendwann ist das Wasser tief genug zum Schwimmen und ich kraule los.
Das Feld ist dich, und ständig grabscht mir irgendjemand an den Füßen herum. Vor mir sind kaum Schwimmer, und bis kurz vor der ersten Wende kann ich mich an einer Frau die rechts von mir schwimmt orientieren und muss nicht selbst den Kopf heben.
Da ich im vorderen Drittel schwimme ist der Andrang an der Wende auch nicht so groß, ich muss nur ein oder zwei Züge lang in Brust wechseln, weil ich sonst komplett die Orientierung verlieren würde.
Leider ist jetzt die Frau rechts von mir weg und ich muss immer wieder nach vorn schauen, kann dadurch aber trotzdem einen recht auffälligen Zick-Zack-Kurs nicht verhindern. Nach 800-900 Metern fängt es an langweilig zu werden. Ich merke wie meine Gedanken abschweifen und überlege, dass ich für den Ironman ja doppelt so lange im Wasser sein muss und in dieser Zeit bestimmt einfach keine Lust mehr hätte und anfangen würde gemütlich zum Ufer zu schwimmen. Genervt von mir selbst versuche ich mich wieder auf den Wettkampf zu konzentrieren, vielleicht hilft ja schneller schwimmen etwas, die Arme brauche ich hinterher ja ohnehin nicht mehr.
Ein paar kräftige Züge später ist klar: Nein, das klappt nicht. Also zurück zum alten, halbgemütlichen Tempo und weiterschwimmen. Hoffentlich kommt das blöde Ufer bald.
Irgendwann ist es dann geschafft. Am Rand ist ein bisschen Strömung und das kalte Wasser in den Ohren trägt sein übriges dazu bei, dass mein Kreislauf ein paar Hüpfer macht. Egal, ich ächtze den Hügel Richtung Wechselzone nach oben, während ich den Neo öffne und den oberen Teil schonmal abstreife.
Das Rad finde ich problemlos, jetzt raus aus der blöden Gummihaut. Das geht nicht halb so gut wie beim Ausprobieren und fluchend beobachte ich, wie sich ein halber Sandkasten im nassen Neopren verfängt während ich es in den Beutel stopfe. Dann abtrocknen, Füße abspülen, Schuhe an. Immer noch Sandkörner im Schuh. Mist. Naja, ist nicht zu ändern. Ich habe mir ein Trikot zu recht gelegt, zögere aber es anzuziehen. Mir ist schon ziemlich warm. Auf der anderen Seite wird der Fahrtwind wohl doch recht kalt werden. Einige Blicke zu den Umstehenden. Leider sind kaum welche da, und die tragen auch alle keine Trikots. Was nun? Ich entschließe mich schließlich, das Ding doch darüber zu ziehen und während ich den Helm aufsetze kommt die Hauptgruppe der Schwimmerinnen um die Ecke. Ich will die Sonnenbrille dazu aufsetzen, aber die beschlägt sofort und wird deshalb in der Oberrohrtsche zwischengelagert.
Dann das Rad vom Rohr nehmen und Richtung Ausgang. Auf halber Strecke fällt mir ein, dass mein Trikot noch offen ist und ich halte an um es zu schließen. Die Wechselzeit dürfte sich ohnehin schon im astronomischen Bereich bewegen. Raus aus der Zone, rauf aufs Rad und los. Schon nach wenigen Metern beschließe ich, dass meine Entscheidung richtig war. Ohne lange Ärmel wäre es doch verdammt frisch. Ich angle nach meiner Brille und im Fahrtwind ist es tatsächlich kalt genug, dass sie nicht beschlägt. Dann ein Gel aus der Tasche fischen, mit den Zähnen aufreissen und weg damit. Wenigstens habe ich meine Lieblingssorte erwischt. Mit etwas Eistee nachspülen und dann runter auf den Aerolenker.
Ich erinnere mich an das, was mir diverse Leute gesagt haben, dass ich nicht zu schnell los fahren solle und versuche, meine Geschwindigkeit niedrig zu halten, auch wenn es schwer fällt. Bei dem kalten Fahrtwind wollen die Muskeln auch nicht so richtig warm werden, und nach 5 oder 6 Kilometern beschließe ich, Gas zu geben, auch, weil die Strecke grade ein wenig Gefälle aufweist. Relativ entspannt fahre ich mit 30er Schnitt auf Frankfurt zu, kann sogar einige Frauen wie Männer vor mir überholen.
Plötzlich bemerke ich, dass meine Trinkflasche sich gelöst hat und mehr oder weniger unbefestigt zwischen den Lenkstangen rumhängt. Auch das noch. So lange ich mit dem Aerolenker fahre habe ich wenig zu befürchten, meine Unterarme halten das gute Stück an Ort und Stelle, wenn ich aber z.B. wegen Straßenbahngleisen auf dem Boden näher an den Bremsen greife, hüpft das Ding lustig vor mir hin und her.
Die erste Runde erscheint mir ewig. Halb ausser Atem kämpfe ich mich die Brücke hoch, die uns zur Mainzer Landstraße führt. Vor mir fährt plötzlich ein Radfahrer mit dicken Satteltaschen und Handy am Ohr auf die Straße. Fluchend weiche ich aus und informiere ihn, dass die Strecke gesperrt ist (vielleicht nicht ganz so höflich). Noch eine weitere Brücke und endlich kommt das Ende der ersten Runde in Sicht. Ich verstehe erst nicht ganz wo ich lang fahren muss, obwohl die Helfer nach Leibeskräften brüllen. Die Kreidemarkierung auf der Straße ist leider unleserlich.
Irgendwie habe ich mich dann wohl doch richtig eingeordnet und um eine 180 Grad Kurve geht es auf in die zweite Runde. Es rollt immer noch flüssig, und ich bin auch gut damit beschäftigt, meine Flasche im Auge zu behalten.
Auf der zweiten Runde ist es nicht mehr so schlimm, da ich die Strecke nun kenne. Vor den Schrebergärten steht ein Opa und feuert mit vollem Körpereinsatz und einer unbändigen Begeisterung die Vorbeirauschenden an. Wie schon in der ersten Runde muss ich lachen und bin ihm dankbar. Meine Oberschenkel fangen mittlerweile an zu schmerzen und ich überlege, etwas langsamer zu fahren. Ein blöder Spruch mag mir nicht aus dem Kopf gehen („Don‘t worry about what is hurting now, something else is going to hurt worse later“). Da die zweite Runde aber fast geschafft ist, quäle ich mich durch, den Blick mit wachsender Sorge auf dem Tacho, der bereits kurz vor der Stelle, wo sich der Weg in zweite Runde und Ziel teilt über 43km, die angekündigte Streckenlänge, anzeigt. Ich versuche einen weiteren weisen Ratschlag zu befolgen und fahre die letzten Meter locker(er).
Kurz vor dem Rossmarkt steht dann mein Fanclub und feuert mich nach Leibeskräften an. Ein wenig verwirrt suche ich den Balken, der den Beginn der Wechselzone und den Radabstieg markiert, kann aber keinen entdecken. Nachdem ein anderer Radfahrer kurz vor mir absteigt, beschließe ich, das Selbe zu tun, um dann von Thorsten zugeschrien zu bekommen, dass der Balken viel weiter hinten sei. Als ich halb um die Kurve laufe sehe ich ihn auch endlich. Dann rein in die Wechselzone, über den pinken Teppich. Wegen der vielen Leute ist es mehr walken als rennen, und ich bin dankbar dafür. Meine Früße sind taub und ich merke nur am „TockTock“ Geräusch, dass sie überhaupt den Boden berühren.
Dann das Rad einhängen und weiter zu den Beuteln, kurz umkehren um den Helm ans Rad zu hängen, jetzt aber!. Die Beutel sind wenigstens sinnvoll sortiert und Helfer händigen die gewünschte Nummer schnell aus. Einen Platz auf der Bank ergattert, und raus aus den Radschuhen. Den halben Sandkasten davon abwischen und Socken an, dann in die Laufschuhe. Meine Füße sind immer noch taub. Trikot aus, Käppi auf und Sonnenbrille wieder an, alles andere in den Beutel stopfen und weiter geht es.
Es macht piep, als ich über den Zeitmesser laufe und ich verzweifelt versuche, meine Uhr dazu zu bringen einen Satelliten zu finden. Der Fanclub hat die Position gewechselt und motiviert mich mit „nur noch 10 Kilometer!“. Ja dann. Ich biege in die Fressgas ein und beschließe, langsamer zu machen, die Uhr hat sich leider immer noch nicht eingekriegt. Fluchend jogge ich in dem was ich für mein Tempo halte über das Kopfsteinpflaster und beobachte die Leute, die mich überholen.
Irgendwann schafft es die Uhr dann doch, und ich stelle fest, dass ich zu langsam bin. Also Gas geben. Das Gefühl ist mittlerweile wieder in meine Füße zurückgekehrt, und die melden sich nun recht schmerzhaft. Ich muss wieder an den blöden Spruch denken. Der nicht wirklich markierte Kurs irritiert mich etwas, und manchmal weiß ich nicht so richtig wo es weiter geht. Zum Glück sind genug Leute vor mir, und ich hoffe, dass sie es wissen und laufe ihnen einfach hinterher. Die erste Runde geht recht locker von der Hand, ich schaffe es sogar zu lachen als ich wieder bei Thorsten und Clara vorbeikomme, weil der Puls noch Spielraum erlaubt, laufe ich etwas schneller.
Das sollte sich als keine gute Idee herausstellen. Nach dem nächsten Kilometer bin ich fast tot und muss kämpfen um mein vorgesehenes Tempo zu halten. So sehr ich auch versuche Gas zu geben, die Tempozahl mag sich einfach nicht nach Unten bewegen. Kurz vor der Abbiegung zum Ziel habe ich das Gefühl, gleich Kollabieren zu müssen, die Uhr ist jetzt auch egal, Hauptsache ankommen. Die vielen Zuschauer an der Zielgraden und der rote Teppich retten mich, und schaffen es irgendwelche Kraftreserven zu mobilisieren. Mit einem Schlusssprint laufe ich durchs Ziel, die Uhr an der Seite zeigt verwirrende 3:55:05.
Das Ergebnis meiner ersten OD: 3:17:05
37:42 (Swim + T1) - 1:38:49 (46km Rad + T2) - 1:00:43 (~ 9 km Lauf)
Das macht einen 4. Platz in der AK und einen 131. Platz gesamt.
Kurzes Update über die letzten Monate:
- wie bereits mal gesagt, hatte ich eine Überbelastung am Fuß, genauer gesagt am Fersensporn
- dort bildeten sich kleine Risse im Knochen, mit der Folge, dass ich pausieren sollte
- Alpine Marathon musste ich also absagen
- dann ca. 2 Monate fast kein Sport gemacht, da ich nicht laufen durfte
- Abstand genommen, um den Kopf wieder frei zu kriegen
- ca. 2 Monate waren um, Einlagen für bessere Druckverteilung und Entlastung des Fersensporns bekommen
- Erste Laufeinheit -> gut
- 4 Tage lang Muskelkater
- Zweite Laufeinheit -> gut, viel Magnesium getrunken
- 1 Tag Muskelkater
- 1 kurze Schwimmeinheit, um noch mal zu testen, ob ich noch nicht absaufe
- Sachen gepackt
- zum Köln Triathlon gefahren
- Schwimmen lief dafür ganz gut -> 32:00 Minuten genau
- Rad bis km 30 gut -> danach Krämpfe in rechter Wade
- Steißbeinschmerzen -> langsam gefahren
- Insgesamt irgendwas unter 1 1/2 h
- Laufen nur noch locker
- Mental top, Beine flop
- langsam gestartet, mittendrin ein wenig angezogen, wenn man das überhaupt so nennen darf, am Ende wieder nachgelassen
- Zielzeit: 2:58:27 h
Wenn man bedenkt, dass die Strecke ziemlich anspruchslos ist, im Gegensatz zu Kraichgau, war meine Zeit ziemlich beschissen. Bedenke ich, dass ich nach gut zwei Monaten Pause, ohne wirkliches Training den Triathlon gemacht habe, bin ich ganz zufrieden ... damit ist die erste Triathlonsaison vorbei und ich kann zusammenfassen, dass sie interessant war, tolle Wettkömpfe dabei waren, ich aber doch noch viel zu schlecht bin. Naja was solls, nächstes Jahr auf ein neues ...
Jetzt steht in nicht mal mehr 4 Wochen der Kölnmarathon an und dort kann leider auch nur das Ziel sein, im Ziel anzukommen... ich laufe zwar jetzt nach langer Zeit wieder schmerzfrei, aber leider habe ich nicht mehr viele Trainingstage bis dahin. Ich versuche noch zwei, drei lange Läufe zu absolvieren und dann den Marathon ruhig angehen zu lassen.
Jedenfalls freu ich mich total drauf, auch wenn mein Bericht vielleicht ein wenig depressiv klingt. ;-)
Sooo, noch ein Monster-Bericht von mir. (Es ist wieder die gekürzte Fassung. Die ungekürzte Version findet ihr hier)
Toller Bericht. Ich fand die gekürzte Fassung so spannend, das ich mir direkt auch noch die längere durchgelesen habe.
Zitat:
Zitat von Wenzel
Ich lebe auch noch!
Kurzes Update über die letzten Monate:
- wie bereits mal gesagt, hatte ich eine Überbelastung am Fuß, genauer gesagt am Fersensporn
- dort bildeten sich kleine Risse im Knochen, mit der Folge, dass ich pausieren sollte
Jetzt steht in nicht mal mehr 4 Wochen der Kölnmarathon an und dort kann leider auch nur das Ziel sein, im Ziel anzukommen... ich laufe zwar jetzt nach langer Zeit wieder schmerzfrei, aber leider habe ich nicht mehr viele Trainingstage bis dahin. Ich versuche noch zwei, drei lange Läufe zu absolvieren und dann den Marathon ruhig angehen zu lassen.
Jedenfalls freu ich mich total drauf, auch wenn mein Bericht vielleicht ein wenig depressiv klingt. ;-)
Gruß an alle Leidensgenossen!
Hi Wenzel,
Nach so einer langen Verletzungspause und danach so kurzer Vorbereitung würde ich mir ernsthaft überlegen ob ein Marathon sinnvoll ist.
Ich laufe warscheinlich am 10. 10. meinen ersten Marathon.
In der Vorbereitung hatte ich Probleme mit Gelenkschmerzen bekommen. Die sind glücklicherweise in meiner Regenerationswoche vollständig verschwunden.
Wenn die geblieben wären, würde ich bei dem Marthon nicht starten. Sollten die Schmerzen wiederkommen würde ich evtl. auch auf den Start verzichten. Glaub ich aber nicht, weil nur noch 2 Wochen mit sehr hohen Umfängen anstehen.
Mir persönlich bringt es nichts, wenn ich nur sehr vorsichtig laufen kann und die Warscheinlichkeit einer Überbelastung oder sogar einer Verletzung trotzdem sehr hoch ist.
Bei allem Spass am Sport geht die Gesundheit vor.
__________________ Gras wächst nicht schneller wenn man dran zieht