...Der letzte Baustein einer wenigstens organisatorischen Reform, weg vom charismatischen Pontifikat des reisebesessenen Mystikers Karol Wojtyła, ist die Mahnung an den Weltkonzern Kirche, den eigenen Chef nicht uferlos zu belasten und zum sakralen Führungslogo aufzublasen. Dieser Knochenjob fordert heute keinen Kontrakt durch Vergreisung und Siechtum bis zum erlösenden Tod, weil so stets die - vorzugsweise italienisch-südamerikanischen - Cliquen im Vatikan ihre De-facto-Herrschaft hinter jahrelang maroden Papstpuppen einzurichten pflegen. Als solcher Strohmann wollte Benedikt XVI. nicht enden. Und er wollte seine Kirche nicht einem derart verdeckten Regiment ausliefern. Das ist die Botschaft.
Es ist sonderbar, dass bisher kein anderer moderner Papst auf den Kanon 332, Paragraph 2 des Kirchenrechts Anspruch erhoben hat und aus Gebrechlichkeit abtrat. Doch es ist beileibe kein Zufall, dass es dieser kühle, scheue Intellektuelle aus Bayern jetzt tat - und damit im mühsamen Update des uralten Papsttums nun doch noch zur historischen Figur wird. Seinen Ruhestand, den er wohl im Kloster der Klausurschwestern im Vatikan zu verbringen gedenkt, hat er sich hart verdient.
Vielleicht wird es in der Rückschau in vielen vielen Jahren aber auch genau anders herum gedeutet werden. Nämlich so, dass diese unnahbar unfehlbare Institution Papst ein sehr menschliches Antlitz offenbart hat. Etwas was ihn näher zu den Menschen rückt und etwas von der Abgehobenheit nimmt. Wenn der Papst menschliche Schwächen und Gebrechen so offen konstatiert, könnte dies auch irgendwann dazu führen, dass Dogmen in Frage gestellt werden dürfen, weil sie evtl. durch "Schwächephasen" wie Menschen sie nunmal haben entstanden sind.
Das wäre wie die annulierte Ehe, die gar nicht bestanden hat, weil die Voraussetzungen auf einmal doch nicht gegeben sind/waren, ein typische katholische Lösung
Bei den abzuarbeitenden Irrungen (Ich will sie hier dem Josef aus gewissem Respekt gar nicht aufzählen) wird die katholische Kirche, wenn sie sich anstrengt, frühestens in ca. 15 Päpsten vielleicht wieder etwas in der Gesellschaft sein, dieser 16. ist vermutlich heute auch noch nicht geboren.
Mit Papst Benedikt geht einer der klügsten Köpfe und einer der menschlichsten Vorbilder sowie intergersten Menschen die wir in dieser Zeit haben.
Das möchte ich alles gar nicht bezweifeln, leider ist er aber auch gefangen oder hängen geblieben in einem ganz speziellen Weltbild.
Seine Äusserungen mögen intellektuell hochstehend und klug gewesen sein, sie waren aber auch vor allem völlig Kopf gesteuert und männlich.
Und um mal vor zu beugen, dass ich hier die katholische Kirche disse, ich kenne einen Pfarrer, der mich im übrigen katholisch getraut hat (obwohl ich nicht katholisch bin) und meine Kinder getauft hat, der wirklich ein sehr kluger und gleichzeitig einfühlsamer Mensch ist. Seine Predigten fand ich immer sehr bereichernd (er ist jetzt in Pension).
Was ich an der Katholischen Kirche teilweise ganz nett finde, ist das oft vor Ort keinen interessiert was die da in Rom machen und darauf angesprochen viele einfach nur die Augen verdrehen.