Bitte weiter, schnell, ich sitze stocksteif angespannt mit schweissnassen Händen hier wie vor nem Krimi in der Glotze und muss mich beherrschen, keine Fingernägel anzuknabbern...
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Irgendwo, irgendwann, begegnest auch du mal dem Sensenmann. Und in dem Moment denkst gewiss nedd ‘Oh! Ich hätt im Leben viel öfter ins Büro gesollt!‘
Tag 5 Am Morgen schnell die Sachen zusammen gepackt und mit wackligen Beinen zum Frühstück, wo ich aber auch kaum was runterkriegte. Es ist so was wie Ruhetag, knappe 90 km mit nur 1700 hm.
Steve, unser Guide, wartet mit seinem Stahlcrosser bis wir uns zurechtgetüddelt haben.
Ich eine der Letzten und überlege oben, ob ich weiter fahren soll oder nicht. Nach der Anstrengung gestern, dem fehlendem Abendessen und Schlaf trau ich mir nicht so ganz. Eine Abfahrt noch
und dann guck ich weiter. Im Abfahren bin ich inzwischen so gut geworden, dass ich bei weitem nicht mehr letzte bin und auch gerne mal WoMos oder Autos überhole, wenn ich weiss, dass nichts von unten kommt. So schliesse ich zu den langsamen Abfahrern der Gruppe auf und gemeinsam setzt die Gruppe (bis auf Rob) den Weg zum Anstieg zum Col de Peyresourde fort. Hot Shit macht mich wahnsinnig, Gruppefahren können die so gar nicht, obwohl sie das angeblich dauernd machen. Ich setze mich mit Lesley, der Kanadierin nach vorne ab. Steve, Tom und Greg ziehen wieder schnell (zu schnell) an uns vorbei. Wir lassen sie ziehen. Lesley dampft ab, kurz danach kommt ein einzelner Hot Shit. Als ich sehe, dass er Schwierigkeiten hat an Lesley vorbei zu kommen, ist es um mich geschehen. Die Müdigkeit ist wie weggeblasen. Ich fahr auf Lesley auf und sag ihr, dass ich Hot Shit jagen will, sie kommt ein Stück mit, kann aber nach ein paar km nicht mehr. Ich setzte alles dran, einen km vorm Col bemerkt er mich und rettet sich mit letzter Kraft kurz vor mir ins "Ziel".
Mittagspause und Foto am Peyresourd mit Les und Neil.
Tom und Australien Dave wollen noch auf einen HC-Col in der Nähe.Weils mir so blendend geht und ich mich fühle als ob ich Bäume ausreissen könnte, überlege ich, ob ich mitfahre. Ian rät mir aber ab.
Abfahrt nach Luchon.
Gruppenfahrt durch Luchon. Hier geht in einigen Wochen auch die Tour durch.
und ab da schönes Rollen gegen den Wind mit Steve als Lok bis nach Luscan. Feierabend.
Später kommt ein blutüberströmter Australien Dave zurück. Das Vorderrad ist bei der Abfahrt im Schotter weggerutscht. Er sah nicht so prickelnd aus. Erst hat er auf die Abfahrten verzichtet und dann komplett aufgeben müssen. Aber nur damit er für den Alpenritt von Nizza nach Genf fit ist
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Beim Rennrad-Kindertraining (10 jährige)
Kind1 (w): Darf ich dir mal was sagen?
Kind2 (m): Mhm
Kind1: Weißt du warum du langsam bist?
Kind2: Mhm???
Kind1: Du redest zu viel.
Tag 6 Ein paar km Einrollen an Ians Hinterrad und dann kamen kurz hintereinander der Col des Ares und Col de Buret.
Ich hatte wie immer morgens meine Schwierigkeiten, aber ab km 40 - 50 gings mir jeden Tag gut.
Im Hinterkopf hatte ich, so wie gestern den letzten Col des Tages zu stürmen.
Also lies ich die Gruppe ziehen und kurbelte einige 20% Stücke ruhig hoch.
Eine wunderschöne Abfahrt. Unten war wieder ein unstrukturiertes Hin- und Hergespringe. Ich sah Tom davon schiessen, sprang hinterher sowie auch Canadian Steve.
Tom ballerte die leichtabfallende Strecke runter. Steve und ich hielten uns nur am Hinterrad auf. Irgendwann wurde mir klar was Tom wollte: Vor Hot Shit am Lunchbreak sein. Leider versuchte Ian uns ein zu holen und Hot Shit hing bei ihm drin. Wenige Meter vorm Ortsschild wurden wir gestellt.
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Beim Rennrad-Kindertraining (10 jährige)
Kind1 (w): Darf ich dir mal was sagen?
Kind2 (m): Mhm
Kind1: Weißt du warum du langsam bist?
Kind2: Mhm???
Kind1: Du redest zu viel.
Zum Mittag gabs Spaghetti. Ich bestellte mir ne kleine Portion. Beim Losrollen gabs wieder Kuddelmuddel und komischerweise kam keiner. Ich rollte mit den beiden Californian Girls vorweg und wartete auf die Heissdüsen. Die kamen und hingen hinter den Girls und machten keine Anstalten zu überholen. Nur Ian flog vorbei, keiner reagierte. So fuhr ich die fast 30 km alleine das leicht ansteigende Tal hoch, hinter mir wurde getratscht, ab und zu kam Greg nach vorne, um mir wichtige Erkenntnisse über unsere Mitstreiter aus Übersee mitzuteilen. Wasserstopp am Fuße des Col de Porte. Ich füllte die Flasche auf, schwang mich aufs Rad und wollte weiter, aber keiner ausser den Girls machte Anstalten sich weiter bewegen zu wollen.
Kurze Senke und dann kam ein längerer Anstieg, schön zu fahren nicht zu steil
Also gings wieder allein weiter. Zum Glück waren noch andere Radler unterwegs, so konnte ich schön Intervalle fahren. Sie überholten, ich sprang hinterher für ein paar hundert Meter, lies mich wieder rausfallen. Je näher der Col kam, desto bissiger wurde ich und desto länger versuchte ich Hinterräder zu halten. Oben war ich angenehm kaputt.
Ian und Steve diskutieren das Geschlecht der uns umgebenden Rinder
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Beim Rennrad-Kindertraining (10 jährige)
Kind1 (w): Darf ich dir mal was sagen?
Kind2 (m): Mhm
Kind1: Weißt du warum du langsam bist?
Kind2: Mhm???
Kind1: Du redest zu viel.
Tag 7 Am Morgen bin ich fest entschlossen, den letzten richtigen Col unserer Tour am Limit zu fahren. Wir dümpeln los, den ersten langen Anstieg hoch, immer wieder kleine neckische Stufen, die einem daran hindern einen gleichmäßigen Rhythmus zu finden. Ich fahre betont langsam, um möglichst viele Körner für den Nachmittag zu sparen.
Ein letzter Blick zurück auf die schneebedeckten Riesen.
Erst kommt der Col de Marmare, nach einer kurzen, aber netten DownHill-Strecke kommt der Col de Sept Frere.
Was nun folgt ist fast ohne Worte, kleine Strässelchen durch Felsen gehauen die sich immer tiefer ins Tal fressen über 35 km lang.
Dieses Schild wirkt etwas fehl am Platze, da A. kaum Autos fahren und B. die Strasse kaum breiter als 2 m ist.
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Beim Rennrad-Kindertraining (10 jährige)
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Kind2 (m): Mhm
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Kind2: Mhm???
Kind1: Du redest zu viel.
In Axat gabs es Thunfisch-Sandwiches. Ich war recht sparsam mit der Nahrungsaufnahme und teilte meinen Tischgenossen mit, dass ich mal versuchen wollte so schnell wie es geht den Col de Jau zu stürmen. Steve, Tom und Greg fanden das gut und wollten mit stürmen. Ich lies meinen Rucksack im Bus, was etwas Verwirrung stiftete, da ich nie ohne meinen Rucksack fuhr. In einer Vierergruppe fuhren wir noch recht entspannt aus Axat raus, aber als der Abzweig zum Col kam, brausten die drei los, ich hinterher, hatte allerdings nach einem km leicht ansteigend mit Gegenwind schon Probleme das Hinterrad zu halten. 17 km hatte ich ja noch vor mir. Greg lies auch irgendwann abreissen, war aber für mich zu weit weg als das ich hätte ranfahren können.
In einem herrlichen Tal in brennender Sonne stieg die Strasse mal mehr mal weniger an. Hölle, Hölle, Hölle.
Hinter mir war auf einmal Canadian Dave. Vor mir ein Abzweig, an dem Ian stand und rief, es würde nun schattiger werden. Was ein Glück! Es wurde auch flacher. Ich schaltete ordentlich runter um Dave irgendwie auf Abstand zu halten. Auf einmal flog Neil an mir vorbei, der sonst nie am Berg irgendwie zu sehen war. Ich versuchte dran zu bleiben, keine Chance. Hinterher berichtete er mir, dass ich am schwierigsten zu überholen gewesen sei. Schwacher Trost. Dann war ich mutterseelenallein und ich mußte richtig kämpfen, um schneller zu fahren und nicht locker zu kurbeln. Wenn ich umfalle und nicht mehr kann, kommt ja noch ein Bus hinterher, der mich einsammeln kann. Wenn nicht unserer, dann doch der der anderen Gruppe. Das war die große Motivation immer am Limit zu fahren, so dass ich als ich oben ankam, nicht mal mehr stehen konnte und Julie mich erstmal festhalten mußte.
Da es mir zu zugig wurde oben, trat ich recht schnell mit Greg die Abfahrt an. Julie sagte noch enge Strassen, super enge Kurven und noch engere Ortsdurchfahrten und keine Absicherung am Abhang. Wie Ian so schön sagte: If you go, you are dead. Wir sollten also gaaanz vorsichtig fahren. Das kann ich gut.
Nun schnitt Greg immer fröhlich die Kurven und bevor ich den Gedanken zu Ende denken konnte, dass irgendwann ein Auto kommt und ihn aus dem Weg schubst, kam auch schon eins und der Abstand zwischen ihm und dem Auto betrug nur wenige Zentimeter nach dem beide voll in die Eisen gegangen sind. Zwischen mir und ihm nur wenige Meter. Ich sah zu, dass ich Bilderstopps einlegte und ihn los wurde.
Bei der Abfahrt konnte man schon sehen und spüren, dass es deutlich wärmer und trockener war als auf der anderen Seite des Col des Jau.
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Beim Rennrad-Kindertraining (10 jährige)
Kind1 (w): Darf ich dir mal was sagen?
Kind2 (m): Mhm
Kind1: Weißt du warum du langsam bist?
Kind2: Mhm???
Kind1: Du redest zu viel.