Ich finde, du solltest deine Meinung, dass die AfD rechtsextrem ist auch sprachlich als solche Kennzeichnen, solange das nicht "amtlich" ist.
Das ist ein extrem sensibles Thema und es gibt sowas wie Back-Fire-Effekt. Das macht die Sache nur noch schlimmer, als sie mk.E. eh schon ist.
NiklasD hat es ja schon geschrieben, der Drops ist gelutscht. Viel gefährlicher finde ich es, so zu tun, als sei die AfD eine normale Partei, die nur "ein bisschen konservativer" ist. Das ist einfach falsch.
Die gewaltigen Stimmenverluste der SPD seit Schröder folgen einem deutlich erkennbaren Trend. Grund dafür sind objektive Veränderungen in der Produktion und bei den Beschäftigungsstrukturen (mehr Abiturienten, weniger Industrie, mehr Dienstleistung, mehr Prekariat, weniger Gewerkschaftsmitglieder, Verlagerung durch Globalisierung) sowie demografische Faktoren (ältere SPD-Stammwähler sterben aus, neue kommen weniger dazu).
Das teile ich. Die Sozialdemokratie und die Gewerkschaften habe in der Vergangenheit viel für einen Ausgleich in der Gesellschaft gesorgt und die Partizipation (monetär, Bildung) geschaffen. Die Klientel ist aber weniger geworden. Damit werden viele Fragen von Menschen im Land nicht mehr adäquat beantwortet. Das Ergebnis in Bezug auf die sozialdemokratischen Parteien kann man in Europa sehen.
Zitat:
Auch die CDU hat ihren sozial-christlichen Arbeitnehmerflügel (Blühm u.a.) mittlerweile mehr oder weniger verloren und ist wirtschaftpolitisch nur noch neoliberal, also konservativer und rechter ausgerichtet. Blühm ginge heute bei den Rentenplänen der Ampel auf die Barrikaden. Sie sind neoliberaler als die damalige CDU mit Blühm.
Das sehe ich nun wieder anders. Man kann nur das ausgeben, was da ist. Kapital ist deutlich flüchtiger geworden.
Wir laufen gerade in eine Rezession und sind das Schlusslicht in unserer Peer Group. In so einer Phase gab es noch nie einen Drang in der Wählerschaft nach links. Ein Katalysator ist dann noch die immer wiederkehrende Aussage "Wir müssen unsere Politik nur besser erklären."
Die Menschen sehen einfach das Ergebnis. So simpel ist das. Und jetzt kommen andere Politikangebote auf den Markt. Das ist ein wesentlicher Teil von Demokratie.
Die AFD wird vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft.
Das weiß ich, das habe ich ja bereits mehrfach als Argument dafür gebracht, innerhalb der Gesellschaft etwas die Wogen zu glätten und den Staat machen zu lassen.
Ich bin der Meinung, dass das BfV, BVerfG, der Bundesrat, die Bundesregierung oder der Bundestag weder dich, noch mich noch irgendjemanden dazu bracuht, die AfD zu verbieten, wenn es möglich ist. Schon alleine aus politischem Kalkül heraus wird das gemacht werden, sobald es geht.
Wer dich aber benötigt ist die Gesellschaft. Hier ist es wichtig, dass du dich entsprechend positionierst und dich für die Demokratie einsetzt. Aber bitte last uns sprachlich abrusten. Das erzeugt nur Fronten, anstatt sie zu beseitigen. Es darf hier keinesfalls ums "rechthaben" gehen. Das klappt doch nicht.
Zitat:
Zitat von Nepumuk
als sei die AfD eine normale Partei, die nur "ein bisschen konservativer" ist. Das ist einfach falsch.
Ich stimmen dieser Aussage, über die AfD voll zu. Ich habe doch auch in der Debatte mit dir geschrieben, dass ich diesen "Haufen für hochgefährlich" halte.
Mein Thema ist die sprachliche Abrüstung zwischen den Menschen in der Gesellschaft. Ich persönlich bin der Meinung von NiklasD und dem, was er als Link in der FAZ gepostet hat: Nicht jeder ist rechtsextrem (schreibt NiklasD) bzw. jeder Dritte ist rechtsextrem (schreibt die FAZ). D.h. aber auch, dass 2/3 nicht rechtextrem sind. Lass es nur 50% sein - fair enough. Um diese Menschen geht es. Hier bitte keine Fronten aufbauen, sondern diese Menschen "zurück" holen.
Es geht darum mit diesen 50-60% im Dialog zu bleiben! Das ist m.E. der Auftrag.
Zitat:
Zitat von El Stupido
Doch!
Und ansonsten das was Nepumuk schreibt:
Ok. Anyways ... 10% hin ... 15% her. Mailand oder Madrid. Egal.
Ich zumindest habe (jedenfalls in Bayern) mit einem deutlich höheren Anteil für die AfD gerechnet. Also eher 25% rum. Deshalb empfand ich das Ergebnis, ähnlich wie #keko als noch moderat.
Du bist ganz offensichtlich davon ausgegangen, dass die von der aufgezählten rechtsextremen Vorfälle aus der jüngeren Vergangenheit die Leute zur Besinnung bringen würden und hast deshalb ein niedrigeres Ergebnis erwartet, oder?
Ich zumindest habe (jedenfalls in Bayern) mit einem deutlich höheren Anteil für die AfD gerechnet. Also eher 25% rum. Deshalb empfand ich das Ergebnis, ähnlich wie #keko als noch moderat
Die FW und AfD zusammen liegen bei über 30% der Stimmen, finde ich jetzt nicht besonders moderat.
Wir laufen gerade in eine Rezession und sind das Schlusslicht in unserer Peer Group. In so einer Phase gab es noch nie einen Drang in der Wählerschaft nach links. Ein Katalysator ist dann noch die immer wiederkehrende Aussage "Wir müssen unsere Politik nur besser erklären."
Die Menschen sehen einfach das Ergebnis. So simpel ist das. Und jetzt kommen andere Politikangebote auf den Markt. Das ist ein wesentlicher Teil von Demokratie.
Deine Analyse nimmt sehr stark den monetären Gewinn von Unternehmen in den Fokus.
Das hat seine Berechtigung, ist aber in meinen Augen nicht das ganze Bild. Wenn man von "Ergebnis" spricht, gehört ebenfalls dazu, wohin uns die Fokussierung auf Unternehmensgewinne gebracht hat und künftig noch bringen wird.
Die wirtschaftliche Rezession ist außerdem kein Ergebnis der aktuellen Regierung, die erst seit zwei Jahren im Amt ist. Entscheidend sind hier Prozesse, die nichts mit Olaf Scholz oder den viel gescholtenen Grünen zu tun haben. Ein maßgeblicher Grund ist unsere Abhängigkeit von russischer Energie und den damit gestiegenen Energiepreisen. Dazu kommt der sich ändernde globale Markt, was eine Exportnation wie Deutschland eben stärker berührt als andere Länder. Größtes Wachstumshemmnis ist für die nächsten Jahrzehnte der Fachkräftemangel.
Das Erklären langfristiger politischer Ziele finde ich sehr wichtig und kommt mir zu kurz. Insofern finde ich das Vorhaben der Regierung gut, langfristige politische Ziele besser erläutern zu wollen. Dazu gehört der Umweltschutz genauso wie die Migration in unsere überalternde Gesellschaft.
Bei allen politischen Analysen steht ein Elefant im Raum, über den kaum gesprochen wird. Wenn die Wahl eines gezeigt hat, dann die Tatsache, dass Umweltschutz, wenn er konkret wird, abgewählt wird. Ich bin auf pessimistische Weise gespannt, welche Partei sich künftig noch eine größere Reform zugunsten des Umweltschutzes aufhalsen wird.