In der Doku wurden Zahlenkolonnen gezeigt, die vom Betrag her den Offscore-Wert angeben könnten. Zu hohe Werte sind ein Indiz für Manipulationen.
Im Umkehrschluss kann man Athleten mit normalem Offscore-Wert jedoch nicht sicher als sauber bezeichnen. Von Ausdauersportlern, die Blutdoping betreiben, wird dieser Wert geschickt manipuliert und künstlich im Normbereich gehalten. Hinzu kommen Dopingmethoden, die sich gar nicht auf die Blutbildung auswirken und sich daher nicht im Offscore-Wert ausdrücken.
Falls an dieser Argumentation zumindest teilweise etwas dran ist, dürfte die tatsächliche Zahl gedopter Leichtathleten höher liegen, als in der Doku angegeben.
So ist es. Sämtliche halbwegs mit Augenmaß blutdopenden Leichtathleten werden so nicht auffallen und jede Einnahme von anabolen Steroiden, Testosteron usw. auch nicht - also genau die Substanzen, mit denen viele Leichtathleten in der Vergangenheit aufgeflogen sind.
Der Punkt der Doku lag ja auch weniger darin festzustellen, wie viele Leute gedopt sind, sondern darin, dass der IAAF haufenweise Leute mit völlig auffälligen Werten bekannt sind und diese überhaupt nichts unternimmt. (Und, dass die NADA in Russland offensichtlich immer noch wie in den 80ern dafür da ist, dass ihre Athleten bei den internationalen Wettkämpfen nicht erwischt werden.)
Selbst wenn man die Zahlen verdoppelt, oder gar verdreifacht....sind wir bei 20 bzw. 30% aller getesteten Athleten, was immer noch WEIT von "Die dopen sowieso alle" entfernt ist......
Reduzier die Zahlen mal, wie in der Doku auch geschehen, auf die jeweils relevante Zielgruppe.
Wurf-, Sprung- und Kurzsprintdisziplinen sind für Blutdoping relativ unkritisch. Dann sehen die Zahlen aber verheerend anders aus.
"Dass der Sport die Sache selbst in den Griff bekommt, daran zweifelt auch der Dopingexperte Fritz Sörgel: „Von den Verbänden braucht man nichts zu erwarten.“ Der Pharmakologe aus Nürnberg hat die Liste der vermeintlichen Dopingsünder vorliegen. Zwei Deutsche seien auch darunter, sagte er dem Tagesspiegel.
Sörgel sagt aber auch, dass bei der Liste, die ihm vorliegt, das Entscheidende fehlt: konkrete Daten, Aufschlüsselungen über Hämatokritwerte und dergleichen. „Es wird in dem Bericht von extremen Werten gesprochen, doch sind diese nicht mit Zahlen belegt.“ Sörgel, aber auch sein Kollege Wilhelm Schänzer sind deswegen vorsichtig mit einer Interpretation der Enthüllungen.
Was Sörgel anhand der Liste aber sagen kann, ist, wo die Athleten mit auffälligen Blutwerten herkommen. Der 64-Jährige formuliert es folgendermaßen: „Bis auf wenige Ausnahmen kommen sie, sagen wir mal, aus den Nichttopindustriestaaten.“
Das Erschütterndste dieser Doku (und auch der ersten) ist doch, dass offenbar zig Dopingfälle aufgedeckt werden könnten oder gar müssten, und doch nichts geschieht. Ich meine, es handelt sich oft gar nicht um einen neuen Zaubertrank, den die Tester noch nicht kennen oder der noch nicht nachweissbar ist. Vielmehr sind das handfeste Beweise, dass dopende Athleten, Betreuer etc. von allen Seiten gedeckt werden.
Gut, ist so neu nun auch wieder nicht, aber gerade so eindeutig...
Egal ob FIFA, IAAF oder UCI. Ich kann diese alten, in Anzüge gesteckte Funktionäre mit vollgefressenen Buffetbäuchen langsam nicht mehr sehen.
Übrigens: Hat jemand gestern das Interview mit Jefimova aus Kasan gesehen? Ok, ich kenne jetzt den genauen Fall nicht. Aber hat die tatsächlich Dopingmissbrauch mit zu schnellem Autofahren verglichen? Wenn man jung sei, könne das halt mal passieren.
Natürlich weis man sehr genau Bescheid. Schau doch nur mal, wie widerwillig man die eingefrorenen Olympiaproben nachtestet und in welcher Anzahl. Wenn da nicht massiver Druck von außen käme, würden die die einfach verschwinden lassen. Nachkontrolliert wurden dabei soweit mir bekannt auch nur sehr wenige Proben von eher unspannenden Disziplinen. Das IOC wird einen Teufel tun und zB das 100m Finale komplett nachzutesten... da wäre ja beim nächsten Mal keiner mehr auf der Bahn. Ich glaube beim letzten Finale waren über 50% der Teilnehmer schonmal gesperrt wenn ich mich recht entsinne (trotz dieser Vorgehensweise).
Schau doch nur mal, wie widerwillig man die eingefrorenen Olympiaproben nachtestet und in welcher Anzahl.
und dabei bedauerlicherweise feststellt, dass genau diese eine Probe dummerweise durch einen nicht nachvollziehbaren Fehler falsch gelagert und deshalb leider unbrauchbar geworden ist, auf dem Weg ins Labor im Auto in der Sonne lag, zu wenig Material enthält.....