Szenekenner
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Gummianzüge, Babyöl und rasierte Beine…
Triathleten sind schon ein lustiges Volk mit einem ganz speziellen Fetisch. Ein Außenstehender würde sich wohl manchmal grübeln an den Kopf fassen, wenn er einer Unterhaltung zwischen zwei Triathleten lauschen würde.
„Hast du Bodyglide dabei für den Gummianzug?“ „Ne aber Babyöl, das flutscht auch gut“
„Prima, hab mir extra nochmal die Beine und Arme frisch rasiert, damit das schön glatt ist“
So oder ähnlich war jedenfalls der SMS Verlauf am Vortag der Knappenman OD zwischen meinem Roth Konkurrenten André und mir.
Es war mal wieder Zeit für einen Triathlon. Der letzte richtige Triathlon war Roth, ansonsten noch letzten Oktober ein kleiner Staffelmarathon.
Das Schwimmtraining nahm ich vor 6 Wochen wieder auf, quasi beginnend von null. Auf dem Rad hab ich auch erst im Juni angefangen was zu tun, seitdem aber etwa 3000km. Läuferisch läuft seit April aber so gut wie gar nix, da mich mehrere Monate Probleme mit dem Fußgelenk und der Achillessehne plagten, es aber so langsam besser wurde.
Mein Ziel war es einfach, ordentlich durchzuschwimmen, auf dem Rad möglichst einen 36er Schnitt zu fahren und die 10km irgendwie läuferisch ohne Gehpausen zu überstehen um am Ende nicht allzuweit von 2:30 Stunden ins Ziel zu kommen.
Am Samstagmorgen ging es früh um 5 Uhr aus dem Bett, denn es standen noch 170km Autofahrt vor mir. Etwa 50km vor Ankunft überlegte ich umzudrehen, da es so viel regnete wie ich es selten erlebt hatte und bei so einem Wetter wäre ich nicht aufs Rad gestiegen! Am Startort angelangt, war es aber deutlich besser und es sah aus, als ob das Wetter noch besser werden würde.
Dieses Duell habe ich an dem Tag gewonnen, denn André kam wenige Minuten später an, für den Wettkampf machte ich mir da keine großen Hoffnungen, denn mein Duellant hat in den letzten Wochen gut trainiert, vor allem beim Schwimmen machte er große Fortschritte, am Rad ist er eh (deutlich) besser als ich und beim Laufen, naja was kann ich da ohne Training schon erwarten.
Bis zum Start das übliche
- Rad einchecken
- Wechselzone herrichten
- Wettkampfbesprechung
- Neo anziehen
André und ich verbrachten die ganze Zeit eigentlich nur damit, irgendwelche blöden Sprüche loszulassen :-D.
Der Start war für 9 Uhr angesetzt, etwa 10-15 Minuten vorher gingen wir ins Wasser, denn im Neo wurde es schnell sehr warm!
Zusammen mit André stellte ich mich so etwa in das vordere Drittel der Starter. Ich dachte zwar nicht, dass ich sehr viel schneller als 30 Minuten schwimmen würde (bestenfalls eine niedrige 28er Zeit), doch ein paar Meter im Wasserschatten mitschwimmen schadete ja nichts.
Um Punkt 9 Uhr erfolgte der Startschuss und die Meute hetzte los. Ich kam recht gut in meinen Rhythmus und bekam im Startgedränge keine Schläge ab.
Es waren zwei Runden zu schwimmen mit einem kurzen Landgang von ca. 20 Meter. Die erste Runde war nach 13:55 Minuten geschafft, worüber ich erfreut war, vielleicht ging ja doch eine Zeit unter 28 Minuten.
Wider erwarten, wurden die Arme in der zweiten Runde lockerer als in der ersten und ich konnte sogar noch etwas zulegen, so dass ich meine Schwimmbrille nach 26:55 Minuten abnahm und zur Wechselzone Lief. Hier wusste ich noch nicht, dass André nur etwa 30 Sekunden vor mir war!
Zur Wechselzone dauerte es etwa eine Minute (was die offizielle Schwimmzeit von 28:07 Minuten zeigte, hier war der Weg zur Wechselzone dabei).
Den Neo schon auf die Hüfte herabgezogen, ging der Wechsel gefühlt recht flott. Neo aus, Badekappe- und Brille aus. Radschuhe an, Helm, Sonnenbrille, Startnummer und das Rad in die Hand, raus aus der Wechselzone.
Nun also 40km Rad. Mein Ziel war ein 36er Schnitt, also etwa 1:06 Stunden. Schon auf den ersten zwei Kilometern spürte ich, dass ich nicht so wirklich Druck auf die Pedale bekomme und sich mein linker Pomuskel zuzog, was er beim Radfahren gerne macht.
Dazu dann noch der Wind, der teils stark böig von der Seite kam, was mit Scheibe und Hochprofilvorderrad gar nicht so einfach zu fahren war, man musste sich richtig in den Wind legen und fuhr teilweise richtig schräg, das sah ganz witzig aus.
Es waren 4 „Runden“ zu fahren, wobei nach 5km der Wendepunkt einer „Runde“ kam, dazwischen ging es einmal nach rechts ab, man fuhr also quasi ein großes L hin und zurück, so dass der Wind seitlich, von vorne und von hinten kam!
500m vor der ersten Wende sah ich André entgegenkommen. Hier wusste ich, dass er also knapp 2 Minuten Vorsprung hatte und war gespannt, wie sehr er diesen ausbauen konnte.
Ohne auf die Uhr zu schauen spulte ich Kilometer für Kilometer ab. Recht früh beschloss ich, kein Radrennen aus dem ganzen zu machen, wie ich mir ursprünglich vornahm, sondern es auf dem Rad flott aber locker anzugehen und versuchen einen halbwegs guten Lauf hinzubekommen.
Mein Magen rebellierte schon auf dem Rad ein wenig, so musste ich mir meine 0,7l Pfirsich Eistee, welche ich am Rad immer gut vertrage, schon fast runterzwingen. Weiterhin tat mir mein Rücken schon nach 25km ziemlich weh, da rächt es sich nun, dass ich mir für Stabitraining keine Zeit nehme. Das muss ich ab sofort ändern!
So kam es am Ende, dass ich die (anscheinend eher 39km) in etwa 1:08 Stunden erledigte, was ungefähr 34km/h entspricht. Das ist jetzt für mich nicht schlecht, aber ich bin schon Mitteldistanzen schneller gefahren…
André nahm mir am Rad etwa 7-8 Minuten ab, womit ich vorher schon rechnete.
Offiziell dauerte der Radpart 1:11 Stunden, allerdings mit beiden Wechselzeiten.
Auch der zweite Wechsel fühlte sich gut an. Rad an die Stange, Schuhe aus, Socken an, Laufschuhe an, Helm ab und ab zum letzten Part.
Ich erwartete nun neben Rückenschmerzen auch Seitenstechen, denn das bekomme ich fast immer wenn ich vom Rad direkt zum Laufen wechsle und das noch nicht mal trainiert hatte.
Beides kam aber nicht und die Beine waren zudem relativ locker, nur der linke Oberschenkel war etwas angespannt.
Nach etwa 500m musste ich erstmal kurz ins Gebüsch, die Blase meldete sich schon auf dem Rad, danach ging es erleichtert weiter des Weges.
Es waren zwei „Runden“ zu laufen mit der Wende nach 2,5km, was den Vorteil hatte, dass man seine Konkurrenten immer gut im Blick hatte. Etwa nach einem guten Kilometer kam mir André entgegen und ich rechnete einen Rückstand von etwa 10 Minuten aus. Nach etwas über 11 Minuten kam dann schon die Wende, was mich etwas verwunderte und ich dachte sofort an eine zu kurze Strecke, denn das fühlte sich zwar locker an was ich da machte, aber vom Tempo her dachte ich eher an 5:15min/km als an 4:30min/km. Es sollte sich aber bestätigen, dass die Streckenlänge passte.
Die Sonne wurde nun auch etwas stärker und da die Strecke quasi keinen Schatten bot, nutzte ich die Verpflegungsstellen damit, mir immer Wasser über den Kopf zu schütten, nur trinken konnte ich nix mehr.
Nach knappen 23 Minuten war die erste Laufrunde geschafft und ich war noch gut drauf und zog das Tempo etwas an. Mein rechter Fuß fühlte sich ebenfalls gut an. Nicht perfekt, aber gut.
Ich wartete nun darauf, dass André jederzeit vor mir auftauchte, doch zu meinem erstaunen kam er mir fast an der gleichen Stelle entgegen wie in der Runde zuvor, vielleicht 30 Sekunden früher. Sein Vorsprung war also immer noch etwa 10 Minuten, womit ich gut leben konnte.
Auf den letzten 3 Kilometern konnte ich noch ein paar Plätze gut machen und kam in einer für mich überraschenden Laufzeit von 45:47 Minuten und Gesamt 2:25 Stunden ins Ziel!
Auch wenn es noch lange hin ist, so stimmt mich das für Roth positiv. Beim Schwimmen muss ich anscheinend weniger tun um so schnell (oder langsam ;-) ) zu sein wie André, beim Laufen muss ich fast gar nix dafür tun :-D, beim Radfahren hingegen ist einiges zu tun wenn ich verhindern will, dass er mir nicht 30 Minuten oder mehr abnimmt!
Gesamt bin ich 32. Von 115 männlichen Startern geworden und 8. Von 14 in meiner Altersklasse.
Mit dem Ergebnis bin ich jedenfalls erstmal zufrieden, darauf lässt sich aufbauen!
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