Als ich morgens dann bei meinem Rädchen angekommen bin,konnte ich mich eigentlich ganz gut der Vorstart-Routine zuwenden.
Rädchen checken: (Frischluft, Bremsen checken, Schnellspanner nachziehen)
Helm und Brille bereitgelegt: Mein Helm ist übrigens nicht, wie viele andere in der Nacht weggeschwommen, Glückgehabt
Schuhe ans Rad
Dann noch mal rüber zum Start und den Roten Radbeutel gecheckt,glücklicherweise ist mein Trikot nicht nass geworden, obwohl die Beutel aufgrund des Starkregens in der Nacht auf dem Boden lagen.
Nochmal zum Dixie, Neo anziehen und schon stand ich am Start. Kurious aber nicht lustig: neben mir hat ein Athlet einem anderen beim Kreiseln mit den Armen auf die Nase geschlagen das dieser 3min vor dem Start mit blutüberströmten Gesicht auf dem Boden lag. Wenn ich aber richtig geschaut habe ist noch gestartet.
Meine Taktik war fürs Schwimmen: Was versuchen aber nicht aufreiben und: Füße finden.
Wir hatten einen Lanstart und mit ca 200 Teilnehmer pro Welle ist so ein Start auch angenehm und ich konnte relativ schnell und meinen Rhytmus finden und frei schwimmen. Da die Startgruppen wohl nach angegebener Startzeit gestaffelt waren, war ich mir sicher das jedes Paar Füsse das ich finden konnte schneller schwamm als ich ;-).
So bin ich dann auf einem übersichtlich und trotz Wetter sehr gut zu erschwimmenden Kurs von Fuss zu Fuss und hatte endlich mal Spass am Schwimmen. Irgendwann sind wir dann auf die vor uns startenden aufgeschwommen und so war es dann auch eine Premiere das ich beim Schwimmen jemanden Überholt hatte. Das einzige war nun, das ich drauf zu achten hatte das den Füssen gegenüber ein hellblaue Badekappe und keine Pinke aus der langsameren Gruppe war.Als mich kurz vor dem Ziel der erste aus der 10 min nach uns gestarteten Gruppe überholte hab ich mir schon ausrechnen können das die Schwimmzeit ganz gut würde, aber als ich dann an Land eine 1:08 auf der Uhr sah, konnte ich das gar nicht glauben. 8 min besser als meine PB 2007 im Fühli. Am Ausstieg stand dann auch der Red-Fred mit Kamera dem ich dann am liebsten schon erzählt hätte wie toll das Schwimmen war und wie locker ich mich fühlte, aber ich musste ja schnellstens aufs Bike:-)
Nach, für meine Verhältnisse schnellen Wechsel von 4 min saß ich dann auch auf diesem.
Bike:
Zunächst hätte ich mich beim Aufsteigen wieder mal fast zerlegt, habs aber gerade noch abfangen können. Dabei hab ich das doch extra noch geübt,naja.
Ich merkte direkt das ich gute Beine hatte. Mit Rückenwind ging es also mit rasanten 39 km/h durchs einen sehr kurvigen Kurs in Copenhagen City, der bestimmt schön ist, aber von dem ich eigentlich nichts mitbekommen habe. Nach ca. 10-15 km kamen wir dann auf den eigentlich Rundkurs und der war, wie Herr Sindballe auf der Pasta-Party schon sagte nicht ohne.
Meine Ernährungstaktik sah vor das ich die erste Stunde des Rennens nur Wasser trank um den Magen langsam auf feste Nahrung vorzubereiten. (Danke dir Dirk ;-)) Dann zwei „PB-Crunchy-Riegel“ um was beissen zu können, PB Ride-Shots, um zwischendurch was anderes zu haben, einen H5 Riegel und ca 10 Gels von den Verpflegungsständen. In der Aerobottle nur Wasser und einen „Energy-Drink“ im Rahmen. Damit bin ich bei diesen Wetterbedingungen sehr gut klargekommen.
Zuerst ging es am Meer entlang, immer wieder hoch und runter, aber alles noch auf dem großen Blatt zu drücken. Dann ging es irgendwann links durch Nordjütland, glaube ich, wo die Strecke technisch sehr anspruchsvoll sein sollte. Klar es gab ein paar Kurven und auch ein paar Rechts-Links-Pasagen aber nichts wildes. Der Regen war auch weitesgehendst abgetrocknet und die Strecke wirklich sehr gut zu fahren. An einer Stelle war ein Helfer den ganzen Tag damit beschäftigt einen Streifen Fahrbahn von zwei Metern vom Wasser, mittels eines Eimers, freizuhalten. Mächtigen Respekt für diesen jungen Mann.
In dieser Passage gibts auch andauernd kleine Welle die aber gut zu bewältigen waren.
Als es dann durch eine Wald wieder links Richtung Lyngby ging, fuhren wir auf einer breiten Autostrasse und konnten so richtig die Kuh fliegen lassen.
Durch die Wellenstarts und den hügeligen Kurs ist das Windschatten fahren, zumindest in meinem Bereich, unterbunden worden und man konnte hervorragend fair fahren. Was mir auf der ganzen Runde Sorgen bereitete, waren das alle 2km Teilnehmer am Rand standen und Reifen wechseln mussten. Ich hab meinen die ganze Zeit über gut zugeredet und versprochen wenn ich ohne Panne über den Kurs komme eine Dankesmail an Conti schreibe. Irgendwomit muss man sich ja 5 Stunden lang beschäftigen.
Auf dieser breiten Autostrasse lag dann auch der angekündigte 5% „Berg“ der die einzige längere Steigung auf dem Kurs war. Dort oben war dann nicht wirklich TdF aber angesichts des Wetters, eine ganze menge Leute zum anfeuern, auch dafür Respekt.
Danach gings dann weiter mit Hochgeschwindigkeit um dann kurz vor Kopenhagen auf eine 400-500m lange Kopfsteinpflasterpassage zu treffen die einen wieder etwas gebremst hat. Auch da waren eine ganze Menge Zuschauer auf den Beinen. In CPH gings dann auf die zweite Runde, die etwas windiger und in der meine Beine etwas platter waren als in der Ersten. Mit meinem Mantra: Keine Panne Panne und kein „energetisches“ Loch haben ich mir die Zeit damit vertrieben meinen Reifen weiter gut zu zu reden und ab und an mal was zu essen. Am Ende der zweiten Runde hab ich noch noch Susanne Buckenlei überholt, die vor einer Woche den Norseman gewonnen hat und nun schon wieder auf dem Rad sass. Die ist echt meine persönliche Heldin.
Das Wetter wurde die ganze Zeit kontinuierlich besser, und als wir in der City ankamen hat sich pünktlich die Sonne eingestellt.
Kurz vor der T2 hat mich noch der Wolfgang überholt und wir sind zusammen in die T2 eingefahren. Nach einem wiederum flotten Wechsel von 2 min gings dann auf die Laufstrecke:
Am Anfang der Laufstrecke hab ich mir bei meiner Frau erstmal einen Glückskuss abgeholt,denn es gibt ja auch schöne Rituale.
Jetzt erstmal den Ipod rausfummeln, Ohrhörer an und mich mich HellsBells auf die Strecke begeben. Ich hab mir meinen Mix so zusammengestellt das sich das zum Ende hin von der Energie her steigert :-)
Leider war die Strecke nicht komplett mit Km-Schildern versehen und das macht mich ja immer nervös. Laufen nur nach gefühl, da hab ich immer Angst zu überpacen und so hab ich mich auf den ersten km gezügelt um in den Rhytmus zu kommen und in den Marathon rein zu finden.
Mein Mantras waren zu dieser Zeit von Torbjoern der Spruch, das Rennen fängt auf den letzten 15 km an. Oder eben: Von hinten kackt die Ente :-)
Durch die vielen Splitzeiten hab ich jetzt im Nachhinein gesehen das ich mit dieser Taktik gut gefahren bin.
Es waren unvorstellbar viele Zuschauer an der Strecke und man hatte eine Menge zu schauen. Die Helfer waren hochmotiviert und schnell und super nett. Auf der ersten Runde find ich es immer schwer in den „Flow“ zu kommen. Ich hab dann noch keine neuralgischen Punkte die ich abarbeiten kann und laufe nur so vor mich hin. Zum Glück waren dann zwischenzeitlich mal ein paar km-Schilder aufgestellt und ich konnte ungefähr erahnen das ich in etwa die richtige Pace laufe.
In der zweiten Runde ist dann schon etwas Routine eingekehrt und ich weiss gleich kommt die Verpflegung dann der Wendepunkt, zwei Kilometer weiter wartet meine Süße, dann die nächste Verpflegung, die Hügel am Schlossgarten der Wendepunkt uswusf.
Auf der ganzen Strecke waren nach Polizeiangaben 125000 Menschen unterwegs. Und so hat es sich auch angefühlt. Über Heja- Rufe oder auch Loppe, Loppe ,was sonst noch so geschrien wurde hab ich leider nicht verstanden, schien aber immer wohlwollend zu sein :-)
Auf der dritten Runde hab ich mir dann gedacht: Du hast jetzt noch 1:20 für die letzte Runde. Nun nicht überziehen und schön gleichmässig weiterlaufen. Zwischendurch haben meine Waden und die hinteren Oberschenkel immer mal wieder gekrampft aber alles war gut obwohl ich in der morgendlichen Hektik meine Salztabletten vergessen hatte und es mittlerweile gut warm war.
Meine Ernährung auf den Laufstrecke war bis km 10 nur Wasser und ab dann Cola und Wasser. Das ich keine Bananen vertragen kann hab ich ja im Training rausgefunden und auf Gels stehe ich nicht so. Ich hatte noch ein paar Rideshots und die waren ganz gut für die Abwechslung. Mit meiner Ernährungstaktik, die eigentlich eher spontan und ungeplant war und im Detail erst zwei Tage vor dem Start klar war (auch hier noch mal Dan an Dirk), hatte ich eine klassische 2-Stop-Strategie und ich kamm fürs ganze Rennen mit nur zwei Dixie Besuchen klar.
Meine letzten Körner hab ich mir für die letzten 5km aufgespart, und das das gut war zeigen die Splits. Denn obwohl ich vom Gefühl her mächtig Gas gegeben und ´ne ganze Menge Leute überholt habe, ging es maximal darum das Durchschnittstempo zu halten.Für die allerletzen Meter hab ich mich dann auch noch dazu motivieren können das nach der 9 eine 4 steht und bin quasi im Sprint ins Ziel gelaufen.
What a day.
Nachdem ich die Medaille um hatte hat mich der Axxel schon beglückwünscht und ich war wirklich ein bißchen von Gefühlen überwältigt. (Hoffentlich gibts das Foto von mir im Finish nirgends zu sehen;-))
Noch das Finisher-Trikot, was sich als ganz gutes Fahrradtrikot von Craft herausstellt abgeholt, in den Duschtruck und ab nach draussen wo meine Süße und Freddie mich in Empfang genommen haben
und dachte ich kann meinen Augen nicht trauen. Da kam wie aus dem nichts der Red-Fred um die Ecke. Das war echt eine Überraschung.
Für dich vielleicht .
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Die meisten Radwegbeschilderungen wurden von Aliens erschaffen.
Sie wollen erforschen, wie Menschen in absurden Situationen reagieren.
Das war nun ein seeeehr langer Bericht. Aber es war ja auch eine lange Zeit die dieser Blog hier Bestand hatte.
Die Entscheidung in Kopenhagen zu starten war super. Einhervorragend organiesiertes Debut ohne Panne und das trotz sehr widrigen Bedingungen. Daumen hoch für das Challenge-Team
Aber die bei weitem beste Entscheidung war, hier meine Training zu veröffentlichen. So kontte ich immer mal wieder zurückblättern und die Entwicklung nachvollziehen. Das und euer zuspruch hat mir dann auch die Sicherheit gegeben (dat Dingen durch zu ziehen)
Hier noch mal einen ganz lieben Gruß an alle aktiven und stillen Leser die mich hier begleitet und mein Geschreibsel und mein Gejammere ertragen haben. Ihr seid wahre Ausdauerathleten
Danke für den tollen Bericht. Da bekommen die nackten Zahlen vom Wochenende quasi ein Gesicht
Nochmal herzlichen Glückwunsch.
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Erfahrung ist fast immer eine Parodie auf die Idee. (J.W.v.Goethe)
Das gilt übrigens auch für Weitsprungversuche (= Idee) und Achillessehnenrisse (= Erfahrung) ...