Ja, da waren sie wieder - die Püschel. Heute in silber, geschwungen von einer Horde gut gelaunt wirkender Cheerleaderinnen, unmittelbar nach der Startlinie. Und da ich mich höchst selbstbewusst in meinem Startblock in der ersten Reihe einsortiert hatte, konnte ich sie in voller Pracht genießen. Mittlerweile habe ich diese Püschel, egal ob virtuell oder - wie heute real - als irgendetwas starkes, positives, tolles geankert ("mein" NLP lässt grüßen

)
Die Startblöcke, 8 an der Zahl, starteten im 3-Minuten-Abstand, ich war im dritten einsortiert, also eher vorne. Bei der Urban Challenge waren einige Abläufe etwas verändert worden, zu waren zum Beispiel zu Beginn zunächst mal rund 3km fast ausschließlich zu laufen, ehe uns das erste Hindernis erwartete, ... also nicht "einfach so" sondern über Treppen, Treppen, Treppen... Diese Veränderung und einige weitere kleinere sollten diese übermäßige Staubildung an den Hindernissen verhindern und ich war gespannt. ... ja, also die Treppen ... ist ja nicht so, als hätte ich das nicht schon mal gemacht, trotzdem war es mal wieder verwunderlich, wie einen diese ganzen Treppen innerhalb kürzester Zeit echt "mürbe" machen können. Erschwerend dazu kam, dass ich direkt nach dem Loslaufen einen dermaßen trockenen Mund bekam, dass es echt fies wurde. Staubtrocken!!! Sowas hatte ich noch niiiiieee!!! Und die erste Verpflegungsstation erwartete uns erst bei km 5 um den Mund wieder etwas zu befeuchten. Also versuchte ich verzweifelt den letzten irgendwann nicht mehr vorhanden Tropfen Spucke möglichst gleichmäßig im Mund zu verteilen, aber es war hoffnungslos. Die Zunge klebte gnadenlos am Gaumen fest, Schlucken ging kaum mehr und ich war echt "angefressen". Was war das?? War ich zu "ambitioniert" gestartet? Hatte ich im Vorfeld zu wenig getrunken??? Der erste Km zog sich wie Kaugummi, als sich mein Problem auf dem Zweiten plötzlich und innerhalb kürzester Zeit wieder löste. Mund wieder feucht, Atmen wieder normal möglich, Zunge wieder vom Gaumen gelöst. Hmmm... interessant ... aber nicht wiederholenswert.
Also trabte ich brav Treppauf, Treppab, Treppauf, Treppauf, Treppab... hielt immer wieder Ausschau nach meinem auserkorenen "Sparringspartner". Ein eher weitläufiger Bekannter von mir, finishte den Marathon in HH im April unter 3:30 und absolvierte, wie mein Mann mich mehrfach darauf hinwies, als ich großspurig erklärte, dass ich ihn unterwegs einsammeln wollte (er startete einen Startblock vor mir) auch regelmäßiges Krafttraining. Egal, ich brauchte ein Ziel und er war es
Brav schleppte ich also meinen Sandsack über den Elbstrand, kraxelte über die überdimensionalen Legosteine, besiegte souverän die Quarterpipe. Normalerweise wird man als "Mädchen" hier bereits von mehreren verschwitzten helfenden Männerhänden empfangen, lustigerweise dieses Mal nicht. Egal. Im Training würde ich auf der Quarterpipe mit ziemlicher Sicherheit nicht mal bis zur Hälfte kommen, aber das Adrenalin richtete es auch dieses Mal. Die Wartezeiten an den Hindernissen waren tatsächlich ungewohnt kurz, grundsätzlich natürlich prima, ich merkte aber langsam aber sicher, dass mein Akku sich leerte und aufgrund der so gut wie nicht vorhandenen Wartezeiten auch keine Chance hatte, sich wieder aufzuladen. Die Versuchung mal ein Paar Schritte zu gehen - und nein, ich wäre ich die einzige gewesen

- war immer wieder groß, aber keine Option. Mein Tempo war, insbesondere wenn es mal wieder berghoch ging, nicht mehr sonderlich schnell, aber ich lief und war tatsächlich in der Lage immer wieder Mitstreiter zu überholen. Die letzten Km waren kräftezehrend, die Hindernisse zahlreich, der Spaßfaktor schwankte ... zwischendurch dachte ich an die Heraklidenschlacht von vor zwei Wochen, dagegen war das hier ein Kinderspiell. Noch ein paar Autos überspringen, einmal hangeln. Ufff, meine Arme. Aber auch hier erreichte ich souverän das Ende der "Monkey Bars" (hießen die hier auch so!? Egal.) Die letzten Container, das Ziel in Sicht. Ein Fotograf hinter der Ziellinie richtete seine Kamera auf mich, ich konnte sogar noch ein wenig jubeln!!! Der Ansager kündigte in diesem Moment an, dass ich das Ziel erreicht hätte, unter einer Stunde!!! (Die Strecke betrug etwa 10km) COOOOOL!!! Auch, wenn mir die Zeit gerade eigentlich nicht viel sagte. Die Strecke ist halt in jedem Jahr etwas anders, die Hindernisse auch, egal. Unter einer Stunde hörte sich einfach gut an *
CHEESE*
Mit einem Becher Wasser in der einen und ein paar Weintrauben in der anderen Hand machte ich mich auf die Suche nach meinem Mann, der mich wieder begleitete

, stellte zwischendurch noch leicht triumphierend fest, dass ich meinen "Sparringspartner" unterwegs irgendwo eingesammelt haben musste, ihm auf der Ergebnisliste gute 4 Minuten abnahm

(Lieber XY, solltest Du wider Erwarten hier mitlesen ... schön, dass Du dabei warst! Du hast mich zu Höchstleistungen angspornt, ein tolles Rennen. Vielen Dank dafür!!!)
Rundum zufrieden machten wir uns also auf den Heimweg, ich belegte insgesamt den 16. Platz von knapp 45o Frauen und selbst auf der Gesamtergebnisliste kann sich mein 250. Rang von knapp 2000 Startern sehen lassen ... finde ich
Wieder mal - eine tolle Veranstaltung. Liebe Urban Challege:
I`ll be back!!!