Triathlon Hamburg, 17.7.2016, Olympische Distanz,
ein Drama in vier Akten
1. Akt: Let`s go!
17.7.2016, 4.00 Uhr. Mein Wecker klingelt. Überflüssigerweise natürlich, ich bin nämlich lange wach und ganz froh endlich aufstehen „zu dürfen“. Aaaaaber – gleich steht mir zunächst einmal das Nervigste bevor. Das werden viele vielleicht nicht verstehen, aber ICH HASSE BAHNFAHREN!!! Ich finde bügeln ja schon blöd, aber bahnfahren ist noch deutlich schlimmer.
Also zunächst was gegessen. Hunger hatte ich überhaupt keinen, aber irgendwie ist ja
"ohne Mampf kein Kampf". Bääääh, essen war doof, aber brav habe ich mir etwas Müsli und zwei Toastbrote hintergeschoben, was dann überraschend gut ging.
Eigentlich wollte mein Mann nicht mitkommen zum Triathlon. Das Wetter war blöd, die Kids waren „verplant“, seine Lust hielt sich in Grenzen, außerdem wollte er eigentlich etwas anderes machen … aber ich war verzweifelt. ICH HASSE BAHNFAHREN – und alleine noch einmal viel mehr!!! Folglich war meine Nacht noch schlimmer als vor einem Tag, an dem ich „nur“ Triathlon machen sollte. Ich könnt Euch also nicht vorstellen, wie froh ich war, dass er sich dann recht spontan meiner erbarmte, wenigstens mit mir morgens nach HH rein zu fahren, mir bis zum Start den „Babysitter“ zu machen … und dann halt wieder nach Hause zu fahren. Den Stein, der mir vom Herzen gefallen ist, müsste man mindestens bis nach Roth gehört haben
Nun gut. Aufgrund meiner üblichen leichten Panik sind wir eher rechtzeitig los und erreichten bereits um kurz vor 6 die Wechselzone. Einchecken ging erst ab 6, aber das machte nix. Ich war erstmal da und wurde etwas entspannter. Ziemlich genau um 6 bin ich dann auch direkt zum Einchecken gestartet, habe mir in meinem Startblock E einen der besten Plätze gesichert und wieder zu meinem Mann, der brav im Regen auf mich gewartet hat.
Dann langsam weiter Richtung Startbereich … Zeit war immer noch genügend … langsam irgendwann in den Neo gepellt … und gemerkt, dass sich das doch seeeeehr ungewohnt anfühlte. Okay, kein Mitleid bitte – wie soll sich das anfühlen, wenn man rund 5 Wochen keinen Neo anhatte …
... um kurz vor 7 ging es dann für die Startgruppe A los … mit einem kleinen Aerobic-Warm-Up

Eine Dame, die durchaus wirkte, als würde sie das nicht zum ersten Mal machen, bespaßte bester Laune eine Startgruppe nach der nächsten. Alle so für ein paar Minuten, direkt vor dem Start. … SUPER!!!!!!!!!
to be continued …
2. Akt: Mission – Schwimmen!
Eigentlich mein Hauptanliegen war ja, endlich einmal ordentlich zu schwimmen. Also „ordentlich“ ist ja immer relativ – also für meine Verhältnisse...
Motiviert habe ich mich also gegen halb 8 mit gefühlt unzähligen weiteren hellblauen Badekappen in die Alster gestürzt. Bäääääääh, mit ihren 19°C fand ich das ziemlich kalt und meine armen Füße insbesondere … die auch tatsächlich erst beim Laufen wieder komplett auftauen sollten.
Der Startschuss fiel pünktlich um 7.32 Uhr und ich bin deutlich ambitionierter losgeschwommen als sonst. Also zumindest gefühlt. Ich hatte mich zunächst recht brav an der Seite einsortiert, half aber nicht so viel. Nach vielleicht 400m hatte ich bereits einige Tritte einkassiert und auf einmal erwischte mich auch ein Ellenbogen von links eher unangenehm an der Nase. Autsch, das war echt schmerzhaft. Mein erster Gedanke in diesem Moment galt lustigerweise einer Baderegel, die unser großer Nachwuchs vor Kurzem für ihr silbernes Schwimmabzeichen lernen musste: Wenn Du in Schwierigkeiten gerätst, schwimme auch dem Rücken locker zum Ufer zurück. Oder so. Dazu kam es zum Glück nicht, allerdings merke ich die Stelle noch immer recht intensiv. Gut, da die Nase für keine der drei Sportarten im Triathlon eine wesentliche Rolle spielte, habe ich es auch nicht als notwendig erachtet, darüber derzeit weitere Gedanken zu verschwenden.
Ich wollte ja schwimmen.
Möglichst flott und ich merkte auch relativ bald, dass ich deutlich außerhalb meiner Komfortzone unterwegs war.
Ich schnaufte, versuchte immer mal wieder irgendwo Anschluss zu halten und überholte sogar gelegentlich. Der Riegel, den ich kurz vor dem Start noch zu mir genommen hatte, drohte vereinzelt, sich in die Alster zu verabschieden, besann sich aber zum Glück eines Besseren … ach ja, und während ich mich so dahinmühe, zwischenzeitlich voller Hoffnung, da ich - vielleicht so 400m vor dem Ende der Schwimmstrecke – sogar die letzten SchwimmerInnen der VORletzten Startgruppe überhole (alle easy zu erkennen aufgrund der farbigen Badekappen), schießt auf einmal in einem Affenzahn jemand mit einer grünen Badekappe an mir vorbei, also jemand aus der Startgruppe, die nach uns gestartet ist.
H-A-M-M-E-R!!!!!!!!!! Fein, die schnellsten Männer sind um 20 Minuten geschwommen, aber der gefühlt nochmal deutlich schneller. Echt unglaublich!!! Also sollte dieser „Turboman“ hier wider Erwarten mitlesen – herzlichen Glückwunsch zu diesem grandiosen Schwimmen!!!
Ja und ich schwamm also mit deutlich erhöhter Anstrengung, auf jeden Fall gefühlt, trotzdem um Lichtjahre langsamer als die grüne gerade an mir vorbeigerauschte Badekappe, und war froh, irgendwann die Ausstiegsleiter zu erreichen. Wie ich nun tatsächlich geschwommen war, konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht wissen, da ich wie so meistens ohne Uhr unterwegs war, … naja.
Erstmal weiter
…
3. Akt: I radel the Reeperbahn
… und hier fing es dann wieder an Spaß zu machen. Nach einem Wechsel, bei dem ich zwar etwas mit meinem Neo kämpfen musste, der aber ansonsten problemlos vonstattenging, schwang ich mich auf meinen Drahtesel und radelte los. Also nicht sofort … zunächst musste ich etwas mit meiner hartnäckig beschlagenen Radlbrille kämpfen, die mir unfreundlicherweise ziemlich die Sicht versperrte … als ich allerdings meine Radlbetriebstemperatur erreicht hatte, besann sich zum Glück auch die Brille wieder eines Besseren. Schon auf dem ersten Kilometer merkte ich, dass die Beine wieder in Radellaune waren
… äääääähmm, hatte ich mich beim Schwimmen doch nicht genug angestrengt!? Fein, es war müßig sich darüber nun Gedanken zu machen, das Schwimmen war gelaufen.
Beim Radeln war ich von Anfang an etwas negativ überrascht, wie viele Athleten mit einem Platten oder möglicherweise auch sonstigem Defekt am Rand an ihrem Radel herumschraubten … so`n Sch%&/ … mein Alptraum … die Sorge, dass es auch mich erwischen konnte, schwang die ganze Zeit irgendwie mit. Sollte dem so sein, wäre das Rennen für mich gelaufen gewesen. Ich hatte nämlich keinerlei Flickzeug o.ä. an Bord, da ich auf einer OD nicht die Motivation aufbringen würde, einen Platten o.ä. zu beheben. Ich blieb zum Glück verschont

. und radelte also so vor mich hin. Das Wetter war noch immer mäßig. Beim Losradeln regnete es sogar noch ein wenig – allerdings kann ich im Eifer des Gefechts nicht einmal sagen, wann es denn aufgehört hat. Irgendwann regnete es nämlich nicht mehr. However – ich versuchte trotzdem ziemlich konstant flott zu fahren, trotz des weiterhin nassen Untergrundes fühlte ich mich wie gewohnt wohl auf meinem Radl und konnte wohl einige Plätze gut machen. Kunststück nach meiner, wie sich rausstellen sollte, ziemlich miesen Schwimmzeit …es machte Spaß und tatsächlich fand ich es ziemlich cool auf dem Radl unter anderem über die Reeperbahn zu sausen

Tempomäßig hatte ich mal wieder keinen Plan.
Der Radcomputer lief zwar, aber eigentlich nur für nachträgliche Analysezwecke. … zum Beispiel um mir anschließend kund zu tun, dass ich rekordverdächtigerweise mit einer Trittfrequenz von avg. 84 unterwegs war!!! Nein, ich kann mich nicht erinnern, im Wettkampf je über 80 gekommen zu sein … im Training schaffe ich meistens nur 60 oder so

Also – Radeln lief … und nach einem erneut für mich brauchbaren Wechsel startete ich auf die Laufstrecke …
to be continued
Akt 4: Nun müssen wir da halt durch ...
… und tobte mal wieder deutlich zu ambitioniert los. 2013 hatte ich die Strecke ja bekanntlich in 47:xx zurückgelegt, aber davon bin ich derzeit weit entfernt. Meine leise Hoffnung war einen 5er Schnitt zu laufen, also idealerweise knapp unter 50 Minuten zu bleiben. Zunächst sah es auch blendend aus … naja. Ich war halt viel zu schnell unterwegs, aber egal. Meine Angst auf 10km so einzubrechen, dass gar nichts mehr geht, war nicht so groß, also lief ich halt und lief und lief. Die ersten 3 Kilometer absolvierte ich in einem 4:40er Schnitt oder so, dass ich das aber nicht würde halten können, war mir klar. Bei Kilometer 5 war ich avg. Ziemlich genau bei einem 5er Schnitt, merkte aber zu meinem Leidwesen, dass ich hartnäckig zu schwächeln begann und auch mein letztes Gel konnte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr viel retten.
Egal, es galt einfach nur noch die A&%$backen zusammenzukneifen und durchzuhalten, ist ja keine neue Erkenntnis, dass es irgendwann anfängt
ziemlich weh zu tun.
Also um dem 4. Akt meines Dramas ein nicht übermäßig dramatisches Ende zu setzen, ich absolvierte die Laufstrecke in 50:29. Nicht rekordverdächtig aber immerhin.
...
Tja … nun das Ganze noch einmal in Zahlen …
Swim: grottige 32:55, Platz 155 der 630 Frauen. Fazit: Auch beim Schwimmen quälen bringt nix, wenn ich schneller werden will, muss ich einfach mehr üben, vor allem wohl im Freiwasser und gelegentlich mit Neo.
T1: 00:05:41. Platz 157 der Damen. Da ich noch nie ein Held im Wechseln war und auch überhaupt keine Zeit investiere selbiges zu üben – alles im „Grünen Bereich“.
Bike: 1:10:26 und damit ein zufriedener 32 Platz aller 630 Mitstreiterinnen – für meine paar übers Jahr geradelten Kilometer kann ich wohl echt nicht mehr erwarten.
T2: 00:03:58, Platz 210. Okaaaaay, hier ist mir ein kleines Missgeschick unterlaufen… ich hatte meine Laufschuhe bereits an und war im Begriff loszulaufen, als ich feststellte, dass sich das irgendwie merkwürdig anfühlte. Genau konnte ich das nicht beschreiben, nicht zuletzt weil meine Füße seit dem Schwimmen noch nicht wieder wirklich aufgetaut waren. Schuh also wieder ausgezogen und festgestellt, dass im Rechten noch ein Gel gebunkert war … das musste natürlich erst noch raus
Run: wie oben erwähnt – 00:50:29, 129. Sämtlicher Damen. Absolut gesehen nicht so schlecht, aber etwas frustrierend, da ich bis vor einigen Jahren deutlich besser laufen konnte. Hängt wohl auch mit meiner immer wieder zickenden Plantarsehne zusammen, das macht es aber nicht besser. Soll auch keine Entschuldigung sein … also mit dem Laufen bin ich nicht zufrieden … vielleicht steigt der Leidensdruck nun endlich mal, meinem Gewicht doch noch den Kampf anzusagen, allerdings ist das für Kalmar fast schon zu spät.
Insgesamt habe ich also 2:43:26 gebraucht, das hat immerhin noch für den 60 Platz/630 Damen gereicht – immerhin … Ziel war ja das erste 10tel …
In meiner Ak bin ich 9./109 und insgesamt, also die Herren der Schöpfung mit eingerechnet, 874./3080.
Muskulär geht es mir heute ungewöhnlich gut. Ja, leichten Muskelkater habe ich schon, aber eher deutlich weniger als nach anderen Wettkämpfen … allerdings merke ich unter anderem ein leichtes Kratzen im Hals … unser kleiner Nachwuchs schnieft derzeit ein wenig vor sich hin, also nicht ausgeschlossen, dass ich auch was abbekommen habe. Nein, es ist derzeit nicht passend!!! Also trinke ich brav meinen Ingwertee, schone mich sofern möglich und hoffe, dass das alles nicht so ernst gemeint ist …
Euch eine tolle Woche und insbesondere den Wettkämpfern des Wochenendes eine Erholsame!!!