Die Anreise nach Uelzen war unspektakulär, der kleine Nachwuchs entschied, dass er gerne sehen wollte wenn Mama mal wieder komische Sachen machte, der große Nachwuchs zog es vor mit Oma zu Hause die Stellung zu halten, was natürlich auch prima war.
Klamottentechnisch hatte ich mich für einen älteren Triathlonzweiteiler entschieden sowie ein älteres Paar Laufschuhe und so stand ich gegen 10.00 Uhr mit jeder Menge anderer Herakliden nahe des Starts und es gab etwas, was man beim Triathlon wohl Wettkampfbesprechung genannt hätte. Grundsätzlich gab es dort keine neuen Erkenntnisse. Unsere Strecke war aufgrund von zu großer Strömung (der Ilmenau!?) etwas verändert worden, bis dahin kein Problem. Aaaaaaber es sei außerdem entschieden worden, dass es keine Strafen für das Auslassen irgendwelcher Hindernisse geben würde …. Hääääääääääääääääääääää?????? Warum das denn nicht!?!?!? So hatte ich mir das ja nicht gedacht, das entsprach schlicht und ergreifend nicht meinem Wettkampfgedanken. Wenn ich mich irgendwo für einen Wettkampf mit Zeitnahme anmelde, dann aber bitteschön auch gleiche Bedingungen für alle und nicht jedem selbst überlassen, ob er das Hindernis nun mitnimmt oder seelenruhig daran vorbeitrabt. … gut, das konnte ich natürlich nicht mehr ändern, es schmälerte meine Motivation aber merklich.
Recht pünktlich ging es los. Natürlich habe ich mich NICHT weit genug vorne einsortiert und trotz einer Art „Rolling Start“ stand ich bereits am zweiten Hindernis erstmals im Stau. Das erste Hindernis!? Eine mit Wasser gefüllte Badewanne, direkt auf dem Badewannenrand bestückt mit einer Dachlatte um sicherzustellen, dass auch alle erst einmal nass waren. Ich bin ja bekanntlich kein großer Fan von kaltem Wasser, war aber ganz überrascht, wie schmerzfrei doch die richtige Dosis Adrenalin machte.
Unmittelbar nach der Badewanne ging es auf einen großen Platz, der sehr liebevoll mit diversesten Hindernissen bestückt war … und mein erstes Knie war innerhalb kürzester Zeit nicht mehr sonderlich ansehnlich – das fing ja gut an. Erste Memo an mich:
*beim nächsten Mal wird irgendwas über die Knie gezogen!!!* Ich bin brav geklettert, gekrabbelt, gehangelt, durch mit Wasser gefüllte Container gekrochen. Der erste Kilometer ging laut GPS weg in gut 14 Minuten, km 2 in gut 10 und ich hatte bereits einige Kräfte auf der Strecke gelassen. Innerlich begann ich mal zu rechnen, wenn das in dem Tempo weitergehen würde, gab das aber rasch wieder auf und beschloss keine Memme zu sein. Immerhin war ich doch gefühlt mindestens so zügig unterwegs wie die meisten meiner Miststreiter und einige Frauen, die das mit dem Starten offenbar geschickter gelöst hatten als ich, konnte ich rasch wieder einsammeln. Bereits ab km 3 ging es dann etwas zügiger weiter, die Hindernisdichte nahm etwas ab. Zwischendurch wurden Reifen geschleppt – fein mit Reifen kannte ich mich ja aus – der Weg führte fast ausschließlich über irgendwelche Trampelpfade, immer wieder galt es irgendwelche Flüsse zu durchqueren, bei denen mir meine nicht allzu üppige Größe nicht sonderlich hilfreich war … naja, wenn es galt irgendwelche Rohre zu durchklettern, war ich zweifelsfrei klar im Vorteil
Ich merkte meine Kräfte mittlerweile ziemlich deutlich schwinden und sehnte der ersten Verpflegungsstation entgegen. Wann genau sie kam, weiß ich nicht mehr, ich glaube nach einer guten Stunde, und ich goß etwas Isoplörre in mich hinein. Etwas gestärkter ging es weiter. Über Stock und Stein, über brennesselbewachsene Trampelpfade, weitere Hindernisse. Ich war mittlerweile unterwegs mit einem Männertrüppchen, ich glaube wir waren insgesamt 7 oder 8. An den Hindernissen waren sie meist etwas flotter als ich, beim Laufen konnte ich mich recht problemlos wieder an sie hängen. Etwas schwierigere Hindernisse meisterten wir gemeinsam. Aber was war das!? Irgendwann, nachdem wir auf einem Feld unzählige Strohballen in allen Variationen besiegt hatten (zum Glück verbrachte ich rund 30 Jahre meines früheren Lebens fast ausschließlich im Pferdestall, somit war Strohballenklettern kein wirklich neuer Sport für mich

), wurde die Strecke überraschend entspannt und ungewohnt einsam … wir stellten irgendwann fest, dass wir falsch abgebogen waren
*NEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEE!!!* Also umgekehrt, den richtigen Weg gesucht und irgendwann gefunden. Ja, die Streckenbeschilderung war eher dürftig, stellte nicht nur uns vor größere Herausforderungen … und kostete uns in diesem Fall, sofern ich das auf meinem GPS nachvollziehen konnte, deutlich mehr als 10 Minuten und natürlich Kraft, die sicherlich hätte sinnvoller eingesetzt werden können.
Fantastisch, lief ja.
Weiter ging es, ich sehnte mich mittlerweile nach weiteren Verpflegungspunkten. Irgendwann kam der nächste, ich lechzte ihm entgegen. Aber was!?!? WASSER!!! NICHTS ANDERES!!!!!! Neiiiiiiiiin!!! Meine Verzweiflung wuchs, mir also wenigstens etwas Wasser geschnappt und auf die nächste Verpflegungsstelle gehofft. Fehlanzeige. Wasser. Insgesamt gab es vier Verpflegungsstellen, und auch die letzte bot nur Wasser. Wow, so war das nicht geplant, konnte es aber nicht ändern. Weitere Memo an mich:
*nächstes Mal hinterfragen, was es an den Verpflegungspunkten so gibt, im Zweifelsfall natürlich selbst was mitnehmen!!!*
Weiter ging es. Vereinzelte Kilometer gingen im 5:30er Schnitt weg, andere dauerten deutlich länger. Kurz vor dem Ziel waren erneut die beiden ersten Kilometer zu bestreiten, also sämtliche Hindernisse von Km 1 und 2 noch einmal. Eine echte Herausforderung mit meinen zwischenzeitlich komplett leeren Akkus. Am "Trojanischen Pferd" absolvierte ich eine Bruchlandung Deluxe, zwischenzeitlich kam es aber auf ein paar mehr Kratzer, blaue Flecken oder ähnliches nicht an. Ich trug es mit Fassung, schlurfte irgendwann ins Ziel. Zugegebenermaßen mit gemischten Gefühlen. Platt, zufrieden, leicht enttäuscht.
Meine Zeit!? 4:10:40, auf der Ergebnisliste tauche ich immerhin als 4. von 17 Frauen auf, nicht sonderlich aussagekräftig. Auch die ersten Damen wurden mehrfach dabei gesehen Hindernisse einfach auszulassen

, unser unfreiwilliger Umweg, naja.
Spaß gemacht hat es trotzdem. Mein Fazit: grundsätzlich kann ich auch sowas. Beim nächsten Mal gerne ein Veranstaltung mit vernünftig ausgeschilderter Strecke (ja, auch andere Teilnehmer stellten fest, dass hier noch einiges an Potential ist) und fairen Bedingungen.
Mein Highlight des Tages!? Wieder was essen und die anschließende heiße Badewanne. Das Badewasser sah innerhalb kürzester Zeit etwa so aus, wie der Entenplörretümpel, den wir zwischenzeitlich durchqueren mussten. Hammer.
Meine Knie und Unterschenkel waren ramponiert, wie vermutlich letztmals als ich als Kind Rollschuhlaufen gelernt habe, mein weiterhin vorhandener Ganzkörpermuskelkater kann es locker aufnehmen mit den Miezekatzen der Ironmänner und -frauen des Wochenendes. Einzig und unerwartet heile geblieben sind meine Füße!!! Also … Blasen habe ich mehr als ausreichend, die Schuhe, deren Inhalt und meine Socken sind übrigens echt sehenswert

, aber sonst gab es keine weiteren Fußprobleme *FROI*
In zwei Wochen geht es zur „Urban Challenge“, die sollte im Vergleich zur Heraklidenschlacht ein Kinderspiel werden
