Teil 4
Das Dorf war eine Baustelle und einige, viele Stellen am Anstieg auch. (wird aber zur Tour noch fertig werden) Unten war es recht warm und sonnig, auf dem frisch geteerten Asphalt wurde mich richtig schlecht. Ich hoffte nur es würde bald aufhören, entweder die Sonne oder der frische Asphalt. Tats dann auch, die Strasse war weg, nur noch aufgefräster Aphalt. Die Jungs waren schon vorne weg. Ich legte ab und zu Fotostopps ein, obwohl mich das aus meinem Rhythmus brachte, aber ich kann da ja nicht hochfahren und keine Bilder machen.
P1000241_k.JPG
Ich freute mich über das Schild, dass es nur noch 7 km bis zum Col sind. Einmal um den Maschsee und noch nen km. Ich guggte auf den Tacho, da stand 8kmh. Inzwischen kam kalter Wind vom Col runter. Ich diskutierte mit mir, ob ich ne Jacke anziehen sollte oder nicht, tat ich dann, weil der Wind immer heftiger und kälter wurde, da schoß Australien Dave an mir vorbei, kollidierte fast mit einem Baufahrzeug, die hier rauf und runter schoßen als wenn es kein Morgen mehr gäbe. Auch Herden blauer Schafe guggten uns an als wenn wir vom anderen Stern wären. Die kennen wohl nur Radfahrer die im 20er Schnitt hier rauf blasen.
P1000246_k.JPG
Noch einiges zu fahren bis man in den Wolken verschwindet ...
P1000247_k.JPG
Ich hörte Ian weit über mir rufen und sah ihn winken, oh nicht mehr weit dachte ich. Suchte den Hang ab nach der Möglichkeit dort hoch zu kommen. Oh, nö dachte ich, weiter Bogen nach rechts und steil. Egal, das ist der letzte Schwenk, dann wird alles gut. Oben angekommen, wurde ich empfangen als wenn ich ne Bergwertung gewonnen hätte. Heisse Schokolade, umziehen mitten im Lokal, Foto mit Tom im halberfrorenen Zustand
P1000248_k.JPG
und runter. Tom war schnell von den Wolken verschluckt. Ich konzentrierte mich und eierte durch die Kurven. Ich vertraute meinen Armen nicht ganz. Mein Lenker wackelte hin und her, weil ich so bibberte. So zuckelte ich runter, genoss das Wärmer werden und die fast leere Strasse. Die Abfahrt dauerte ewig und ich dachte schon ich hab mich verfahren. Da, "unser" Dorf, rechts an der Kirche abbiegen, Hotel. Hat geklappt. Mein Gepäck war da, schnell Zimmer suchen, duschen und Kaffee trinken, nen Bier und ich weiss nicht wieviele Chipstüten wir verfuttert haben. Nach und nach kamen erfrorene Gestalten ins Hotel gestolpert, wurden vom Besitzer in Empfang genommen. Big Al konnte sich nicht mehr bewegen und saß schlotternd im Gastraum, wollte aber auch nicht gerubbelt werden oder was warmes zu trinken.
Dann passierte etwas, was ich mal als Zusammentreffen ungünstiger Zustände bezeichnen möchte. Wir saßen beim Essen, Suppe und Salat hatte ich grad verputzt als mein Kreislauf etwas absackte und mir schwummerig wurde. War schlechte Luft in dem Raum, es waren bestimmt 50 Leute drin und ich wollte eigentlich nur an die frische Luft. Stehe auf und krieg nen Krampf im Bein, setz mich wieder hin, Mir wird mehr und mehr schwarz vor Augen, die Krämpfe sind jetzt in beiden Beinen, in den Armen und in den Bauchmuskeln. Ich versuch mir nichts anmerken zu lassen, einfach nur aufstehen und raus bzw, weil mir inzwischen auch Schweiss ausgebrochen ist, denk ich mir mein Zimmer ist besser als die kalte Luft draussen. In der Zwischenzeit ist Alarm, weil es Al richtig beschissen geht und Rettungssanitäter unterwegs sind. Ich schlepp mich zu meinem Zimmer, will die Tür aufschliessen als Canadian Dave vorbei kommt und irgendwie bemerkt, dass es mir beschissen geht. Von da an hab ich keinen Einfluß mehr auf den weiteren Verlauf der Nacht. Unter Protesten lande ich mit Big Al zusammen in Tarbes im Krankenhaus in der Notaufnahme. Julie rief mir hinterher, dass Ian mitkommen würde. Ich bin weiter von Krämpfen geplagt, die aber besser werden als mir die Sanitäter Eis an die Stellen packen wo ich Krämpfe habe. Im KH gehts mir richtig gut und ich möchte eigentlich aufstehen und rausspazieren. Nur hab ich keine Ahnung wo ich bin und Ian ist nirgendwo zu sehen. Immerhin durfte ich zu Big Al, der mir sagte, dass er länger bleiben muss, weil sein Herz so komisch klopft.
Big Al hat Ians Handynummer nicht, ich auch nicht. Immerhin war ich so geistesgegenwärtig mir von Julie meinen Ausweis und mein Handy geben zu lassen.
Canadian Dave geht nicht ans Telefon, das ist die einzige Nummer, die Al mir noch geben kann bevor er zum EKG verfrachtet wird. So ruf ich nachts um 2:00 meinen Freund an, der mir Ians Handynummer geben kann. Eine Stunde später sind Ian und Julie da und holen mich ab. Die Sanitäter haben Julie gesagt, dass wir frühestens morgen früh raus kommen. Inzwischen ist klar, dass Al länger bleiben muss. Ian bläst wie ein Wahnsinniger durch die ausgestorbenen Strassen. Das nächste Problem: Das Hauptgebäude des Hotels, in dem mein Zimmer ist, ist geschlossen. Julie und Ian haben zum Glück ein Zimmer im Nebengebäude, wo ich unter der Tagesdecke auf dem Sofa sowas wie Schlaf suche und natürlich nicht finde.