Ein abstraktes logisches Konstrukt zu sein, hat die Religion ja mit so manchen Ergebnissen der modernen Wissenschaft gemein. Der Unterschied liegt in der Projektionsmethode. (Wissenschaft -> Beherrschung der Natur; Religion -> Orientierung in Lebensfragen, Ethik)
Daß die Ansicht, der religiöse Glaube bedeute „eine Sache für wahr halten“ (im Sinne von empirischer Tatsachenwahrheit) etymologisch unhaltbar ist, habe ich vorher schon versucht darzulegen. Genau diese Ansicht ist es aber, die Du mit dem Aberglauben teilst, den Du meines Erachtens zwar völlig zu recht bekämpfst, nicht aber ohne Weiteres allen, die mit Religion etwas anfangen können, unterstellen kannst.
Religion ist für mich ein Konstrukt, dass man annehmen kann, oder auch nicht. Mathematik ist ebenso ein Konstrukt. Wohl würde jeder 1=1 als wahr ansehen, aber das funktioniert auch nur in einem bestimmten Kontext. An vieles hat man sich einfach gewöhnt, ohne es dann genauer zu hinterfragen.
Tausende Jahre alte Schriften, vielleicht von Analphabeten überbracht, auf Wahrheit zu untersuchen, ist doch müßig.
Ist F=dp/dt Wahrheit? Ebenso nicht. Wahrheit ist subjektiv und gilt nur in einem bestimmten Kontext. Der Streit über Wahrheit wird deshalb auch nie enden. Wir leben in einer Welt voller Konstrukte.
Religion ist für mich ein Konstrukt, dass man annehmen kann, oder auch nicht. Mathematik ist ebenso ein Konstrukt. Wohl würde jeder 1=1 als wahr ansehen, aber das funktioniert auch nur in einem bestimmten Kontext. An vieles hat man sich einfach gewöhnt, ohne es dann genauer zu hinterfragen.
Tausende Jahre alte Schriften, vielleicht von Analphabeten überbracht, auf Wahrheit zu untersuchen, ist doch müßig.
Ist F=dp/dt Wahrheit? Ebenso nicht. Wahrheit ist subjektiv und gilt nur in einem bestimmten Kontext. Der Streit über Wahrheit wird deshalb auch nie enden. Wir leben in einer Welt voller Konstrukte.
Nun es gibt Konstrukte, die wichtiger sind als andere. Angenommen wir würden die Mathematik als unwahr wahrnehmen. Wie sähen dann heute unsere Welt, speziell die Wirtschaftsbeziehungen allgemein aus? Ich vermute, dass wir wohl Waren tauschen würden. Wären wir dann so weit entwickelt, wie wir es heute sind? Ich weiß es nicht.
Für das soziale Miteinander gibt es das Rechtssystem. Schon zu Zeiten des Römischen Reiches wurden einige Gesetze gar niedergeschrieben. Die Cicero Schüler mussten diese wohl auswendig lernen. Es gab schon immer Regeln für das Zusammenleben. Man hat sich hierzulande darauf geeinigt, dass unsere Normen für uns gelten und wahr sind. Die Gerichte subsumieren Handlungen und Sachverhalte anhand der Gesetze.
Was ist nun mit der Religion? Brauchen wir diese für ein Zusammenleben? Nicht zwingend, oder? Das Zusammenleben wird durch die Rechtssysteme und die Wirtschaft und Wissenschaften geregelt. Das macht Sinn, denn nur durch dieses Einigsein der Menschen, dass diese Konstrukte (Mathematik etc) für alle gültig sind, funktioniert es. Beim Thema Religion sind sich die Menschen nicht einig. Es gibt jede Menge Religionen. Vor dem Christentum gab es sogar unzählig viele Götter, was sicher sehr kompliziert war für alle.
Ein einfachen und wahrscheinlich auch falsches Beispiel. Ich hatte es ja schon einige Male geschrieben, dass ich in Mathe und Physik in der Schule nen Fensterplatz hatte... Naturwissenschaften sind nicht so sehr meine Stärke. Deshalb beschreibe ich das mal aus einer absoluten Laiensicht ohne wissenschaftlichen Hintergrund:
1 Euro ist nicht gleich 1 Dollar. Für einen Dollar bekomme ich an ein und demselben Ort weniger Waren, als für einen Euro, weil der 1 Dollar weniger wert ist. Die Ziffer 1 hat jedoch hüben wie drüben die gleiche Bedeutung. Ist jetzt 1 = 1? In diesem Fall nicht, weil die Ziffer noch an eine Währung gekoppelt ist, die den Wert bestimmt... Man stelle sich eine Welt vor, in der man sich nicht darauf geeinigt hat, dass das Zahlensystem für alle gleich ist und deshalb als wahr gilt...
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Phantasie ist etwas, das sich manche Leute gar nicht vorstellen können.
Nun es gibt Konstrukte, die wichtiger sind als andere. ...
Was ist nun mit der Religion? Brauchen wir diese ...?
... Man stelle sich eine Welt vor, in der man sich nicht darauf geeinigt hat, dass das Zahlensystem für alle gleich ist und deshalb als wahr gilt...
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Wer entscheidet was wichtig ist? Ich finde, das ist eine Frage der Macht- und Lebensverhältnisse.
Menschen erachten aber generell nicht nur das als wichtig, was sie zwingend brauchen. Es ist auch eine Frage, was sie, über das bloß Notwendige hinaus, wollen.
Ein einheitliches Zahlensystem ist für bestimmte Zwecke sehr nützlich bzw. sogar unverzichtbar. Daß wir aber gerade diese Zwecke und das dafür Nützliche als besonders wichtig erachten, beruht auf einer Entscheidung.
Religion ist für mich ein Konstrukt, dass man annehmen kann, oder auch nicht. Mathematik ist ebenso ein Konstrukt. Wohl würde jeder 1=1 als wahr ansehen, aber das funktioniert auch nur in einem bestimmten Kontext. An vieles hat man sich einfach gewöhnt, ohne es dann genauer zu hinterfragen.
keko#, ich bitte Dich. In den Wissenschaften werden alle wichtigen Theorien und Zusammenhänge fortwährend überprüft. Es ist nicht so, dass wir uns die Existenz beispielsweise von Atomen ausgedacht hätten, und seither hat das niemand mehr hinterfragt. Wissenschaftliche Erkenntnisse müssen sich jeden Tag bewähren. Sei es in der technischen Anwendung oder in der Forschung.
Obwohl Mathematik mit abstrakten Einheiten ("Zahlen") hantiert, bewährt sie sich bestens im Umgang mit konkreten Dingen, etwa in der Mengenlehre: 5 Schafe plus 3 Schafe ergeben 8 Schafe. Immer und ohne jede Ausnahme. Wenn Dir Dein Bankberater vorrechnet, dass Dein Guthaben "0" ist, dann bist Du pleite, da hilft Dir der axiomatische Aufbau der Mathematik nichts. Deswegen, und nicht aus Mangel an kritischer Auseinandersetzung, vertrauen wir der Mathematik.
Die wissenschaftliche Aussage "die Materie besteht aus Atomen" hat einen ganz anderen Rang als die Aussage, die man dem armen Josef aufgetischt hat: dass der Heilige Geist seine Frau geschwängert hätte. Die Gewohnheit und der Mangel an kritischer Auseinandersetzung, dem Hinterfragen, sind sicher nicht auf der Seite der Wissenschaft.
Man denke an Martin Luther und daran, dass er den Teufel gesehen hatte auf der Wartburg wie Luther ja selbst behauptet hat. Wäre dem so gewesen, so hätte die Tinte, mit der ML nach dem Teufel warf, tatsächlich den Teufel getroffen (und nicht die Wand, welche heute eine Touristenattraktion ist).
Dennoch hat Luther die Bibel transformiert (oder auch transponiert) und Millionen Menschen lesen darin.
Das stimmt! Wenn das Tintenfass die Wand getroffen hätte, dann wäre er nicht imstande gewesen, die Bibel zu schreiben. Woher hätte man sonst ein Tintenfass bekommen sollen? Da aber die Luther-Bibel zweifelsfrei existiert, muss auch der Teufel existieren. Das kann niemand bestreiten.
Ich kann mir gut vorstellen, wie eine Menge katholischer Touristen eine Wand bewundern, auf der sich kein Tintenfleck befindet.
Danke auch für den Tipp, den Teufel einfach mit einem Tintenfass zu bewerfen, wenn er sich mal zeigen sollte. Ich habe mich schon immer gefragt, wie ich ihn verscheuchen könnte.
Aber mal Spaß beiseite. Wie können wir uns Luther bezüglich seiner Fähigkeit, Erkenntnisse zu gewinnen, vorstellen, wenn er überzeugt davon war, er habe in seinem Zimmer den Teufel gesehen? Und zwar so konkret, dass er ein Tintenfass nach ihm warf?
Aber mal Spaß beiseite. Wie können wir uns Luther bezüglich seiner Fähigkeit, Erkenntnisse zu gewinnen, vorstellen, wenn er überzeugt davon war, er habe in seinem Zimmer den Teufel gesehen? Und zwar so konkret, dass er ein Tintenfass nach ihm warf?
Uff Dope??? Das soll ja den Horizont erweitern...
Spaß beiseite (und ein solcher war mein Satz auch nur)... ich überlasse Euch das Feld, um darüber zu sinnieren...
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Phantasie ist etwas, das sich manche Leute gar nicht vorstellen können.
... bewährt sie sich bestens im Umgang mit konkreten Dingen. ... Deswegen, und nicht aus Mangel an kritischer Auseinandersetzung, vertrauen wir der Mathematik.
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Die wissenschaftliche Aussage ... hat einen ganz anderen Rang als die Aussage. ...
Ja, die moderne Wissenschaft findet ihre Bestätigung in ihrer praktisch-technischen Zweckmäßigkeit.
Daraus folgt aber keine Rangfolge. Vielmehr ist es umgekehrt, daß die angenommene Rangfolge (teilweise unreflektiert) auf einer Bewertung, auf einer spezifischen Grundhaltung, auf einer Entscheidung beruht: „Wir wollen das Praktisch-Technische als Höchstes (oder sogar als Einziges) wertschätzen!“
Es ist aber keineswegs logisch zwingend, dem Praktisch-Technischen den Höchsten oder Einzigen Rang einzuräumen.