Nachdem der größte Teil meiner Erkältung abgeklungen ist, ging es heute bei schönem herbstlichem Wetter noch einmal mit dem Rad hinaus. Heute wollte ich den Soonwald unter die Räder nehmen. Für diejenigen, die den Soonwald nicht kennen: Der Soonwald ist ein Teil des rheinland-pfälzischen Hunsrücks nördlich der Nahe. Die höchste Erhebung ist mit 657,5 Meters die Ellerspring und die gesamte Fläche des Soonwalds ist ein geschlossener Wald.
Nach etwa 40 Minuten Autofahrt erreichte ich schließlich mein Ziel. In Roxheim stellte ich mein Auto ab und los ging es auf einer wenig befahrenen Landstraße in Richtung Mandel.
Kleine Kapelle in Mandel, einem kleinen Ort mit knapp 900 Einwohnern.
Weiter sollte es nun gehen auf der Landstraße in Richtung Sponheim und Bockenau. Rechts und links der Straße lockten jedoch immer wieder vielversprechende Feldwege zwischen den allgegenwärtigen Weinrebenfeldern und verleiteten mich zu Fahrten abseits des Asphalts. Die herbstliche Sonne ließ die roten und gelben Blätter des Weins leuchten. In den letzten Tagen hatte es hier wohl ergiebig geregnet. An vielen Stellen befanden sich Pfützen und viele Feldwege waren matschig und aufgeweicht.
Wein: Die Hauptkulturpflanze in dieser Region. Noch befand ich mich in der sogenannten Soonwald-Vorstufe, wo der Wald noch nicht so dicht ist und noch mehr Wein angebaut wird. Durch die vielen Abstecher fern ab der Landstraße hatte ich mich dann auch schnell verfahren. Ich versuchte mich, in Richtung Westen zu halten, um tiefer in den Soonwald hineinzukommen. Mittlerweile war das Streckenprofil ziemlich hügelig geworden und immer wieder kämpfte ich mit Steigungen von bis zu 12%.
Eindrücke von der Soonwald-Vorderstufe. Das ist die geographisch korrekte Bezeichung des Gebietes östlich des eigentlichen Soonwaldes. Zusammenhängende Wälder sind hier noch seltener und die Region lebt vom Weinanbau
Weiter ging es hinein in die Tiefen des Waldes. Auf den schmalen Landstraßen herrschte sehr wenig Verkehr und manchmal kam es vor, dass mir eine halbe Stunde lang kein einziges Auto entgegen kam. Immer wieder hielt ich an und lauschte der absoluten Stille. Nur der Wind rauschte in den Kronen der Bäume oder der Schrei eines Falken ertönte in der Ferne. Je tiefer ich in den Soonwald hinein fuhr, desto kleiner wurden auch die Orte. Viele Dörfchen hatten gerade einmal 100 Einwohner. Manche Orte waren so klein, dass ich sie nach drei, vier Pedalumdrehungen wieder hinter mir gelassen habe. Ich durchfuhr die Ortschaften Winterburg, Allenfeld, Spall und erreichte Argenschwang.
Argenschwang, mit knapp 360 Einwohnern.
Von nun an ging es direkt in den dichten Wald, den eigentlichen Soonwald. Die Straßen waren zum Teil sehr schmal, kaum befahren und hielten ordentlich Höhenmeter für mich bereit, so dass ich recht froh war, entgegen meiner ursprünglichen Planung nicht mit dem Triathlonrad, sondern mit dem Crossrenner losgefahren zu sein. Auf einer Strecke von mindestens 20 km durchfuhr ich keinen einzigen Ort mehr. Unendlicher Wald. Vor mir, neben mir, hinter mir. Wieder die absolute Stille.
Soonwälder Eindrücke.
Irgendwo plätscherte ein kleiner Bach. Ich machte kurz Halt, stellte mein Rad ab und beobachtete den mäanderartigen Lauf des kleinen Gewässers. Ich begann etwas zu frieren. Im Soonwald ist das Klima wohl etwas rauer und die Temperaturen sind im Schnitt etwas tiefer. Ich machte mich also wieder auf. Immer wieder fielen mir Warnschilder vor der Treibjagd auf, die wohl derzeit in vollem Gange ist. Größere Hundemeuten streiften durch die Wälder, verfolgt von neon-orangefarben gekleideten Jägern! Orange? Ich dachte, Jäger tragen grüne Tarnklamotten?! So langsam verließ ich den Wald wieder und in der Ferne tauchten einige winzige Ortschaften am Horizont auf. Ich durchfuhr Dörrebach und Schönefeld. In einem Örtchen beschloss ich, mir einen Kaffee zu gönnen. Nun, das ist leichter gesagt als getan! „Coffee to go“ ist hier wahrscheinlich genauso selten wie ein ordentliches Handy-Netz. Ich fand ein kleines Gasthaus, stellte das Rad ab und trat ein. Drinnen war es urgemütlich, etwas altbacken und das Inventar strömte den Zeitgeist der 60/70er Jahre aus. Ein paar ältere Herrschaften starrten mich an, als sei ich ein Alien aus dem All. „Ja, schon“, brummelte der Wirt auf meinen Wunsch nach einem Kaffee. Pappbecher habe er aber nicht. Auch gut. Also schlüfte ich meinen Kaffee, dachte an mein ungesichertes Rad vor dem Gasthaus (wer sollte das hier stehlen?) und diente weiterhin als Blickfang für die anderen Gäste. Ich fühlte mich dann doch etwas unbehagen, verabschiedete mich nach 15 Minuten und stellte beim Verlassen des Gasthauses fest, dass mein Rad noch da stand. Weiter ging es durch ein paar Örtchen und die ersten Schilder kündigten Roxheim, das mein Auto beherbergte, an.
Bei einer Treibjagd wären Tarnfarben recht gefährlich
Klasse Bericht, super Bilder und was zum Lernen, toll .
Ich war heute mit dem MTB 4,5 Stunden im Neckar- und Kochertal unterwegs, war auch einfach schön , kann also Deinen Bericht gut nachempfinden.
Bei einer Treibjagd wären Tarnfarben recht gefährlich
Klasse Bericht, super Bilder und was zum Lernen, toll .
Ich war heute mit dem MTB 4,5 Stunden im Neckar- und Kochertal unterwegs, war auch einfach schön , kann also Deinen Bericht gut nachempfinden.
Haha, war mir als Großstädter erstmal nicht bewußt
Dachte erstmal, was macht die Müllabfuhr hier mitten im Wald!
Bei einer Treibjagd wären Tarnfarben recht gefährlich
Klasse Bericht, super Bilder und was zum Lernen, toll .
Ich war heute mit dem MTB 4,5 Stunden im Neckar- und Kochertal unterwegs, war auch einfach schön , kann also Deinen Bericht gut nachempfinden.
4,5 Stunden ihr macht mich soooo neidisch. Bist du im WP ja weit vorne ,hm ?