... der Müritz Triathlon.
Mitteldistanz: 2 – 80 – 20
Nach einer ungewöhnlich entspannt geschlafenen Nacht machen wir uns am Samstag früh also auf nach Waren. Wir, denn meine komplette Family war sehr zu meiner Freude mit an Bord. Da wir zunächst befürchteten, dass wir einen Haupt-Ferien-Reisetag erwischt haben könnten, starteten wir eher rechtzeitig, wider Erwarten gab es aber doch kaum Verkehr und so erreichten wir seeehr rechtzeitig das „Volksbad“ in Waren.
Startunterlagen abholen, einchecken, die beiden Wellen der Jedermanndistanz beim Start beobachten. Ein letzter Gang für „kleine Mädchen“. Irgendwann in den Neo pellen. Um 11.45 Uhr Wettkampfbesprechung und um 12.00 Uhr ging es endlich los.
Schwimmen. 2000m in der Müritz, 2 Runden à 1000m. Der Start erfolgte als Landstart. Ich hatte mir vorgenommen, mich beim Schwimmen nicht mehr als nötig zu stressen und so sortierte ich mich ganz rechts zwischen ein paar Damen ein die, der Beurteilung meines professionellen Blickes nach
auch nicht schneller schwammen als ich. Der Startschuss fiel, los ging es. Zunächst ging es einige Meter durch extrem flaches Wasser. Die meisten versuchten sich gehend, hüpfend oder delfinspringend vorzuarbeiten, ich stellte aber fest, dass – wohl nicht zuletzt aufgrund meiner nicht allzu üppigen Größe – „normal“ schwimmen für mich auch dort bereits die effektivste und kraftsparendste Fortbewegungsmethode war, auch, wenn ich gelegentlich mit den Händen tatsächlich über den Grund kratzte. Orientierungstechnisch war ich gefühlt ganz gut drauf (na, ich hatte ja auch am Mittwoch im Freiwasser geübt
), was mich aber zunächst ziemlich irritierte war ein recht starker Wellengang, den ich vom Land aus überhaupt nicht wahrgenommen hatte und mein Einschwimmen, bei dem ich das möglicherweise schon hätte bemerken können, beschränkte sich auch wie üblich auf ein paar halbherzige Schwimmzüge im flachen Bereich und ein kurzes Kopf-unter-Wasser-tauchen. Egal. Ich hatte meinen Platz ziemlich rechts im Feld erhalten – nicht zuletzt da ich bevorzugt nach rechts atme -, schluckte gelegentlich mal einen ordentlichen Schluck Müritz-Wasser, da es mir immer wieder wellenartig ins Gesicht schwappte und schwamm recht unbeirrt nahe eines nicht allzu kleinen Grüppchens, das mir möglicherweise auch noch etwas Wasserschatten spendete. Nach der zweiten Kurve löste sich unser Grüppchen dummerweise langsam auf, vermehrte Blicke aus dem Wasser zeigten, dass ich zunehmend auf mich alleine gestellt war. Verwunderlicherweise schien ich allerdings Teile dieses Grüppchens hinter mir gelassen zu haben, denn vor mir wurde die Schwimmerdichte zunehmend geringer. Naja, da ich mich ja beim Start echt defensiv einsortiert hatte, überraschte mich das nicht ganz so. Ich schwamm also so vor mich hin, beobachtete interessiert die Algen unter mir. Runde 1 geschafft. Rund 20m Landgang und dann ging es auf eine unspektakuläre Runde 2. Ich schwamm mittlerweile ziemlich einsam vor mich hin, fand aber zunehmend meinen Rhythmus und stieg gefühlt so mäßig angestrengt aus dem Wasser. Alles fein. Als ich kurze Zeit später meinen Wechselplatz erreichte, sagte der „Stadionsprecher“ was davon, dass gerade eine größere Gruppe aus dem Wasser kommen würde. Aha, da waren sie also geblieben.
Die Wechselzone war teilweise bereits „leergeräumt“, teilweise noch mit Rädern bestückt, alles etwa im erwarteten Rahmen.
Mein erster Wechsel – wie üblich keine Glanzleistung. Ich brauchte mehrere Versuche meine Beine vom Neo zu befreien, brauchte eine gefühlte weitere Ewigkeit, mich für das Radeln zu rüsten. Meine Wechselzeit, wie sich später herausstellte: miese 2:18. Die Erste hat sage und schreibe 47 Sekunden benötigt. Ja, kein Schreibfehler. In Worten: siebenundvierzig Sekunden!!!!! Einen Neo kann die ja wohl nicht angehabt haben!?!?
Prima, gehen wir also zum spaßigen Teil des Samstages über: Radeln. Mein Radel war wie üblich willig und motiviert, ich auch. Los ging es… und zwar, wie ich schnell feststellte, über eine eher hügelige Strecke. Äääääähm, hatte ich in der Ausschreibung nicht was von „flach“ gelesen!? Hm, kann sich auch auf die Laufstrecke bezogen haben. Wurscht, die paar Hügelchen sollten kein Hindernis sein, zumal sie ja von allen bezwungen werden mussten. Auf der Radstrecke war überraschend wenig Betrieb. Normalerweise schaffte ich es doch meistens auf den ersten paar Kilometern einige Mitstreiter einzusammeln!? Auf die Idee, dass ich zur Abwechslung vielleicht mal gar nicht so schnell auf dem Radl unterwegs war, kam ich nicht. Bin ja ein Meister im Schönreden, von daher war mir klar, dass ich überragend geschwommen sein musste und einfach nicht viele „Einzusammelnde“ vor mir sein konnten
. So radelte ich und radelte. Nach dem ersten Wendepunkt stellte ich überrascht fest, dass plötzlich der Wind ziemlich von vorne kam und die Geschwindigkeit sich noch einmal entscheidend verringerte. Schnaufend kämpfte ich mich also voran, teilweise fluchend. Lautstark. Zum Glück war ich auch beim Radeln überwiegend alleine auf weiter Flur... Nahm immer wieder etwas von meiner Gelplörre, etwas Wasser und radelte. Kurz nach dem ersten Wendepunkt kam mir eine Dame entgegen, über die ich innerlich zunächst ein wenig spotten musste. Sie war ziemlich fesch in schwarz-pink gekleidet, hatte sich in der Wechselzone offenbar noch die Mühe gemacht, sich pinke Armlinge überzuziehen und sah somit ziemlich mädchenhaft aus. Irgendwie lustig, nicht unsympathisch, durchaus auffällig. Zusätzlich nahm ich sie als sehr schlank wahr. Naja, im vergleich zu mir - Kunststück... Nach jedem der drei Wendepunkte fiel sie mir zumindest auf und erheiterte mich. Mindestens für den kurzen Moment. Bis … ja, … bis … sie tatsächlich ca. 10km vor T2 gnadenlos und in einem Affenzahn an mir vorbei radelte. HÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄ?????????? Und das Schlimme daran – ich hatte ihr nichts mehr entgegenzusetzen. Sie war klar schneller, das musste ich neidlos anerkennen, so ließ ich sie ziehen und schwor mir, nie wieder über jemanden mit pinken Armlingen zu spötteln. Liebe Mitstreiterin – solltest Du hier wider Erwarten mitlesen: Mein Hut ist gezogen, Du bist grandios geradelt. Das muss ich wohl neidlos anerkennen, tue ich auch, und irgendwie fand ich Deine pinken Armlinge auch ganz cool. Weiter so!!!
Übrigens … meine Gelplörre, die für eigentlich etwa drei Stunden reichen sollte war mal wieder nach ca. 2/3. der Strecke ausgetrunken, letztendlich musste wieder das Notfallgel herhalten, das ich mir wie üblich für alle Fälle ans Radl geklebt hatte.
Weil lange ich zu dem Zeitpunkt unterwegs war – keine Ahnung. Mein Tacho lief mal wieder nur alibimäßig.
Der zweite Wechsel ging problemlos vonstatten und ich machte mich auf die bunten Socken um die Laufstrecke zu bestreiten … und hier fing es an, echt doof zu werden. Eigentlich gleich zu Beginn. Mein Magen rebellierte, vorausschauend hielt ich immer wieder Ausschau nach irgendwelchen Dixi-Klos, da ich befürchtete sie bald brauchen zu müssen und zusätzlich bekam ich ab km 5 auch noch immer wieder Seitenstecken. Verdammt, das konnte ja heiter werden
Die Versuchung zu gehen war groß und wurde immer größer, war aber irgendwie keine Option. Nicht zuletzt da das wieder Loslaufen, wenn man einmal gegangen ist, einfach furchtbar ist, außerdem ist die Hemmschwelle, wenn man einmal im WK etwas weiter gegangen ist, deutlich geringer, es beim nächsten Mal wieder zu tun. Also zwang ich mich weiterzulaufen. Das Tempo war mir mittlerweile egal. Meine Uhr hatte ich (zum Glück!?) in der Wechselzone vergessen, so hatte ich nichts, was mich unterwegs noch stressen konnte, von gelegentlich überholenden Mitstreitern mal abgesehen … unter denen dummerweise auch Damen waren … aber ich konnte es nicht ändern, mir ging es mittlerweile grauenvoll. Es galt nur noch diese dämlichen sich endlos ziehenden 20km zu überstehen. Mein Fuß begann mittlerweile auch wieder zu zetern, aber das war irgendwie nebensächlich. Mehrfach stellte ich mir die verzweifelte Frage, wie ich tatsächlich in drei Wochen 42 km laufen will – eine Antwort darauf habe ich noch nicht gefunden. Sollte es mir in Kalmar tatsächlich beim Laufen so gehen wie gestern – na Prost Mahlzeit...
Nach also schier 20 endlosen Kilometern trabte ich fix und alle auf das Ziel zu … und was sehen meine müden Augen!? Die Zeitanzeige über dem Zielbogen zeigt eine 4:59:xx!!! Grandios!!! Ich muss also tatsächlich für meine Verhältnisse recht ordentlich geschwommen und geradelt sein, denn am Laufen kann es dieses Mal definitiv nicht gelegen haben.
Na fein, das stimmte mich letztendlich doch noch etwas gnädig…
Das anschließende Begutachten der Ergebnisliste ergab folgendes:
Schwimmen(2000m): 40:44, für meine Verhältnisse sehr gute 6. von 22 Frauen
T1: 2:18, miese 14. von 22
Rad(80km): 2:19:56, 5. von 22 … aaaaaber … war die Strecke wirklich 80km lang!? Dann wäre ich nämlich tatsächlich in einem 34,3er Schnitt unterwegs gewesen!!!
T2: 1:23, 6. von 22
Lauf: 1:55:16, grauenvolle 15. von 22
Zeit insgesamt: 4:59:35, 8. von 22 Frauen und 2./5 in der AK, somit sogar meinen ersten Pokal im Triathlon gewonnen
Eine Zeit, mit der ich im Vorfeld tatsächlich nicht gerechnet hatte.
Meine anschließende Fehlersuche für die aufgetretenen Probleme beim Laufen ergab, dass:
a) Es vermutlich nicht so pfiffig ist, sich am Vorabend die obligatorische Pizza mit u.a. Zwiebeln und roten Bohnen zu belegen…
b) Ich auf dem Rad möglicherweise entschieden zu viel "Nahrung" zu mir genommen und dafür entscheidend zu wenig getrunken habe … und es dann
c) Möglicherweise ziemlich unklug ist, wenn man anschließend hartnäckig versucht, das verpasste Trinken beim Laufen wieder nachzuholen.
d) Ich möglicherweise auf dem Radel etwas zu ambitioniert losgeradelt bin (… aber das macht halt doch Spaß …)
Gut, das sind Dummheiten, die mir in Kalmar nicht passieren werden ..., von dem „ambitionierten Radeln“ vielleicht mal abgesehen … nun hoffe ich nur noch, dass ich meine wieder etwas angeschlagene Sehne bis Kalmar wieder einsatzfähig gepflegt habe …
Viele Grüße
BunteSocke – heute mit etwas gemischten Gefühlen unterwegs…